Oberkessach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0976

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf der Gemarkung von Oberkessach, nicht weit von dem einstigen Tolnaishof, konnte ein Wachtposten aus der vorderen Linie des Obergermanischen Limes, der dort zwischen den Weilern Weigental und Hopfengarten verläuft, nachgewiesen werden. Wegen seiner auffallenden Größe und exponierten Lage gilt er als besonders wichtiger Signalpunkt an der Verbindungsstraße zwischen den beiden römischen Kastellen in Osterburken und Jagsthausen, an die noch heute der Flurname Gäßle erinnert. Der 1539 erwähnte Flurname »Kestell« könnte gleichfalls auf den Limeswachtposten von Oberkessach Bezug nehmen. Der Ort gehört, worauf seine Erwähnung in einer Urkunde von 976 hindeutet, zum frühmittelalterlichen Siedlungsbestand. Vermutlich ist mit dem bei dieser Gelegenheit genannten »Chessahe« Oberkessach gemeint; der Name dürfte als Verbindung eines Personennamens mit dem althochdeutschen Begriff für Wasser (»aha«) zu deuten sein. Das Dorf erstreckt sich an den Hängen und in der Talaue zu beiden Seiten der Kessach, die dazugehörigen Weiler Hopfengarten (seit 1333) und Weigental (seit 1284) liegen westlich davon auf der Ebene. In Oberkessach entstand östlich im Gebiet »Gässle« 1973 etwas Industrie.
Historische Namensformen:
  • Chessaha 0976
  • Kessach 1244
  • Kessach superior 1286
  • Chessahe
Geschichte: Im Hochmittelalter zählte Oberkessach, das in den Quellen allerdings nicht immer eindeutig von Unterkessach zu unterscheiden ist, zur Herrschaft Boxberg, die hernach im Erbgang an Hohenlohe fiel. Neben deren Lehnsleuten, wie vor allem den Ritteradligen von Rossach und von Berlichingen, waren hier zahlreiche geistliche Einrichtungen begütert, bis es dem Kloster Schöntal schließlich gelang, nahezu das ganze Dorf an sich zu bringen. Oberkessach war 976 Teil einer größeren Schenkung Kaiser Ottos II. an die Kirche von Worms. Nach 1024 übergab der dortige Bischof Güter in Kessach an das Stift Wimpfen, das hier noch 1292 über Besitz verfügte. Neben dem Kloster Komburg, das 1090 begabt wurde, war um 1100 auch die Abtei Hirsau in Oberkessach begütert, später desgleichen das Stift Sankt Burkard in Würzburg und schließlich auch die Zisterzienserinnen von Seligental, die seit 1510 dem Kloster Schöntal unterstellt waren. Die unweit von Oberkessach gelegene Zisterzienserabtei Schöntal hatte bereits 1176 eine Grangie »Kesche«, deren Besitz 1237 neben weiteren Gütern in Oberkessach vom Papst bestätigt wurde. Durch Schenkungen, vor allem aber durch gezielten Kauf und Tausch konnte das Kloster vom 13. bis ins 15. Jahrhundert noch weitere Besitzrechte in Oberkessach erwerben, die von den Herren von Boxberg beziehungsweise von Hohenlohe sowie dem Hochstift Würzburg zu Lehen rührten, so etwa aus Händen der von Ernstein (1295), von Sachsenflur (1331), von Schweinberg (1200) und Rüdt von Bödigheim (1410) sowie vor allem der von Berlichingen und von Rossach. Nachdem bereits 1287 ein Teil am Gericht aus berlichingischer Hand an Schöntal gelangt war, verkauften 1332 auch die von Rossach ihre Ansprüche, so dass das Gericht zu Oberkessach fortan allein der Zisterzienserabtei zustand. Oberkessach war Teil der kurmainzischen Zent Ballenberg, wohingegen der dazugehörige Weiler Weigental, der seit 1290 schöntalisch war, zu der nach 1504 württembergischen Zent Möckmühl zählte. In dem 1333 erworbenen Weiler Hopfengarten, wo Schöntal ebenfalls über alle Herrschaftsrechte verfügte, lag die hohe Gerichtsbarkeit bei der kurmainzischen Zent Osterburken. Wiederholt, so vor allem 1697/99, kam es wegen Mainzer Eingriffen in die Schöntaler Vogteigerechtsame in Oberkessach zu Auseinandersetzungen. 