Neuenstein - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1230

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Neuenstein wurde um die Wende zum 13. Jahrhundert als Burg an einer Handelsstraße gegründet. Der 1230 erstmals belegte Ortsname ist charakteristisch für die Zeit und bezeichnet die auf einem Fels (Stein) neu angelegte Burg (»Nuwenstein«). Die Siedlung vor der Burg entstand als Weiler zur Versorgung der Herrschaft und ihres Gesindes. Die schon davor waldarme Gemarkung wurde urbar gemacht und von den Ritteradligen von Neuenstein, später den Hohenlohe weiter ausgebaut. Im späten Mittelalter hatte der Ort eine Gesamtfläche von 3,5 Hektar, allein der Bereich der Burg umfasste mehr als 0,4 Hektar. Die Stadtmauer ist stellenweise noch heute erhalten; von den Ende des 18. Jahrhunderts erwähnten drei Toren und Türmen steht nur noch der Bürgerturm. Acht Röhrenbrunnen sowie sechs Pump- und Ziehbrunnen dienten der Wasserversorgung. Eine kleine Vorstadt entstand im 18. Jahrhundert im Norden der Altstadt. Um 1790 hatte Neuenstein 296 Feuerstellen, 145 Häuser und 319 Haushaltungen. Der Stadt waren drei Höfe eingebürgert, die noch heute als Wohnplätze bestehen. Der Klumpenhof (»Rystenbach«, auch Reistenbacher Hof oder Reistenhof) wird erstmals 1408 erwähnt, der Eichhof 1450, die Bernhardsmühle (auch Ziegelmühle) hingegen nicht vor dem 17. Jahrhundert. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts umfassten der Klumpenhof und die Bernhardsmühle je vier Häuser, der Eichhof sechs. Abgegangen sind der östlich der Stadt gelegene Ahelfinger Hof, nach dem sich ein Zweig der ritteradligen Familie von Neuenstein nannte und der noch im 17. Jahrhundert bestand. Im Nordwesten der Stadt lag der ebenfalls bis ins 17. Jahrhundert nachweisbare Schafhof. Der außerhalb des Orts gelegene, seit 1359 bezeugte Hagenhof, auch Treuchtlinger Hof genannt, ging in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ab. Der 1252 erstmals erwähnte Stretelnhof (1428 »Tretel«) könnte am Weg nach Großhirschbach gelegen haben. Zwischen Untersöllbach und Eschelbach, Cappel und Baierbach lag die Siedlung Niederweiler, die Mitte des 13. Jahrhunderts als »inferius wilaer prope Niwenstein« in den Quellen auftaucht und Ende des 15. Jahrhunderts wieder daraus verschwindet. Mit seinem Wasserschloß liegt Neuenstein am künstlich gestauten Epbach. Den Grundriß der alten Stadt bestimmt die mittelalterliche Stadtmauer. Sie umgab das vom Schloß im Tal ausgehend den Hang hinaufgewachsene Städtchen in einem unregelmäßigen Rechteck. In nordöstlicher Richtung führt die Hauptstraße aus der Altstadt und erschließt die kleine Vorstadt des 18. Jahrhunderts sowie die Wachstumsgebiete aus dem 19. Jahrhundert am Bahnhof. In neuerer Zeit ist die Stadt besonders an den umliegenden Hochflächenhängen im Westen, Norden, Оsten und Süden gewachsen. Wohnsiedlungen entstanden nach dem zweiten Weltkrieg unter anderem in den Gebieten »Sophienberg«, »Krummen Rain«, »Oberer Berg«, »Krappenfeld« und die Eschelbacher Siedlung. Industrie ließ sich im Bereich »Hochfeld« nieder.
