Krautheim 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Stadt
Homepage: http://www.krautheim.de
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Einwohner: 4540
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 86.0
Max. Höhe ü. NN (m): 421.46
Min. Höhe ü. NN (m): 217.73
PLZ: 74238

Die Stadt Krautheim liegt mit ihren neun Stadtteilen im Norden des Hohenlohekreises. Das Stadtgebiet erstreckt sich weitgehend über die Kocher-Jagst-Ebenen. Die in zahlreichen Schlingen verlaufende Jagst wird nördlich vom Krautheimer Jagstriedel und südlich von der Dörrenzimmerer Platte begrenzt. Im Norden hat die Gemarkung Anteil am Bauland. Die Höhen reichen von 217 m bis auf 430 m über NN im Südosten. Der natürliche Reichtum zeigt sich in mehreren Naturschutzgebieten auf den Teilortsgemarkungen Neunstetten, Klepsau, Unterginsbach und Gommersdorf. Bei der territorialen Neuordnung ab 1806 fielen die links der Jagst liegenden Gebiete an Württemberg, die rechts liegenden an Baden. Während die württembergischen Teile zunächst zum Oberamt Ingelfingen, dann nach Künzelsau und 1938 zum gleichnamigen Landkreis kamen, erlebten die badischen Gemeinden mehrere administrative Wechsel. 1939 wurden sie Teile des Landkreises Buchen. Zwischen 1971-1973 wurden die heutigen Stadtteile eingemeindet. Seit der Verwaltungsreform 1972 gehört die als Unterzentrum eingestufte Stadt zum Hohenlohekreis. Erweiterungen hat das Stadtgebiet erst mit Neusiedlungen nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren. Vorwiegend am nördlichen Stadtrand sowie südlich nach Altkrautheim wurden bis in die 1980er Jahren mehrere kleinere Siedlungsgebiete bebaut. Krautheim hatte schon früh durch die Jagstbrücke Bedeutung für den Verkehr. Der Bau der Jagsttalbahn mit mehreren Haltestellen verbesserte die Möglichkeiten, doch wurde diese in den 1970er Jahren stillgelegt und durch den Nahverkehr Hohenlohe ersetzt.

Die Gemeinde Krautheim liegt etwa 12 Kilometer nordnordwestlich von Künzelsau im Tal der Jagst. Mit der Kreisstadt ist sie über die Landesstraße 515 und die Bundesstraße 19 verbunden, die, dem Relief angepasst, in weitem Bogen über Dörzbach und Stachenhausen nach Künzelsau führt. Nachbargemeinden sind von Norden nach Westen Ravenstein im Neckar-Odenwald-Kreis und Assamstadt im Main-Tauber-Kreis sowie Dörzbach, Ingelfingen und Schöntal. Zur Gemeinde gehören neben dem Hauptort die Ortsteile Altkrautheim, Gommersdorf, Horrenbach, Klepsau, Neunstetten, Oberginsbach, Oberndorf und Unterginsbach. Die höchste Erhebung auf Gemeindegebiet befindet sich nördlich des Hauptorts bei Neunstetten auf über 360 Meter über Normalnull (Neunstetter Höhe 366 Meter), der niedrigste Punkt liegt bei etwa 214 Meter im Tal der Jagst. Das Gemeindegebiet erstreckt sich mit den Gemarkungen von Neunstetten und Oberndorf im Norden bis ins östliche Bauland, das wegen seiner fruchtbaren Lehmböden für die ackerbauliche Nutzung besonders geeignet ist. Den Hauptteil indes bilden die südlich anschließenden Kocher-Jagst-Ebenen. Die das Gemeindegebiet in zahlreichen Schlingen durchquerende Jagst wird nördlich vom Krautheimer Jagstriedel und südlich von der Dörrenzimmerer Platte begleitet. Bei Altkrautheim liegt der Scheitelpunkt der tektonischen Aufwölbung des Fränkischen Schildes. Hier verändert die Jagst ihren Lauf markant in