Winzenhofen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1000 [11./12. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das rechts der Jagst gelegene Winzenhofen taucht erstmals in den Traditionen des Klosters Amorbach auf (»Wincinhofin«); die entsprechende Schenkung gehört ins 11. oder 12. Jahrhundert, ist aber nicht näher datiert. Der Name ist vermutlich von einem Personennamen abgeleitet und bezeichnet einen Ort der frühmittelalterlichen Ausbauzeit. In der gleichen Quelle findet auch der Weiler »Stedenbach« Erwähnung; ob es sich dabei um eine wüstgefallene Siedlung auf hiesiger Gemarkung handelt, bleibt unklar. Zu Winzenhofen gehört heute der nördlich des Dorfs gelegene Weiler Heßlingshof, eine einstige Schöntaler Grangie (1237 »Hestelingen«). 1292 konnte das Kloster dort von den Schenken von Limpurg Zehntrechte erwerben, die von Würzburg zu Lehen rührten und als Afterlehen im Besitz der von Neudenau waren; Ende des 15. Jahrhunderts hatte Schöntal die Hälfte des Groß- und Kleinzehnten inne. Der Hof gehörte zum kurmainzischen Oberamt Krautheim und war nach Marlach gepfarrt. In Winzenhofen entstand 1960 ein Neubaugebiet.
Historische Namensformen:
  • Winzenhofin 1100
  • Wincinhofin
Geschichte: Im Mittelalter gehörte Winzenhofen zur Herrschaft der Herren von Krautheim-Boxberg und gelangte über die Grafen von Eberstein Mitte des 14. Jahrhunderts zu großen Teilen an Kurmainz. Verschiedene Ritteradelsgeschlechter hatten hier Güter und Rechte zu Lehen von den Ebersteiner Grafen, dem Hochstift Würzburg und dem Erzstift Mainz, darunter namentlich die von Aschhausen (1327, 1477, 1564) und die von Angelloch als Teilhaber an Aschhausen (vor 1477). Das Kloster Schöntal erwarb 1302 von den Grafen von Flügelau mit Zustimmung der Ebersteiner ein Lehen samt der Gerichtsbarkeit darüber und konnte in den folgenden Jahrhunderten seinen hiesigen Besitz noch weiter vermehren. Die zentliche Obrigkeit lag bei Kurmainz (Zent Ballenberg), desgleichen die Orts- und Landesherrschaft (Oberamt Krautheim). Nach der Säkularisation gehörte Winzenhofen von 1802/03 bis 1806 zu dem neu geschaffenen Fürstentum Salm-Reifferscheidt-Krautheim; mit der Mediatisierung fiel es 1806 an das Großherzogtum Baden. Die Hälfte des Zehnten gehörte 1326 denen von Aschhausen als würzburgisches Lehen. Bis ins frühe 16. Jahrhundert gelang es dem Kloster Schöntal, nach und nach den ganzen Groß- und Kleinzehnt an sich zu bringen: Ein Sechstel erwarb es 1467 aus dem Besitz der von Aschhausen, die dieses 1349 von den Berlichingen erkauft hatten, und 1486/95 erlangte der Konvent weitere Anteile von denen von Aschhausen; komplettiert wurde schließlich alles 1508 mit dem Ankauf der noch fehlenden Hälfte, die bisher zur Kaplaneipfründe in Künzelsau gehört hatte. Im Bauernkrieg schlossen sich die Einwohner von Winzenhofen unter Anführung ihres Pfarrverwesers Lenz dem Odenwälder Haufen an und wurden dafür hernach von Kurmainz mit dem Entzug aller ihrer Rechte, vor allem ihrer Waldungen, bestraft. Seither verfügte die Gemeinde nur noch über Wiesen. Außerdem gehörte ihr laut Gemeinderechnung von 1794 ein »gemeines Haus«, das als Schule und Lehrerwohnung diente, ein Rathaus, ein Armen- und Schäferhaus sowie eine kommunale Scheune. Die Gemeinde wählte ihren Bürgermeister, dem die Rechnungsführung oblag. Das aus dem Schultheißen, dem Bürgermeister und zwölf Schöffen bestehende Gericht fungierte zugleich als Rat. Winzenhofen wurde 1806 der badischen Souveränität unterworfen. 1813 Bezirksamt Boxberg, 1826 Вezirksamt Krautheim, 1864 Bezirksamt Boxberg, 1872 Bezirksamt Tauberbischofsheim, 1898 Bezirksamt Boxberg, 1924 Bezirksamt Adelsheim, 1936 Bezirksamt/Landkreis Buchen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Am Ende des Alten Reiches hatte Winzenhofen 206 Einwohner. Die Bevölkerung fand ihren Lebensunterhalt in Ackerbau und Viehzucht. 1326 und 1489 sind Weingärten bezeugt, 1318 eine Mühle in Winzenhofen und 1477 ein Mühlgraben beim Heßlingshof. Ein Schatzfund mit Münzen aus dem 15./16. Jahrhundert stammt wohl nicht von der ortsansässigen Bevölkerung, sondern eher von durchziehenden Truppen und erlaubt daher keine Aussage über örtliche Wirtschaftsverhältnisse.

Ersterwähnung: 1300 [im 14. Jahrhundert]
Kirche und Schule: Ursprünglich war Winzenhofen mit seiner Kapelle zu Ehren des heiligen Nikolaus Filial der Pfarrei Marlach; 1349 wurde es mit Billigung des Bischofs von Würzburg und des Grafen von Wertheim verselbständigt. Das Patronatsrecht hatten wie in Marlach die Grafen von Wertheim als Erben der Schweinberg-Boxberger inne. Im 14. Jahrhundert wurde eine neue Kirche errichtet und Mariä Himmelfahrt geweiht; 1724 erfuhr sie einen Umbau. Das Pfarrhaus datiert von 1624. Ein Schulmeister wird 1599 erwähnt. Dass der örtliche Schulbetrieb aber noch wesentlich älter war, ergibt sich aus der 1607 getroffenen Feststellung, das Kloster Schöntal habe für die Winzenhofer Schule schon seit dreißig Jahren kein Geld mehr ausgegeben. 1747 hört man erstmals von einem Schulhaus, das 1771 als einsturzgefährdet bezeichnet wird; renoviert wurde es indes erst 1813. Die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt wurde 1900 vergrößert. Evangelische zu Neunstetten.
Patrozinium: St. Mariä Himmelfahrt
Ersterwähnung: 1300 [im 14. Jahrhundert]

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