Künzelsau - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1098

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Künzelsau ist eine Siedlung der hochmittelalterlichen Ausbauzeit. 1098 erstmals urkundlich erwähnt (»Cuonzelshowe«), bezieht sich sein Name mit dem Bestimmungswort auf eine Koseform des Personennamens Konrad (Kunz); das Grundwort beschreibt die Ortslage am Wasser. Diverse archäologische Funde geben zu erkennen, dass auf der Gemarkung bereits in prähistorischer Zeit gesiedelt wurde. Westlich der Stadt, im Wald Rehbocksrain, wo Mitte des 19. Jahrhunderts zwei Grabhügel entdeckt wurden, fand man 1914 einen bronzezeitlichen Dolch. Aus der Baugrube für die Stadthalle an der Schulstraße kam ein hallstattzeitlicher Bronzering zutage und bei Grabungsarbeiten in der Stadtkirche zwei latènezeitliche Scherben. Schon um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert war Künzelsau ein Marktflecken. Gleichwohl wird es noch 1499 als »villa« bezeichnet, 1500 einmalig als »oppidum« und 1700 als Stadt, nachdem der ganze, mit einem Palisadenzaun geschützte Ort seit 1670/76 auch von einem Graben umgeben war. Allerdings setzte sich die Bezeichnung Stadt erst nach der Vollendung der Ringmauer 1767/86 durch. Eine förmliche Verleihung von Stadtrechten gab es nicht. Zugang gewährten drei Tore, das Obere (1551, von Süden), das Untere (1552, von Norden) und das Hintere beziehungsweise Morsbacher Tor (1525, von Osten). Seit älteren Zeiten war der Ort, dessen Grundriss um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert die Form eines gestreckten, mit der Spitze nach Osten weisenden Dreiecks hatte, in vier Viertel eingeteilt, das Kirchen-, Kelter-, Badstuben- und Dürrenviertel, letzteres benannt nach dem Haus einer Bürgerfamilie, vor dem die Versammlungen dieses Viertels einberufen wurden. Der auf der Höhe jenseits des Kochers gelegene Ortsteil Garnberg tritt wie Künzelsau um 1100 ins Licht der Geschichte (»Gagernberg«); entstanden ist er gewiss nicht vor dem hohen Mittelalter. Zur Schenkung der Frau von (Kocher-) Stein an das Kloster Komburg gehörig, saßen auf dem Hof im 14. Jahrhundert die von Nagelsberg (1301) und später die von Stetten (1421), die hier 1676/90 ein kleines Schloss mit ummauertem Vorhof errichteten. Grund- und Ortsherrschaft fielen in eins. Über die von Hirschligau (1709) und ihre Erben aus den Familien von Pölnitz und Forstner von Dambenoy gelangte der Besitz, aus dem inzwischen ein Dorf geworden war, 1803/17 käuflich an die Fürsten zu Hohenlohe-Ingelfingen. Die Zahl der Häuser belief sich am Ende des 18. Jahrhunderts auf vierzig, die der Einwohner auf rund zweihundert. Auch Nagelsberg gehört in den Kontext der Stein’schen Schenkung an Komburg (um 1100 »Nagelsberch«). Im 13. Jahrhundert war der Ort namengebender Sitz von Ministerialen der Edelherren von Boxberg und Krautheim beziehungsweise von Dürn. Diese Niederadligen von Nagelsberg, deren Wappen in Gold drei senkrecht stehende blaue Nägel (2 : 1) zeigt, waren mit Gütern in Jagsthausen, Tiefental und Untergriesheim Vasallen der Bischöfe von Würzburg; noch vor ihrem Erlöschen um die Mitte des 14. Jahrhunderts scheinen sie ihren Stammsitz in Nagelsberg aufgegeben zu haben. Ein neues Schloss (»novum Nagelsperg«) trugen um 1319/20 die Edelherren von Dürn von Würzburg zu Lehen; dieser Teil gelangte hernach über die Rosenberg (1329) an das Erzstift Mainz. Daneben existierten lehnsherrliche Rechte des Klosters Komburg, als dessen Vasallen unter entsprechender Zubenennung seit 1325/33 die aus Mergentheim stammenden Lesch in Erscheinung treten. 