Fichtenberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0817

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Wohl um die Mitte des 8. Jahrhunderts wurde im Rahmen der merowingischen Siedlungspolitik nach der Gründung von Oberrot und Hausen talabwärts wegen der guten Viehweide die Tochtersiedlung angelegt. Erstmals erwähnt wurde Fichtenberg (»Viheberg«) allem Anschein nach 816. Bis zur Namensänderung in Fichtenberg im Jahre 1872 tauchen verschiedene Schreibweisen (unter anderem »Viheberc«, »Viheberg«, »Vypberg«, »Viechberg«, »Fichtberg«) auf. Die einen führen den Namen auf die gute Viehweide, die andern auf die Fichten am Berg oberhalb des Dorfes zurück. Um 1620 wurden in Fichtenberg 29, in Mittelrot 21 und in Busch- und Erlinshof vier zur limpurgischen Grundherrschaft gehörige Häuser gezählt. 1790 zählte der Ort 57 Wohnungen und die Pfarrkirche. Die Kirche Sankt Kilian erhob sich auf der höchsten Stelle des damaligen Dorfes in einem ummauerten Friedhof in der Nähe des heutigen Kirchwegs. Ein Haus im Dorf soll in seiner Bausubstanz auf das Jahr 1431 zurückgehen. Hochwasser, regelmäßig wiederkehrend nach Schneeschmelze oder starken Regenfällen, verursachte immer wieder Schäden. Im Bauernkrieg 1525 wurde das Pfarrhaus geplündert. Fichtenberger ließen sich auch als Söldner von Bauernführern anwerben. Im 30-jährigen Krieg litt der Ort schwer, in den Pestjahren 1634–37 starben mehr als die Hälfte der Einwohner, ganze Familien fielen der Seuche zum Opfer. In der Zeit bis 1806 hatte die Gemeinde mit Fichtenberg 15 Wohnplätze: Im 11. Jahrhundert wird in einer Urkunde Diebach erwähnt, im 14. Jahrhundert Dappach, Kronmühle, Michelbächle und Mittelrot mit Reute und Ölhaus. Waldeck, früher Stockachhof, später Stöckenhof, erwarb Limpurg zusammen mit der Burg Rötenberg. Aus dem 16. Jahrhundert sind Nachrichten von Erlenhof und Rupphof, aus dem 17. Jahrhundert von Buschhof und Gehrhof vorhanden. Im 18. Jahrhundert wurden Hornberg, Langert und Rauhenzainbach angelegt. Hornberg und Rupphof gehörten um 1800 als württembergischer Besitz zum Amt Murrhardt, Gehrhof, Michelbächle und Erlenbach als Bestandteil der Herrschaft Limpurg-Gaildorf-Wurmbrand zum Amt Gaildorf, die übrigen Wohnplätze zum Amt Oberrot. Von diesen Siedlungen verdient Mittelrot wegen seiner Größe und Bedeutung noch eine besondere Erwähnung. 1790 hatte der Ort 36 Wohnungen. Er verdankte seine Entstehung der mittelalterlichen Burg Rötenberg. Die genaue Entstehungszeit ist nicht bekannt. Die meisten Güter wurden 1338 von Weinsberg an Limpurg verkauft. Zwei Höfe erwarb Limpurg 1607 von Württemberg. Auch Comburg besaß hier noch zwei Lehen. Bereits 1936/39 erfolgte die Erweiterung Fichtenbergs hinüber auf das rechte Rotufer. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges kamen mehrere Neubaugebiete hinzu, so im Anschluß an die Brückäckersiedlung (1952/60) zwischen Glattenzainbach und Dappach im Süden und im Nordwesten an die Bühläckersiedlung (1954/60), ferner in den Gewannen »Gehrendshalde« (1956/58), im Norden »Kellerfeld« (1962/66), »Hohloch« (seit 1972), »Fichtenbergäcker« (seit 1970), »Schelmenäcker« (seit 1974). Das Gewerbegebiet »Hirschäcker« wurde südlich des Ortes 1962/64 ausgewiesen.
