Westgartshausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1255

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Westgartshausen, ursprünglich »Uschers-«/»Uskershusen«, bildete mit dem 1838 eingemeindeten Lickartshausen zusammen ein Straßendorf entlang der Route Crailsheim-Dinkelsbühl. Westgartshausen besitzt dabei die größere Bedeutung, da hinter dem Ort die Straße auf die Höhe strebt und spätestens dort mit der Heerstraße von Ingersheim zusammentrifft. Lickartshausen, heute »Unteres Weiler« von Westgartshausen, wird 1285 zuerst durch einen Ortsadligen greifbar. Ein Konrad war mindestens seit 1351 hohenlohischer Vogt zu Crailsheim und wohl Bruder des Walter von Goldbach, mit dem er gemeinsam diverse Lehen erhielt, die er später erbte. Ab 1415 saß ein Fritz in Crailsheim und bürgte für Adam von Kirchberg, mit dem Wappengleichheit (eine Radfelge) bestand. Er ist vor 1428 gestorben und wurde von Jörg von Lickartshausen zu Goldbach beerbt. 1474 starb die Familie im Mannesstamm aus, womit Fritz Geyer zu Goldbach das Gesamterbe antrat. Gesessen haben die Lickartshausen freilich trotz ihres Namens wohl kaum im Ort selbst, wo keine Burg nachzuweisen ist. Immerhin fiel der Doppelhof 28 (Unteres Weiler 11), der allein auf der linken Bachseite den anderen Bauernhöfen gegenüberliegt, auch dadurch aus der Reihe, dass er allein den großen und kleinen Zehnt an die Pfarrei Westgartshausen gab und schon vor der Einpfarrung Lickartshausens zu dieser Pfarrei gehörte. Zudem war er später im Gegensatz zu den anderen Bauernhöfen des Ortes nicht ansbachischer Besitz, sondern Eigentum der Ellrichshausen zu Jagstheim. Der Ort selbst bestand aus ursprünglich wohl vier, dann sechs Bauernhöfen. Das Zehntrecht hatten 1357 die Hohenlohe, auch wenn es an die Lickartshausen beziehungsweise Goldbach, dann an deren Erben ausgegeben war. 1410 wurden die Wollmershausen, dann Wilhelm Truchsess genannt Grener, 1537 die von Baldersheim als Inhaber der anderen Hälfte erwähnt. Lohr ist vom Namen her (»Lare«, »Lar« entspricht Wohnung, Haus) als eine Burgsiedlung definiert, die freilich nur schwer von gleichnamigen Orten zu unterscheiden ist. Erst 1221 lässt sich ein Giso von Lohr sicher diesem Ort zuordnen. Er verkaufte mit Zustimmung seiner Salmannen Heinrich von Bocksberg und der Brüder Konrad, Wolfrad und Craft von Krautheim sein Erbgut in Uissigheim dem Kloster Bronnbach. Mit dem um 1240 für Ellwangen tätigen Kraft von »Lare« endet bereits die Hochadelsfamilie von Lohr, die gerne mit den Lobenhausener Grafen in Verbindung gebracht wird, da das Gebiet der Herren von Lohr wie ein Pendant zu den Besitzungen der Flügelaugrafen erscheint. Dies lässt sich wohl so erklären, dass das Lohrer Gebiet ursprünglich den Lobenhausen gehörte, aber durch Abt Kuno von Ellwangen (1188–1220), der dieser Familie zugerechnet wird, an Kloster Ellwangen kam und genau mit dem Tod Kunos durch besagten Giso als ellwangisches Lehen übernommen wurde. 1289 saß offenbar als oettingischer Ministeriale ein Eckhard von Lohr auf der Burg Lohr. Es ist freilich denkbar, dass schon zu Lebzeiten der Edelherren von Lohr auch ein Ministerialengeschlecht von Lohr hier gelebt hat, da es ja zwei Burgen bei Lohr gibt: die bescheidene Burg oberhalb des Ortes selbst und die als Berg Lohr beziehungsweise Altenlohr bezeichnete Dynastenburg Lohr. Der Ort selbst gehörte 1532 mit allen vier Höfen, dem großen Zehnt und allen Rechten ins Amt Crailsheim, was ebenso noch 1732 galt, während 1616 fünf brandenburgisch-ansbachische Güter gezählt wurden. Der Ort liegt oberhalb des Baches beidseits der Straße nach Wildenstein und Dinkelsbühl und war rein bäuerlich ausgerichtet. Kirchlich gehörte er bis 1562 zu Crailsheim, seitdem zu Westgartshausen. Ofenbach, 1357 erstmals im hohenlohischen Güterverzeichnis genannt, als dort das Amt Crailsheim den großen und kleinen Zehnt bezog, könnte seinen Namen entweder von einem Köhler-/Pechofen haben oder eher aus »Ob dem Bach« verschliffen sein, liegt es doch als typische Rodungsanlage oberhalb des Degenbaches. Die 1532 aufgeführten sechs Güter lassen sich besitzmäßig auf vier ursprüngliche Höfe reduzieren, wie sie 1402 tatsächlich belegt sind. 1532 gehörten zwei Höfe Kloster Anhausen, je einer der Johanneskirche in Crailsheim, Wilhelm Geyer in Goldbach sowie den Ellrichshausen in Jagstheim und der Leonhardspfründe in Dinkelsbühl. Das Amt Crailsheim besaß nur das Halsgericht und den Zehnt. So war schon 1491 ein Gemeindebrief über das Triebrecht nötig, der 1702 erneuert wurde. 