1327 verpfändeten diese ihren Teil, den langen Turm und die Hofstatt beim Tor – also wohl den älteren Teil der Burg –, an die Herren von Hohenlohe, die 1361 mit Mainz einen Burgfrieden schlossen und später ihre Nagelsberger Rechte tauschweise an das Erzstift abtraten (1492). Fortan war Nagelsberg Sitz eines kurmainzischen Amts, das 1802/03 an Hohenlohe-Ingelfingen und 1806 an Württemberg fiel. Als Grundbesitzer treten neben den jeweiligen Herren der Burg die Klöster Gnadental (1298) und Schöntal (1489) sowie die Herren von Berlichingen (1415/1514) und von Stetten (1462/1524) in Erscheinung. Den Zehnt bezog Kurmainz in der frühen Neuzeit allein. Nach der Trennung von der Pfarrei Künzelsau im Zuge der Gegenreformation wurde Nagelsberg zunächst dem Sprengel von Amrichshausen (um 1605) zugeschlagen, erhielt aber schon 1626 eine eigene Pfarrei, bei der 1705 auch eine Schule existierte; die Kirche Sankt Jakob entstand um 1607 und wurde 1681 erweitert. Um 1790 umfasste der Ort 61 Häuser mit 93 Haushaltungen (darunter 17 Schutzjuden) und hatte mithin etwa 400 Einwohner. Das ganz im Osten der Künzelsauer Stadtgemarkung gelegene Sonnhofen (1323 »Svonhouen«) war Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitz der Herren von Hohenlohe (Amt Langenburg), gehörte aber später zur Stetten’schen Herrschaft Buchenbach. Zuständige Pfarrei war Unterregenbach. Nach Künzelsau wurde der Weiler erst 1977 umgemeindet. Schon seit langem wüstgefallen sind der Wohnplatz Baldehofen (1518), an den noch heute der Flurname Baldenwasen nordwestlich von Gaisbach erinnert, sowie die Weiler Kronhofen (1311/1548) westlich und Webern (1341/1548) südwestlich von Künzelsau (Waldparzelle Weberschlag). Auf dem Wartberg südöstlich über der Stadt erbauten die Herren von Stetten im Zuge der Tierberger Fehde mit den Grafen von Hohenlohe 1488 einen Wartturm, dessen oberer Teil im 19. Jahrhundert einstürzte. Bei der Zarge, einem Burgstall am unteren Ende des Hasenbergs gegenüber von Nagelsberg, handelt es sich um eine wohl im 13. Jahrhundert entstandene Talsperre, die Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitz des Erzstifts Mainz war. Ein früher vermuteter Zusammenhang mit der edelfreien Familie von (Kocher-) Stein besteht nicht. Neuere Ortsteile schließen an den alten Stadtkern von Künzelsau an und steigen den gegenüberliegenden Hang unterhalb Garnberg empor. Zu den Ortserweiterungen nach dem zweiten Weltkrieg zählen unter anderem die Wohngebiete »Rösleinsberg« (ab 1948), »Garnberger Steige« (ab 1956), »Weckrain« (ab 1964) und »Buchs« (ab 1970); außerdem entstanden mehrere Gewerbegebiete, so »Kocherwiesen«, »Deubachtal«, »Bergstraße«, »Hofratsmühle« und »Zeppelinstraße«.
