Möglingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0787

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf der Gemarkung sind Funde aus der Urnenfelder- und Jungsteinzeit nachgewiesen, desgleichen Gegenstände aus der Bronzezeit und – beim Eisenbahnbau 1911 entdeckt – ein mit wertvollen Beigaben ausgestattetes Grab aus der Latènezeit. Der erstmals zum Jahr 787 bezeugte Ort »Magelingen« entstand auf der Großmarkung des benachbarten Wächlingen an einem Gleithang des Kochers und gehört zur ältesten nachantiken Siedlungsschicht. Dem Ortsnamen liegt ein Personenname zugrunde. 1747 entschlossen sich die Gemeinden Möglingen und Baumerlenbach zum gemeinschaftlichen Bau einer Brücke über den Kocher anstelle der häufig nicht benutzbaren Kocherfurt. Auf der Hochfläche nördlich von Möglingen lag die im Öhringer Stiftungsbrief von 1037 erwähnte, wohl im 9. oder 10. Jahrhundert entstandene Ausbau-Siedlung Rückertshausen (»Ruggartshusen«), die im Dreißigjährigen Krieg wüstfiel. In der Nähe wurde eine römische Villa ergraben. 1037 erhielt das neugegründete Stift die gesamte Gemarkung als Gründungsausstattung. Die Herrschaftsrechte am Ort gelangten um 1250 mit der Vogtei über das Stift an die Herren von Hohenlohe. Nach der Hauptlandesteilung von 1553/55 wurde Rückertshausen durch das hohenlohe-neuensteinische Amt (Langen-)Beutingen verwaltet. Der Flurname Alte Burg an der Gemarkungsgrenze zu Kochersteinsfeld und Mauerreste deuten auf eine früh abgegangene, durch schriftliche Quellen nicht belegte Befestigung hin.
Historische Namensformen:
  • Magelingen 0788
Geschichte: Möglingen gehörte im frühen Mittelalter zum Brettachgau. Hiltisnot, die Schwester des Grafen Morlach, schenkte hier 788 dem Kloster Lorsch sechzehn Hufen Land. Um 1400 war der Ort als würzburgisches Lehen im Besitz der von Adelsheim, aber auch die Herren von Hohenlohe verfügten damals bereits über einzelne Rechte und Besitzungen am Ort. 1454 verkauften die von Adelsheim ihr Lehen an die von Berlichingen, die schließlich nach Auseinandersetzungen mit den Hohenlohe alle herrschaftlichen Rechte an sich bringen konnten. 1606 erwarben die Berlichingen auch die hiesigen Rechte des Klosters Schöntal. Von der Konstituierung der fränkischen Reichsritterschaft im 16. Jahrhundert bis zur Mediatisierung durch Württemberg 1806 war das Dorf beim Ritterkanton Odenwald immatrikuliert. Die Zisterzienserinnen von Gnadental erwarben in Möglingen vor 1292 hohenlohische Lehngüter und von den Herren von Steinsfeld einige Weinberge am Kocher. Dieser Besitz fiel Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Reformation an Hohenlohe und 1563 im Tausch an Württemberg, das im kocherabwärts gelegenen Neuenstadt schon ein halbes Jahrhundert davor Fuß gefasst hatte. Der Fruchtzehnt gehörte bis zur Reformation der Pfarrkirche von Baumerlenbach und gelangte dann an Hohenlohe; in den Weinzehnt teilten sich die Herrschaften Hohenlohe und Berlichingen. Der berlichingische Schultheiß war auf Lebenszeit bestellt. Die Gemeinde wurde durch zwei jährlich neu gewählte Bürgermeister vertreten, die zu den zehn auf Lebenszeit berufenen Schöffen des Ortsgerichts zählten. Das Erdgeschoss des 1644 erbauten Rathauses diente zugleich als Kelter und Fruchtboden. An der Außenmauer war ein Halseisen beziehungsweise Pranger angebracht. Möglingen fiel 1806 an Württemberg, gehörte zum Oberamt Schöntal, ab 1812 zum Oberamt, 1938 Landkreis Öhringen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die stets kleine Gemeinde dürfte im 17. Jahrhundert kaum mehr als hundert bis 150 Einwohner gehabt haben. Für den Dreißigjährigen Krieg berichten die Kirchenbücher von hohen Pestverlusten, 1634/38 von insgesamt 313 Todesfällen bei nur siebzehn Geburten; allerdings wird man von diesen Angaben nicht auf die gewöhnliche Einwohnerzahl schließen dürfen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts umfasste Möglingen rund 230 Seelen. Die Erwerbsquellen der Bevölkerung waren Ackerbau und Viehzucht. Auch der seit 1500 erwähnte Weinbau am Südhang über dem Kocher spielte zeitweise eine größere Rolle und reichte über den Eigenbedarf hinaus. Eine Mühle am Kocher mit Bannrechten für Baumerlenbach und Möglingen war in älterer Zeit der einzige gewerbliche Betrieb. 1781 erhielt das Dorf das Recht zur Veranstaltung zweier Jahrmärkte, die aber keine überörtliche Bedeutung erlangen konnten.

Kirche und Schule: Möglingen war seit dem Mittelalter Filialgemeinde der Pfarrei Baumerlenbach. Die Herren von Berlichingen führten im Dorf die Reformation ein, konnten aber die von ihnen angestrebte Trennung von der hohenlohischen Mutterkirche nicht durchsetzen; in diesem Zusammenhang kam es 1669 zu erheblichen Differenzen mit Hohenlohe. Das unmittelbar am Kocher gelegene einschiffige Kirchengebäude, das zum Teil bis in romanische und gotische Zeit zurückreicht, erhielt 1757 ein neues Langhaus. Eine eigene Schule gab es in Möglingen bis 1811 nicht. Gelegentlicher Gottesdienst fand in der einschiffigen Kapelle mit romanischen und gotischen Teilen und einem sechseckigen Ostturm statt, deren Schiff 1757 von der Ortsherrschaft neu errichtet wurde. Katholiken zu Öhringen.

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