1698 hatte die Markgrafschaft den Ellrichshäuser Hof dazugewonnen und teilte ihn bis 1732 zwischen der Pfarrei und dem Heiligen in Westgartshausen auf. 1796 ließ sich Preußen von dem Dinkelsbühler Untertanen huldigen. Kirchlich gehörte der Ort bis 1562 zur Crailsheimer Johanneskirche, dann nach Westgartshausen. Oßhalden, 1345 möglicherweise mit Aschalden gemeint, erscheint noch 1732 als »Joas-« oder »Oaßhalden«. Deutbar ist das als Aschenhalde, was auf Brandrodung oder Pottaschengewinnung weist, oder auf Eschen anspielt, doch wäre auch Aashalde oder Osthalde denkbar. Jedenfalls gehört der Ort in die spätere Rodungsperiode. Eckhardt von Lohr hatte 1345 den halben Zehnt inne, den 1357 samt zwei Gütern die Lickartshausen trugen, 1457 Heinz von Crailsheim. Schon 1387 gehörte die Mühle zu Unteroßhalden den Pysser zu Dinkelsbühl. 1428 kauften die Döner aus Dinkelsbühl drei Güter aus ehemals Lickartshausener Bestand. So war 1732 Dinkelsbühl mit acht Gütern Hauptbesitzer im Ort neben den zwei Gütern der Herrschaft Goldbach und einem der Crailsheimer Johannespflege, bis 1796 Preußen die Dinkelsbühler Untertanen auf sich vereidigte. Der Zehnt war nach wie vor halbiert zwischen dem Kastenamt Crailsheim und den von Crailsheim zu Morstein, nur das Hochgericht lag beim markgräflichen Oberamt. Entsprechende Streitigkeiten der Ortsherren führten 1583 zu einem Gemeindebrief. Der Ort ist westlich vom Reiglersbach als Haufendorf um ein Wegekreuz angelegt, wobei der zwischen Haus 2 und dem Bach archäologisch nachgewiesene Brunnen einen gewissen Siedlungskern bildete. Durch Keramikfunde ist er auf circa 1180 bis 16. Jahrhundert datierbar. Am Markungsrand liegt die Mittelmühle, die mindestens seit 1616 im Besitz der von Crailsheim war. 1796 beanspruchte Preußen die Landeshoheit über sie. Sie war sowohl Getreide- wie Sägemühle. Kirchlich gehörte der Ort ursprünglich zur Johanneskirche Crailsheim, seit 1562 zu Westgartshausen. Schüttberg, 1357 als »Schipperg« genannt, weist mit seinem Namen auf »Schied« als Straßenhöhepunkt und bestand bis 1540 nur aus einer Wirtschaft, die wohl vor allem dem Vorspann diente. 1357 war das Gut an die Lickartshausen versetzt und wurde bis 1570 von deren Erben, den Geyer zu Goldbach, mit 13 Häuslerstellen aufgesiedelt. Diese erhielten nur bescheidene Flurstücke in Rodungsland und waren daher auf fahrendes Gewerbe mit Heimarbeit verwiesen. 1673 vergab immerhin Ansbach eine Konzession für eine Schmiede. Die Ortsherrschaft lag allein bei Goldbach, nur das Hochgericht und der große Zehnt beim Crailsheimer Ober- beziehungsweise Kastenamt. 1732 werden 15 Untertanen gezählt, davon einer ohne Gemeinderecht. Kirchlich gehörte der Ort bis 1562 zur Crailsheimer Johanneskirche, seitdem nach Westgartshausen. Erweist sich Wegses auch als später Rodungsort, so kann es bei der Erstnennung 1266 (»Wegsezze«) möglicherweise einen sonst nicht weiter auftretenden Ortsadel vorweisen, für den auch keine Burgstelle erkennbar ist. 1357 besaß Hohenlohe am Ort nur den Zehnt. Um 1400 gehörten Teile von Wegses den Zircker in Dinkelsbühl. Weitere Güter kaufte angeblich im 15. Jahrhundert Kloster Anhausen, doch waren 1497 alle drei Höfe, die sich vor 1732 auf vier vermehrten, im Besitz der Westgartshauser Kirche, so dass 1532 das Kastenamt Crailsheim nur Hochgericht und Zehnt besaß. Eingepfarrt war Wegses in die Johanneskirche Crailsheim, seit 1562 nach Westgartshausen. Der Ortsname nimmt Bezug auf die nördlich von der Siedlung gelegene Fernstraße von Crailsheim/Ingersheim nach Dinkelsbühl. Wittau weist vom Namen her (»wit« entspricht Wald) auf Rodung und liegt als Wegegabelung an der Straße nach Lohr beziehungsweise dem Kirchweg nach Westgartshausen. 