Bühlerzell 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.buehlerzell.de
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Einwohner: 2023
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 41.0
Max. Höhe ü. NN (m): 506.22
Min. Höhe ü. NN (m): 349.66
PLZ: 74426

Das 49,31 qkm große Gemeindegebiet von Bühlerzell im Süden des Landkreises Schwäbisch Hall liegt im Naturraum der vom Sandstein geprägten Schwäbisch-Fränkischen Waldberge mit seinen randlichen Keuperhöhen. Der höchste Geländepunkt befindet sich im Wald Göbelsrain im äußersten Westen mit etwa 506 m NN, die tiefste Stelle ist mit ungefähr 381 m NN am Übertritt der von Süden her das Terrain durchfließenden Bühler über die nördliche Gemeindegrenze zu suchen. 1802/03 fielen Besitz und Rechte der säkularisierten Fürstpropstei Ellwangen und der mediatisierten Reichsstadt Schwäbisch Hall in Bühlerzell an Württemberg, 1805/06 folgten die örtlichen reichsritterschaftlichen Besitzungen der Herren von Vohenstein. Bereits 1781 hatte Württemberg mit dem Kauf der Herrschaft Limpurg-Sontheim-Schmiedelfeld den Ort Geifertshofen erworben. Während Bühlerzell dem Oberamt Ellwangen zugeteilt wurde, kam Geifertshofen 1809 zum Oberamt Gaildorf. Beide gehören seit 1938 zum Landkreis Schwäbisch Hall und bilden seit der Eingemeindung von Geifertshofen nach Bühlerzell zum 1. Januar 1972 eine kommunale Einheit. Im Weiler Gantenwald erinnert heute ein von der Gemeinde als Gedenkstätte gepflegter Friedhof an 20 Todesopfer einer 1944/45 hier bestehenden „Ausländerkinder-Pflegestätte“. Dabei handelte es sich um ein primitiv eingerichtetes Entbindungsheim für osteuropäische Zwangsarbeiterinnen und Sammellager für ihre Neugeborenen mit unzureichender Ernährung und Kleidung sowie mangelhafter medizinischer Versorgung und Hygiene.

