Michelbach am Wald - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1250 [um 1250]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Michelbach entstand wohl zur Zeit des hochmittelalterlichen Landesausbaus; sein Name, der sich auf den durch das Dorf fließenden Bach bezieht (mittelhochdeutsch »michel«, groß), begegnet zusammen mit denen mehrerer längst wüstgefallener Weiler in einem Regensburger Hochstiftsurbar aus der Zeit um 1250. Die Siedlung nördlich des Bachs wurde im späten Mittelalter auch Niedermichelbach genannt. In der Rohrklinge, dem Tal des Michelbachs, lag die Burg Alte Gabel mit dem dazugehörigen, zwischen 1370 und 1416 erwähnten Weiler. 1370 verkauften die von Gabelstein ihren Anteil an der Kelter zu »Ytzenklingen bei der Orn«, der noch 1708 genannten herrschaftlichen Eichenklingenkelter; ob es sich bei der Eitzenklinge um den Namen einer wüstgefallenen Siedlung oder nur um einen Flurnamen handelt, bleibt unklar. Das ebenfalls in der Verkaufsurkunde von 1370 erwähnte Rechtenbach lag am gleichnamigen Bach und ging vielleicht schon im 14. Jahrhundert unter. Lüpfersberg (um 1250 »Lupfrichsperch«) lag auf der Hochebene, südlich von Michelbach im Gebiet des Waldes Koppenwiesenschlag. Kloster Gnadental hatte dort 1286 Besitz, der von Regensburg zu Lehen rührte. Die Siedlung wurde vor 1400 aufgegeben; ihre Gemarkung bestand bis ins 18. Jahrhundert fort. Möglicherweise gab es auch eine früh abgegangene Siedlung auf dem Wilfersberg (»in monte ubi moratur Wolforus«, Wolfrichs Berg); dort war 1428 das Stift Öhringen begütert. Die »villa Kabel«, ebenfalls um 1250 erwähnt, lag auf der Hochebene unweit von Obersteinbach (Flurname Gabelmahd), Obermichelbach (»superius Michelbach«) auf dem südlichen Hang oberhalb des Forsthauses Rohrklinge. Mehr als die Hälfte der Gemarkung ist noch heute mit Wald bestockt. Zu literarischem Ruhm brachte es der hier tätige hohenlohische Revierförster Friedrich Bernhard Gäbele (1792–1868) als Titelheld einer Sammlung von Geschichten des Mundartdichters Georg Wilhelm Schrader.
Geschichte: Aus dem Gründungsgut des Stifts Öhringen belehnte das Hochstift Regensburg um 1250 den Ritter Gabel (»Kabel«) von Gabelstein mit den Weilern Michelbach, Obermichelbach und Tommelhardt, dem Dorf (»villa«) Gabel, den Weilern Lüpfersberg und Rechtenbach sowie Gütern in der Ohrn, das heißt im Ohrntal. Von denen von Gabelstein erwarben im späteren 13. Jahrhundert die von Stetten-Buchenbach diese Güter und begründeten so einen eigenen Zweig von Stetten zu Gabelstein. Als die von (Stetten-) Gabelstein 1370 große Teile ihres Besitzes an den Haller Bürger Eberwin verkauften, gehörten zu dem Gerichtsbezirk Michelbach selbst, Obermichelbach, Alten Gabeln, Lüpfersberg, Rechtenbach und die Rohrmühle. Die von Stetten-Gabelstein waren mit zahlreichen Familien des Niederadels und des Stadtadels von Öhringen und Schwäbisch Hall versippt. Allerdings dezimierte sich ihr Besitz durch Erbteilungen und Verkäufe mehr und mehr; bis 1416 erwarben die Herren von Hohenlohe große Teile davon als regensburgisches Lehen. Andere Besitznachfolger waren das Stift und das Spital Öhringen sowie das Kloster Gnadental. Die zu Beginn des 15. Jahrhunderts im Mannesstamm erloschene Familie von Gabelstein trug hier offenbar drei kleinere wohnturmähnliche Burgen von Regensburg zu Lehen: Zum einen die hintere Burg oder Alt-Gabelstein im Forstdistrikt Sommerhalde am Oberlauf des Michelbachs, wo Reste des einstigen Burggrabens noch zu erkennen sind; zum anderen die heute als Gabelstein bezeichnete Burg auf dem Schlossberg, in Spornlage und mit zwei Halsgräben gegen den