Richtung Südwesten. In die an dieser Stelle besonders stark ausgeräumten Schichten konnte sich der Fluss durch die gesamte Muschelkalkbank bis in den Oberen Buntsandstein eintiefen. Von der allmählichen Tieferlegung künden verschiedene Terrassenniveaus sowie alte Prallhänge (Klebe), wie beispielsweise zwischen Gommersdorf und Krautheim am rechten Flusshang. Die Erosion von Jagst, Horrenbach und Ginsbach hat im Zentrum des Assamstädter Schilds auf weiter Fläche die weicheren Gesteine des Mittleren Muschelkalks freigelegt und ausgeräumt, so dass sich diese Nebenbäche mit einem verzweigten Tälernetz beiderseits in die Hochfläche ausbreiten konnten. Dort bildet der stark verkarstungsanfällige Obere Muschelkalk die Deckschicht, weil im gesamten Hebungsbereich des Assamstädter Schilds der Lettenkeuper vollständig abgetragen ist. Lediglich einzelne Lösslehmschleier überlagern noch den Muschelkalk, sind jedoch wegen ihrer Neigung zur Vernässung, Verschlämmung und Verkrustung nur schwer zu bearbeiten (Weißes Feld) und daher zumeist dem Wald überlassen. Die Nebenbäche legten bei ihrer Mündung in das Haupttal oft große Schwemmfächer an, da mit dem plötzlich abflachenden Relief ihre Kraft für den Weitertransport der Sedimente nicht mehr ausreichte. Diese Schwemmfächer sind bevorzugte Siedlungsstandorte. Zwar nimmt die Kernstadt Krautheim mit ihrer Burg einen Hochflächensporn über der Jagst ein, doch sitzt das unterhalb gelegene Talkrautheim in seinem älteren Teil überwiegend auf fluviatilem Aufschüttungsgelände. Die Aufschüttung und Auffüllung wird sichtbar begrenzt durch den Verlauf einer den Ort im Talbereich umfassenden Straße und durch die parallel verlaufende Jagst. Der weite Talgrund wird überwiegend in Form von Wiesen genutzt, da die immer noch bestehende Hochwassergefahr andere Nutzungen nicht zulässt. Deshalb finden sich im Jagsttal noch – inzwischen unter Naturschutz gestellt – Reste von Auenwald und auf trockenen, höheren Standorten zum Teil ausgedehnte Hainbuchen- und Buchenwaldareale. Die teils sehr steilen oberen Partien der Südhänge waren noch anfangs des 20. Jahrhunderts mit Wein bestockt, wovon die zahlreichen Steinwälle im Oberen Muschelkalk künden. Weinbau ist heute nur noch im Stadtteil Klepsau anzutreffen, wo am Sonnenhang moderne, bereinigte Rebfluren angelegt wurden. Mit dem Rückgang des Weinbaus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Rebflächen häufig zu Streuobstwiesen umgenutzt, die allerdings inzwischen mitunter stark verbuscht sind. Nordöstlich von Krautheim, ungefähr auf halbem Wege nach Dörzbach, liegt im Jagsttal rechts des Flusses der Ortsteil Klepsau. Vorgeschichtliche Funde in der hier breit ausgeräumten Talsohle beweisen die Gunst des Siedlungsplatzes. Der Untere Muschelkalk des rechtsseitigen Hangs ist von Schuttmassen unterschiedlicher Mächtigkeit bedeckt; linksseitig ist eine dünne Schicht des oberen Buntsandsteins angeschnitten. Auf den steilen Hängen wird zum Teil intensiv Weinbau betrieben. Altkrautheim liegt gegenüber dem Hauptort an der Mündung des Ginsbachs in die Jagst. Die Siedlung erstreckt sich über einen dort abgelagerten Schwemmfächer des Ginsbachs, der sich mit seinem vergleichsweise schmalen Bett in den Oberen Muschelkalk eingeschnitten hat. Östlich der Mündung wurde im Talverlauf in einem kleinen Bereich