1238 wird erstmals ein Ulrich von »Wittawe« genannt, und mit dem Leitnamen Ludwig begegnen bis 1343 mehrere Angehörige im Gefolge der Truhendingen. Aber erst Ende des 13. Jahrhunderts sank die Familie offenbar aus dem freien Stand in die Ministerialität ab. Mehrere Familienmitglieder sind in Kloster Auhausen (Kreis Donau-Ries) belegt, wo ein Heinrich 1278–86 sogar Abt war. Ebenso bestehen Beziehungen zu Kloster Zimmern, so dass ein Burgsitz in Wittau selbst unwahrscheinlich ist. Immerhin liegen bei Hof 4 die Fluren Brühl, Hofwiesen und Hofäcker. Eigentliche Ortsherren waren dagegen die Berlin zu Dinkelsbühl und vor allem Crailsheimer Bürger. 1532 gehörten die zehn Güter dem Crailsheimer Spital (3), Kloster Anhausen, der Priesterbruderschaft Crailsheim, drei Einwohnern von Ellwangen und zwei von Crailsheim. 1616 waren vier Güter beim Spital, nur noch eines in ellwangischem, dafür drei in crailsheimischem Besitz. 1698 hatte sich das Besitzverhältnis zugunsten Brandenburgs verschoben, das jetzt acht Güter betreute, so dass nur noch zwei in der Hand von Crailsheimern geblieben waren. Kirchlich gehörte Wittau bis 1562 nach Crailsheim, dann nach Westgartshausen. Seit 1953 besteht in Westgartshausen eine Wohnsiedlung in den Gewannen »Hüttfeld« und »Riegelfeld«.
Historische Namensformen:
  • Vschreshusen 1255
  • Wskershusen 1300
  • Uoskershusen 1363
  • Uschershusen
  • Uskershusen
Geschichte: In einem päpstlichen Ablassbrief, beantragt von Heinrich von Goldbach, wurde der Ort 1255 erstmals genannt. Die Goldbach waren mit den benachbarten Lickartshausen verwandt und 1345 mit ihnen zusammen als hohenlohische Lehnsleute eben in Westgartshausen begütert und auch mit dem aus dem Kirchenpatronat resultierenden Zoll ausgestattet. Dieses Patronat rührte von Würzburg her, das 1303 Konrad von Flügelau und 1313 nach dessen Tod Kraft von Hohenlohe eben mit diesem, dem Zoll und dem Gericht (wohl Kirchweihschutz) belehnte. Seitdem wurde Westgartshausen zusammen mit Crailsheim ›regiert‹ und nahm an dem entsprechenden Wechsel der Landesherren teil. Aber erst 1532 wurden die innerörtlichen Besitzverhältnisse klar: Die Markgrafschaft hatte das Hochgericht, den Kirchweihschutz und einen Weiher zur Aufzucht von Fischen und für zwölf Untertanen auch das Niedergericht, nämlich für vier des Kastenamtes Crailsheim, zwei des Spitals, zwei der Johannespflege, einen der Pfarrei und drei des Gotteshauses Westgartshausen. Dazu kamen mit eigener Vogtei zwei Untertanen des Wolf von Heßberg, sechs des Sebastian Geyer zu Goldbach und einer des Konrad von Ellrichshausen in Jagstheim. Der Zehnt ging zur Hälfte an die Pfarrei Westgartshausen und je zu einem Viertel ans Kastenamt Crailsheim und an die Geyer zu Goldbach. Allerdings hatte hier der Schreiber auch die Besitzungen in Lickartshausen eingerechnet, so dass die dortigen fünf Güter herausgerechnet werden müssen. Es waren dies zwei ansbachische, zwei heßbergische und das Ellrichshäuser Gut. Die sechs Goldbacher Güter gehen wohl zurück auf die Goldbach/Lickartshausen und kamen 1708 an Preußen, 1729 durch Heirat an Ansbach. Für vier Jahre kam der Ort 1806 an Bayern, 1810 dann an Württemberg. Eine Gemeindeordnung wird 1656, 1698 ein Schultheiß unter den markgräflichen Einwohnern genannt. Wahlen zum Amt eines Felduntergängers sind ab 1717 belegt. Mit Lickartshausen bestellte man offenbar gemeinsam den Hirten. Auch die Flachsbrechhütte dürfte gemeinsamer Besitz gewesen sein. Die Zollstätte an der Straße Crailsheim-Dinkelsbühl wird seit Anfang des 14. Jahrhunderts erwähnt. Westgartshausen gehörte zum Oberamt (seit 1938 Landkreis) Crailsheim. Nach verschiedenen Gemarkungsänderungen verschmolzen Westgarthausen und Lickartshausen 1838 miteinander.