Berg hin geschützt; und zum dritten lag inmitten des Dorfs eine schon früh abgegangene Wasserburg, deren spärliche Reste 2004 ergraben und gleich wieder verfüllt wurden. Hohenlohe hatte im Gebiet von Michelbach die niedere und die hohe Gerichtsbarkeit, Zoll und Geleit. In der hohenlohischen Hauptlandesteilung 1553/55 fiel das Dorf der Neuensteiner Linie zu und blieb in deren Besitz bis zum Ende des Alten Reiches. Bereits 1419 wird ein herrschaftlicher Schultheiß genannt, jedoch wurde Michelbach erst Mitte des 16. Jahrhunderts Sitz eines Amts und damit Verwaltungsmittelpunkt für einen schließlich bis nach Baumerlenbach und Zweiflingen reichenden Bezirk. 1760/61 trat an die Stelle des Vorgängerbaus von 1554 ein repräsentatives Amtshaus. In den Zehnt teilten sich seit der Reformation die Grafen von Hohenlohe-Neuenstein zu zwei Dritteln und das Stift Öhringen zu einem Drittel. Die Gemeinde verfügte bereits 1482 über eine Badstube und im 16. Jahrhundert über ein Rathaus, das an eine 1593 erneuerte Kelter angebaut war. Zum sogenannten Untergang, der Kontrolle der Güter- und Gemarkungsgrenzen, wurden fünf erfahrene und betagte Männer bestellt, von denen drei aus dem Gericht und zwei aus der Gemeinde zu wählen waren. Michelbach gehörte nach dem Anfall an Württemberg 1806 zum Oberamt Neuenstein, seit 1809 zum Oberamt, seit 1938 Landkreis Öhringen. Das Amtshaus diente der Gemeinde im 19./20. Jahrhundert als Rathaus.
Wirtschaft und Bevölkerung: Nach dem Dreißigjährigen Krieg bestand der Ort aus 95 Wohnhäusern und 47 Scheunen und hatte mithin etwa 450 Einwohner. 1671 lebten in Michelbach 133 Familien mit etwa sechshundert Seelen. Im Jahr 1744 zählte man 121 Haushaltungen von Bauern und Weingärtnern, außerdem rund dreißig Handwerker, darunter mehrere Küfer, woraus auf eine Einwohnerzahl von ungefähr siebenhundert zu schließen ist. 1796 wurden nicht weniger als 795 Dorfbewohner gezählt. Außer dem Getreide spielte bis ins 17. Jahrhundert der Anbau von Hanf und Hopfen eine wichtige Rolle. 1671 wurden 515 Morgen Äcker, 384 Morgen Weinberge und 1520 Morgen Wald bewirtschaftet, dazu etwa 800 Morgen Wiesen und Gärten. Weinbau findet bereits 1271 Erwähnung. Zu seiner Beförderung wurden die Keuperhöhen bis auf die Kuppen gerodet, nachweislich noch 1591. Der Herrschaft gehörten im Dorf mehrere Bannkeltern. In drei Schildwirtschaften wurde das örtliche Gewächs ausgeschenkt. Wichtig war darüber hinaus die Viehzucht und damit verbunden die Waldweide, die vor allem im heutigen Naturschutzgebiet Viehweide, vermutlich der Allmende der Wüstung Lipfersberg, betrieben wurde.

Name: Burg Alte Gabel – Burg Gabelstein – Wasserburg
Datum der Ersterwähnung: 1370 [zwischen 1370 und 1416]

Ersterwähnung: 1458
Kirche und Schule: Vermutlich als Eigenkirche der Herren von Gabelstein entstand eine seit 1458 bezeugte Sankt Nikolaus-Kapelle, die mit Grundbesitz und Einkünften ausgestattet war. Nach der Herrschaftsübernahme durch Hohenlohe wurde sie dem Stift Öhringen unterstellt. Vor 1598 mit einer eigenständigen Pfarrei versehen, wurde die baufällige Kirche 1611 grundlegend renoviert und 1753 durch einen Neubau des Langhauses mit Baumaterial aus den Ruinen von Burg Gabelstein weiter verbessert. Der marode Turm und der gotische Chor wurden 1780 abgebrochen und 1785/86 neu gebaut. Eine Schule wurde bald nach 1571 eingerichtet; 1579 erhielt sie eine erste Ordnung, 1618 einen Neubau für die wachsende Zahl der Schüler. Schulhaus und Pfarrhaus waren herrschaftliches Eigentum. Katholiken zu Pfedelbach.
Patrozinium: St. Nikolaus
Ersterwähnung: 1458

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