Historische Namensformen:
  • Cunzelshowe 1098
  • Cuonzelesowa 1149
  • Cuonzelshowe
Geschichte: Die Tatsache, dass während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit vielerlei Gerechtsame in Künzelsau von Komburg zu Lehen rührten, gibt Grund zu der Annahme, die Anfänge der Herrschaftsentwicklung stünden in Zusammenhang mit diesem Kloster und den Herren von (Kocher-) Stein. Welche Rolle dabei die um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert bezeugten Edelherren von Künzelsau und im 13. Jahrhundert möglicherweise auch die Dynasten von Dürn spielten, bleibt unklar. Die ritterbürtige Familie von Künzelsau, die vom späteren 13. bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts in Erscheinung tritt und mit dem Schwäbisch Haller Patriziergeschlecht Sulmeister zu identifizieren ist, war für die Herausbildung der Ortsherrschaft offenbar ohne Belang. Vielmehr scheint die sich bald immer komplizierter gestaltende Künzelsauer Ganerbschaft im frühen 14. Jahrhundert ihren Ausgang von denen von Stetten genommen zu haben, die – vermutlich als Komburger Untervögte – in dem ortsnahen Schloss Bartenau saßen. Bis ins 15. Jahrhundert waren an dem Kondominat neben denen von Stetten beziehungsweise von Bartenau die von Neuenstein (1328) und die Herren von Hohenlohe (1328; 1357 als Inhaber des halben Gerichts) beteiligt, dazu als Neuensteiner Erben vorübergehend auch die von Bachenstein (1409/29). Die von Neuenstein verkauften ihre Rechte 1439 an die Stadt Schwäbisch Hall und schieden damit aus der Gemeinschaft aus. Das Kloster Komburg veräußerte die ihm verbliebenen Befugnisse, worunter 1430 ein Teil des Gerichts ausdrücklich genannt wird, 1483 an Hohenlohe. Ein ganz neuer Machtfaktor kam ins Spiel, als 1484/89 Kurmainz in zwei Schritten Anteile von denen von Stetten erwarb. Den 1493 in Amorbach vereinbarten Burgfrieden beschworen deshalb der Erzbischof und Kurfürst von Mainz, der Graf von Hohenlohe, die Reichsstadt Hall und mehrere Angehörige der Familie von Stetten. Allgemeine Belange der Herrschaft wurden auf gelegentlich abgehaltenen Ganerbentagen geregelt. Immer wieder verkauften oder verpfändeten die von Stetten kleinere Anteile an Schloss Bartenau und dem Dorf Künzelsau, so 1482, 1514 und 1523 an die Grafen von Hohenlohe, 1499, 1502, 1533 und 1551 an das Hochstift Würzburg, 1519 an die von Rosenberg (zurückgelöst 1535), 1528 an Schwäbisch Hall und 1542 an die von Berlichingen zu Dörzbach. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts verteilten sich die Gerichtsbußen und mithin die Herrschaft zu je zwei Siebteln auf Hohenlohe und Stetten, zu je einem Siebtel auf Schwäbisch Hall und Berlichingen, zu 2⁄21 auf Kurmainz und zu 1⁄21 auf Würzburg. Schließlich trennte sich die Stadt Hall von ihren Künzelsauer Rechten durch Veräußerung an die von Crailsheim (1575) und an die Grafen von Hohenlohe (1587/98). 1601 schieden die Crailsheim (Tausch mit Hohenlohe) und 1605 die Berlichingen (Verkauf an Würzburg) aus der Ganerbschaft aus. Die Stetten lösten nach 1607 ihre einst an Berlichingen versetzten Gerechtsame von Würzburg zurück, verkauften sie aber 1717 wieder an das Stift Komburg. Seither und bis zum Ende des Alten Reiches waren an dem Kondominat nur noch die Grafen beziehungsweise Fürsten von Hohenlohe, das Erzstift Mainz, das Hochstift Würzburg und das Stift Komburg beteiligt. Die Zuständigkeit für das militärische Aufgebot blieb zwischen den Ganerben allzeit ungeklärt; Steuer und Schatzung erhob jeder auf den von ihm lehnbaren Gütern. Im Detail waren die rechtlichen Verhältnisse obendrein dadurch kompliziert, dass als Lehnsherren über Bruchteile die Äbte respektive Pröpste von Komburg und die Bischöfe von Würzburg ins Spiel kamen sowie der Kanton Odenwald der fränkischen Reichsritterschaft mit dem Anspruch auf Besteuerung des bis 1717 von Stetten’schen Anteils. Infolge der