Nitzenhausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1100 [um 1100]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Wahrscheinlich ist Nitzenhausen im 9. oder 10. Jahrhundert im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus entstanden und später aus zwei ursprünglich separaten Ortskernen zusammengewachsen. Die erste Erwähnung aus der Zeit um 1100 unterscheidet noch einen oberen und einen unteren Ortsteil (»in Niczenhusen superiori et inferiori«; 1248 »Vzenhusen«). Der Name bezieht sich mit seinem Bestimmungswort wohl auf einen Personennamen. Um 1750 bestand Nitzenhausen aus achtzehn Anwesen und fünf öden Hofplätzen, Berndshausen aus elf bebauten und zwei unbebauten Hofstätten.
Historische Namensformen:
  • Uzenhusen 1248
  • Niczenhusen 1253
  • Nytzenhausen superior et inferior 1090 [um 1090 (Kopialüberlieferung 12./19. Jahrhundert)]
  • Niczenhusen superiori et inferiori
  • Vzenhusen
Geschichte: Als Teil der von (Kocher-)Stein’schen Schenkung gelangte Nitzenhausen um 1100 an das Kloster Komburg. Später entwickelten hier – vermutlich als Komburger Untervögte – die von Stetten ortsherrliche Rechte, die sie 1268 und 1320 in zwei Schritten an den Deutschen Orden in Mergentheim veräußerten. 1319 verkaufte auch Komburg die ihm verbliebenen Rechte an den Orden, der im folgenden alle hohe und niedere Obrigkeit inklusive der Zent beanspruchte. 1540 erlaubte der Kaiser, ein Blutgericht (Galgen) aufzurichten. Zum deutschordischen Amt Nitzenhausen gehörten bis zum Ende des Alten Reiches Ailringen, Berndshausen, Eberbach, Heimhausen, Niederweiler, Obersteinach und Sandelsbronn. 1805 fiel der Ort mit der teilweisen Säkularisation des Deutschen Ordens an Württemberg. Die Genese der Herrschaft in dem seit 1303/04 bezeugten Berndshausen (»Bernhaltzhusen«) ist völlig unklar. Der Zehnt war Würzburger Lehen und im 14. Jahrhundert verteilt auf verschiedene ritteradlige Familien (von Stetten, von Künzelsau, von Mulfingen, von Bächlingen), was auf alte Komburger Rechte hindeuten könnte. 1430 war auch das Kloster Gnadental hier begütert. Wann der Deutsche Orden und die Grafen von Hohenlohe Fuß fassten, ist nicht bekannt. 1662 gehörten dem Orden drei Viertel des Dorfs, Hohenlohe-Neuenstein (später -Ingelfingen) ein Viertel; die Grenze zwischen den Gebieten beider Herrschaften bildete im wesentlichen der Bach; die linke Seite war hohenlohisch, die rechte deutschordisch. Gebot und Verbot sowie das Niedergericht hatte jede Herrschaft auf den ihr zustehenden Gütern. Die Hochgerichtsbarkeit auf Hohenloher Seite beanspruchte der Bischof von Würzburg als Herr der Zent Jagstberg, auf der anderen Seite exerzierte der Deutsche Orden die hohe Gerichtsbarkeit selbst. Noch in der frühen Neuzeit gehörte den Stetten als Herren der Pfarrei Buchenbach ein Gut, jedoch hatten sie darauf keinerlei obrigkeitliche Befugnisse. 1805 wurde von Württemberg der deutschordische Anteil säkularisiert, 1806 der hohenlohische Anteil mediatisiert. Als Inhaber grundherrlicher Rechte in Nitzenhausen begegnen gelegentlich noch im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit das Kloster Gnadental (1344), die Herren von Stetten (1491/1622) und Familien aus deren Verwandtschaftskreis, wie 1491 die von Adelsheim. Aber dessen ungeachtet war seit dem frühen 14. Jahrhundert der Deutsche Orden nahezu alleiniger Grundherr im Dorf und seiner Gemarkung. Der große und kleine Zehnt in Nitzenhausen gehörte bis zur Reformation der Pfarrei Buchenbach, danach nur noch der Kleinzehnt, während den Großzehnt die Herren von Stetten als Orts- und Patronatsherren von Buchenbach bezogen. Auch in Berndshausen waren in der frühen Neuzeit die von Stetten wegen der Pfarrei Buchenbach Inhaber des Zehnten. Vorsteher der Gemeinde in Nitzenhausen waren zwei Bürgermeister (1600). Dem Gericht gehörten 1655 zwölf Schöffen an. 1525 beteiligte sich die Gemeinde am Bauernaufstand und musste danach dem Deutschmeister von jedem Haus 3 Gulden Strafe und Schadensersatz bezahlen. Die Kommune verfügte über ziemlichen Waldbesitz. 1805 fiel Nitzenhausen an Württemberg, das hier ein Oberamt einrichtete (bis 1809). 1809-1811 gehörte Nitzenhausen zum Oberamt Ingelfingen, dann zum Oberamt, 1938 Landkreis Künzelsau.
Wirtschaft und Bevölkerung: Um 1750 gab es in Nitzenhausen achtzehn Gemeindebürger (drei ganze und dreizehn halbe Hofbauern sowie zwei Söldner), das heißt rund achtzig Einwohner; in Berndshausen waren es elf Bürger (davon neun im Teil des Deutschen Ordens) und mithin etwa fünfzig Einwohner. Neben dem Ackerbau auf mäßig fruchtbaren Böden lebte die Bevölkerung nicht zuletzt von der Viehzucht, die wiederum unter nassen Wiesen und saurem Futter zu leiden hatte; an Quellen fehlte es auf der Gemarkung nicht. Gleichwohl waren die wirtschaftlichen Verhältnisse im Dorf vergleichsweise gut. Bereits um 1600 scheint die Haltung von Pferden und Ochsen stark verbreitet gewesen zu sein; die damals aufgezeichnete Gemeindeordnung untersagt ausdrücklich, die Tiere zur Weide in den Gemeindewald zu treiben. Die Nitzenhäuser Schäferei umfasste Mitte des 18. Jahrhunderts 150 Tiere.

Kirche und Schule: Nitzenhausen und Berndshausen gehörten stets zur Pfarrei Buchenbach. Nach der Reformation schloss sich trotz der Herrschaft des Deutschen Ordens die Mehrheit der Einwohnerschaft der neuen Lehre an und besuchte somit weiterhin die Kirche in Buchenbach. Der kleinere altgläubige Teil der Bevölkerung wurde vom Pfarrer in Amrichshausen seelsorglich betreut. Schulunterricht gab es am jeweiligen Pfarrort.

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