Ailringen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1054

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ort entstand an der Einmündung des Rißbachs in die Jagst. Als »Adalringin« wird er 1054 erstmals urkundlich erwähnt (1245 »Edelringen«). Zwar lässt das Grundwort des Ortsnamens in Verbindung mit dem Martins-Patrozinium der Kirche auf eine Zugehörigkeit zur ältesten nachrömischen Siedlungsschicht schließen, jedoch datiert ein in der Flur Obere Hofäcker, südöstlich des Ortskerns gelegener fränkischer Bestattungsplatz erst aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. An älteren Gebäuden sind neben dem Rathaus das einstige Amtshaus des Deutschen Ordens (17. Jahrhundert), das Gasthaus zum Herzog Anton (1774) und das Pfarrhaus (1803) erwähnenswert. Zwei Kilometer nördlich von Ailringen wird die abgegangene Siedlung Gruningen vermutet, wo das Kloster Fulda im 9. Jahrhundert über Besitz verfügte. In der Nähe befinden sich die Reste der gleichnamigen Burg. In Ailringen entstand nach dem zweiten Weltkrieg im Gewann »Brunnenäcker« ein neues Wohngebiet.
Historische Namensformen:
  • Adalringen 1054
  • Edelringen 1292
  • Adalringin
Geschichte: Erste nachweisbare Inhaber ortsherrlicher Rechte in Ailringen waren die Herren von Hohenlohe-Brauneck; sie trugen die Vogtei 1300 vom Hochstift Würzburg zu Lehen. Im Jahr 1447 erwarb der Deutsche Orden mit einem großen Teil des Dorfs auch die Vogtei und das Gericht. 1540 erteilte der König dem Orden ein Halsgerichtsprivileg für Ailringen und unterstellte den Ort dem Mergentheimer Halsgericht. Einige im Südosten der Gemarkung gelegene Häuser waren der Zent Jagstberg unterworfen. Bereits 1313 war Ailringen Amtssitz des Würzburger Neumünsterstifts. Später, bis zur Verlegung nach Nitzenhausen 1784, saß hier ein Amtmann des Deutschen Ordens. 1363 wird ein Niederadelsgeschlecht, das Ailringen den Namen entlehnt hatte, letztmals erwähnt. 1054 wechselte zuvor königlicher Grundbesitz offenbar an die Grafen von Komburg-Rothenburg. Das Stift Neumünster hatte hier 1245 einen Hof. Im 14. Jahrhundert werden die Zobel und das Würzburger Stift Haug (1348), die von Hohenlohe beziehungsweise von Hohenlohe-Brauneck (1367) sowie die von Berlichingen und das Kloster Gnadental (1370) als Inhaber von Gütern genannt. Danach sind die Ritteradligen von Klepsau (1411) und vor allem der Deutsche Orden nachzuweisen; letzterer erwarb 1447 von denen von Wolmershausen umfangreiche Güter und Rechte in Ailringen, die aus dem Besitz der Lesch von Mergentheim stammten. Durch Zukauf unter anderem von den Würzburger Stiften Neumünster (1494) und Haug (1536) baute der Orden seine Position weiter aus. Neben den Lesch scheint auch die Mergentheimer Familie Mertin über größeren Besitz in Ailringen verfügt zu haben. Weitere Inhaber grundherrlicher Rechte wie die von Rosenberg (1572) und von Dienheim (1578) fielen schließlich nicht mehr ins Gewicht. Am Ailringer Zehnt beanspruchten 1362 sowohl die Grener als auch die von Steinsfeld Anteile. Danach sind als Inhaber die von Berlichingen nachweisbar, von denen die Zehntrechte 1542 an Hohenlohe weiterveräußert wurden. Schließlich erwarb der Deutsche Orden 1570 und 1759 in zwei Schritten den ganzen Zehnt von Hohenlohe durch Tausch. Kommunale Strukturen werden erstmals 1447 mit der Erwähnung von Gemeinde und Dorfmeister erkennbar. 1601 gab es neben dem Bürger- und dem Heiligenmeister acht weitere Gemeindeämter. Das Ende des 16. Jahrhunderts erbaute Rathaus dokumentiert das Selbstbewusstsein der Gemeinde. Eine bereits 1604 erlassene Dorfordnung ist nur zu erschließen; die überlieferte Neufassung von 1664/84 gibt mit umfangreichen Bestimmungen Einblicke in das gemeindliche Leben. Im Bauernkrieg 1525 beteiligten sich die Ailringer an der Belagerung von Jagstberg, kamen aber von wenigen Ausnahmen abgesehen straflos davon, weil sie zu Beginn des Aufruhrs bei ihrer Herrschaft um Hilfe und Rat nachgesucht hatten; allerdings mussten sie für den in Jagstberg angerichteten Schaden aufkommen. 1809 gab es in der Einwohnerschaft Bestrebungen, den Mergentheimern bei ihrem Aufstand gegen Württemberg beizustehen. 1805 fiel Ailringen als Teil des Deutschordens-Amtes Nitzenhausen an Württemberg, bis 1809 Oberamt Nitzenhausen, bis 1810 Oberamt Ingelfingen, bis 1811 Oberamt Mergentheim, seitdem Oberamt, 1938 Landkreis Künzelsau.
Wirtschaft und Bevölkerung: Eine erste Annäherung an die Bevölkerungszahl ergibt sich 1447 aus der Erwähnung von 24 männlichen Dorfbewohnern, woraus auf etwa 110 Seelen zu schließen ist. 1604 zählte der Ort 126 Untertanen (circa 560 Einwohner) und 1789 rund hundert Untertanen (circa 450 Einwohner). 1807/08 lag die Einwohnerzahl bei 526. Im Jahr 1764 erlaubte die Herrschaft einigen Personen die Auswanderung nach Französisch-Guyana. Die Bevölkerung lebte vor allem vom Ackerbau, der Ende des 18. Jahrhunderts trotz teilweise ungünstigen Terrains Überschüsse erbrachte. Hinzu kam der Weinbau, der ein Produkt von mittelmäßiger Qualität und begrenzter Menge hervorbrachte. Keltern finden bereits 1447 Erwähnung. Die Viehzucht deckte lediglich den Eigenbedarf. Auffallend ist der beträchtliche Umfang von Gemeinde- und Privatwald auf der Gemarkung. Zur Ernährung trug nicht zuletzt der Fischreichtum der Jagst bei. An Gewerben gab es 1447 wenigstens zwei Mühlen, vermutlich schon damals die sogenannte Jagstmühle und die seit 1548 namentlich bekannte Bachmühle. Zwei Weinschenken beziehungsweise Wirtschaften sind zum Jahr 1600 bezeugt. Marktrecht wurde dem Ort 1700 verliehen; jedoch scheint der Markt bald wieder abgegangen zu sein, denn 1790 bat die Gemeinde, ihre Jahrmärkte, die dreimal jährlich stattgefunden hatten, wieder abhalten zu dürfen.