Säkularisation wurden 1802/03 die Fürsten zu Hohenlohe-Neuenstein alleinige Orts- und Landesherren von Künzelsau, und 1806 entfiel mit der Mediatisierung durch Württemberg auch das von der Ritterschaft beanspruchte Steuerrecht. Das Schloss Bartenau, mit dem sich die Herrschaft im Dorf ursprünglich verband, lag am östlichen Ortsrand. Die Abfolge seiner Besitzer beziehungsweise Teilhaber entspricht im wesentlichen jener der Kondominatsherren. Bis 1671 hatten die Grafen von Hohenlohe-Neuenstein die Burg nahezu ganz an sich gebracht, allerdings gehörte den Stetten noch eine Ecke, die sie vom Hochstift Würzburg zu Lehen trugen. 1679 wurde die alte Anlage abgebrochen und bis 1681 von seiten Hohenlohes durch einen Neubau ersetzt. In einem Vergleich zwischen Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Kirchberg fiel das Schloss 1809 an die Kirchberger Linie, nach deren Erlöschen an Hohenlohe-Oehringen und 1871 durch Verkauf an den württembergischen Staat. Heute beherbergt es eine Schule. Nachdem die anderen Ganerben aus dem Mitbesitz sukzessive ausgeschieden waren, schufen sie sich eigene Amtshäuser im Ort, die zum Teil noch heute existieren (Komburg, Würzburg, Stetten). Die grundherrlichen Gerechtsame waren von jeher aufs engste mit den ortsherrlichen verknüpft und verteilten sich entsprechend. Darüber hinaus sind mit Berechtigungen verschiedenen Umfangs nur die Klöster Gnadental (1349/1522), Goldbach (1393) und Schöntal (1429/1735) zu erwähnen, dazu die geistlichen Pfründen am Ort. Zehntberechtigt waren bis ins 15. Jahrhundert das Kloster Komburg (2/3) und daneben offenbar die von Stetten beziehungsweise von Bartenau. Der Komburger Zehntanteil gelangte 1483 an die Grafen von Hohenlohe, deren Neuensteiner Linie nach weiteren Zukäufen aus Stetten’schem Besitz schließlich über fünf Sechstel verfügte (1671); ein Neuntel gehörte am Ende des 17. Jahrhunderts Kurmainz, der Rest (1/18) dem Hochstift Würzburg. Der vielfach geteilten Herrschaft verdankte die Dorfgemeinde (1499 »universitas hominum ville«) seit dem ausgehenden Mittelalter eine vergleichsweise starke Stellung; daran änderte auch die Unterwerfung nach dem Bauernkrieg von 1525, an dem die Künzelsauer sich intensiv beteiligt hatten, nichts Wesentliches. Die Ganerben wurden von einem gemeinschaftlichen, im Gericht gewählten Schultheißen (Stabhalter) vertreten, hatten aber in der Regel daneben auch noch eigene Schultheißen respektive Amtskeller am Ort selbst oder in der Nachbarschaft (Nagelsberg, Jagstberg). Das Gericht bestand zunächst aus sieben (Siebener), dann zwölf Schöffen (1578), die sich bis 1525 allein, danach unter Beteiligung von Vertretern der Herrschaft durch Kooptation aus der Gemeinde rekrutierten; seit dem späteren 17. Jahrhundert wurden die Gerichtspersonen allesamt von den Ganerben bestimmt. Der Entlastung des Gerichts dienten seit 1573 zwei Prokuratoren. Das peinliche oder Hochgericht war mit zwölf Schöffen und zwei Beisitzern besetzt, den Vorsitz führte der ganerbschaftliche Schultheiß; zwischen den beiden Prokuratoren hatte im peinlichen Verfahren der Angeklagte die Wahl. Neben dem Gericht existierten als Rat die Heimbürgen (Vierundzwanziger), deren Gremium im 18. Jahrhundert um die vier Viertelmeister und die beiden von den Ganerben für jeweils ein Jahr eingesetzten Bau(er)meister beziehungsweise Bürgermeister (1493) erweitert wurde (Dreißiger). Die Feldschieder (Untergänger) kamen aus dem Gericht (2) und aus der Gemeinde (3). Außerdem gab es eine große Zahl niederer Gemeindeämter, vom Büttel über die Feuerschauer bis hin zu den Hirten. Die ältesten bekannten Siegel datieren aus der Zeit nach 1560 und zeigen das Haupt Johannes des Täufers, des Künzelsauer Kirchenpatrons. Das in der Mitte der Marktstraße gelegene, den Künzbach überbrückende Rathaus wurde 1548/51 erbaut, nachdem ein Vorgängerbau durch Brand zerstört worden war. Die Gemeinde