Historische Namensformen:
  • Viheberc 0817
  • Vypperg 1300 [im 14. Jahrhundert]
  • Vieberg 1285
  • Viechberg
  • Vypberg
  • Viheberg
  • Fichtberg
  • Vichberg
Geschichte: Im Hoch- und Spätmittelalter hatten in Fichtenberg unter anderem die Herren von Wöllstein, von Ickingen, von Roth, von Weinsberg, von Rosenstein, die Kurpfalz und Württemberg Besitzrechte. Der Großteil dieser Rechte ging im 14. Jahrhundert an die Herrschaft Limpurg, die schließlich, von kirchlichen Rechten abgesehen, alleiniger Grund-, Dorf- und Landesherr war. Nach der Teilung der Herrschaft Limpurg 1557 kam Fichtenberg zu der Linie Limpurg-Gaildorf. Als 1690 der männliche Zweig dieser Linie erlosch und weitere Teilungen anstanden, gehörte der Siedlungsbereich zum limpurg-solms-assenheimischen Landesteil. Weitere Erbteilungen und Verkäufe folgten, so dass um 1800 Limpurg-Solms-Assenheim, Limpurg-Gaildorf-Wurmbrand und Württemberg zusammen in Fichtenberg die Landesherrschaft besaßen. Auf dem Fichtberg stand ein Adelssitz »Vypperg«, den ein Engelhard von Weinsberg 1321 an Württemberg verpfändete. Südlich von Mittelrot lag die im 12. oder 13. Jahrhundert erbaute Burg Rötenberg, von der noch der so genannte Röterturm erhalten ist. 1338 verkaufte Albrecht Haug von Rosenstein sie an Schenk Albrecht von Limpurg. 1350 wurde sie nach Haller Chroniken zerstört, weil von ihr aus Raubzüge unternommen wurden. Es ist nicht bekannt, ob sie wieder aufgebaut wurde. Im 15. Jahrhundert war Fichtenberg Hauptort eines limpurgischen Amtes. Es besaß auch ein Dorfgericht. Ehrenämter waren die Tätigkeiten der Heiligenpfleger und der Schultheißen. Als Teil des Amtes Oberrot der Herrschaft Limpurg-Gaildorf-Assenheim kam Fichtenberg 1806 an Württemberg, zuerst Oberamt Gaildorf, seit 1938 Landkreis Backnang, seit 1973 Landkreis Schwäbisch Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1618 hatte Fichtenberg mit den umliegenden Wohnplätzen 750 Einwohner, 1648 nur noch 250 und 1790 wieder 769, davon lebten in Fichtenberg selbst 369 und in Mittelrot 216. Die Zahl der Bewohner wuchs stetig. In der Pfarrei kamen zwischen 1751 und 1770 auf 624 Taufen 509 Todesfälle, und zwischen 1771 und 1790 standen 703 Taufen 557 Todesfälle gegenüber. Die Kindersterblichkeit war sehr hoch. Zwischen 1776 und 1786 starben in der Pfarrei 315 Personen, davon 193 Kinder, fast zwei Drittel der Sterbefälle waren Kinder. Die sozialen Verhältnisse gestalteten sich im 17. Jahrhundert relativ stabil, so standen um 1620 und 1688 in Fichtenberg (mit Kronmühle) jeweils elf Bauern 18 Seldner und in Mittelrot jeweils sechs Bauern 15 Seldner gegenüber. Waldarbeiten in ihren verschiedenen Formen, Ackerbau und Viehzucht waren die Haupterwerbsquellen. Die Landwirtschaft wurde in Form der Dreifelderwirtschaft betrieben. Bei der Viehwirtschaft dominierte die Schweinemast neben Schaf- und Rinderzucht. Für die Weidewirtschaft waren Hirten angestellt. Fichtenberg, Mittelrot, Michelbächle und Erlenhof hatten das Recht, täglich ihr Hornvieh in die Waldweide bei Ottendorf zu bringen. Die