auch der Obere Buntsandstein freigelegt. Im rückwärtigen Verlauf des Ginsbachs liegen in östlicher Richtung die Ortsteile Unter- und Oberginsbach im schmalen Seitental. Oberginsbach ist eine langgestreckte Siedlung im Verlauf des Tals, das sich hier bis in die Wellenkalk-Formationen des Unteren Muschelkalks eingetieft hat. Die Hänge sind in den oberen Lagen mit unterschiedlich mächtigen, zum Teil ausgelaugten Verwitterungsmassen bedeckt. Gleichartige Formationen finden sich bei Unterginsbach am Zusammenfluss von Märzenbach und Ginsbach. Der Ortsteil erstreckt sich auf die Talweitung an der Einmündung des Bachs sowie auf das seit 1948 bestehende Neubaugebiet Berg. Gommersdorf, südwestlich von Krautheim und ebenfalls im Jagsttal gelegen, hat sich nicht nur auf dem relativ kleinen Schwemmfächer eines hier mündenden Nebenbachs ausgebreitet, sondern ist auch nördlich davon den Hang hinaufgewachsen. Mit der Gemarkung von Gommersdorf hat die Stadt Krautheim auch Anteil an dem seit 1982 bestehenden, etwas mehr als 10 Hektar umfassenden Naturschutzgebiet Wagrain-Lange Wiese-Stegbrühl, das sich bis auf die Gemarkung von Marlach in der Nachbargemeinde Schöntal erstreckt. Das Jagsttal zwischen Gommersdorf und Marlach gehört mit zwei hier vom Fluss geschaffenen ausgeprägten Mäandern und dem Prallhang des Wagrains zu den landschaftlich reizvollsten Flussabschnitten. Charakteristische Lebensräume bieten hier ein Altarm der Jagst, Auen- und Ufergehölz, Sumpfwald mit Quellaustritten, Auenwiesen und Kalktuffquellen. Schutzzweck ist die Erhaltung dieser landschaftsökologisch wertvollen Flusslandschaft. Das Gebiet ist in seiner Struktur noch weitgehend unbeeinflusst; der Altarm der Jagst mit altem, artenreichem Ufergehölz und Kiesbänken hat noch Verbindung zum Fluss und ist daher Laichplatz für Amphibien und Fische. Der aus dem Sumpfwald kommende Wassergraben wird flussabwärts von der Jagst aufgenommen, die dann gegen den mit einem Laubmischwald aus Esche, Berg-Ahorn, Buche, Eiche und Ulme bewachsenen Steilhang des Wagrains strömt. Einige Meter über der Jagst treten mehrere Quellen aus, die Kalktuff ablagern. Im Ostteil des Naturschutzgebiets liegt ein mit Eschen und Berg-Ahorn besetztes Sumpfwäldchen mit mehreren Quellen und einigen kleinen Tümpeln. Als vegetationsgeographische Besonderheit ist das hier vorkommende Pyrenäen-Löffelkraut zu erwähnen, das in Baden-Württemberg nur vereinzelt im Alpenvorland, im Bäratal auf der Schwäbischen Alb und im Jagsttal zwischen Hohebach und Winzenhofen nachgewiesen ist. Diese Pflanze besiedelt überwiegend feuchte, sickernasse oder überrieselte kalkreiche Standorte und gilt als Pionierpflanze auf Kalktuff; sie steht auf der Roten Liste als stark gefährdet. Pyrenäen-Löffelkraut wurde früher auch als Heilpflanze genutzt. Die ursprüngliche Annahme, dass es sich hier um ausgewilderte Gartenpflanzen handeln könnte, hat sich nicht bestätigt, vielmehr ist das Vorkommen natürlich. Der kleine Ortsteil Horrenbach liegt am gleichnamigen Nebenbach in einem rechten Seitental der Jagst nördlich von Krautheim. Oberndorf und Neunstetten liegen etwa 4 bis 5 Kilometer nordwestlich des Hauptorts in einem überwiegend ackerbaulich genutzten, nur bis in Höhenlagen von etwa 340 Meter reichenden, von Mischwald bedeckten Gelände am Lauf des auf der Gemarkung von