Name: Burg Gruningen

Ersterwähnung: 1292
Kirche und Schule: Wie ausgedehnt das Kirchspiel von Ailringen ursprünglich war, ob dazu neben Hohebach eventuell auch die Sprengel der späteren Pfarreien Hollenbach, Mulfingen und Rengershausen gehörten, bleibt ungewiss. Lediglich der Weiler Rot, der sich 1629 von seiner evangelisch gewordenen Mutterkirche Hollenbach trennte, war bis zu seiner Erhebung zur eigenständigen Pfarrei (1667) nachweislich Filialort von Ailringen. Die 1292 erstmals dokumentierte Pfarrei gehörte zum Landkapitel Künzelsau (1487 Ingelfingen, 1591 Krautheim). Das Patronatsrecht trugen 1300 die Herren von Hohenlohe-Brauneck vom Hochstift Würzburg zu Lehen. Nach der Reformation beanspruchte der Deutsche Orden gegenüber dem Hochstift den Kirchensatz und erlangte ihn schließlich 1612 durch Tausch. Das evangelische Bekenntnis wurde seit 1580 durch Würzburg unterdrückt; nach 1613 setzte sich die Gegenreformation endgültig durch. Das Martins-Patrozinium der Ailringer Kirche ist seit 1313 nachgewiesen. Altäre für die Muttergottes (Unsere Liebe Frau) und Sankt Michael wurden 1421 geweiht, ein (neuer) Hochaltar (Sankt Martin) und ein weiterer Altar zu Ehren des heiligen Sebastian 1716. Die oberhalb des Dorfs gelegene Pfarrkirche zählt typologisch zu den Wehrkirchen. Ob 1492 ein vollständiger Neubau erfolgte, bleibt unklar. 1621 wurde ein Neubau begonnen und 1629 geweiht. Um 1750 erfolgte ein Umbau im Inneren mit Einbau einer Empore. Im Ort selbst liegt die um 1500 erbaute, im 17. und 18. Jahrhundert veränderte spätgotische Sankt Bernhard-Kapelle. Bereits 1525 gab es in Ailringen eine Schule. Sie wurde um 1675 von rund sechzig Schülern besucht. Das Schulhaus wird 1783 als stark erneuerungsbedürftig bezeichnet. Evangelische zu Hohebach.
Patrozinium: St. Martin
Ersterwähnung: 1313
Jüdische Gemeinde: 1659 werden erstmals Juden in Ailringen erwähnt; 1750 waren es fünf Familien, 1807/08 siebzehn Personen.

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