Siegelsbach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1258

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das 1258 erstmals erwähnte Siegelsbach (»villa Sigelsbach, -pach«) ist eine Siedlung der fränkischen Ausbauzeit und dürfte etwa im 6. oder 7. Jahrhundert entstanden sein. Der Ortsname ist eine Lagebezeichnung und in seinem Bestimmungswort vielleicht auf einen Personennamen zurückzuführen. Von vorgeschichtlicher Besiedlung, die freilich keinen Bezug zu den merowingerzeitlichen Anfängen hat, zeugt ein Hügelgrab im Wald Lochbrunnen westlich des Dorfs. Ob in der zwischen Dorf und Wald gelegenen Flur Überhausen eine mittelalterliche Wüstung zu vermuten ist, muss dahingestellt bleiben. Im südöstlichen Teil der Gemarkung, zwischen dem Siegelsbach und dem Tiefenbach, deuten die Flurnamen Roede und Roth auf jüngere Rodungen hin. Mitte des 16. Jahrhunderts bestand der Ort neben der Kirche aus insgesamt 46 Häusern und einer außerhalb gelegenen Mühle, 1784 aus zwei Kirchen, zwei Schulen, 91 Häusern und einer Mühle. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden beachtliche Ortserweiterungen, besonders im Westen, jenseits des Bahnkörpers, und im Osten. Sie umfassen die Reihenhäuser im Gewann »Links am Wagenbacher Weg« (1948/58) sowie die Ein- und Zweifamilienhäuser der Gewanne »Gehräcker« (1960) und »Gräben« (1970).
Historische Namensformen:
  • Sigelspach 1258
  • Sigelsbach
Geschichte: Siegelsbach liegt im Bereich des 988 von Kaiser Otto III. den Bischöfen von Worms verliehenen Wimpfner Bannforsts. Mithin wurzelt in dieser Schenkung und in der späteren Organisation des zur Wimpfner Kaiserpfalz gehörigen Reichsguts wenigstens zum Teil die weitere Entwicklung der örtlichen Herrschaftsverhältnisse. Der Fronhof war 1258 im Besitz des Stifts Wimpfen, das mithin Anteil am Gericht sowie Atzungs- und Herbergsrechte hatte; diesbezügliche Ansprüche der von Ehrenberg wurden frühzeitig zurückgewiesen. Wohl zu Beginn des 14. Jahrhunderts gelangte der Hof und mit ihm die Ortsvogtei zu gleichen Teilen an die Familien von Helmstatt und von Wagenbach. 1358 verkauften zunächst die einen, 1380 auch die anderen ihre Hälften an die Herren von Hirschhorn. Fortan war Siegelsbach als pfalzgräfliches Lehen in Händen der Hirschhorn bis zu deren Aussterben 1632. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts erstreckten sich die herrschaftlichen Befugnisse auf alle hohe und niedere Obrigkeit; zog die Herrschaft in den Krieg, hatte die Gemeinde zusammen mit den beiden Gimpern ein Pferd für den Reiswagen zu stellen. Von der hirschhornischen Zuständigkeit ausgenommen blieben allein vier Höfe mit ihren Gerechtsamen beziehungsweise ein Sechzehntel der Ortsherrschaft, die bis zum Ende des Alten Reiches ins wormsische Lehen der Herrschaft Guttenberg gehörten (bis 1449 von Weinsberg, seither von Gemmingen); ihretwegen hatten die Inhaber Guttenbergs das Recht, einen eigenen Schultheißen einzusetzen. Mit dem Aussterben der Herren von Hirschhorn fiel das Lehen Siegelsbach der Kurpfalz heim und gehörte fortan zum Oberamt Mosbach. 1699 schließlich wurde das Dorf an die Freiherren, dann Grafen von Wiser neuerlich zu Lehen ausgetan. Diese errichteten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf dem Areal des einstigen Hirschhorner Hofs ein Schloss, das 1868 zum evangelischen Pfarrhaus umfunktioniert wurde. Im Übrigen gestand der Pfälzer Kurfürst den Wiser aber nur die niedere Gerichtsbarkeit zu und behielt alle landeshoheitlichen Rechte sich selbst vor. Mit dem Untergang der Kurpfalz gelangte der Ort 1802/03 an das Fürstentum Leiningen und 1806 an das Großherzogtum Baden. Als Inhaber des Fronhofs waren im 13. Jahrhundert zweifellos das Stift Wimpfen und danach die von Helmstatt und von Wagenbach die größten Grundherren im Dorf; daneben verfügten in geringerem Umfang die von Ehrenberg über Güter und Einkünfte (1282, 1449). Den Hirschhorn gehörten im 16. Jahrhundert ein Baugut mit rund 120 Morgen Äckern und 15 Morgen Wiesen, vierzehn Hubgüter und elf als bäuerliche Lehen vergebene Hofreiten sowie 255 Morgen Wald; im Wesentlichen war das der Besitz, den später auch die von Wiser übernahmen. Nicht zu vergessen sind außerdem die vier der Herrschaft Guttenberg zustehenden Höfe. Den großen und kleinen Zehnt von Siegelsbacher Gemarkung bezogen zu zwei Dritteln das Stift Wimpfen (Ende 13. Jahrhundert) und zu einem Drittel die von Helmstatt. Dem Gericht gehörten zu verschiedenen Zeiten zwischen vier und sieben Schöffen an. Ein Rathaus ist seit 1711 bezeugt, ein Gerichtssiegel seit 1750 (»SIGELSPACHER . GERICHTS . INSIGEL«). Der Bürgermeister wurde am Ende des 18. Jahrhunderts als Anwalt bezeichnet. 1544 hatte die Gemeinde das herrschaftliche Baugut in Bestand. Ab 22.6.1807 gehörte Siegelsbach zum standesherrlichen (fürstlich-leiningischen) Amt Mosbach, ab 24.7.1813 Bezirksamt Neckarbischofsheim, ab 1.10.1864 Bezirksamt Sinsheim, ab 25.6.1939 Landkreis Sinsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1554 hatte das Dorf – die Hirschhorner und die Guttenberger Hintersassen zusammengerechnet – etwa zweihundert Einwohner; bis 1784 stieg die Zahl auf mehr als 420. Dazwischen dürfte allerdings mit dem friedlosen 17. Jahrhundert eine Phase jahrzehntelanger Stagnation, vermutlich sogar rückläufiger Bevölkerungszahlen gelegen haben. Von alters her wurde hier vor allem Ackerbau betrieben; die drei Fluren gegen Wimpfen, gegen Hüffenhardt und gegen das Bannholz sind seit 1554 namentlich bekannt. Die Mühle Schnepfenhardt im Schnepfengrund am äußersten nordöstlichen Ende der Gemarkung bestand bereits im Mittelalter (1358), gehörte zum pfälzischen Herrschaftslehen und war Bannmühle für das Dorf. Ein Wirtshaus zum Schwanen findet 1707 erstmals Erwähnung, jedoch scheint die unmittelbar gegenüber der Kirche gelegene Schenke zum Lamm noch älter zu sein.

