Jagstberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1228

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der als »Jaghesperch« 1228 erstmals erwähnte Ort entstand als Burgsiedlung in Spornlage und nahm vermutlich mehrere ältere Siedlungen in sich auf. Allerdings waren der Entwicklung zumal als Stadt stets enge Grenzen gesteckt. Die Gesamtfläche von Stadt und Burgbezirk umfasste im Mittelalter nur 1,7 Hektar. Umgeben war sie von einer starken Befestigung mit ursprünglich zwei Toren (Oberes und Unteres). Prägendes Element der Topographie war lange Zeit die auf dem höchsten Punkt gelegene, 1275 erstmals erwähnte Burg. Im Bauernkrieg beschädigt, wurde sie 1782 abgebrochen; der Bergfried folgte 1822. Das 1614 erbaute Amtshaus wurde 1781 der Pfarrei überlassen und dient seither als Pfarrhaus. Weitere nennenswerte Gebäude sind das Rathaus (16./17. Jahrhundert), die Kelter (16. Jahrhundert) und das ehemalige Gasthaus zum Adler (18. Jahrhundert). Der Streuweiler Hoffeld war ursprünglich ein würzburgischer Schafhof; nachdem dieser 1781 in vier Höfe zerschlagen worden war, entstand die nunmehrige Weilersiedlung. Der Wohnplatz Hohenrot wird 1304/06 als »Hohenrode« erwähnt. Bereits Ende des 15. Jahrhunderts scheint sich der Hof zu einem Weiler entwickelt zu haben. Um 1700 beanspruchte Würzburg dort sowohl das geistliche als auch das weltliche Gericht. Durch Abtrennung vom (Oberen) Railhof (1321) entstand zu unbekannter Zeit der Untere Railhof. Seidelklingen wird erstmals 1245 (»Sigilinclingen«) mit Besitz des Würzburger Neumünsterstifts erwähnt. Die dortige Begüterung der Herren von Hohenlohe (1300) war würzburgisches Lehen und gehörte ursprünglich den Herren von Krautheim. Daneben treten als Inhaber von Gerechtsamen die Klöster Schöntal (1334) und Gnadental (1431) sowie die Herren von Mulfingen (1336) in Erscheinung. Die im südwestlichen Teil der Gemarkung gelegenen Weiler Arnoldshausen (»Arnoltshawsen«) und Karletzhausen (»Keroltshawsen«), das nordwestlich von Jagstberg gelegene Lynenberg (1303/06 »Liebenberg«) und das südwestlich gelegene Weidelbronn (»Weydelbrunn«) waren 1494 bereits wüstgefallen. Der zwischen 1588 und 1617 erlassenen Zentordnung zufolge lag das 1357 erstmals erwähnte und 1494 gleichfalls abgegangene »Teygelbrun« nicht auf der Gemarkung des Weikersheimer Ortsteils Neunbronn, sondern auf Jagstberger Gebiet. Im Wald Grund südwestlich von Jagstberg gibt es einen vorgeschichtlichen Grabhügel. Jagstberg hat sich im Gewann »Unteres Hag« in den letzten Jahren vergrößert hat.
Historische Namensformen:
  • Jagesperch 1228
  • Jaghesperch
  • Jagesberg
Geschichte: Von alters her war Jagstberg Sitz einer Zent und damit eines Hochgerichts. Im Jahr 1300 gehörten das Niedergericht und ein Drittel der Burg als würzburgisches Lehen den Herren von Hohenlohe-Brauneck. Die Burg samt Zugehörungen war 1275 von den Herren von Ebersberg dem Hochstift Würzburg zu Lehen aufgetragen worden. Nach 1300 kam es zu Besitzverschiebungen, in deren Folge den Hohenlohe-Brauneck 1340 drei Viertel der Burg und der Ort zu Eigentum gehörten, während das restliche Viertel der Burg weiterhin von Würzburg zu Lehen ging. Vermutlich gelangte in dieser Zeit auch das Eigentumsrecht am Niedergericht vom Hochstift Würzburg an die Herren von Hohenlohe-Brauneck. Letztere verkauften ihren Besitz 1340 an die Herzöge von Bayern, die den ganzen Komplex 1347 als Pfand an Hohenlohe weiterreichten. Es folgten noch zahlreiche weitere Besitzerwechsel: Nachdem die Pfandschaft kurze Zeit (1358/59) in den Händen der Landgrafen von Leuchtenberg war, fiel sie an die Hohenlohe zurück, die 1360 auch die noch bestehenden Ansprüche der Braunecker Linie aufkauften. Bereits 1377 veräußerten die Hohenlohe die Pfandschaft (Amt Jagstberg) wieder an die von Zellingen, die sie noch 1382 innehatten. Wenige Jahre später war die Herrschaft in Würzburger (1386) und 1387 wieder in Hohenloher Hand. 1387 schließlich verkauften die Herzöge von Bayern ihre Jagstberger Rechte den Bischöfen von Würzburg, die 1406 auch die letzten hohenlohischen Rechte hinzuerwarben. Allerdings verpfändete Würzburg die neuerworbene Herrschaft bereits 1388 an die Hofwart weiter, die den Ort noch 1395 innehatten. 