Jagstheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1212

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das geschlossene Haufendorf liegt auf dem linken Jagstufer unmittelbar südlich der Einmündung der Speltach in die Jagst an der Bundesstraße zwischen Crailsheim und Ellwangen. Aus der jüngeren Steinzeit gibt es Funde im Tal, aus der Hallstattzeit auf der Pfannenburg. Jagstheim, mundartlich »Jogse«, genannt nach der Jagst (889 und 1024 »Jagas«), gehört zu den frühen fränkischen Siedlungen des 6./7. Jahrhunderts. Der Ort ist aus zwei Siedlungskernen zusammengewachsen: aus dem 1183 erstmals nachweisbaren Ganshofen, wo das Sankt Moritzstift in Augsburg Besitzungen hatte, und der um Kirche und Burg liegenden Siedlung Jagstheim (»Iagesheim«), die erstmals urkundlich 1212 erscheint. Kaihof (Gehäuhof) wurde vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts auf einer Anhöhe nördlich des Degenbachs von den Ellrichshausen auf einer Rodung im Kai angelegt. 1616 hatten die Ellrichshausen dort drei Untertanen. 1699 kam Kaihof mit anderen ellrichshausischen Gütern an Ansbach. Auf dem Gelände der mehrteiligen befestigten Wehranlage der Pfannenburg aus dem Früh- oder Hochmittelalter südlich von Alexandersreut wurden Scherben aus der Hallstattzeit, nicht aber aus dem Mittelalter gesichert. Neuerdings gibt es Vermutungen, es handle sich bei der abgegangenen Pfannenburg um eine zweite Burg der Herren von Lohr. Beim Bau der ersten Häuser von Alexandersreut wurden angeblich ihre Mauerreste als Steinbruch benutzt. 1424 kaufte Heinrich Zehe einen Hof »zu dem Löffelsterz«, 1593 wurde der Hof in einem Zehntstreit, in dem es um den Löffelstelzer See ging, noch genannt. Alexandersreut wurde 1789 3 Kilometer östlich von Jagstheim auf der den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach gehörenden Ingersheimer Hardt als Weiler mit acht Höfen angelegt und 1791 nach dem letzten Markgrafen Christian Friedrich Alexander benannt. Die Bewohner gehörten zu Amt und Pfarrei Crailsheim. Eichelberg, früher Eichenberg, liegt 1,5 Kilometer südöstlich von Jagstheim. Um 1530 wurde auf gerodetem Gelände ein Hof angelegt, wenig später gab es die beiden unteren Höfe im so genannten Mayerszipfel; 1699 ging Eichelberg von den Ellrichshausen an Brandenburg-Ansbach über. Der Stöckenhof, 1366 als Hof (zu den) »Stokken« (Baumstöcke) genannt, war hohenlohisches Lehen der Zehe und kam über die Ellrichshausen wohl im 16. Jahrhundert an Brandenburg-Ansbach. Jagstheim vergrößerte sich entlang der Ausfallstraßen. Infolge der nahen Kreisstadt wirkt sein Ortsbild schon etwas »vorstädtisch«.
Historische Namensformen:
  • Jagesheim 1212 [1212 und 1286]
  • Iagesheim
Geschichte: Jagstheim kam wohl Ende des 14. Jahrhunderts an die Burggrafen von Nürnberg, die späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Als frühe Grundbesitzer sind seit 1321 die Herren von Vellberg und das Spital Dinkelsbühl belegt, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Burggrafen von Nürnberg. Auf der Burg saßen vom 13.–15. Jahrhundert Mitglieder des Niederadelsgeschlechts der Zehe aus Bödigheim im Odenwald, die sich – seit 1288 nachweisbar – von Jagstheim nannten. Nach ihrem Aussterben im Mannesstamm 1443 wurde Heinrich von Ellrichshausen, ein Schwiegersohn des letzten Zehe, durch Erbschaft und Kauf (1469) Inhaber des Burgstalls und zugehöriger Besitzungen und Rechte, unter anderem auch von zwei Dritteln des großen und kleinen Zehnten (Lehen der Grafen von Hohenlohe). Ein Drittel des Zehnten besaß die Pflege Honhardt des Stifts Möckmühl, später Schwäbisch Hall. Die Grundherrschaften über die circa 80 Gemeinderechte waren seit dem 16. Jahrhundert folgendermaßen verteilt (Quelle: HStAS H 140 Nr. 53, S. 194; StAL B 70 S Nr. 1). 1532 33 bei Ellrichshausen, 13 bei Brandenburg-Ansbach (mit Spital Crailsheim), 28 bei Vellberg (seit 1595 ebenfalls bei Schwäbisch Hall), 4 bei Dinkelsbühl. 1732 13 bei Ellrichshausen, 32 bei Brandenburg-Ansbach, 26 vormalig vellbergische ebenfalls bei Schwäbisch Vellberg, 4 bei Dinkelsbühl. 1699 verkauften die Ellrichshausen den größten Teil ihrer Güter an Brandenburg-Ansbach. Als Rechtsnachfolger von Brandenburg-Ansbach übernahm Preußen 1792 die brandenburgischen Untertanen und beanspruchte 1796 die Landeshoheit im ganzen Ort. Die Haller Untertanen wurden 1802/03 württembergisch, die Dinkelsbühler Untertanen wurden 1803 preußisch, 1806 ebenso wie die ansbachischen Untertanen bayerisch. 1810 kam ganz Jagstheim an Württemberg. Die niedere Gerichtsbarkeit übten die Grundherren jeweils auf ihren Gütern aus; die hohe Gerichtsbarkeit lag bei Brandenburg-Ansbach. Der ritterschaftliche Anteil war dem Ritterkanton Odenwald inkorporiert. 1533 erließen die Ortsherren eine Gemeindeordnung, 1592 eine Hirtenordnung, die auf den Ganerbentagen 1598 und 1659 erneuert beziehungsweise abgeändert wurden. Vier jährlich neu zu wählende Bauernmeister hatten die Gemeindeversammlung einzuberufen und deren Beschlüsse auszuführen, zum Teil gemeinsam mit den vier Schultheißen der Ortsherren. Auf dem Gelände des Burgstalls hatten die Ellrichshausen um 1530 Schloss und Burghof mit Haus, Scheuern, Gärten, Wassergraben und Fischgruben. 1682 errichteten sie dort den so genannten Neuen Bau, zu dem auch eine Braustatt gehörte. Reste der Grabenanlage waren im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts noch sichtbar; letzte Gebäudereste des ehemaligen Adelssitzes sind möglicherweise 1879 bei dem Brand eines als Schloss bezeichneten Wohnhauses in der Ziegelgasse zerstört worden. Jagstheim gehörte zum Oberamt (ab 1938 Landkreis) Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Mit seinen circa 80 Gemeinderechten war Jagstheim das größte Dorf im ansbachischen Amt Crailsheim. Nach den Kirchenbüchern – einschließlich Stöckenhof, Kaihof, Eichelberg – ergeben sich folgende Zahlen: 1633 waren es 466, 1682 457, 1732 674 und 1782 829 Einwohner. Nachdem sich die letzten Eigengüter in den Schutz Brandenburg-Ansbachs begeben hatten, waren alle Höfe im 18. Jahrhundert Lehengüter. Es gibt Hinweise auf eine bedeutende Pferdezucht; eine Ziegelhütte wurde 1686 errichtet. Drei Ortsherren verfügten über eigene Mühlen: Die Wiesmühle (auch Weißenmühle) unterhalb des Orts – 1350 hohenlohisches Lehen der von Blobach – gehörte zum brandenburgischen Amt Crailsheim; die Bachmühle war Besitz der Herren von Vellberg, dann der Stadt Schwäbisch Hall; die 1422 erstmals nachweisbare Obermühle hatten die Ellrichshausen als comburgisches Lehen von den Zehe übernommen (beide im Ort). Eine Schenkstatt ist seit 1530 bezeugt.