verfügte über großen Waldbesitz, der es ihr erlaubte, allfällige Umlagen niedrig zu halten. Zur Zeit der Französischen Revolution stellte der Pfarrer in der Gemeinde den Geist einer vernünftigen Aufklärung fest (1796); zwar habe sich der Freiheitsgeist auch hier eingeschlichen, doch sei er schon wieder erloschen und äußere sich nun als vernünftige Freiheit unter einer rechtmäßigen Obrigkeit. Von den drei Stadttoren blieb nur das Morsbacher Tor erhalten. Das Haller Amtshaus wurde beim Schloßbau 1679 abgebrochen, das Stettensche von 1680 im Jahre 1945 zerstört. Erhalten ist der Würzburger Bau von 1710 und die beiden Comburger Häuser. Nach dem Anfall an Württemberg 1806 zählte Künzelsau bis 1809 zum Oberamt Neuenstein, bis 1811 zum Oberamt Ingelfingen und wurde dann Sitz eines Oberamts, seit 1938 des Landkreises Künzelsau, seit 1973 des Hohenlohekreises. — Die Edelherren von Künzelsau erbauten wohl im 12. Jh. eine Burg, die nach der Erweiterung durch die Herren von Bartenau deren Namen trug. Sie wurde nach dem vollständigen Erwerb durch Hohenlohe 1679 abgebrochen und von Graf Johann Ludwig von Hohenlohe-Neuenstein im Renaissancestil wiederaufgebaut. 1871 wurde sie an den württembergischen Staat verkauft, der 1873 ein Lehrerseminar einrichtete, ab 1938 eine staatliche Aufbauschule; 1945 wurde das Schloß Sitz eines pädagogischen Instituts, seit 1951 des Aufbaugymnasiums, bis 1979 gründlich renoviert. Vier von Türmen flankierte ungleichmäßige prunklose Flügel umschließen den rechteckigen Innenhof. Aus Künzelsau stammen Johann Heinrich (Edler) von Schule (1720 — 1811), Begründer der deutschen Kattundruckerei; der Ulmer Münsterbaumeister Ludwig Scheu (1830—1880) und mehrere Mitglieder der Bildhauerfamilie Sommer (Hans Jakob, Johann Friedrich, Philipp Jakob und Johann Andreas).
Wirtschaft und Bevölkerung: Künzelsauer Einwohnerzahlen lassen sich für die ältere Zeit nur erschließen. So errechnet man bei 390 Haushaltungen im Jahr 1693 etwa 1750 Seelen; hundert Jahre später waren es rund 2060 Seelen (1796). Obgleich Künzelsau nicht eben verkehrsgünstig lag und bis zum Ende des Alten Reiches keine förmlichen Stadtrechte hatte, gibt das örtliche Wirtschaftsleben bereits im ausgehenden Mittelalter einen städtischen Charakter zu erkennen. 1413 existierten vier Jahrmärkte und ein Wochenmarkt (Donnerstag), die allerdings unter häufigen Konflikten zwischen den Ganerben und unter massiver Konkurrenz der Märkte im hohenlohischen Ingelfingen zu leiden hatten. 1494 konnte der Streit beigelegt werden. Fortan wurden nur noch drei Jahrmärkte – zu Johannis Baptistae (24. Juni), am Sonntag vor Margarethae (Mitte Juli) und am Sonntag nach Galli (Mitte Oktober) – veranstaltet sowie ein Wochenmarkt (mittwochs; 1671 samstags); ein entsprechendes kaiserliches Privileg datiert von 1495. Seit 1782 fanden überdies Großviehmärkte statt. Das jeweils anfallende Standgeld ging an die Bürgergemeinde. Dass die Kondominatsherrschaft darauf verzichtete, Bede, Akzise, Aufschläge, Ohmgeld, Zölle oder Weggeld zu erheben (1705), war für die Entfaltung von Handel und Gewerbe sehr vorteilhaft. Anders als der Weinbau spielte der Ackerbau lagebedingt allzeit nur eine geringe Rolle. Eine Kelter findet erstmals 1357 Erwähnung; im späteren 17. Jahrhundert bestanden eine hohenlohische Kelter vor dem Oberen Tor und eine mainzische und würzburgische beim Burghof. Die Niedermühle ist 1328 bezeugt, die Aumühle unterhalb der Burg 1430/88. Am Ende des 18. Jahrhunderts wusste der Ortspfarrer zu berichten, die Künzelsauer Einwohnerschaft ernähre sich vornehmlich von Handel, Weinbau und Handwerk (darunter siebzig Schuhmacher, sechzig Metzger, 23 Bäcker, neunzehn Gerber, achtzehn Schneider, siebzehn Schildwirte, elf Krämer, sechs Schönfärber und zwei Goldschmiede), am größten sei der Wohlstand freilich bei den Weißgerbern, Rotgerbern, Färbern, Metzgern und Wirten.