1411/12 folgten die von Rosenberg; deren Nachfolger waren die Horneck von Hornberg (1428/43) und die von Absberg (seit 1444). Von 1470 an ist wieder ein würzburgischer Amtmann nachzuweisen, und seither war Jagstberg – abgesehen von einem nochmaligen, diesmal kriegsbedingten hohenlohischen Intermezzo 1632/34 – auf Dauer im Besitz des Hochstifts. Um 1700 hatte Würzburg sämtliche obrigkeitlichen Rechte zu beanspruchen: Frondienste, Folge, Reise, Zoll, Landschatzung (jedoch Freiheit von Bede), Leibeigenschaft, Besthaupt, Erbhuldigung, Grund und Boden, Gericht, Gebot und Verbot, Zent beziehungsweise Hochgericht und Wildbann. Erst im Zuge der Säkularisation fiel Jagstberg 1802/03 erneut an Hohenlohe, um schließlich mit der Mediatisierung 1806 unter württembergische Souveränität zu gelangen. 1340 wurde Jagstberg mit Gelnhäuser Recht zur Stadt erhoben. Eine Stadtordnung erließ die Herrschaft 1586. Die ergänzte »Bürgerliche gemeine Ordnung« von 1591 erwähnt auch das Amt des Bürgermeisters. Nach einer 1593 aufgezeichneten Stadtgerichtsordnung bestand das Stadtgericht zu gleichen Teilen aus Jagstberger und Mulfinger Schöffen. Das Rathaus wird 1590 erwähnt. Wie andere Städte war auch Jagstberg hinsichtlich der Abgabenlast besser gestellt als sein Umland; Ende des 17. Jahrhunderts waren die Stadtbewohner von Bede, Besthaupt und Leibhühnern befreit, nur bei Tod außerhalb der Stadt war das Besthaupt fällig. Der in »Geschreie« eingeteilte Zentbezirk umfasste dem Jagstberger Zentbrief von 1494 zufolge neben Jagstberg einen großen Teil der heutigen Gemarkung von Mulfingen. Zusammen mit Mulfingen stellte Jagstberg zwölf der 24 Zentschöffen (1590); der Sitz des Gerichts wurde Ende des 15. Jahrhunderts von Mulfingen nach Jagstberg verlegt. Eine Adelsfamilie, die von Jagstberg den Namen führte, findet erstmals 1228 Erwähnung. Das Geschlecht war offenbar mit den Herren von Langenburg verwandt und möglicherweise eine Seitenlinie der Herren von Mulfingen. Später nannte es sich nach Ebersberg bei Backnang. Letztmals begegnen die Jagstberger 1363, die Ebersberger 1415. Zu den Zugehörungen der 1275 erwähnten Burg zählten zweifellos auch grundherrliche Rechte. Beim Übergang Jagstbergs von den Herren von Hohenlohe-Brauneck an die Herzöge von Bayern werden 1340 entsprechende Gerechtsame genannt. Daneben sind diverse andere Herren bezeugt, darunter die von Wolmershausen und von Morstein (1390). Im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts war der Ort auch hinsichtlich der Grundherrschaft ganz würzburgisch. Bis 1357/59 hatten die von Lihental gegenüber Hohenlohe auf ihre davor bestehenden Ansprüche an den Zehnt zu Jagstberg verzichtet. Hernach trugen die von Stetten den Zehnt dem Hochstift Würzburg zu Lehen auf (1447), 1473 hatten die Stetten einen weiteren Anteil von Hohenlohe zu Lehen; 1485 erscheinen die von Neuenstein im Besitz des halben Groß- und Kleinzehnten. Das Hochstift Würzburg erwarb 1497 die Hälfte der von Stetten. Um 1700 gehörte eine Hälfte des Stadtzehnten Würzburg, in die andere teilten sich Hohenlohe und Stetten. Jagstberg gehörte bis 1809 zum Oberamt Nitzenhausen, bis 1811 zum Oberamt Ingelfingen, dann zum Oberamt, seit 1938 Landkreis Künzelsau.