Schöntal in die Jagst entwässernden Erlenbachs. Während Oberndorf klein geblieben ist und sich lediglich rechts des Bachs den Hang hinaufzieht, hat sich Neunstetten in der Talweitung an der Einmündung eines Seitenbachs zu beiden Seiten des Erlenbachs ausgebreitet. Die mittleren jährlichen Niederschläge liegen im Jagstgebiet (Messung Dörzbach) bei etwa 800 Millimetern. Davon fällt jedoch fast die Hälfte im Winterhalbjahr zwischen November und April. Nur ein Teil des Trinkwasserbedarfs kann über örtliche Brunnen gedeckt werden, der Rest wird von dem in Krautheim ansässigen Zweckverband Wasserversorgung Jagsttalgruppe hinzuerworben. Die porösen und verkarsteten Gesteine des Muschelkalks sind ein schlechter Grundwasserspeicher. Wasserknappheit war daher für das Gemeindegebiet schon immer ein Problem. 1873 war beim Straßenbau am Berg eine Quelle entdeckt worden, welche die bis dahin bestehende Versorgung aus einem Lauf- und einem Ziehbrunnen entscheidend zu verbessern vermochte. Gleichwohl war die Versorgung auch der Stadtteile bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts immer schwierig, zumal die Karstwasservorkommen, insbesondere die schwach schüttenden Quellen, in besonders trockenen Jahren zum Teil versiegten und das Wasser dann von wenigen, teils weit entfernten Quellen herangeschafft werden musste. Hinzu kommt die Gefährdung des Karstwassers durch bakterielle Verunreinigung, der man durch die Ausweisung großflächiger Wasserschutzgebiete zu begegnen sucht.

Die Napoleonischen Kriege zogen tiefgreifende Veränderungen nach sich. Auch für das mainzische Oberamt und die Stadt Krautheim trat nach dem Intermezzo des Fürstentums Salm-Krautheim (1802/06) eine entscheidende Wende ein. Die einstige Verwaltungs-, Wirtschafts- und Rechtseinheit wurde auseinandergerissen, denn Artikel 24 der Rheinbundakte (12.7.1806) schrieb die Gebiete des Oberamts links der Jagst dem Königreich Württemberg zu, diejenigen auf der rechten Seite dem Großherzogtum Baden. Die heute zur Stadt Krautheim gehörigen, ehemals selbständigen Orte Krautheim, Gommersdorf, Horrenbach, Klepsau, Neunstetten und Oberndorf fielen an das Großherzogtum und hier zunächst unter die Verwaltung des Bezirksamts Buchen. In den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg wechselte die Verwaltungszugehörigkeit aber mehrmals: 1813 fielen die Gemeinden an das Bezirksamt Boxberg und 1826 an das Bezirksamt Krautheim; 1864 kamen sie mit der Auflösung des Krautheimer Bezirks wieder zurück nach Boxberg und 1872 an das Bezirksamt Tauberbischofsheim. 1898 zählten sie erneut zur Boxberger Verwaltung und gehörten seit 1924 zum Bezirksamt Adelsheim. 1936 schließlich wurden sie dem Bezirksamt Buchen zugeteilt, aus dem 1939 der Landkreis Buchen wurde. Allein Neunstetten blieb zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch vierzehn Jahre länger beim Bezirksamt Boxberg, bevor es 1840 mit dem Wechsel zum Bezirksamt Krautheim die administrative Zugehörigkeit mit den anderen Orten teilte. Weniger wechselvoll stellt sich die Verwaltungszugehörigkeit der Gemeinden dar, die an das Königreich Württemberg fielen. Altkrautheim, Ober- und Unterginsbach waren bis in den November 1810 beim Oberamt Schöntal. Bevor die drei Orte an das Oberamt Künzelsau fielen, gab es mit der Zuteilung zum Oberamt Ingelfingen ein