Rund 18 Kilometer südöstlich von Schwäbisch Hall liegt die Gemeinde Bühlerzell mit den Teilorten Bühlerzell und Geifertshofen. Die nahezu im Verkehrsschatten liegende Gemeinde ist über mehrere Kreisstraßen und die der Bühler folgenden L 1072 an das überörtliche Verkehrsnetz angebunden. Im Osten und Süden grenzt der Ort an den Ostalbkreis, im Norden, Westen und Südwesten an die Kreisgemeinden Bühlertann, Gaildorf und Sulzbach-Laufen. Die Gemeinde hat Anteil an den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen. Sie wird einerseits von den Nordwest-Südost ziehenden Rücken der Limpurger Berge im Westen beziehungsweise der Ellwanger Berge im Osten, andrerseits von dem sie mittig Süd-Nord schneidenden Bühlertal bestimmt. Die Bühler und ihre Nebengewässer haben sich etwa 120–130 Meter tief in die sie begleitenden Gesteinsschichten eingekerbt. Die östlich beziehungsweise westlich abdachenden Rücken der Limpurger beziehungsweise Ellwanger Berge werden dadurch in ihren Rändern gegen Bühlerzell aufgelöst. Infolgedessen entsteht ein kontrastreiches Bild von Ausräumzonen, Spornen, Hochflächen und Steilstufen. Die Gesteine zeigen die Schichtenabfolge der Triaszeit. Es handelt sich hier um jene des Mittleren Keupers (Gipskeuper, Schilfsandstein, Untere Bunte Mergel, Kieselsandstein, Obere Bunte Mergel, Stubensandstein) sowie um die Ablagerungen und Formen des Quartärs. Die Talaue wird von feinsandigen bis steinigen Ablagerungen beherrscht. Ihre oberste Lage gründet in der intensiven mittelalterlichen Rodung, die einen starken Bodenabtrag zur Folge hatte. Neben Braunerden finden sich bei Grundwas¬serhochstand anmoorig-sumpfige Pseudogley-Böden. Die seitlich zuströmenden Bäche sind ursächlich für Flusslaufverlagerungen verantwortlich und haben meist hochwasserfreie Schwemmkegel (zum Beispiel Mündungszone Schäfbach, Pfaffenbach) aufgeschüttet. Die Aue geht in den verbreiteten Gipskeuper über. Die ihm zugehörige Grundgips- wie die Estherienschicht (Geifertshofen) gelten als Vorbergzone der Keuperstufe. Sie stellt nördlich Heilberg eine flachwellige, von zeitweise fließenden Gewässern zerschnittene Auslaugungslandschaft mit ausgedehnten Hohlformen bis hin zu kleinräumigen Sackungen dar. Südlich Heilberg treten nur die Estherienschichten in einem schmalen Streifen zutage, und die Ober- und Mittelläufe der der Bühler zufließenden Bäche schneiden bereits in den Schilfsandstein beziehungsweise die Unteren Bunten Mergel ein. Neben der Grundgipsschicht wie der bei Bühlerzell fossilführenden Estherienschicht (Muschelkrebse) tritt beiderseits der Bühler die morphologisch markante, teils Verebnungen bildende, 70–150 Zentimeter mächtige, geländekantenbildende Engelhofer Platte (Plusminus 400 Meter über Normalnull) auf. Bodenkundlich variiert der Gipskeuper stark. In Flachzonen gibt es Staunässeböden, die wegen geringer Durchlüftung biologisch inaktiv sind und großflächig als Grünland dienen. Im sandigen Hangschutt hin zum Schilfsandstein finden sich dagegen relativ gute Böden für Obst- und Ackerbau. Bei erhöhtem Tonanteil im Boden nimmt der Nährstoffgehalt zu, die Bearbeitbarkeit ab. Diese Böden neigen bei Trockenheit stark zu Rissbildungen. Der wechsellagernde Schilfsandstein (410–425 Meter über Normalnull) zeigt sich in einem wenig ausgeprägten, oft von Hangschutt verhüllten Übergangshorizont und bildet mit den Unteren Bunten Mergeln (420–450 