Farrenhaltung gehörte zum Aufgabenbereich der Pfarrei. Der Weinbau ist schon im 17. Jahrhundert weitgehend aufgegeben worden. Dafür wurde von der Herrschaft der Obstbau gefördert. Der Gemeindeboden war 1790 verteilt. Fichtenberg hatte Marktrecht, wo einzelne Familien unter anderem ihre Holz-, Stroh- und Flechtarbeiten anboten. Nach den Tauf-, Ehe- und Totenregistern waren vor allem im 18. Jahrhundert folgende Berufe vertreten: Bäcker, Hirt, Krämer, Kübler, Metzger, Müller, Schmied, Schneider, Schreiner, Schulmeister, Weber und Wirt. In Mittelrot gab es eine oder zwei Wirtschaften. Das Gasthaus Hirsch war im 18. Jahrhundert im Besitz der Familie Braun. Es war mit einer Bäckerei verbunden. In Fichtenberg war eine Wirtschaft ebenfalls mit einer Bäckerei verbunden. Eine Branntweinbrennerei bestand in Mittelrot. Nach der herrschaftlichen Mühlenordnung für den Landesteil Limpurg-Solms-Assenheim aus dem Jahre 1795 gab es in Fichtenberg zwei Mahlmühlen, die Kronmühle und die Fichtenberger Mühle, und eine Sägemühle, die Stöckenhofer Sägemühle. Die Mahlmühlen sind urkundlich bis ins 14. beziehungsweise 16. Jahrhundert nachweisbar; 1558 wurden dann gleichzeitig Mühlen in Fichtenberg und auf dem Wohnplatz Cronmühle erwähnt. Wegen der gleichen Antriebstechnik konnten die Betriebsarten leicht gewechselt werden. Die Müller wurden unter anderem verpflichtet, das Floßholz nach Hall nicht aufzuhalten. In Fichtenberg gab es auch eine Badstube.

Name: Burg Rötenberg

Ersterwähnung: 1160 [?]
Kirche und Schule: Die Nennung einer Pfarrei für 816 (?) ist zwar eine Fälschung, verweist jedoch indirekt auf eine Existenz der Pfarrei in den 1160er Jahren. Eine andere Version sieht in der Pfarrei Fichtenberg wegen ihrer Kilianskirche eine Schenkung eines Bischofs von Würzburg. Das Kloster Murrhardt gewann jedenfalls den Besitz der Pfarrei und behielt ihn durch die Jahrhunderte. Die Pfarrei gehörte zur Diözese Würzburg und zum Kapitel Hall. Das Patronat hatte das Kloster Murrhardt und nach der Reformation Württemberg. Urkundlich erwähnt wird der Bau einer Kirche 1519. Von ihrer Vorgängerin ist nur die Glocke bekannt. Die Kirche wurde mehrmals erweitert und umgebaut; 1743 erhielt sie eine Orgel. Auf dem massiven Turm stand zur Abschreckung eine Kanone. In ihm hing eine kleine Glocke mit den Namen der vier Evangelisten und Marias in Majuskelschrift, was auf ein sehr hohes Alter hinweist. In Mittelrot steht auf einer kleinen Anhöhe über der Landstraße die Filialkirche Sankt Georg. Die jetzige Kirche geht auf einen Umbau aus dem Jahr 1480 zurück. Der Vorgängerbau stammte wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert. Die Kirche war von einem Friedhof umgeben, der bis weit nach dem 30-jährigen Krieg benutzt wurde. Diese Sankt Georgskirche besitzt wertvolle Kunstschätze, unter anderem einen Flügelaltar der Ulmer Schule aus dem Jahr 1499 mit Holzplastiken von Sankt Georg, Maria und Sankt Stephanus im Schrein, auf dem Schrein eine kleine Reiterfigur Sankt Georgs und auf den bemalten Flügeln die Verkündigung an Maria und den Kindermord