Name: Schloss Jagstheim (1879 zerstört) - abgegangene Burg Pfannenburg

Ersterwähnung: 1285
Kirche und Schule: Die seit 1285 bezeugte Pfarrei Sankt Nikolaus entstand vermutlich als Auspfarrung aus der Crailsheimer Pfarrei im 12. Jahrhundert. Das Patronat ging als Lehen der Schenken von Limpurg im 15. Jahrhundert von den Zehe auf die Ellrichshausen über; seit 1750 waren die Markgrafen Lehensherren, seit 1792 Preußen. Das Patronat blieb bis 1939 wirksam. Im 1719 neu errichteten Kirchturm hängt unter anderem das so genannte Bauernglöcklein, das von einer wohl im 16. Jahrhundert abgegangenen Kapelle zum Heiligen Kreuz am Südwestrand des Dorfs stammen soll. Das Kirchenschiff wurde 1764–65 erneuert. Auf der Mauer des die Kirche umschließenden Friedhofs standen vier Gadenhäuser. Der Gottesdienst war seit 1528 evangelisch. Schulgebäude und ein Mesner-Schulmeister sind 1615 bezeugt. Der Turm der evangelischen Pfarrkirche mit Kuppel und Laterne. Grabdenkmäler und Totenschilde der Ellrichshausen aus dem 16. Jh. Vom ehemaligen Wehrkirchhof sind noch Reste vorhanden. Katholiken zu Crailsheim St. Bonifatius.
Patrozinium: St. Nikolaus
Ersterwähnung: 1285

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