Ersterwähnung als Stadt: 1340
Wirtschaft und Bevölkerung: Erste Anhaltspunkte für Einwohnerzahlen datieren aus der Zeit um 1530, als es in Jagstberg 26 und in Seidelklingen sechs würzburgische Hintersassen gab, woraus auf etwa 120 beziehungsweise 25 Seelen zu schließen ist. Im dritten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts wurden in Jagstberg 81 (circa 360 Einwohner), in Hohenrot neun (circa 40) und in Seidelklingen 18 (circa 80) erwachsene Männer gezählt. Die Zahl der Kommunikanten in der Pfarrei belief sich 1669 auf rund 250. Um 1700 gab es in Jagstberg 44 Bürger (circa 200 Einwohner), in Hohenrot und Seidelklingen jeweils dreizehn (circa 60) würzburgische Untertanen. Die Zahl von 48 Haushalten (circa 215 Einwohner) im Jahr 1781 dokumentiert, dass die Einwohnerzahl sich im Lauf des 18. Jahrhunderts nur unwesentlich veränderte. 1807/08 zählte Jagstberg 298 Seelen, Seidelklingen 79 und Hohenrot 77. Die Ackerflur wurde nach den Grundsätzen der Dreifelderwirtschaft bearbeitet. Der Weinbau, von dem auch eine Kelter zeugt (1544), ging seit etwa 1800 stetig zurück. Das Gewerbe spiegelt sich in der 1591 ergänzten Gemeinen Ordnung, in der Regelungen für die Bäcker, Metzger, Müller und Wirte getroffen sind. Der Flurname »Eisengrube« südöstlich von Seidelklingen weist auf dort möglicherweise unternommenen Eisenerzabbau hin. Der Gesundheit der Bevölkerung dienten eine Badstube (1588) sowie eine Hebamme (1797).

Name: abgegangene Burg
Datum der Ersterwähnung: 1275

Ersterwähnung: 1323
Kirche und Schule: Ursprünglich gehörte Jagstberg zur Pfarrei Mulfingen. Bereits zum Jahr 1323 ist eine von den Herren von Hohenlohe-Brauneck gestiftete »capella sita in castro Jagesberg« nachweisbar (1526 Sankt Burchard). Das Patronatsrecht stand stets in Verbindung mit der Burg. Im 16. Jahrhundert wurde der Ort von der Reformation erfasst; vielleicht war sogar 1590/92 in Jagstberg selbst ein evangelischer Geistlicher tätig. Im Zuge der hernach massiv betriebenen Gegenreformation erfolgte die schrittweise Ausgliederung Jagstbergs aus dem Mulfinger Pfarrverband. 1592 erhielt die Kapelle einen Taufstein und ein Sakramentshäuschen; der Kaplan wurde als Vikar tituliert. Die definitive Abtrennung von Mulfingen und Erhebung zur eigenständigen Pfarrei erfolgte 1597. 1610 kamen Hohenrot und Seidelklingen zu der neuen Pfarrei. Damals wurde auch die Mulfinger Frühmesse mit Jagstberg vereinigt. Die Eingliederung Weldingsfeldens in die Pfarrei erfolgte 1628. Zuständig war das Landkapitel Krautheim. 1728 wurde die Errichtung einer Corpus-Christi-Bruderschaft genehmigt. Der Bau der heutigen Kirche war spätestens 1602 abgeschlossen; in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgte die Ausgestaltung des Inneren. Ein Schulmeister ist für das erste Drittel des 17. Jahrhunderts bezeugt. Weil das alte Schulhaus 1754 zu klein und baufällig war, wurde ein Neubau geplant, konnte jedoch wegen der Weigerung der Filialorte Hohenrot und Seidelklingen, sich an den Kosten zu beteiligen, zunächst nicht ausgeführt werden. 1758 lag die Schülerzahl bei etwa hundert. 1781 wurde ein Stipendium (Freischule) gestiftet, das den Kindern der Jagstberger Bürger einen unentgeltlichen Schulbesuch ermöglichen sollte. Die katholische Pfarrkirche St. Burchard wurde bis 1602 anstelle der Kapelle unter Bischof Julius Echter als schlichte einschiffige Halle erbaut und erhielt im 18. Jahrhundert ihre barocke Ausstattung. Evangelische zu Buchenbach.
Patrozinium: St. Burchard
Ersterwähnung: 1526

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