Wirtschaft und Bevölkerung: Neben dem landwirtschaftlichen Einkommen hatten die Einwohner Verdienst aus Vorspann und Gastgewerbe sowie aus handwerklichem Bedarf für das Transportwesen (Wagner, Schmiede). 1702 wurde eine Konzession für Weinhandel erteilt, und die Taglöhner und Seldner betrieben allerlei Nebengewerbe (Schmied, Weber, Schuhmacher). Aus den 21 Untertanen (1532) lässt sich eine Einwohnerzahl von rund 100 Personen erschließen.

Name: Berg Lohr (Altenlohr) – Burg (oberhalb von Lohr)

Ersterwähnung: 1255
Kirche und Schule: Die Kirche wurde sehr früh aus dem Crailsheimer Pfarrverbund ausgegliedert. Bereits 1285 ist ein Pfarrer belegt, der bis zur Reformation nur Westgartshausen betreute. Ablässe von 1444, 1501 und 1514 stehen in erkennbarem Zusammenhang mit Baumaßnahmen an der Kirche: 1444 wurde der heutige Chor geweiht und vielleicht der Flügelaltar aufgestellt, der auf das bereits in der Ersterwähnung belegte Marien-Patrozinium Bezug nimmt. Auf etwa 1500 lassen sich die Chorfresken datieren, ebenso die Pietà an der Schiffswand und das Chorfenster mit Katharina. 1504 ist der Wandtabernakel mit Schmerzensmann und zwei Engeln datiert. Die erst 1971 freigelegte Figur eines Ritters könnte den ›Stifter‹ Heinrich von Goldbach verewigen. 1528 wurde die Reformation durchgeführt, ein riskantes Unternehmen für den damaligen Pfarrer Georg Schober, da er nur Verweser für den Ellwanger Chorherrn Benedikt Stahel war. Erst 1531 wurde er selbst zum Pfarrer bestellt. 1562 wurde der Pfarrsprengel vergrößert, er umfasste nun Lickartshausen, Wittau, Lohr, Käsbach, Ofenbach, Oßhalden, Mittelmühle, Wegses, Schüttberg, Hochbronn, Nestleinsberg, Lixhof, Gerbertshofen und die Kapelle in Weipertshofen samt den dortigen Protestanten. 1569–80 wurden Pfarrhaus und -scheuer ausgebessert, 1610/11 auch die Kirche; 1695 wurde der Turm aufgestockt, 1751 aber durch Blitz zerstört und erneuert. In diesem Jahr entstand auch das noch bestehende, allerdings als Gemeindehaus genutzte Pfarrhaus. Eine Schule wurde 1580 auf der Kirchhofmauer mit Lehrerwohnung umgebaut. Evangelische Pfarrkirche, spätmittelalterlicher Turmchor mit Kreuzrippengewölbe auf Fratzenkonsolen. Flachgedecktes Schiff von 1610/11. Achteckaufsatz des Turms von 1751. Sandsteinkanzel mit vier Evangelisten und mehreren, unter anderem ansbachschem Wappen. Im 15. Jahrhundert reich mit spätgotischen Kunstwerken ausgestattet: Flügelaltar, innen Reliefs, außen Tafelgemälde; als Aufsatz eine Pietà. Grabdenkmäler des 17./18. Jahrhunderts. Bei der Renovierung 1970/71 wurden Schiff- und Chorinnenraum völlig verändert. Katholische Kirche Heilig-Geist 1966/67 erbaut, zur Seelsorgestelle Satteldorf von Crailsheim (St. Bonifatius) gehörend.
Patrozinium: Unserer Lieben Frau
Ersterwähnung: 1255

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