Oberohrn - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1235

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Bei Gelegenheit von Drainagearbeiten wurden westlich des Dorfs Spuren einer vielleicht jungsteinzeitlichen Siedlung entdeckt. Aus der Frühbronzezeit stammt ein Depotfund von neunzehn Ösenringen an einem Steilhang gegen Öhringen. Über die Gemarkung von Oberohrn verlief außerdem in der Spätantike der Obergermanische Limes; an ihn erinnert das Gewann Haidengraben, wo in jüngerer Zeit Reste von Palisaden zutage kamen. Aber natürlich ist der heutige Ort weder steinzeitlichen noch römischen Ursprungs. Vielmehr entstand er seit dem Ende des hohen Mittelalters im Anschluss an die beiden Burgen und besteht deshalb aus zwei verschiedenen Siedlungskernen, die erst mit der Vereinheitlichung der Herrschaft allmählich zusammenwuchsen. Die erste Erwähnung des nach dem gleichnamigen Bach benannten Orts datiert von 1235 (»Oren«) und ist bezeichnenderweise durch die hier ansässigen Ministerialen vermittelt; die Namensform »Obernorn« ist 1444 bezeugt. Am Ende des 17. Jahrhunderts umfasste das Dorf 26 Häuser und 23 Scheunen, außerdem 21 öd liegende Hausplätze. Ob die am nördlichen Ortsrand gelegene Stegmühle identisch ist mit der bereits im Öhringer Stiftungsbrief (1037) erwähnten Siedlung Hohenstegen, bleibt unsicher; zweifelsfrei bezeugt ist sie seit 1502. Der Tannhof im äußersten Norden der Gemarkung erscheint seit 1472 unter dem Namen »zu der Thann«. Südöstlich davon erinnert der Flurname Sonnenberg an einen zwischen 1410 und 1514 bezeugten Wohnplatz, der später wüstgefallen ist und am Ende des 17. Jahrhunderts nur noch als Feldlehen erscheint.
Historische Namensformen:
  • Orn 1235
  • Oren
  • Obernorn
Geschichte: Oberohrn war Teil des Güterkomplexes um Ohrnwald und Waldenburger Berge, den Bischof Gebhard von Regensburg (aus der Familie der Grafen von Lauffen?) im zweiten Drittel des 11. Jahrhunderts dem Hochstift Regensburg vermachte. Die Wahrnehmung der örtlichen Herrschaftsrechte war Ministerialen übertragen, die hier zwei Burgen errichteten – die eine als Höhenburg rechts der Ohrn (Flurnamen Burgstall und Schlossberg), die andere als Wasserhaus unmittelbar am Bach beziehungsweise zwischen diesem und dem Mühlkanal – und dem Ort ihren Namen entlehnten. Als Wappen führte das zwischen 1235 und 1424 bezeugte Geschlecht einen Eselskopf; Lehen trug es von den Bischöfen von Regensburg und von Würzburg sowie von den Grafen von Löwenstein und den Herren von Weinsberg. Sein Besitz konzentrierte sich im wesentlichen auf das Ohrntal. Ein Agnat war Mitte des 14. Jahrhunderts Deutsch-Ordens-Komtur in Mergentheim, ein anderer versah zwischen 1387 und 1414 das Amt eines Vogts in Öhringen; Töchter lebten als Nonnen in Schäftersheim und Gnadental. Ob die Familie zu Beginn des 15. Jahrhunderts im Mannesstamm erloschen oder nur sozial ausgestorben ist, bleibt unklar. Bereits 1337 war das obere, vom Erzstift Mainz zu Lehen rührende Schloss (1337 »area castrensis«, 1358 »burgliche Hofstatt«) im Besitz der von Berlichingen, die es um 1452/54 (»Burgstadel«) an die Grafen von Hohenlohe verkauften. Das untere beziehungsweise Wasserschloss war Regensburger Lehen; 1371 erstmals bezeugt, gehörte es vielleicht schon 1360 denen von Neuenstein, vor 1424 den Adelsheim, 1448 ebenfalls den Berlichingen und wurde 1526 als heimgefallenes Lehen von Kurmainz an das Stift Öhringen verkauft. Zum einen in ihrer Funktion als Vögte des Stifts, zum anderen aufgrund des Zusammenkaufens verschiedener Gerechtsame aus ritteradligem Besitz erlangten die Grafen von Hohenlohe bis ins 16. Jahrhundert die Orts- und Landesherrschaft