Name: Schloss Bartenau – Burg Nagelsberg (1282) – abgegangene Burg bei der Zarge

Ersterwähnung: 1100 [um 1100]
Kirche und Schule: Aus der Tatsache, dass bereits 1149 eine Pfarrei existierte, und aus dem Patrozinium Johannes des Täufers ist auf ein hohes Alter der Künzelsauer Kirche zu schließen. Ihr Patronatsrecht war offenbar Teil der um 1100 von seiten der Familie von (Kocher-) Stein dem Kloster Komburg übertragenen Güter und wurde diesem 1248 durch den Papst ausdrücklich bestätigt; 1287 erfolgte die Inkorporation nach Komburg. Wegen der Besetzung der Pfarrpfründe kam es im 15. Jahrhundert wiederholt zum Streit sowohl innerhalb des Klosters als auch mit den Ganerben. In einem Vertrag mit dem Abt von Komburg erlangte Hohenlohe 1483 den Schutz und Schirm über die Pfarrkirche, das Patronatsrecht erwarb Hohenlohe-Neuenstein hingegen erst 1662 durch Kauf. Der bestehende Kirchenbau datiert mit Ausnahme eines um 1100 entstandenen Tympanons aus dem 15. und den folgenden Jahrhunderten. Eine Frühmesse, die mit dem Altar zu Ehren der Heiligen Trinität, Nikolaus (1336), Katharina und Margarethe verbunden war, wurde 1314 von dem Haller Bürger Zitwipfel gestiftet; ihr Patronat stand dem Kloster Komburg zu. Der 1407 geweihte Liebfrauen-Altar hatte die Konpatrozinien Corpus Christi, Sankt Leonhard, Sankt Antonius, Sankt Bernhard, Sankt Martin und Sankt Barbara, und am Altar der heiligen Maria Magdalena (1407), dessen 1433 gestiftete Pfründe ebenfalls Komburg zu besetzen hatte, wurde 1415 der Evangelist Johannes mitverehrt. 1454 gab es an der Pfarrkirche vier Priester: den Pfarrer, den Frühmesser, einen Altaristen am Liebfrauen-Altar und einen Vikar am Maria Magdalenen-Altar. Die erst seit 1545 bezeugte Sankt Annen-Pfründe datiert, sofern die Nachricht von ihrer Existenz nicht auf einer Verwechslung beruht, offenbar aus späterer Zeit. Eine vermutlich um 1499 entstandene Sankt Wolfgang-Kapelle mit eigener Pfründe lag jenseits des Kochers, unmittelbar bei der Brücke; sie wurde 1806 profaniert und etwa fünfzig Jahre danach abgebrochen. Spätmittelalterliche Bruderschaften bestanden zu Ehren aller gläubigen Seelen sowie der Heiligen Crispinus und Wolfgang. Zum Kirchspiel von Künzelsau gehörten von alters her Kocherstein (1149), Garnberg, Nagelsberg, Gaisbach, Kemmeten, Morsbach, Künsbach, Etzlinsweiler, Haag, Oberhof, Unterhof, Schnaihof und Scheurachshof. Die wiederholte Verleihung von Ablässen (1415, 1459 etc.) könnte auf die Existenz einer Wallfahrt deuten. Die Zentralität der Kirche kommt aber vor allem darin zum Ausdruck, dass sich bei ihr das Landkapitel versammelte; 1487 wurde sein Sitz im Zusammenhang mit der Tierberger Fehde auf Betreiben der Grafen von Hohenlohe nach Ingelfingen verlegt. Lutherisches Gedankengut verbreitete der Pfarrer von Künzelsau schon um die Jahreswende 1517/18, wurde damals aber noch von den Ganerben abgemahnt. Erst ein Menschenalter später gewann die Reformation erneut an Boden, diesmal begünstigt von seiten der mehrheitlich evangelisch gesonnenen Ortsherrschaft, die sich seit 1555 auf den Augsburger Religionsfrieden berufen konnte; allerdings geschahen die Neuerungen gegen den Willen des Diözesans und der Komburger Patronatsherrschaft. Hinsichtlich der Kirchenordnung orientierte man sich an Württemberg. Ein Versuch des Würzburger Bischofs, die Gegenreformation durchzusetzen, scheiterte 1583; folgerichtig schied das kurmainzische Nagelsberg bald darauf aus dem Pfarrverband aus. In der Zeit der Konfessionalisierung kam es zu zahlreichen Konflikten zwischen den lutherischen Ganerben einerseits (Hohenlohe, Stetten) und den altgläubigen andererseits (Mainz, Würzburg, Komburg). 