Historische Namensformen:
  • Nuwenstein 1230
  • Niwenstein
Geschichte: Die ältesten nachweisbaren Rechte in Neuenstein und Umgebung hatte das Hochstift Regensburg. Als dessen Amtsträger und Lehnleute fungierten hier spätestens seit dem frühen 13. Jahrhundert die Ministerialen beziehungsweise Ritteradligen von Neuenstein. Auf dem felsigem Grund des durch die Bäche Bernbach und Epbach geschützten Areals stand ihre Wasserburg, nach der sie den Namen führten und die ihr Herrschaftszentrum bildete. Durch Rodung und Urbarmachung bauten sie am Rand des Ohrnwalds nach und nach ihre Position aus. Allerdings war die Burg Neuenstein bereits 1315 im Besitz der Herren von Hohenlohe, ohne dass die Modalitäten und der genaue Zeitpunkt des Besitzwechsels bekannt wären. Auf jeden Fall bestand seither eine lang andauernde Konkurrenz zwischen den Herren von Hohenlohe und denen von Neuenstein um den Einfluss am Ort und in dessen Umgebung; die Neuensteiner wurden nur allmählich zurückgedrängt. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Dominanz der Hohenlohe war das 1351 von König Karl IV. gewährte Stadtrechtsprivileg, das die Befestigung des hohenlohischen Areals mit Mauern und Gräben sowie die ausschließliche hohe Gerichtsbarkeit für den Stadtherren ermöglichte. Daneben hatte Hohenlohe Vogteirechte über den örtlichen Besitz des Klosters Gnadental. Die Niederadligen von Neuenstein konnten einzelne Gerechtsame bis ins 15. Jahrhundert bewahren, darunter bis 1408 eine Mühle (Riestenbachmühle, heute Klumpenhof) unterhalb der Stadt und etwa 60 Morgen Grundbesitz, den sie allerdings weiterverliehen hatten. Ende des 14. Jahrhunderts wurde Neuenstein Sitz eines hohenlohischen Amts, zu dem im 17. Jahrhundert die Stadt Neuenstein mit Eichhof, Cappel, Döttenweiler, Eckartsweiler, Emmertshof, Großhirschbach, Grünbühl, Haberhof, Kleinhirschbach, Klumpenhof, Lohe, Löschenhirschbach, Obereppach, Platzhof, Stolzeneck, Tannen, Untereppach, Wüchern, Weinsbach, Waldsall und Ziegelmühle gehörte; Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der Amtssprengel überdies Tiefensall, Friedrichsruhe, Ober- und Untermaßholderbach sowie Orendelsall. Bei der hohenlohischen Teilung 1455 fiel Neuenstein an Albrecht II., der es zum Zentrum seiner Herrschaft machte und ausbaute. Seiner Mutter diente das Schloss als Witwensitz. Als 1490 erneut geteilt wurde, gelangte Kraft VI. in den Besitz Neuensteins samt Zugehörungen. 1495 war die Burg bereits soweit ausgebaut, dass auf dem Heimweg vom Wormser Reichstag König Maximilian I. dort ehrenvoll empfangen und genächtigt werden konnte. Seit der hohenlohischen Hauptlandesteilung von 1553/55 bildete Neuenstein über Generationen hinweg das Zentrum eines der beiden hohenlohischen Hauptstämme. Graf Ludwig Kasimir baute die mittelalterliche Burg zum Renaissanceschloss aus und zu einer für seine Zeit modernen Residenz. In unmittelbarer Nähe des Schlosses errichtete er wichtige Gebäude wie die Zehntscheune und die herrschaftliche Kanzlei. Die Residenzfunktion Neuensteins endete erst 1699 mit dem Tod des Grafen Wolfgang Julius. Seither gehörte die Stadt zur Herrschaft Hohenlohe-Oehringen und war der Residenz im benachbarten Öhringen nachgeordnet. Bedeutendste Grundbesitzer auf der Gemarkung waren neben den Niederadligen von Neuenstein schon sehr früh die Herren von Hohenlohe; bereits 1252 ist mit dem Stretelnhof erster hohenlohischer Grundbesitz bezeugt. Mit dem Erwerb der Burg kam wohl ein größeres Areal in deren Nähe hinzu. Das Gültverzeichnis von 1357 gibt die Hohenlohe als die maßgebliche Grundherrschaft am Ort zu erkennen. Alle anderen Grundbesitzer waren nur von zweitrangiger Bedeutung, darunter der Kirchenheilige von Neuenstein, die von Eschelbach und von Stetten sowie infolge von Erwerbungen während des 14. Jahrhunderts das Hospital in Öhringen, das Stift Komburg und das Kloster Gnadental. 