Brettach - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0700 [8. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Mehrere Reihengräberfriedhöfe auf der ausgedehnten Gemarkung geben zu erkennen, dass Brettach zur Zeit der Merowinger entstanden ist. Die erste Erwähnung seines Namens, der sich auf den unterhalb des Dorfs vorüberfließenden Bach bezieht, stammt aus dem 8. Jahrhundert (»Breithaha«), lässt sich aber nicht präziser datieren (1261 »Brethach«, 1281 »Bredahe«, 1293 »Britheim«). Eine mögliche Verwechslung mit dem gleichnamigen Ort unterhalb Burg Maienfels ist zwar für die ältere Zeit stets zu bedenken, kann aber für die Ritteradligen von Brettach ziemlich sicher ausgeschlossen werden. Auf hiesiger Gemarkung, im Gewann Oberwettlingen, südöstlich des Dorfs, hat man vielleicht das zum Jahr 797 in einer Lorscher Urkunde bezeugte »Odoldingen« zu suchen, das bereits im 12. Jahrhundert wüstgefallen ist. Im Gewann Judenkirchhof südlich des Dorfs gab es vermutlich eine alte Begräbnisstätte. 1525 bestand Brettach aus 84 Häusern, 1734 belief sich die Zahl auf 131. Von Wall und Graben, die den Ort einst umgeben haben sollen, war schon im 19. Jahrhundert nichts mehr zu erkennen. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden die Neubaugebiete »Hammeläcker« (1956/58), »Schafgraben« (1963/64), »Brennofenstraße« (1964), »Gochsener Höhe« (1965/69, 1973), »Vordere Milbe« (1968 ff.), »Innere Stadthöhle« (1978) und das Gewerbegebiet »Bei der Leimengrube« (1971). — Manieristisches Schlößchen von 1594, ein zweigeschossiger Tuffbau mit hohem Volutengiebel. Gasthaus »Zum Lamm« von 1601 mit spätmanieristischem Portal und plastischem Schmuck. Haus auf dem Rotenfelsen von 1574, Mühle von 1600 mit hohem Giebel. Dorflinde, mit Pfeilern von 1566 gestützt.
Historische Namensformen:
  • Breithaha
  • Brethach
  • Bredahe
  • Britheim
Geschichte: Vermutlich gehörte Brettach schon im hohen Mittelalter zur Herrschaft Weinsberg. Die Wahrnehmung der entsprechenden Gerechtsame war indes allem Anschein nach an Ministerialen delegiert, die von dem Ort ihren Namen führten und in den Quellen von 1261 bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts vorkommen; ihr Wappen zeigt einen fünfmal geteilten Schild von unbekannter Farbgebung. Von den Weinsberg 1420 an die Sickingen versetzt und 1423 an Pfalz-Mosbach auf Wiederkauf veräußert, war das Dorf 1461 noch einmal vorübergehend in Weinsberger Besitz. Dann kam es an die Kurpfalz und infolge deren Katastrophe im Landshuter Krieg 1504 mit aller hohen und niederen Obrigkeit an das Herzogtum Württemberg (Amt Neuenstadt). Abgesehen vom Kloster Fulda, dem hier bereits im 8. Jahrhundert eine Schenkung zuteil wurde, waren im späten Mittelalter in Brettach die von Weiler (1331) und von Talheim (vor 1436) begütert, erstere als Weinsberger Vasallen, später auch die von Gemmingen zu Presteneck (1629). Als württembergische Amtsträger zu Neuenstadt kauften sich im 16. Jahrhundert die Chanovsky von Langendorf hier an; das manieristische Schlösschen, das sie 1594 an der Dorfstraße erbauen ließen, gelangte 1664 durch Kauf an Württemberg, das als Ortsherrschaft von alters her auf den sogenannten Hundshoflehngütern Atzungsrechte für seine Jäger zu beanspruchen hatte. Der von Weiler’sche Hof wurde 1399 an die Präsenz in Heilbronn verkauft, das Talheimer Gütlein 1436 an die Heilbronner Franziskaner. Als geistliche Grundbesitzer und Rentenbezieher sind im übrigen bezeugt: das Kloster Schöntal (1400/15), die St. Katharinen- (1408) und St. Erasmus-Pfründen in Neuenstadt (1572), die Frühmessen in Brettach und Neuenstadt (1572), das Stift Öhringen (1610) sowie der Deutsche und der Johanniter-Orden (1610). Einen nicht näher quantifizierten Teil des Zehnten trugen im 14. Jahrhundert die von Heinriet vom Hochstift Würzburg zu Lehen; sehr wahrscheinlich handelte es sich dabei um eben das Drittel, das später die von Breit (1528) und von 1532 bis ins 19. Jahrhundert die von Gemmingen zu Bürg innehatten. Die Hälfte des Frucht- und ein Drittel des Weinzehnten gehörten 1610 dem Deutschen Orden. Daneben waren mit kleineren Anteilen die Herrschaft Württemberg (1523) und die Grafen von Hohenlohe (1610) zehntberechtigt. Die Gemeinde verfügte 1734 über rund 155 Morgen Wald, 10 Morgen Äcker, 3 Morgen Wiesen und 1 Morgen Weingärten. Außerdem hatte sie ein 1594 errichtetes Rathaus, zwei sonstige Behausungen, ein Torhaus und ein Schafhaus, und schließlich war sie bis 1837 Eignerin der stattlichen Mühle an der Brettach, die ihr inzwischen wieder gehört. Bis 18.3.1806 gehörte Brettach zum Amt Neuenstadt, danach Oberamt Neckarsulm (30.1.1934 Kreis), 1.10.1938 Landkreis Heilbronn. — Durch Luftangriffe der Amerikaner und Artilleriebeschuß vom 8. bis 12. 4. 1945 kamen neun Einwohner um und 180 Gebäude wurden zerstört.
Wirtschaft und Bevölkerung: Im früheren 16. Jahrhundert dürfte Brettach knapp vierhundert Einwohner gehabt haben, hundert Jahre später gegen sechshundert. Der Dreißigjährige Krieg bewirkte einen Rückgang der Bevölkerung um etwa die Hälfte. Der alte Stand war indes schon um 1680 wieder erreicht, und im 18. Jahrhundert ist eine beinahe kontinuierliche Zunahme zu verzeichnen, auf etwa siebenhundert um 1750 und rund 850 im Jahr 1806. Noch im 19. Jahrhundert erfolgte der Ackerbau in Brettach entsprechend den Grundsätzen der Dreifelderwirtschaft; die Zelgen Holderflur, Heytalflur und über die Brücke sind seit 1523 bezeugt. Der Weinproduktion diente eine herrschaftliche Bannkelter. 1734 verteilte sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche zu 80 Prozent auf Äcker, zu 12 Prozent auf Wiesen und zu 7 Prozent auf Weinberge; sowohl die Wiesen als auch die Weingärten waren allerdings von minderer Qualität. Der für 1771 überlieferte Viehbestand gibt mit 92 Pferden und 465 Rindern einen bemerkenswerten Wohlstand zu erkennen. Auch die Zahl und das breite Spektrum der 1734 registrierten Gewerbe sind für eine dörfliche Gemeinde sehr bemerkenswert: zwölf Weber, zehn Schuhmacher, sieben Schneider, sechs Metzger, fünf Küfer, vier Bäcker, je drei Schmiede und Barbiere beziehungsweise Bader, je zwei Zimmerleute, Schreiner, Wagner und Seiler sowie je ein Maurer, Sattler, Dreher, Hafner und Grempler (Krämer). Außerdem gab es im Dorf die drei Schildwirtshäuser zum Ochsen, zum Lamm und zum Rösslein. 1654 wurde der Gemeinde bewilligt, jährlich auf den Tag des heiligen Gallus (16. Oktober) einen Markt zu veranstalten. Die seit 1344 bezeugte Mühle erhielt 1600/02 einen stattlichen Neubau.