Name: Schloss (umgebaut in evangelisches Pfarrhaus)

Ersterwähnung: 1384
Kirche und Schule: Kirchlich gehörte Siegelsbach ursprünglich nach Hüffenhardt. Erst 1476 erhielt die Kapelle St. Georg, in der 1384 die Hirschhorn eine Kaplaneipfründe gestiftetet hatten, eigene Pfarrrechte. 1496 wird ein Marien-Altar erwähnt. Der Kirchensatz war mit der Ortsherrschaft verbunden und gelangte so von den Hirschhorn über die Pfalz an die Wiser. Mit der Reformation wurde zunächst das lutherische Bekenntnis eingeführt. Nach dem Heimfall des Lehens an Kurpfalz beziehungsweise nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es vorübergehend calvinistische Bestrebungen, die indes erfolglos blieben, und schließlich begünstigten die Grafen Wiser massiv die Ansiedlung von Katholiken bei gleichzeitiger Benachteiligung der Protestanten. Für das sehr bescheidene katholische Gotteshaus beschaffte die Herrschaft 1760 eine Kreuzpartikel-Reliquie, konnte aber für die arme Gemeinde im Übrigen nicht viel tun. Den Lutheranern hingegen gelang es 1765/67, ihre alte Kirche aus eigenen Mitteln zu erneuern. Seit 1624 ist eine lutherische Schule nachzuweisen, seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts obendrein eine katholische. Ein Schulhaus gab es allerdings erst im 19. Jahrhundert. 1858 Kirchenneubau, früh neuromanisch mit schmalem Frontturm. Zum Pfarrsprengel gehört Hüffenhardt, bis 1949 auch Rappenau. — Die Evangelischen wechselnd von Heinsheim, Hüffenhardt und Obergimpern aus versehen, 1896 wieder eigene Pfarrei. Eine kleine Barockkirche hatten sie bereits 1765 errichtet.
Patrozinium: St. Georg
Ersterwähnung: 1384
Jüdische Gemeinde: Juden waren in Siegelsbach seit dem frühen 18. Jahrhundert ansässig. Synagoge aus dem 19. Jahrhundert. 1938 gerade noch rechtzeitig verkauft.

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