1488 kauften die Hohenlohe den verbliebenen Besitz der Familie von Neuenstein mit einem Umfang von 60 Morgen Land auf und verfügten seither über fast den gesamten Grundbesitz am Ort. Ein Teil gelangte 1553 an den Senior des Gesamthauses und wurde von diesem als Mannlehen ausgetan, der überwiegende Teil jedoch war seit der Hauptlandesteilung 1553/55 im Besitz der Neuensteiner Linie. Der Zehnt gehörte ursprünglich dem Stift Öhringen, das ihn im Verlauf des 15. Jahrhunderts an Hohenlohe verkaufte. 1476 hatten auch die Berlichingen einen Anteil. Spätestens seit 1672 war die Linie Hohenlohe-Neuenstein alleiniger Zehntherr auf der ganzen Gemarkung. 1411 ist in Neuenstein erstmals ein Richter belegt, 1486 finden darüber hinaus Schultheiß und Bürgermeister Erwähnung, 1495 auch Viertelsmeister. Das bis heute bestehende Rathaus stammt in seinem Untergeschoss aus dem 16. Jahrhundert, im übrigen wurde es 1743 fertiggestellt. Eine erste Stadtordnung datiert von 1550, die letztmalige Aufzeichnung städtischer Rechte von 1672. 1509 wurde der Stadt von Kaiser Maximilian I. ein Wappen verliehen. Ein städtisches Siegel ist erstmals zum Jahr 1512 bezeugt. Neuenstein verfügte über eigene Einnahmen, darunter die Bede und die Nachsteuer; innerhalb ihrer Grenzen war der Stadt auch das herrschaftliche Geleit delegiert; folgerichtig hatte sie Anteil an den Erträgen des örtlichen Zolls. Auf dem Rathaus gab es eine große Fruchtschüttung. 1462 wurde der Kommune der Langensaller Zehnt als Unterpfand verschrieben; überdies verfügte sie über mehrere Häuser und ein eigenes Schäfereirecht. Nach dem Anfall an Württemberg 1806 war Neuenstein bis 1809 Oberamt und gehörte seitdem zum Oberamt, 1938 Landkreis Öhringen. — Schloß Neuenstein wurde im 13. Jh. als Wasserburg zwischen Epbach und Bernbach errichtet. Der Bergfried und Teile der Untergeschosse stammen aus der Erbauungszeit. Nach einzelnen Umbauten im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Burg 1556/64 unter dem Heilbronner Baumeister Balthasar Wolff zu einer mächtigen Renaissance-Vierflügelanlage mit vier Ecktürmen erweitert. Die skulpturen- und wappengeschmückten Portale stammen aus dem 16. Jahrhundert. Nach 1698 diente das Schloß nur als Amtssitz und verfiel zusehends, trotz einzelner Renovierungsmaßnahmen. Im 18./19. Jahrhundert Sitz der Stiftung »Institut Neuenstein« (Waisenhaus, Altersheim, Manufaktur). Nach dem Rückerwerb durch das Haus Hohenlohe-Oehringen wurde der Kaisersaal seit 1873 restauriert, 1878 ein Museum eingerichtet. Umfassende Renovierungsmaßnahmen durch Bodo Ebhardt seit 1907 wurden durch den ersten Weltkrieg abgebrochen. Aus dieser Zeit stammen die Renaissance-Ziergiebel am ursprünglich nicht vorhandenen vierten Obergeschoß, die hofseitige Arkadengalerie, der Neubau der Galerie am Südflügel und das Lusthaus. Von den älteren Bauteilen sind der Kaisersaal, das Königsgewölbe und die Schloßkirche im wesentlichen unverändert. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Schloß erneut zum größten Teil als Museum eingerichtet. Neu geschaffen wurde der Rittersaal. Außerdem wurde durch Konzentration der auf zahlreiche Stellen verteilten schriftlichen Überlieferung der hohenlohischen Verwaltungen das Hohenlohe-Zentralarchiv errichtet (seit 1971 in staatlicher Verwaltung). Aus Neuenstein stammen: Graf Philipp zu Hohenlohe-Neuenstein (1550-1606), Generalleutnant über Holland, Seeland und Westfriesland, Schwiegersohn Wilhelms von Oranien; Graf Georg Friedrich zu Hohenlohe-Weikersheim (1569 — 1645), militärischer Führer im böhmischen Aufstand 1618, schwedischer Generalstatthalter im Schwäbischen Reichskreis 1631/34, zweimal in der Reichsacht; sein Bruder Graf Kraft zu Hohenlohe-Neuenstein (1582 — 1641), 1632/34 schwedischer Generalstatthalter im Fränkischen Reichskreis; sein Sohn Graf Wolfgang Julius (1622 — 1698), am Erfolg über die Türken bei St. Gotthard an der Raab 1664 entscheidend beteiligt, 1666 kaiserlicher Generalfeldmarschall; Wendel Hipler (gestorben 1526), hohenlohischer Sekretär, 1525 einer der bedeutendsten politischen Anführer im Bauernkrieg; Wolfgang Weber, genannt Textor (1638 — 1701), Professor in Altdorf und Heidelberg, Syndikus in Frankfurt und Ururgroßvater Goethes.
