Kocherstetten - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1098

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Im Schenkungsbuch des Klosters Komburg zum Jahr 1098 erstmals erwähnt (»Steten«, 1469 »Cockstet«), ist Kocherstetten eine Ausbausiedlung des frühen Mittelalters. Das Grundwort des Ortsnamens bezeichnet eine Mehrzahl von Wohnplätzen und wurde zwecks Unterscheidung von Orten gleichen Namens erst gegen Ende des Mittelalters durch Hinzufügen eines auf die Lage bezogenen Bestimmungsworts weiter differenziert. Reihengräber, die 1899 im Bereich des Dorfs entdeckt wurden, bestätigen die Genese der Siedlung in merowingischer Zeit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Kocherstetten (samt Buchenmühle) rund 65 Wohn- und vierzig Ökonomiegebäude. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden Neubaugebiete in den Gewannen »Mühle« (1963) und »Grund« (1967), ein weiteres besteht seit 1975.
Historische Namensformen:
  • Steten 1098
  • Coche Steten 1509
  • Cockstet
Geschichte: Während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit waren Schloss und Dorf Stetten als hohenlohische Mannlehen ununterbrochen im Besitz der ritteradligen Herren von Stetten. Über die Herrschaftsverhältnisse davor lassen sich nur Mutmaßungen anstellen; in den Blick geraten dabei das Kloster Komburg sowie die Edelherren von (Kocher-) Stein und von Dürn. Die Kompetenzen der Ortsherrschaft, in die sich die verschiedenen Stämme und Zweige der Familie von Stetten ganerbschaftlich teilten, umfassten die Vogtei und das Gericht mit allen Zugehörungen, das Steuer- beziehungsweise Schatzungsrecht sowie die hochfraischliche Obrigkeit (Blutgerichtsbarkeit), das heißt – aufgefangen in der Organisation der freien Reichsritterschaft – die volle Landeshoheit. Nachdem bereits 1803 der Fürst zu Hohenlohe-Oehringen vergeblich versucht hatte, die Herrschaft Stetten seinem Territorium einzuverleiben, fiel Kocherstetten 1805/06 mit dem Ende des Alten Reiches an das Königreich Württemberg. Das auf der Spitze eines langgestreckten Bergsporns hoch über dem Dorf gelegene Schloss Stetten reicht mit seinen ältesten Teilen, dem Bergfried, der Schildmauer und den Fundamenten des Inneren Hauses ins hohe Mittelalter zurück. Obgleich im Lauf der Zeit vielfach umgebaut und erweitert, ist der Gesamteindruck noch immer von den Wehranlagen des späten Mittelalters geprägt; von ursprünglich zwei Gräben ist der innere schon lang wieder verfüllt. Das seit dem frühen 15. Jahrhundert bezeugte, zwischen innerem und äußerem Graben gelegene Äußere Haus wurde mehrfach erneuert und präsentiert sich heute als stattlicher zweigeschossiger Barockbau (1715/16). Eindrucksvoll ist die seit vielen Jahrhunderten kontinuierlich bewohnte und nie zerstörte Anlage nicht zuletzt als ein über viele Generationen gewachsenes und noch heute intaktes Ensemble von herrschaftlichen Wohn-, Wehr- und Wirtschaftsgebäuden. Der Grundbesitz in Dorf und Gemarkung war allzeit und zum weitaus überwiegenden Teil vom Schloss abhängig. Gelegentlich erwähnte Befugnisse anderer niederadliger Familien sind durchweg auf Mitgiften oder Erbschaften Stetten’scher Töchter zurückzuführen und hatten nie über längere Zeit Bestand. Ansonsten verfügte allein das Kloster Komburg in Mittelalter und Neuzeit über hiesigen Besitz, der sich in älteste Zeiten zurückdatieren lässt, außerdem die örtliche Kirche aufgrund vieler frommer Stiftungen seitens der Herrschaft. In Zusammenhang mit seinen Rechten an der Kirche war das Kloster Komburg bis zur Säkularisation auch am Zehnt beteiligt. Wiederholt konnte die Ortsherrschaft durch Kauf oder Tausch Zehntanteile erwerben, gleichwohl blieb ihr der alleinige Zehntbezug bis zum Schluss verwehrt. Das Leben in Kocherstetten vollzog sich unter steter und unmittelbarer Kontrolle der Herrschaft, was gewiss auch die Beteiligung der Gemeinde am Bauernkrieg 1525 zu erklären vermag. Das Gericht bestand aus zwölf Schöffen. Die Heimbürgen spielen in der Dorfordnung von 1610 neben dem Schultheißen nur eine marginale Rolle; als Gemeindeämter treten zwei mit der Brandvorsorge beauftragte Feuerbeseher und die für die Instandhaltung der Kocherbrücke verantwortlichen Stegmeister sowie Hirten und Feldschieder in Erscheinung. Kocherstetten fiel 1806 an Württemberg, gehörte bis 1809 zum Oberamt Nitzenhausen, bis 1811 zum Oberamt Ingelfingen, danach zum Oberamt, seit 1938 Landkreis Künzelsau.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1687 lebten in Kocherstetten 74 Familien und auf der Buchenmühle weitere zwei; daraus ergibt sich die für jene Zeit bemerkenswerte Einwohnerzahl von insgesamt etwa 340. 1806 belief sich die Zahl der Seelen (mit Schloss und Buchenmühle) auf rund 650. Die Felder auf der Gemarkung waren nur mäßig fruchtbar, der Ackerbau an den steilen Hängen beschwerlich. Am südexponierten Rainlesberg, nordwestlich des Dorfs über dem Kocher, wurde schon im Mittelalter Weinbau gepflegt; die dafür benötigte Kelter gehörte den Herren von Stetten und war Teil ihres hohenlohischen Mannlehens. Ein umfangreiches Wiesen- und Weideland begünstigte die Viehhaltung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verteilte sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche zu knapp 50 Prozent auf Äcker, zu 30 Prozent auf Wiesen und Weiden und zu 20 Prozent auf Weinberge. Zur selben Zeit wurden im Dorf vier Pferde, 152 Rinder, fünfzig Schweine, 150 Schafe und acht Ziegen gehalten, auf dem Schloss neun Pferde, 32 Rinder, vierzehn Schweine, 105 Schafe und sechs Ziegen. Bereits im 13. Jahrhundert existierten in Kocherstetten zwei Mühlen. Die eine war 1248 Eigentum des Klosters Komburg und lag im Dorf (»molendinum in villa que dicitur Steten«) am Erlesbach. Die andere, die unweit der Gemarkungsgrenze zu Morsbach am Kocher gelegene Buchenmühle (1254 »Buchenowe«), wurde 1322 vom Kloster Lichtenstern an die Herren von Stetten verkauft und blieb seither in deren Besitz. 1806 waren am Ort als Gewerbe vertreten: fünf Schuster, je vier Bäcker und Küfer, je zwei Müller und Schreiner sowie je ein Wagner und Zeugmacher. Außerdem gab es drei Gastwirte mit Schildrecht: zur Krone, zum Ochsen und zur Sonne.