zu Bethlehem. Auch später wurde die Kirche noch ausgeschmückt. Der langjährige Schultheiß Johann Georg Braun hatte 1773 auf eigene Kosten neue ansehnliche Tücher für Altar, Kanzel und Taufstein gestiftet. Wann und wie die Reformation in Fichtenberg eingeführt und durchgeführt wurde ist nicht mehr nachweisbar. Württembergische Einflüsse über Murrhardt und Haller Einflüsse über Limpurg-Gaildorf sind wahrscheinlich. Die erste limpurgische Kirchenordnung, um 1560 erlassen, ist verloren. Nach der Ordnung von 1610 lag die Kirchenaufsicht jetzt bei der Herrschaft Limpurg-Gaildorf und ihren Nachfolgern. Die Gaildorfer Landpfarreien wie Fichtenberg folgten nicht immer den Anordnungen des landesherrlichen Kirchenregiments. Als 1698 ein Vorbereitungsgottesdienst auf das Abendmahl eingeführt wurde, übernahm Fichtenberg erst 1713 diese Neuerung. 1709 wurde die Konfirmation eingeführt und am Palmsonntag gefeiert. In den Jahren 1751 bis 1780 wurden jährlich 17 Jugendliche konfirmiert. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirchenbuße nochmals verschärft, besonders für die Übertreter des sechsten Gebots. Durchschnittlich standen jährlich zwei bis drei Kirchenbußen an, was aber nicht der Zahl der jährlichen Geburten unehelicher Kinder entsprach. Im Totenbuch des Jahres 1616 steht hinter dem Namen David Zagelmeyer die Berufsbezeichnung Schulmeister. Der Unterricht wurde im Hause der Lehrer gehalten. Der Lehrer war gleichzeitig Mesner und später Organist. Nach den Totenbüchern zu urteilen, gab es auch Zeiten ohne Lehrer. Es musste Schulgeld bezahlt werden. Dafür gab es auch eine Stiftung der Brüder Weissensee. Der erste bekannte Lehrer in Mittelrot war Jakob Schmelcher, der 1784 starb. Auch die folgenden Lehrer stammten aus der gleichen Familie. Diese Lehrer versahen ebenfalls Mesnerdienste. Sie unterrichteten in ihrem Haus und erhielten dafür von den Dorfbewohnern ein Entgelt. Deshalb mussten die Kinder aus Michelbächle nach dem entfernteren Fichtenberg zur Schule gehen. Wie überall im Limpurger Land waren die Schulen vor allem im Sommer schlecht besucht. Ein Jahr nachdem Fichtenberg württembergisch geworden war, wurde 1807 eine Schulvisitation durchgeführt. Danach gab es täglich sechs Stunden Unterricht, im Sommer aber nur montags, mittwochs und freitags. Es war auch ein Schulhaus vorhanden, in dem der Lehrer wohnte. Der Schulverband umfasste jetzt alle Wohnplätze. Die Zahl der Schüler in Fichtenberg stieg im Lauf der Zeit an, so gab es 1750/51 insgesamt 81 Schüler, davon 40 Knaben und 41 Mädchen, 1804/05 wurden dann schon 129 Schüler gezählt, davon 70 Knaben und 59 Mädchen. Die Schule in Mittelrot, die für 1750/51 erstmals nachweisbar ist, wurde damals von 34 Schülern besucht. Evangelische Pfarrkirche 1832 anstelle der mittelalterlichen erbaut, die an der höchsten Stelle des Dorfes im ummauerten Kirchhof stand. Katholische Filial-Kirche St. Josef, 1952 errichtet; zur Pfarrei Oberrot-Hausen gehörend.
Patrozinium: St. Kilian
Ersterwähnung: 1575

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