kurzes Zwischenspiel (bis 6.7.1811). Von 1938 bis 1972 gehörten sie zum Landkreis Künzelsau. Am 1. September 1971 wurden die Gemeinden Gommersdorf, Horrenbach, Klepsau und Oberndorf nach Krautheim eingemeindet; am 1. Dezember 1972 folgte Neunstetten, und seit dem 1. Januar 1973 gehören auch Oberginsbach, Unterginsbach und Altkrautheim dazu. Seit dieser Verwaltungsreform ist die Stadt Teil des Hohenlohekreises. In der Mitte des 19. Jahrhunderts verlief das politische Leben in Krautheim – vielleicht auch aufgrund der abseitigen Verkehrslage – ruhig. Eine konservative Grundhaltung führte dazu, dass sich an der Revolution von 1848/49 nur zwei Einwohner von Krautheim aktiv beteiligten. Nachdem allerdings durch Beratungen der Karlsruher Zweiten Kammer über die rechtliche Emanzipation der Juden, die ländliche Bevölkerung in ganz Baden in Aufruhr geriet, wurden Anfang April 1848 auch in Krautheim die Fenster jüdischer Häuser zerschlagen und Besitz geplündert. In elf Fällen wurden Juden bedroht, in Altkrautheim und Neunstetten kam es zu entsprechenden Vorkommnissen. Ordnung stellte erst das schließlich im Ort einquartierte Militär wieder her. Nach dessen Abzug am 5. April fand man mehrere Briefe, in denen gedroht wurde die Stadt niederzubrennen, falls die Juden nicht binnen drei Tagen »ausgeschafft« würden. Die gesetzte Frist verstrich allerdings ohne Folgen. Bei den Wahlen im Kaiserreich kam die konfessionell geprägte politische Orientierung deutlich zum Ausdruck. In den badischen Ortsteilen hielten die Katholiken fast ausnahmslos zum politischen Katholizismus. In Klepsau beispielsweise konnten die Kandidaten der Zentrumspartei bei keinem Urnengang weniger als 90 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Im evangelischen Neunstetten hingegen wurde nationalliberal gewählt; in den elf Wahlen seit 1877 konnte das Zentrum dort nur eine einzige Stimme gewinnen. Eine weitere Ausnahme bildete auch die katholische Stadt Krautheim. Hier fiel es dem Zentrum in den Jahren nach der Reichsgründung schwer, sich gegen die Nationalliberalen durchzusetzen, die bei der Wahl 1871 mit 63,7 Prozent eindeutig die Mehrheit erzielten. Bereits 1877 war diese allerdings wieder verloren. Mit 47 Stimmen erreichte das Zentrum gegenüber 48 Stimmen der Nationalliberalen schon fast ein ausgeglichenes Ergebnis. Mit der Wahl 1881 schließlich gelang es dem Zentrum, in Krautheim die Mehrheit zu erringen, die es bis zum Ende des Ersten Weltkriegs nicht wieder verlor. Ebenso wie in den badischen Orten der heutigen Stadt prägte das Bekenntnis die Urnengänge in den württembergischen Gemeinden Altkrautheim, Ober- und Unterginsbach. Auch hier war das Zentrum seit dem Beginn des Kaiserreichs die dominierende Partei. Bei der Reichstagswahl 1881 gelang es dem politischen Katholizismus, 100 Prozent der Stimmen auf sich zu vereinigen. Dass es dabei aber – wenn auch nur kurzfristig – nicht bleiben sollte, deutete bereits das gleichzeitige Wahlergebnis in der Nachbargemeinde Oberginsbach an. Die nationalliberal bis konservativ orientierte Deutsche Reichspartei erhielt dort 23,2 Prozent der Stimmen. Der Stimmenanteil verschob sich im Verlauf der folgenden Wahlen in allen drei Orten immer weiter in Richtung nationalliberaler Gesinnung. Bei der Wahl 1887 erreichten die Liberalen in Altkrautheim fast ein