Meter über Normalnull) den eigentlichen Steilanstieg. Die bestehende Verzahnung von Schilfsandstein- und Estherienschicht des Gipskeupers erschwert die Trennung beider Schichten, die teilweise durch Quellaustritte nachvollziehbar ist. Das Kreuzfeld (425 Meter über Normalnull) nordöstlich Geifertshofen stellt einen Schilfsandsteinzeugenberg dar. Die dem Schilfsandstein auflagernden, bis 30 Meter mächtigen Unteren Bunten Mergel besitzen oft eine bewaldete Hangschuttzone. Auf Quellhorizonten finden sich holozäne Sinterkalkpolster (Quellgebiet des Pfaffenbachs und des Reutenbachs bei Geifertshofen). Fast unmerklich greifen die Sandsteinhochflächen des Kieselsandsteins (460–480 Meter über Normalnull) mit denen des kaum von ihm unterscheidbaren Stubensandsteins (470–500 Meter über Normalnull) ineinander über. Der widerständige, flächen-, stufen- und in seinen Rändern spornbildende Kieselsandstein (Imberg, Tröglesberg, Senzenberg) ist kaum von der Lehrbergschicht scheidbar, da der Sandstein durch Verstürze und Rutschungen verschüttet ist. Oft tritt dieser in den sich stärker einschneidenden Bachquellgebieten zutage. Der Stubensandstein findet sich beiderseits der Kohlenstraße. Von besonderer Bedeutung für die Landschaftsgeschichte sind die auf den Stubensandsteinflächen auflagernden altpleistozänen, Zeugnis einer danubischen Sedimentation ablegenden Goldshöfer Sande (südlich Scherrbach, westlich Röhmen) eines älteren Flusssystems (Ur-Brenz). Der beide Sandsteine trennende Obere Bunte Mergel kommt in Resten auf den Verebnungen vor (Pfaffenberg östlich Bühlerzell) und bildet den kaum merklichen Anstieg zum Stubensandstein, wobei er west- und südwestlich des Wurzelhofs (Kugelwert) Zeugenberge (493 Meter über Normalnull) bildet. Sowohl auf den Kiesel- wie auch auf den Stubensandsteinverebnungen liegen neben Einzelhöfen auch Weiler und Dörfer. Agrarwirtschaftlich dominiert Grünland, nur auf sandigen, nährstoffreicheren Böden (podsoligen Braunerden) gibt es Ackerbau. In Vernässungszonen herrschen Gleyeböden vor. Außerhalb der Ettergrenze tragen die Sandsteinverebnungen eine fast geschlossene Nadelwalddecke (Eichen-Hainbuchen, Dornsträucher) und machen Bühlerzell zu einer waldreichen Gemeinde (Bodenflächenanteil 54,7 Prozent). Die Hochflächen werden sowohl durch die episodisch fließenden Gewässer (Heiligen-, Kochklingenbach) wie auch durch mehrere Nebenarme (Kochklingen-, Schleifsee-, Klingen-, Öden- und Pfaffenbach) der Bühler zerschnitten. Die Gemeinde trägt klimatisch bereits kontinentalere Züge, da durch die Barrieren Mainhardter Wald und Limpurger Berge die ozeanischen Einflüsse abnehmen. Die heute über Kocher und Neckar zum Rhein fließende Bühler entwässerte einst zur Donau, das heißt es kam zur Flussumkehr, erkennbar an den nach Süd, Südost und Ost ziehenden Tälern wie den mit verkehrtem Winkel (Klingenbach) einmündenden Nebenarmen. Durch rückschreitende Erosion des rheinischen Systems wird das ältere von der Donau geprägte aufgelöst, die Wasserscheide südostwärts verlagert. Die Kämme der Limpurger beziehungsweise Ellwanger Berge scheiden die Einzugsbereiche von Kocher und Bühler. Die ostwärts entwässernden Gewässer (Dolles-, Scherrbach) erreichen auf dem Umweg der südwärts gewandten Blinden Rot nahe Abtsgmünd den Kocher. Beide Wasserscheiden werden großenteils durch mittelalterlich angelegte Kohlenstraßen nachgezeichnet.