1723 sprach das Reichskammergericht das davor heftig umstrittene ius episcopale dem Grafen von Hohenlohe-Neuenstein als dem Kondominatsherrn mit dem bei weitem größten Anteil zu. Am Ende des Alten Reiches umfasste der Sprengel der evangelischen Pfarrei Künzelsau die Siedlungen Etzlinsweiler, Gaisbach, Garnberg, Haag, Kemmeten, Künsbach, Morsbach, Ober- und Unterhof, Scheurachshof und Schnaihof sowie Kubach zur Hälfte. Die schon am Ende des Mittelalters urbane Prägung Künzelsaus kommt nicht zuletzt in einem bereits 1507 bezeugten Schulmeister zum Ausdruck; er war Notar, das heißt gelehrter Jurist, und versah zugleich das Amt des Gerichtsschreibers. Die Verbindung von Schulstelle und Gerichtsschreiberamt wurde 1621 aufgegeben, weil sie sich nicht bewährt hatte, was auch daran gelegen haben mag, dass der Stelleninhaber wie anderwärts noch die Aufgaben eines Mesners zu erfüllen hatte. Das Schulhaus stand auf dem Kirchhof bei der Johanneskirche und wurde 1687 erweitert; in seine Unterhaltung teilten sich die Gemeinde und der Heiligenfonds. Die Schulmeister des 16. und 17. Jahrhunderts waren zumeist studiert. Im 18. Jahrhundert gab es zwei Präzeptoren, denen je ein Kantor zugeordnet war. In der oberen Klasse wurden die Anfangsgründe des Lateinischen und Französischen gelehrt, dazu Musik, die Lehrer führten manche nützliche Schulbücher ein. Gleichwohl hätte, wie der Pfarrer 1796 meinte, die Schule noch besser sein können, wenn sie durch die geteilte Ortsherrschaft nicht behindert gewesen wäre. Zwar hatte der Geistliche die Aufsicht über den Unterricht, jedoch war es ihm ohne Beteiligung der Herrschaft – vertreten durch den Schultheißen und das Gericht – nicht möglich, die nötigen Verfügungen zu treffen. Chor, Turmunterteil und der Osten des Schiffs der evangelischen Pfarrkirche stammen aus frühgotischer Zeit. 1612/17 wurde das durch Säulen in drei Teile gegliederte Schiff der evangelische Pfarrkirche nach Plänen von Georg Kern erweitert, 1621/22 der Turm erhöht, die Kanzel von Michael oder Leonhard Kern aus Forchtenberg geschaffen. Triumphkreuz und Altar von Sommer von 1704. Im Jahre 1913 wurde der Portalvorbau angefügt. — Die Friedhofskapelle wurde 1575 erbaut, 1959 renoviert. Sie enthält einen Kruzifix von H. J. Sommer. Die katholische Kirche St. Joseph wurde 1908/12 erbaut, die Pfarrei 1957 begründet und nach dem Bau der Pfarrkirche St. Paulus 1964/66 nach deren Patron benannt.
Patrozinium: St. Johannes der Täufer
Ersterwähnung: 1100 [um 1100]
Jüdische Gemeinde: Obgleich die hohenlohischen Erbeinungen von 1455 und 1475 eine Niederlassung von Juden in Künzelsau ausdrücklich untersagten, bestand 1555 eine Judensiedlung (vermutlich in der Scharfengasse), die allerdings 1580/99 mittels Ausweisung aufgelöst wurde; ein dagegen von den Herren von Stetten erwirktes Mandat des Reichskammergerichts vermochte an dieser Tatsache nichts zu ändern. Um 1298 fanden bei einer allgemeinen Judenverfolgung auch Juden in Künzelsau den Tod. Seit 1850 bildete sich eine neue jüdische Gemeinde, deren 1907 errichtete Synagoge 1938 zerstört wurde.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)