Eutendorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1091

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Eutendorf wurde vermutlich im 7. Jahrhundert von Westheim aus begründet. Es hat sich aus zwei Teilen entwickelt; dem Oberdorf mit Kirche, Pfarr- und Schulhaus sowie dem größeren Niederdorf. Die 1091 genannten Siedlungen »Altorf et Altorf« waren Vorläufer der heutigen auf Eutendorfer Gemarkung liegenden Wohnplätze Groß- und Kleinaltdorf, wobei der Ortsadel seinen Sitz offenbar in Kleinaltdorf hatte. Erst später werden die beiden Wohnplätze als »Grossenaltdorff« und »Minernaltdorff« (1374) beziehungsweise »Kleinaltdorff« (1462) bezeichnet. Das gleichfalls 1091 genannte Winzenweiler (»Winicenweiler«) soll 1449 abgegangen sein und wird erst wieder 1506 als besiedelt erwähnt. Der Eisbachhof schließlich wurde kurz vor 1710 angelegt. Eine Reihe von Wohnplätzen ist abgegangen wie das ab 1093/95 erwähnte »Hagestaldehusen« (vor 1462). Der 1509 erwähnte Flurname Haspelhausen (nordöstlich Winzenweiler) bezog sich vermutlich entweder auf »Hagestaldehusen« selbst oder auf eine wiederum schon abgegangene Nachfolgesiedlung. Die gleichfalls »Haspelhausen« genannte und 1518 gegründete Nachfolgesiedlung der 1509 genannten Wüstung bestand schon 1541 nicht mehr. 1527 wurden ein Gut »auf dem Bulmer« (am Bilmersbach) und 1527/82 ein als Nebengut bewirtschaftetes limpurgisches Lehen »auf dem Beylstein« (vermutlich Höhe östlich Adelbach) erwähnt. Beim »Gesundbad« an der schwefelhaltigen Thermalquelle (Bilmersbrunnen) im Unterdorf, das 1790 noch in Betrieb war und im 19. Jahrhundert im Ort aufging, lag ebenfalls 1527/82 ein Badehaus. Ein Wohnplatz »Güssel« (nördlich Steppach) wird 1531 und 1582 erwähnt. 1601 ist erstmals ein Haus in der »Seyfriedshalde« (südöstlich Eutendorf) nachweisbar. Das sich daraus entwickelnde Gut in der Schweizerhalde (Schweizerei) umfasste 1671 rund 100 Morgen und 1774 etwas über 155 Morgen, die zum Teil außerhalb der späteren Markung Schweizerhalde lagen. Die Gebäude wurden 1919 abgerissen und die Gemarkung Schweizerhalde 1939 aufgehoben. Nach 1630 gingen die Wohnplätze »Roggenland« (westlich Eutendorf) sowie das dortige 1614 erbaute »Jägerhaus« ab. Der »Schleifrain« (rechtes Kocherufer) kommt 1718 als Flurname vor, 1737 stand dort ein Lohhaus beziehungsweise eine Lohmühle, die 1899 unbewohnt war und 1928 abgebrochen wurde. Die 1754 einmal genannte »Aschenhütte« (bei Winzenweiler) ging nach ihrer Nennung ab. 1789 gab es schon die »Sägmühle« am Eisbach (südöstlich Eisbachhof), die nach 1850 verschwand, sowie das 1816 letztmalig erwähnte »Staighäusle« (südwestlich Steigenhaus).