Ersterwähnung als Stadt: 1351
Wirtschaft und Bevölkerung: Die ursprünglich sicher nur geringe Bevölkerung des Burgweilers nahm mit dem Ausbau der Ortschaft kontinuierlich zu. Die Lage an einer vielfrequentierten Straße und die Erhebung zur Stadt dürften dem Zuzug von Neubürgern förderlich gewesen sein. Allerdings genossen die Stadtbewohner noch im 17. Jahrhundert keine Freizügigkeit. 1357 werden achtzehn Gültzahler genannt, 1411 bereits mehr als doppelt so viele (37); hochgerechnet auf die Einwohnerzahl entspricht das etwa hundert beziehungsweise zweihundert Seelen. Die Bevölkerung nahm im 15. und 16. Jahrhundert weiter zu, ging aber während des Dreißigjährigen Kriegs trotz des Zuzugs von Menschen aus der Umgebung markant zurück. Allein in den Jahren 1634/35 soll es in Neuenstein rund 1100 Tote gegeben haben. In der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl wieder an; um 1790 gab es in der Stadt 271 aktive Untertanen und 25 Schutzverwandte respektive 1341 Einwohner. Der Ortsteil Bernhardsmühle hatte damals 22 Einwohner (vier aktive Untertanen), Eichhof 25 (sechs aktive Untertanen) und Klumpenhof neunzehn (vier aktive Untertanen). Im 15. Jahrhundert bildete sich in der Stadt im Zusammenhang mit der gräflichen Residenz ein Kreis vermögender Familien (»ehrbare Leute«) heraus. Damals und bis um die Wende zum 18. Jahrhundert wohnten hier nicht zuletzt höherrangige Bedienstete der Herrschaft. Das Erwerbsleben in Neuenstein war ungeachtet der Residenz stark landwirtschaftlich geprägt. Die Gemarkung hatte fruchtbare Böden, auf denen Ende des 18. Jahrhunderts Korn, Dinkel, Gerste, Hafer, Rüben, Raps, Flachs, Hanf, Erbsen, Linsen, Wicken, Kartoffeln, Dottern und Klee angebaut wurden. In größerem Umfang betrieb man auch die Baumzucht; an Ackerrändern und gemeinen Wegen wurden vor allem Birnbäume gepflanzt. Weinbau ist seit 1411 belegt, allerdings kam ihm keine größere Bedeutung zu. Eine Kelter findet im 16. Jahrhundert Erwähnung; 1622/23 wurde sie durch einen herrschaftlichen Neubau ersetzt. Die umliegenden Wiesen lieferten allzeit reichlich Futter und förderten so die Viehhaltung. 1806 gab es in Neuenstein als Zugvieh 32 Pferde, dreißig Ochsen und zwei Stiere. In vier Seen wurden Fische gezüchtet. Außerdem hatte Neuenstein sowohl eine herrschaftliche als auch eine städtische Schäferei. Neben der Landwirtschaft entfalteten sich, begünstigt durch den Herrschaftssitz, allmählich auch Gewerbe und schließlich eine Protoindustrie. Bereits 1499 gab es drei Mühlen, die Herren-, die Grönigs- und die Schwarzenbergersmühle, um 1630 obendrein eine Windmühle; auch Bernhardsmühle hatte eine Mahlmühle. 1616 war in Neuenstein ein Goldschmied tätig, der auch als Münzmeister an der von 1621 bis 1625 am Ort bestehenden gemeinschaftlichen Münzstätte der Hohenlohe-Neuensteiner Linien fungierte. 1667 entstand eine herrschaftliche Walke, die 1764/65 verkauft wurde. Eine am Schleifsee gelegene Mühle wurde zu jener Zeit als Achatschleifmühle betrieben. Seit Ende des 18. Jahrhunderts existierte eine Ziegelhütte, Steinbrüche dienten der Gewinnung von Baumaterial. Damals wurde auch ein Zucht-, Arbeits- und Waisenhaus eingerichtet, für dessen Produkte bei den hohenlohe-oehringischen Untertanen die Pflicht zur käuflichen Abnahme bestand. Desweiteren gab es eine Tuchmanufaktur, die spanische, englische und inländische Wollen verarbeitete, sowie eine Baumwollfabrik, die ein zugewanderter Pole eingerichtet hatte; derselbe Unternehmer betrieb auch eine Schönfärberei. Außerdem arbeitete in Neuenstein eine Puder- und Stärkefabrik. 