1632 wurde der Ort zusammen mit anderen Schöntaler Besitzungen von den Schweden den Grafen von Hohenlohe-Neuenstein überlassen, jedoch wurde diese Schenkung nach nicht einmal zwei Jahren wieder hinfällig. Im Zuge der Säkularisation Schöntals fiel Oberkessach 1802/03 zunächst an Württemberg, 1804 an den Fürsten zu Salm-Reifferscheidt und schließlich 1806 wieder an Württemberg. Den halben Zehnt erwarb das Kloster Schöntal 1291 tauschweise von denen von Berlichingen, die ihn davor als würzburgisches beziehungsweise boxbergisches und hohenlohisches Lehen innehatten. 1489 waren die Zisterzienser im alleinigen Besitz des Großzehnten. Der Kleinzehnt – mit Ausnahme des Lämmerzehnten, der wiederum vom Kloster beansprucht wurde – gehörte dem Pfarrer. Im Bauernkrieg wurde das Dorf am 4. April 1525 vom Odenwälder Haufen unter Jörg Metzler aus Ballenberg vollständig niedergebrannt. Die Gemeinde tritt häufig im Streit zwischen dem Kloster Schöntal und denen von Berlichingen wegen des Schaftriebs und wegen Rechten an der Kessach in Erscheinung. 1467 wurde festgelegt, dass die beiden Parteien »Viermänner aus der Gemeinde der Landsessen von Oberkessach« bestimmen sollten, denen die Aufsicht über die Wehre am Bach oblag. 1572 erließ der Abt von Schöntal eine Dorf- und Gerichtsordnung, nach der jeder Einwohner verpflichtet war, der Herrschaft viermal pro Jahr zu dienen. Das Gericht trat zu vier Terminen jährlich zusammen. Beim ersten Gerichtstermin, am 6. Januar, legten die beiden gewesenen Bürgermeister Rechnung; danach wurden die Gemeindeämter neu besetzt. Ein Rathaus findet erstmals 1634 Erwähnung. Nach dem Anfall an Württemberg gehörte Oberkessach bis 1810 zum Oberamt Schöntal, bis 1811 zum Oberamt Neckarsulm, danach zum Oberamt, seit 1938 Landkreis Künzelsau.
Wirtschaft und Bevölkerung: Neben Leid und Not, die der Dreißigjährige Krieg mit sich brachte, forderte 1634 die Pest in Oberkessach so viele Opfer, dass am Ortsausgang in Richtung Unterkessach ein eigener Pestfriedhof angelegt werden musste. Allein im November und Dezember 1634 erlagen hier der Seuche 138 Menschen, worunter aber vermutlich auch durchziehende Soldaten und Bettler waren. 1723 wanderten Einwohner von Oberkessach wie aus anderen schöntalischen Herrschaftsorten nach Ungarn aus, weil sie in der Heimat nicht genügend Nahrung fanden. Am Ende des Alten Reiches zählte Oberkessach (mit Hopfengarten und Weigental) etwa 850 Seelen. Oberkessach verfügte über zwei Mühlen, von denen die Obere bereits 1286 Erwähnung findet; eine weitere, die Untere Mühle mit Bannrechten ist seit dem Jahr darauf nachgewiesen. Haupterwerbsquellen der Bevölkerung waren stets der Ackerbau und die Viehzucht. Besondere Bedeutung kam der Schäferei zu. Der Schaftrieb gab wiederholt Anlass zu Streit zwischen dem Kloster Schöntal und den Herren von Berlichingen, aber auch zwischen der Herrschaft Schöntal und der Gemeinde Oberkessach. Ein von 1681 bis 1687 währender Konflikt um die Schäferei ist als Oberkessacher Rebellion in die Geschichte eingegangen.

Ersterwähnung: 1287
Kirche und Schule: Oberkessach war ursprünglich Filial von Bieringen, verfügte aber bereits 1287 über eine eigene Pfarrei (Sankt Johannes Baptista), die regelmäßig von Konventualen aus Schöntal versehen wurde. Den Zisterziensern stand das Patronatsrecht zu. Am 4. April 1525 zerstörte der Odenwälder Bauernhaufen die Kirchenfenster und schändete die Altäre. Die Kirche wurde 1782/83 als schlichter rechteckiger Saalbau von Schöntal neu errichtet; der bereits 1602 erhöhte spätgotische Turm der Vorgängerkirche blieb erhalten. 1609 ließ der Abt von Schöntal ein neues Pfarrhaus bauen; das alte wurde verkauft. Eine Schule ist in Oberkessach seit 1599 bezeugt. Evangelische zu Schöntal.
Patrozinium: St. Johannes Baptist
Ersterwähnung: 1287

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