Name: Chanovskysches Schlösschen
Datum der Ersterwähnung: 1594

Ersterwähnung: 1264
Kirche und Schule: Die Brettacher Kirche findet ihre erste Erwähnung 1264 mit einem Vikar; 1293 wird ein Pfarrer genannt. Noch erhaltene Architekturelemente deuten darauf hin, dass der älteste Bau spätestens im 10. Jahrhundert errichtet wurde. Das Patrozinium der Heiligen Petrus und Paulus ist seit 1471 bezeugt; ein Nebenaltar war dem Heiligen Kreuz geweiht (1491). Die bestehende Kirche entstand zwischen 1514 und 1578. Das Patronatsrecht war zunächst als Würzburger Lehen im Besitz der Herren von Weinsberg (um 1335/37); bereits 1451 hatte den Kirchensatz der Deutschmeister. Die Frühmesse wurde 1523 von der Herrschaft Württemberg verliehen. Die Reformation fand in Brettach seit Mitte des 1530er Jahre auf Betreiben der Orts- und Landesherrschaft Eingang. Der erste bekannte Brettacher Schulmeister (1585) stammte aus Ohrdruff in Thüringen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es sowohl Winter- als auch Sommerschulbetrieb (1654), allerdings war der Schulbesuch zu Zeiten, zu denen Feldarbeit anstand, deutlich geringer; erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts war die Zahl der Schüler – Knaben und Mädchen – ganzjährig gleichmäßig. Die Behausung für den Schulmeister, in der auch der Unterricht erteilt wurde, war 1734 in Gemeindebesitz. Evangelische Pfarrkirche, zuletzt 1955 renoviert, in ummauertem Kirchhof als Wehrkirche mit Turmchor und Längstonne erbaut, mit großem romanischen Ostfenster. Die übrige Kirche 1578 durch Meister Clemens Vock erbaut. Hochbarocke Apostelbilder (1681) von Hans Veit Becker. Katholiken zu Neuenstadt-Kochertürn.
Patrozinium: St. Peter und Paul
Ersterwähnung: 1471

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)