Drittel aller Stimmen. Allerdings bleibt zu bemerken, dass das Zentrum bei den Wahlen 1884 und 1887 in dem für Altkrautheim, Ober- und Unterginsbach zuständigen Wahlkreis XII keinen Kandidaten stellte. Bei diesen beiden Urnengängen konnte die demokratische Volkspartei zwar beachtliche Erfolge erzielen, eine Mehrheit für die Nationalliberalen aber nicht verhindern. Bei den folgenden Wahlen gewann das Zentrum – jetzt wieder mit einem eigenen Kandidaten vertreten – immer größere Stimmenanteile für sich; 1898, 1903 und 1907 sank sein Anteil nicht unter 90 Prozent. Da bei der Wahl 1912 das Zentrum erneut keinen Kandidaten stellte, übernahm mit dem Bund der Landwirte eine konservative Partei die Rolle des Zentrums sehr erfolgreich und konnte 100 Prozent der Stimmen für sich gewinnen. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn der Weimarer Republik änderte sich das skizzierte Bild nicht. Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Nationalversammlung 1919 gaben beispielsweise in Klepsau 92,7 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme dem Zentrum. Insgesamt entfielen in den ehedem badischen Orten der heutigen Stadt Krautheim bei dieser Wahl 68,5 Prozent der Stimmen auf das Zentrum. Zweitstärkste Partei wurde die SPD mit 17,4 Prozent, gefolgt von der DDP mit 13,5 Prozent. Noch deutlicher war das Ergebnis der Wahlen ein Jahr später. Das Zentrum erreichte 1920 einen achtzigprozentigen Stimmenanteil, während die Anteile der SPD auf 8,5 Prozent und die der DDP auf 3,2 Prozent sanken. Erstmals trat 1920 die DNVP in Erscheinung und erreichte auf Anhieb 7,1 Prozent der Stimmen. Im Verlauf der folgenden Wahlen verlor die SPD kontinuierlich an Zuspruch und erreichte bei der Märzwahl 1933 nur noch ein Ergebnis von einem Prozent. Die SPD, aber auch das Zentrum, verloren Wähler an die NSDAP, die 1933 mit 46,7 Prozent der Stimmen zweitstärkste Partei wurde. Führend blieb allerdings das Zentrum (49,5 Prozent). In den württembergischen Gemeinden herrschte die gleiche politische Ausrichtung. In Altkrautheim gewann das Zentrum 1919 rund 84 Prozent der Wählerstimmen, und in Ober- und Unterginsbach fiel das Ergebnis mit 93,4 respektive 98,2 Prozent noch deutlicher zugunsten des politischen Katholizismus aus. In den folgenden Reichstagswahlen konnte das Zentrum in allen drei Dörfern seinen Stimmenanteil relativ konstant bei 90 Prozent halten. Erst im März 1933 sank der Anteil etwas, belief sich allerdings in Altkrautheim immer noch auf beeindruckende 85 Prozent; in Ober- und Unterginsbach lag der Zentrumsanteil auch bei dieser halbdemokratischen Wahl sogar bei 94,4 Prozent beziehungsweise 98 Prozent. Die Volksabstimmungen in der NS-Zeit können kaum an demokratischen Maßstäben gemessen werden. Wahlbeteiligungen von zum Teil 100 Prozent waren ein Kennzeichen für den hohen Mobilisierungsgrad und den starken Konformitätsdruck auf die Wähler unter der nationalsozialistischen Herrschaft. So sprachen sich beim Plebiszit am 12. November 1933 Gommersdorf, Oberndorf, Altkrautheim, Unter- und Oberginsbach offiziell zu 100 Prozent für den Austritt aus dem Völkerbund aus. Das Votum fiel in Klepsau, Krautheim und Neunstetten mit 99,2, 97,6 und 98,7 Prozent nicht viel anders aus. Allerdings muss man bei diesen Urnengängen die NS-Statistik kritisch würdigen, verschweigt