1672 bestanden in der Stadt vierzig Handwerks- und Gewerbebetriebe; mit dem Verlust der Residenzfunktion an Öhringen ließ jedoch das Handwerk seit 1699 insgesamt nach. Die meisten Hofbediensteten zogen weg. Immerhin gab es in Neuenstein Ende des 18. Jahrhunderts einen Hofapotheker und drei Chirurgen, einen Hofbäcker, fünf Bäcker, neun Metzger, einen Bierbrauer, fünf Wirte – zum Ross, zum Adler, zur Krone, zum Grünen Baum, zum Ritter –, sieben Schneider, sieben Schuhmacher, sechs Weber, vier Rotgerber, drei Tuchmacher, zwei Hutmacher, zwei Färber, zwei Seiler, einen Knopfmacher, einen Strumpfweber, einen Säckler, einen Zeugmacher, sieben Maurer, zwei Steinhauer, einen Glaser; fünf Zimmerleute, drei Schreiner, drei Küfer, zwei Dreher, drei Wagner, zwei Schmiede, einen Schlosser, einen Sattler, einen Kärcher, einen Weingärtner, einen Kaufmann, einen Stadtmusikanten, einen Obertorwärter, einen Höfner und zwanzig Tagelöhner. Die meisten Einwohner verfügten über eine kleinere oder größere Landwirtschaft oder ein paar Weinberge; am umfangreichsten war der entsprechende Besitz des Wirts zum Ritter (21 Morgen Äcker). Mit dem 1351 erteilten Stadtrecht war auch ein Wochenmarkt verbunden. Später fanden überdies jährlich zwei Krämermärkte statt, jeweils am 1. Mai und 15. August, sowie drei Viehmärkte am Dienstag nach Lichtmess (Anfang Februar), am 2. Mai und am Dienstag vor Andreae (Ende November). Bedeutend war vor allem der Vieh- und Getreidehandel. Christian Vollmer aus Neuenstein ließ im späten 18. Jahrhundert Ochsen im Wert von jährlich 300 000 oder 400 000 Gulden nach Paris treiben.

Name: Wasserschloss Neuenstein
Datum der Ersterwähnung: 1230

Ersterwähnung: 1357
Kirche und Schule: Ursprünglich gehörte Neuenstein zur Öhringer Stiftspfarrei; noch im späten Mittelalter wurden dorthin jährlich Kreuzwochen-Wallfahrten unternommen. Spätestens 1357 hatte Neuenstein einen Heiligen und mithin ein eigenes kleines Gotteshaus, das der Muttergottes geweiht war; es lag südlich der heutigen Kirche. Eine Burgkapelle war ebenfalls vorhanden. Der Heilige der städtischen Kapelle verfügte über Güter zu Neuenstein (darunter die Badstube) und Untereppach. 1365 wurde in das Gotteshaus eine Frühmesse respektive Kaplanei gestiftet und in der Folgezeit reich begabt. Zu den Pfründgütern gehörten zahlreiche Äcker auf Neuensteiner Gemarkung, seit 1387 der halbe Hof zu Hohebuch und Einkünfte in Sindringen, seit 1437 der Emmertshof, seit 1482 Güter in Mainhardtsall, Hirschbach und Döttenweiler (im Tausch gegen den halben Hof in Hohebuch) sowie seit 1494 Gülten zu Sailach und Westernach. Das Patronatsrecht der Kaplanei lag bei den Grafen von Hohenlohe. Seit 1450 wurde ein Kirchenneubau ins Auge gefasst und durch Hohenlohe kräftig gefördert. Die Herrschaft erreichte Ablässe für die Besucher und Förderer der Marienkapelle und stiftete ein Heiltum, eine Sammlung von verschiedenen Reliquien, die teils in der Kirche, teils in der Burg verwahrt wurden. 1469 beauftragte der Papst den Abt von Schöntal, die Verselbständigung der Neuensteiner Kirche zu betreiben. Graf Albrecht II. (gestorben 1490) bestimmte die Kirche zu seiner Grablege. 