Mit der Säkularisation der Fürstpropstei Ellwangen und der Mediatisierung der Reichsstadt Schwäbisch Hall fielen 1802/03 große Teile von Bühlerzell an Württemberg, die reichsritterschaftlichen Besitzungen der Herren von Vohenstein folgten 1805/06. Das Dorf wurde dem neu geschaffenen Oberamt Ellwangen zugeteilt. Der Weiler Hochbronn wurde 1812 von Adelmannsfelden nach Bühlerzell umgegliedert. Geifertshofen war bereits am Ende des Alten Reichs mit der Herrschaft Limpurg-Sontheim-Schmiedelfeld an das spätere Königreich Württemberg gefallen. Das Dorf wurde 1809 dem Oberamt Gaildorf zugeteilt, nachdem zuvor das Oberamt Schmiedelfeld aufgelöst worden war. Beide Altgemeinden wurden 1938 dem neu gebildeten Landkreis Schwäbisch Hall eingegliedert. Die heutige Gemeinde entstand zu Jahresbeginn 1972 aus dem Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Kommunen Bühlerzell und Geifertshofen. Bühlerzell ist mit Bühlertann und Obersontheim im Gemeindeverwaltungsverband »Oberes Bühlertal« zusammengeschlossen. Kontakte von örtlichen Vereinen seit 1960 zu Partnern in Sankt Koloman im Salzburger Land führten im August 1978 zu einer offiziellen Partnerschaft. Der Dorfbrunnen vor dem Rathaus wurde 2003 anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Verbindung zum Partnerschaftsbrunnen erhoben. Das ehemalige und seit 1982 leer stehende, denkmalgeschützte Schulhaus (1903) in der Ortsmitte neben der Pfarrkirche dient nach seinem Umbau seit Herbst 2001 als Rathaus. Der Vorgängerbau von 1859 wurde an Privat verkauft. Bei den Reichstagswahlen stimmten im katholischen Bühlerzell ab 1874 die Wahlberechtigten stets fast geschlossen für den Kandidaten des Zentrums, so 1881 und 1890 zu 100 Prozent für Heinrich Graf Adelmann von Adelmannsfelden. Lediglich 1893 fiel mit 65,5 Prozent die Mehrheit etwas geringer aus. Im evangelischen Geifertshofen votierten die Wähler im frühen 20. Jahrhundert für konservative Parteien, so 1912 mit 67 Prozent für den nationalliberalen Kandidaten Mayer. Bei den Reichstagswahlen 1903 und 1907 blieb der Ort fast geschlossen der Wahl fern: 1903 gab nur ein Wähler seine Stimme ab, die auf den Kandidaten des Zentrums entfiel. Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung wie auch zur deutschen Nationalversammlung 1919 erreichte in Bühlerzell das Zentrum eine deutliche Mehrheit (79,1 Prozent beziehungsweise 81,3 Prozent), während in Geifertshofen der agrarisch orientierte Bauernbund und die deutschnationale Bürgerpartei etwa gleiche Stimmenanteile erhielten. Im April 1932 erreichte bei den letzten demokratischen Landtagswahlen die NSDAP in Geifertshofen eine knappe absolute Mehrheit (50,5 Prozent), während in Bühlerzell das Zentrum seine dominierende Stellung behaupten konnte (68,2 Prozent, NSDAP: 12,3 Prozent). Der demokratische Neubeginn nach dem Krieg setzte im November 1946 ein mit den ersten Kommunal- und Landtagswahlen sowie der Volksabstimmung über die Landesverfassung, der die Wähler in Bühlerzell (75,4 Prozent) und in Geifertshofen (79,8 Prozent) jeweils mit deutlichen Mehrheiten zustimmten. Bei den Bundestagswahlen erreichte die CDU mit Ausnahme der Wahlen von 1994 (48 Prozent) und 1998 (37,7 Prozent) stets die absolute Mehrheit, 1976 mit dem Rekordergebnis von 74,8 Prozent. Zwischen den beiden Teilorten zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede: Während das katholische Bühlerzell 1949 mit 65,3 Prozent für die CDU votierte, erreichte die Union bei der gleichen Wahl im evangelischen Geifertshofen nur 20,5 Prozent der Stimmen. Die SPD konnte sich mit der ›Willy-Brandt-Wahl‹ von 1972 endgültig als zweite Kraft etablieren. Die Wahlbeteiligung, die stets wesentlich höher als bei den Landtagswahlen ausfiel, bewegte sich zwischen 73,8 Prozent (1949, 1994) und 85,4 Prozent (1972, 1976). Bei den Landtagswahlen konnte die Union lediglich 1952 (63,2 Prozent) und zwischen 1972 und 1988 absolute Mehrheiten erzielen. Von 1960–68 wurde die CDU von der FDP/DVP, die als einzige neben ihr mit einer absoluten Mehrheit aufwarten konnte (1964: 54,6 Prozent), verdrängt. In sechs Wahlen verwiesen die Liberalen die Sozialdemokraten auf Platz drei. Auch bei den Europawahlen lag die CDU stets mit absoluten Mehrheiten weit vor der FDP (1984) beziehungsweise der SPD (seit 1989).

Wappen von Bühlerzell

In Silber (Weiß) auf blauem Wellenschildfuß eine achteckige rote Kapelle (Zelle) mit goldenem (gelbem) Knauf und Kreuz auf dem roten Dach, darüber eine liegende schwarze Hirschstange.

Beschreibung Wappen

Das Wappen zeigt unter der württembergischen Hirschstange die namengebende Zelle (kleine klösterliche Niederlassung) an der Bühler (Wellenschildfuß). Es wurde am 23. August 1908 zwischen dem Schultheißenamt und der Archivdirektion Stuttgart vereinbart. Nachdem die Hirschstange in den Dienstsiegeln zeitweilig in einem Schildhaupt dargestellt worden war, bestätigte das Bürgermeisteramt unterm 24. Juli 1956 den Verzicht der Gemeinde auf diese zu einem Farbverstoß führende Abweichung von dem vereinbarten Wappen. Das Landratsamt Schwäbisch Hall hat die Flagge am 21. Mai 1980 verliehen.

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