sie doch die Nein-Stimmen. Rechnet man indes die auffallend hohe Zahl von ungültigen Stimmen als bewusste Ablehnung des NSDAP-Wahlvorschlags, so betrug die Verweigerungsquote in Neunstetten 6,8 und in Krautheim 7,8 Prozent der abgegebenen Stimmen. Bei der Volksabstimmung 1934 nahm die Quote der Ablehnung der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und Führer noch zu. In Krautheim sprachen sich »nur« 85,5 Prozent der Wahlberechtigten für eine Doppelrolle Hitlers aus. Erneut wurden 31 Wahlzettel ungültig ausgefüllt. Zusammen mit vierzig Wahlberechtigten, die gegen Hitler als Kanzler und Präsident waren, ergab sich so eine Verweigerungsquote von 14,5 Prozent; in Gommersdorf erreichte die Ablehnung 16,6 Prozent. Beim demokratischen Neubeginn trat die CDU mit der gleichen Dominanz auf wie das Zentrum in der Weimarer Republik. Die konfessionsübergreifende Union vereinigte bei den ersten Landtagswahlen vom November 1946 für die heutigen Gebiete der Stadt Krautheim 86,8 Prozent aller Stimmen auf sich. Die DVP erreichte 5,6 Prozent, die SPD 6,3 und die KPD 1,3 Prozent der Stimmen. Wenngleich dieses Rekordergebnis in den Folgejahren nie wieder erreicht wurde, blieb der CDU auf Landesebene die absolute Mehrheit doch bis 2006 erhalten. Die SPD entwickelte sich rasch zur zweiten Kraft nach der CDU und konnte 1988 fast jeden vierten Wähler für sich gewinnen. Bei der Wahl 1992 hatten beide großen Parteien schwere Stimmenverluste hinzunehmen. Die Union verlor mehr als zehn Prozent und erlebte ihr schlechtestes Ergebnis (51,4 Prozent) bei einer Landtagswahl überhaupt. Die SPD verlor rund 7 Prozent der Wähler und war mit 17,8 Prozent der Stimmen nur noch drittstärkste Kraft in Krautheim. Beide Parteien hatten Wähler an die Republikaner verloren, die mit 18,2 Prozent ihren Stimmenanteil 1992 gegenüber 1988 (0,4 Prozent) vervielfachten konnten und in Krautheim das Kreismittel (14,9 Prozent) übertrafen. Bei den kommenden Wahlen konnte vor allem die CDU wieder Wähler von den Republikanern zurückgewinnen und kam 2001 auf zwei Drittel der Stimmen. Die SPD erholte sich nicht, wurde aber mit fast dem gleichen Ergebnis wie 1992 wieder zweitstärkste Partei. Mit 8,1 Prozent aller Stimmen erreichten die Freien Demokraten 2006 ihr bestes Ergebnis seit 1956 (10 Prozent) und wurden zur dritten Kraft. Die Republikaner hatten nach 1992 zwar deutliche Verluste zu verkraften, erreichten aber 2006 etwas mehr als im Kreis (3 Prozent) mit 3,8 Prozent der Stimmen. Aus der ersten Bundestagswahl 1949 ging die CDU genau wie aus der ersten Landtagswahl als stärkste Partei hervor. Mit einem Stimmenanteil von 62,3 Prozent vermochte sie aber das Ergebnis der Landtagswahl von 1946 nicht zu wiederholen. Besonders auffällig bei der ersten Wahl zum Bundestag ist das hohe Ergebnis der Notgemeinschaft. Fast ein Viertel der Stimmen entfiel auf die Interessenvereinigung von Kriegsopfern und Vertriebenen. Bei allen folgenden Urnengängen konnte die Union die absolute Mehrheit für sich erringen. Bis zur Wahl 1983 lagen die Stimmenanteile der Christdemokraten immer bei mindestens 72,7 Prozent (1980), wobei das Spitzenergebnis von 83,7 Prozent aus dem Jahr 1965 den Höhepunkt darstellte. Erst mit der Wahl 1987 begann die CDU Stimmenanteile zu verlieren. 