1490 wurde dem Elisabeth-Altar der Marienkirche das Vikariat in Neufels übertragen, dessen Pfründe zuvor mit einem Drittel des Zehnten zu Riedbach dotiert war. Zur Gründung einer eigenen Pfarrei kam es schließlich 1499. Ihr Sprengel umfasste von Anfang an Neuenstein, das Schloss und die Stadt, die drei örtlichen Mühlen, Obersöllbach, Unter- und Obereppach, Eichhof, Hohrain, Pfaffenweiler, Kesselfeld, Grünbühl, Lohe, Tannen, Wüchern, Löschenhirschbach, Döttenweiler, Groß- und Kleinhirschbach, Mainhardtsall, Hohensall und Metzdorf; später kamen noch Stolzeneck und Steinsfürtle hinzu. Hohensall, Kesselfeld, Mainhardtsall und Metzdorf schieden im späten 17. Jahrhundert aus dem Kirchspiel aus. Auch die Kapelle in Tiefensall war seit 1499 Filial von Neuenstein. Die Reformation fand um 1550 Eingang und wurde 1556 endgültig durchgeführt. Seit 1579 war Neuenstein Sitz einer Spezialsuperintendentur. Die heutige Kirche entstand 1609/10 in der Nähe des Vorgängerbaus unter Georg Kern. Einzige spätere Zutat ist der 1699 errichtete pavillionartige Vorbau, der zur Aufnahme des Kenotaphs des Grafen Wolfgang Julius dienen sollte. 1738/40 wurde das Kirchenschiff ausgebaut und eine Stuckdecke angebracht. An der Choraußenwand, in der Vorhalle und in der Kirche selbst befinden sich zahlreiche Grabplatten und Grabdenkmäler des 16. und 17. Jahrhunderts, von denen einige Michael Kern zugeschrieben werden. Schöpfer des heute im Chor aufgestellten Kenotaphs des Grafen Wolfgang Julius dürfte Johann Jakob Sommer gewesen sein. Ein Friedhof ist seit 1365 bezeugt. Der heutige, östlich der Stadt gelegene Friedhof wurde im beginnenden 17. Jahrhundert angelegt, 1626 ummauert und 1795 sowie 1850 erweitert. Die Friedhofskapelle erfuhr 1629 eine Renovierung. Ein Pfarrhaus ist seit 1626 nachgewiesen. Von 1556 bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts wirkte in Neuenstein neben dem Pfarrer ein Hofprediger. 1629 errichtete die Herrschaft zum Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem Gotteshaus zwischen dem Schloss und der Kirche einen Kirchgang. Die unter dem Chor angelegte Gruft diente als Grablege der Linie Hohenlohe-Neuenstein-Neuenstein. Bereits im späten Mittelalter hatte Neuenstein außerhalb der Stadtmauern ein Siechenhaus. Im 16. Jahrhundert wurde ein Hospital errichtet, das 1626 in einem Bau von Georg Kern untergebracht wurde. 1777 legte der Fürst zu Hohenlohe-Oehringen dieses mit den Spitälern von Gnadental und Weikersheim zum Neuensteiner Hospital-Institut zusammen, das im Schloss untergebracht wurde. Unverschuldet in Armut geratene Untertanen aus dem Neuensteiner Landesteil wurden hier verpflegt und betreut. Dem Institut war ein Zucht- und Arbeitshaus angeschlossen, das nach 1806 von Württemberg in die Ludwigsburger Anstalt übernommen wurde. Schon im 16. Jahrhundert bestand in Neuenstein eine Lateinschule, an der evangelische Geistliche als Präceptoren unterrichteten, außerdem eine Volksschule mit einem deutschen Schulmeister. 1672 wird erstmals ein Schulhaus erwähnt, das der Herrschaft gehörte. Auch die Kinder aus Bernhardsmühle, Klumpenhof, Eichhof und Untereppach besuchten die Neuensteiner Stadtschulen. Die evangelische Pfarrkirche enthält einen gotischen Chor mit Netzrippengewölbe. Das Schiff wurde 1609/10 von Georg Kern als dreischiffige Halle erneuert. 1699 wurde in einem Anbau das Grabmal des Grafen Wolfgang Julius (gestorben 1698) aufgestellt, das sich heute im Chor befindet. In der Gruft ruhen mehrere Angehörige des Hauses Hohenlohe-Neuenstein. Für die ursprünglich zur Pfarrei Pfedelbach gehörenden Katholiken wurde 1950 die von der Pfarrei Öhringen abhängige Pfarrkuratie Neuenstein errichtet, 1955/58 die Kirche Christkönig erbaut.
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1357

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