Name: Schloss Stetten
Datum der Ersterwähnung: 1100 [12./13. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1366
Kirche und Schule: Bis ins 14. Jahrhundert war Kocherstetten nach Steinkirchen gepfarrt. 1366 stifteten Angehörige der ortsherrlichen Familie in die seit um 1300 bestehende Kapelle (Sankt Maria) eine ewige Messe und dotierten dazu eine künftige Pfarrpfründe. Die Trennung von der Mutterkirche erfolgte allerdings erst 1394, und das Patronatsrecht der neuen Pfarrei stand wie das der alten dem Kloster Komburg zu. Zahlreiche Seelgerätstiftungen aus dem Kreis der Burgbewohner und ihrer Verwandtschaft ließen das Kirchenvermögen alsbald wachsen und gedeihen. 1481 wurde eine Bruderschaft zu Ehren Gottes, Mariens und der Himmlischen Heerscharen gegründet, an der außer der Familie von Stetten die Pfarrer von Buchenbach, Steinkirchen, Kocherstetten und Regenbach sowie der Burgkaplan von Stetten beteiligt waren. Um 1510 entstand das noch heute vorhandene Kirchengebäude unter Verwendung älterer Bauteile (untere Geschosse des Chorturms). Im Verein mit den Grafen von Hohenlohe führte die Herrschaft Stetten 1556 die Reformation ein, was wegen der Besetzung der Pfarrei langwierige Konflikte mit dem Propst von Komburg als Patronatsherrn zur Folge hatte; aber schließlich behielt die Ortsherrschaft mit Unterstützung von seiten ihres Lehnsherrn die Oberhand. Wegen dieser Auseinandersetzungen entwickelte sich in nachreformatorischer Zeit aus der seit 1436 auf dem Schloss bestehenden Kaplanei eine eigene Pfarrei, die mit jener im Dorf wiederholt personell verbunden war und 1805 auf Dauer mit ihr vereinigt wurde. Die konfessionellen Spannungen am Ort bewirkten, dass in Kocherstetten schon bald nach Einführung der Reformation ein Schulmeister angestellt wurde. In der Heiligenrechnung von 1588/89 findet er erste Erwähnung, seine Besoldung durch die Gemeinde ist in der Dorfordnung von 1610 geregelt. Bald danach existierte offenbar auch ein Schulhaus; 1761 wurde es durch einen Neubau ersetzt. Das Langhaus der evangelischen Pfarrkirche St. Maria wurde 1510 und 1620 neu ausgestattet. Es enthält wertvolle Grabdenkmale der Familie von Stetten sowie hochgotische Wandmalereien im Chor. Katholiken zu Künzelsau.
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1366

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