mit aller hohen und niederen Obrigkeit. In der Teilung von 1553/55 kam Oberohrn an Hohenlohe-Waldenburg, 1615 an die Linie zu Pfedelbach und 1728 an jene zu Bartenstein (Amt Pfedelbach), bei der es bis zur Mediatisierung durch Württemberg 1806 verblieb. Als Grundherren auf der Gemarkung treten vornehmlich die jeweiligen Inhaber der beiden Rittersitze in Erscheinung, das heißt bis ins 14. Jahrhundert die von Ohrn, dann deren Nachfolger aus verschiedenen Familien. In welchem Umfang diese ihre Rechte durch Heirat oder durch Kauf erworben hatten, bleibt unklar. 1416 ist erstmals sowohl hohenlohischer als auch öhringischer Besitz nachzuweisen. 1684 gebot Hohenlohe-Pfedelbach über sechs Höfe, ein Lehen und 22 Sölden mit insgesamt knapp 330 Morgen Äckern, Wiesen und Weingärten und das Stift Öhringen über rund sechzehn Höfe und Lehen mit rund 300 Morgen Land. Hohenlohe-Neuenstein hatte nur 23 Morgen Weingärten. Auf dem Tannhof veräußerten 1347 die von Neuenstein Güter und Zinse an das Kloster Gnadental; 1684 waren dort Hohenlohe-Pfedelbach und das Stift Öhringen begütert. Letzterem gehörte 1676 auch die Stegmühle. Der Zehnt dürfte in älterer Zeit mit den übrigen Herrschaftsrechten in Zusammenhang gestanden haben. Am Fruchtzehnt waren 1734 zu fünf Sechsteln das Stift Öhringen und zu einem Sechstel die Ortsherrschaft Hohenlohe beteiligt. Hinsichtlich des Weinzehnten unterschied man zwischen der Gofmannskelter im Bereich östlich der Ohrn und der Wachholderkelter westlich des Bachs; im ersteren Bezirk war das Stift zu vier Neunteln berechtigt und die Ortsherrschaft zu fünf Neunteln, im letzteren das Stift zu zwei Dritteln und die Herrschaft zu einem Drittel. Nach dem Anfall 1806 an Württemberg gehörte Oberohrn zum Oberamt, seit 1938 zum Landkreis Öhringen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Orientiert man sich an den 26 am Ende des 17. Jahrhunderts in Oberohrn bestehenden Häusern, ist die damalige Einwohnerzahl mit etwa hundert bis 120 zu veranschlagen. Beim Übergang an Württemberg 1806 wurden bereits 220 Seelen gezählt. Angaben über die Flächennutzung im Jahr 1684 zufolge bestand die Gemarkung zu etwa drei Vierteln aus Ackerland, zu rund 15 Prozent aus Wiesen und Gärten und zu 10 Prozent aus Weinbergen. Der Flurname Darr in der vorderen Ebene gegen Michelbach deutet auf einstigen Flachsanbau hin. Eine zum Wasserschloss gehörige und mit diesem von Regensburg zu Lehen rührende Mühle, die Grabertsmühle, wird 1371 erwähnt. Die Ziegelhütte in der Lerchen am südwestlichen Ende der Gemarkung erscheint erstmals 1796.

Name: Oberes Schloss – Unteres Schloss (Wasserschloss) (1371)
Datum der Ersterwähnung: 1337

Ersterwähnung: 1688
Kirche und Schule: Ursprünglich gehörte Oberohrn zum Pfarrsprengel der Öhringer Stiftskirche und wurde in diesem Kontext der Reformation zugeführt. 1567 kam es zur neu gegründeten Pfarrei Pfedelbach; Tannhof und Stegmühle blieben bei Öhringen. Die Filialkirche Salvator mundi war einer Nachricht von 1691 zufolge im Mittelalter dem heiligen Christophorus geweiht. Im Kern vielleicht noch romanisch, wurde das Gotteshaus 1688 vollständig erneuert; es birgt einen spätgotischen Schreinaltar mit Figuren der Muttergottes, Johannes des Täufers und des heiligen Andreas. Schulunterricht gab es im Dorf offenbar erst seit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts; zumindest zeitweise war der Schuldienst mit dem Amt des Gemeindehirten verbunden. Die Salvator-Mundi-Kirche enthält eine gotische Pieta (um 1400) und drei Altarfiguren (um 1470). Katholiken zu Pfedelbach.
Patrozinium: Salvator Mundi
Ersterwähnung: 1688

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)