Criesbach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1100 [um 1100]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Struktur seines Namens zufolge, dem vermutlich ein Personenname zugrunde liegt, handelt es sich bei Criesbach um eine Ausbausiedlung des frühen Mittelalters. Die erste Erwähnung datiert um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert (»Criegesbach«; 1240 »Crigesbach«). Um 1791 bestand der Ort aus 52 Häusern und 29 Scheunen. Eine auch für Fuhrwerke taugliche Brücke über den Kocher ließ die Gemeinde 1776 auf ihre Kosten bauen; davor existierte nur ein Holzsteg für Fußgänger. In der Kocheraue beiderseits des Flusses konnten in den zurückliegenden Jahrzehnten mehrfach vorgeschichtliche Gräber entdeckt werden, die aus der Mittelsteinzeit (Armplatte), der Bronzezeit, der Hallstattzeit (Glasperlen) und der Latènezeit (Maskenfibel) datieren. Auch im Gewann Pföt auf der Höhe östlich des Dorfs wurde 1979 ein jungsteinzeitlicher Dolch aus Plattensilex gefunden. Indes verbinden allenfalls die hier bestehenden Salzquellen diese ältesten Reste einer Besiedlung mit der Siedlungsgründung in der Periode christlicher Zeitrechnung. Jenseits des Kochers hat man die Wüstungen Braunsberg und Webern (14. Jahrhundert) zu suchen. Am Braunsberg wurde um 1563 gerodet und das derart gewonnene Land zum größeren Teil den Ingelfingern zur Nutzung überlassen, was in der Folge zwischen beiden Gemeinden zu heftigem Streit führte. Ein Wohnplatz Hollgraben, der unterhalb von Criesbach gelegen haben muss und zur Pfarrei Ingelfingen gehört hatte, wird 1797 als gänzlich eingegangen bezeichnet. Neubaugebiete entstanden in Criesbach »Im Rith« und »Göckel«.
Historische Namensformen:
  • Crigesbach 1240
  • Criegesbach
Geschichte: Güter in Criesbach gehörten um 1100 zur Schenkung der Edelfrau von (Kocher-) Stein an das Kloster Komburg. 1240 tritt einmalig ein Dürner Ministeriale von »Crigesbach« in Erscheinung, der seinen Sitz möglicherweise auf einer im Nordwesten des Dorfs gelegenen Burg hatte, die freilich längst restlos verschwunden ist (Flurname Burgstall). Danach teilten sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die von Neuenstein, von Riedern und von Tierbach als Lehnsleute des Hochstifts Würzburg in die Ortsherrschaft, und 1423 verkauften die von Berlichingen, 1487 die von Adelsheim Anteile an die von Stetten. Von diesen gelangte das zur Zent Forchtenberg gehörige Dorf 1498/99 über das Kloster Amorbach an die Grafen von Hohenlohe (-Langenburg, später -Ingelfingen), bei denen es bis zur Mediatisierung durch Württemberg mit aller hohen und niederen Obrigkeit verblieb (Amt Ingelfingen). Noch bevor es die Ortsherrschaft erlangt hatte, erwarb das Haus Hohenlohe, das hier seit 1357 mit Gerechtsamen bezeugt ist, die Güter des Klosters Komburg (1483), und arrondierte danach seinen Besitz noch weiter durch Zukauf beziehungsweise Tausch von den Klöstern Anhausen (1513) und Schöntal (1603). Die Schöntaler Zisterzienser waren bereits Ende des 13. Jahrhunderts in Criesbach begütert. Umfangreiche Amorbacher Berechtigungen (1395/97), die gewiss Dürner Ursprungs waren, gelangten wohl Ende des 15. Jahrhunderts zusammen mit der Ortsvogtei an Hohenlohe. Als Grundherren und Rentenbezieher treten außerdem in Erscheinung: das Nonnenkloster Frauenzimmern im Ries (seit 1298, 1471 verkauft an Anhausen), die von Flügelau (1312), die Johanniter (vor 1328) und die Marienkapelle zu Hall (1343), die Pfarrei Bieringen (1353) sowie das Kloster Gnadental (1413). Am Zehnt war Hohenlohe in der Mitte des 14. Jahrhunderts zu fünf Zwölfteln beteiligt. Die übrigen sieben Zwölftel gehörten vermutlich schon damals dem Kloster Amorbach und gelangten im Jahr 1600 durch Kauf ebenfalls an Hohenlohe. Die Gemeinde machte vor allem im späteren 16. Jahrhundert von sich reden, als sie mit ihrer Ingelfinger Nachbarschaft in heftigem Streit lag wegen Eigentums- und Nutzungsrechten am gemeinen Wasen, an der Pföt und an der Wüstung Braunsberg. Die Angelegenheit wurde 1596 beigelegt, nachdem ein Rechtsgutachten der juristischen Fakultät in Leipzig eingeholt worden war. Criesbach fiel 1806 an Württemberg. Bis 1808 gehörte der Ort zum Oberamt Neuenstein, bis 1811 zum Oberamt Ingelfingen, danach als Ortsteil von Ingelfingen, seit 1836 als selbständige Gemeinde zum Oberamt, 1938 Landkreis Künzelsau.
Wirtschaft und Bevölkerung: Um 1790 zählte man in Criesbach etwa 330 Seelen. Deren Hauptnahrungsquelle war der Weinbau, freilich mit eher bescheidenen Erträgen, die immer von neuem gefährliche Kreditaufnahmen seitens der Häcker erforderlich machten. Daneben bemühten sich die meisten Einwohner, ihren Eigenbedarf an Brotgetreide selbst anzubauen. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche verteilte sich am Ende des 18. Jahrhunderts zu etwa 36 Prozent auf Weinberge, zu 52 Prozent auf Ackerland und zu 10 Prozent auf Wiesen. Zur gleichen Zeit lebten im Ort 49 Weingärtner, vierzehn Bauern (Güter), dreizehn Ausgedinge, acht Taglöhner und fünf Almosenempfänger; an Professionisten gab es je drei Küfer, Schuhmacher, Schneider und Weber sowie je einen Maurer, Zimmermann, Schmied, Schreiner, Metzger und Wirt; zumeist betätigten sich diese nebenbei noch als Häcker oder Bauern. Pferde wurden damals im Dorf nicht gehalten, hingegen 150 Kühe, 166 Schafe, sieben Schweine und eine Ziege. Eine Kelter, an der anfänglich neben der Herrschaft Hohenlohe vor allem das Kloster Amorbach beteiligt war, ist seit der Mitte des 14. Jahrhunderts bezeugt. An der Gemarkungsgrenze zu Niedernhall, links des Kochers, bestand bereits im 16. Jahrhundert ein im Auftrag der Grafen von Hohenlohe betriebenes Salzwerk. Um 1604 wurde es auf die rechte Seite des Flusses verlegt (Siedhaus und zwei Gradierwerke), mangels Rentabilität aber schon bald darauf für die Zwecke einer ebenfalls nur kurzlebigen herrschaftlichen Gärtnerei umgenutzt. Der Abbruch der Gebäude erfolgte 1722.

Kirche und Schule: Schon im Mittelalter gehörte Criesbach, das nie über eine eigene Kirche oder Kapelle verfügte, zur Pfarrei im nahegelegenen Ingelfingen, wo auch der Schulunterricht für die Jugend erteilt wurde. Katholiken zu Niedernhall.

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