1998 konnte sie mit 51,7 Prozent die absolute Mehrheit nur noch knapp behaupten. Bei dieser Richtungswahl vermochten sowohl die SPD wie die FDP, die Grünen und die Republikaner von den Verlusten der CDU zu profitieren. Viele Wähler verlor die Union an die FDP, die 2005 mit 10,6 Prozent das beste Ergebnis der Bundestagswahlen erreichte. Seit der Wahl 1983 erhielt die FDP immer über fünf Prozent der Stimmen, nachdem sie zwischen 1965 und 1980 stets an der Sperrklausel gescheitert war. Über den gesamten Zeitraum betrachtet, lieferten 2002 aber die Sozialdemokraten das beeindruckendste Ergebnis. Die SPD, 1949 mit nur 4,5 Prozent noch die schwächste der großen Parteien, konnte ihre Ergebnisse im katholischen Milieu Krautheims relativ konstant steigern bis zu ihrem Spitzenergebnis 1998 (24,2 Prozent); 2002 vereinigte sie 23,1 Prozent der Wählerstimmen auf sich. Die Grünen überwanden 2006 erneut die Fünf-Prozent-Hürde, was ihnen 1987 zum ersten Mal sowie 1994 und 2002 noch einmal gelungen war. Auch bei den Wahlen zum europäischen Parlament waren die Christdemokraten von 1979 bis 2004 stärkste Partei. Ein Ergebnis von 55,7 Prozent bei der Wahl 1989 stellt dabei das deutlich schwächste Ergebnis dar. 2004 strebte die CDU mit fast zwei Dritteln der Wählerstimmen wieder in die Höhen des Ergebnisses der ersten Wahl (1979 78 Prozent). Die SPD bot zwar unter allen Parteien das konstanteste Bild, verharrte allerdings mit regelmäßig rund 15 Prozent auf niedrigem Niveau; einzig 2004 (11 Prozent) mussten die Sozialdemokraten einen Stimmeneinbruch hinnehmen. Weniger Zuspruch erfuhren die Grünen und die FDP, wobei die Erstgenannten etwas erfolgreicher waren. Mit Ausnahme der Wahlen von 1979 und 1999 erhielten die Grünen 5 Prozent und mehr (1994 sogar 8,7 Prozent), der FDP aber gelang entsprechendes nur ein einziges Mal (2004 5,7 Prozent). Mit einem Paukenschlag traten 1989 die Republikaner auf (7,3 Prozent), 2004 jedoch fielen sie auf 4 Prozent zurück. Kennzeichnend für die Wahlen zum europäischen Parlament ist eine unterschiedlich hohe Wahlbeteiligung, die zwischen 71 Prozent 1994 und 41,6 Prozent 1999 schwankt. Ein Grund für diese Unstetigkeit ist neben der Instrumentalisierung dieser Urnengänge zu Protestwahlen vielleicht auch darin zu suchen, dass der europäische Gedanke in Krautheim eine eher untergeordnete Rolle spielt. Partnerschaften mit Städten aus dem europäischen Ausland fehlen noch.

Wappen von Krautheim

In elfmal von Schwarz und Silber (Weiß) geteiltem Schild oben rechts eine rote Vierung, darin ein sechsspeichiges silbernes (weißes) Rad.

Beschreibung Wappen

Das Burgstädtchen hat in seinem ältesten bekannten Siegel von 1473 nur das Mainzer Radwappen als Herrschaftszeichen geführt. Nach dem Ubergang an Baden im Jahre 1806 zeigte die Stadt zunächst ein Kleeblatt, seit 1898 aber erneut das Mainzer Rad in ihren Siegeln. Letzteres erschien 1950 in einem von Rot und Grün gespaltenen Schild, wich aber 1971 dem elfmal von Schwarz und Silber geteilten Wappen des ehemaligen Ortsadels, von dem auch die am 14. Oktober 1971 verliehene Flagge abgeleitet ist. Die zwischen 1971 und 1973 durch die Eingliederung von acht Gemeinden vergrößerte Stadt verband schließlich das Ortsadelswappen mit dem Mainzer Rad. Dieses Wappen wurde am 5. November 1957 vom Innenministerium verliehen.

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