Historische Namensformen:
  • Vodendorf 1091
  • Uodendorf
  • Odendorf
Geschichte: Bei der Erstnennung Eutendorfs (»Uodendorf«) 1091 wurde mit Bischof Emhard von Würzburg aus dem Comburger Grafengeschlecht als Inhaber des Zehnten auch der erste Grundherr erwähnt. Der Zehnt ging damals an die edelfreien Brüder »Winitherus« und »Richizo« von »Altorf«. Die ursprüngliche Schreibweise des Ortsnamens erschwert eine genaue Abgrenzung von Ottendorf. Der erstmals 1371 nachweisbaren Grundherrschaft Limpurgs gehörten 1582 drei Höfe, 18 Häuser, 19 Güter, fünf Lehen, zwei Selden und eine Hube. Das 1460 als Grundherr nachweisbare Comburg besaß 1478 drei Lehen und zwei Selden. Daneben hatten die Herren von Rot (1371) sowie Haller Bürger (1405) Besitz. Die Schenken waren auch in Groß- und Kleinaltdorf (1374) begütert. 1248 werden comburgische Höfe in »Altdorf« erwähnt. Comburg war auch in Winzenweiler begütert (1248), wo später die Herren von Crailsheim gleichfalls Besitzrechte (1350) hatten. Die Zehntrechte in Groß- und Kleinaltdorf sowie Winzenweiler gingen 1091–1120 an Comburg. 1462 gehörten dann dem Kloster in Winzenweiler und Kleinaltdorf zwei Drittel des Großzehnts. Auch der Eutendorfer Zehnt kam nach 1091 zum Teil an Comburg, denn 1384 gehörte dem Kloster neben der Pfarrei Eutendorf und dem Haller Geschlecht Rudolf ein Drittel desselben. 1669 verkaufte Comburg sein Drittel des Wein- und Fruchtzehnten und den halben Kleinzehnt in Eutendorf und Kleinaltdorf sowie ein Drittel des Großzehnten und den ganzen Kleinzehnten in Winzenweiler an Limpurg. Ein 1299 als Zeuge genannter »Heinricus de Utindorf« deutet auf ein Ortsadelsgeschlecht hin. Bei den 1091 genannten Edelfreien von »Altorf« dürfte es sich um Ortsadlige der Eutendorfer Wohnplätze Groß- und Kleinaltdorf gehandelt haben, da die in der Urkunde aufgezählten übrigen Orte, deren Zehntrechte an die Edelfreien gingen, zweifelsfrei im Umkreis von Eutendorf liegen. Der Ortsadel stand damals den Grafen von Comburg nahe. 1443 hatte Comburg die Vogtei über Eutendorf als Allod inne, das an die Herren von Weinsberg als Lehen vergeben war. Nach Erlangung der Vogtei auch über die comburgischen und murrhardtischen Güter verfügten die Limpurger später 1582 über alle hohe und niedere Gerichtsherrschaft. Auch Großaltdorf unterstand fast vollständig der Herrschaft Limpurgs, das über 17 Gemeinderechte verfügte, während Comburg nur eines besaß (1657). Die Vogtei in Winzenweiler ging von den Herren von Weinsberg über die Berler von Tullau (1363) an Comburg (1364) über, das seine Herrschaft dann bis zum Übergang an Württemberg 1802 wahren konnte. Erste Strukturen kommunaler Selbstverwaltung werden mit der Erwähnung von Gemeinden erkennbar (Eutendorf: 1478; Großaltdorf: 1582). 1602 erließen die Schenken für Eutendorf eine Gemeindeordnung. Der ursprünglich zum limpurgischen Amt Gaildorf gehörende Ort unterstand Ende des 18. Jahrhunderts dem Gaildorfer Landamt und kam 1807 zum Oberamt Gaildorf. 1807/08 war Eutendorf als Schultheißerei Eutendorf Teil des Gaildorfer beziehungsweise Unteren Amts des Patrimonialamts Gaildorf. Winzenweiler gehörte nach dem Übergang an Württemberg 1802/03 zum Oberamt Vellberg und ab 1808 gleichfalls zum Oberamt Gaildorf. Eutendorf wurde 1938 dem Landkreis Backnang zugeteilt.
Wirtschaft und Bevölkerung: Aufgrund der Kriegsfolgen sank die Zahl der erwachsenen Einwohner in Eutendorf von 60 (1634) auf 38 (1637). Allein 1635 starben 63 Personen in der Pfarrei Eutendorf an Seuchen. Auch in Großaltdorf sank die Zahl der erwachsenen Bewohner von 18 (1634) auf 13 (1637). 1789 zählte Eutendorf mit Schweizerhalde 385, Großaltdorf 141, Kleinaltdorf 103, der Schleifrain zehn und Steigenhaus neun Einwohner. Bis 1807 stieg die Einwohnerzahl dieser Wohnplätze auf 661. Die Feldflur in Eutendorf, Groß- und Kleinaltdorf wurde in der Dreizelgenwirtschaft bebaut (1657). Weinbau und Kelter in Eutendorf sind für 1478 bezeugt (Anbaufläche 1570: 90 Morgen). Die Weinberge lagen am Schneitberg, in der Sandhalde, den Ebenäckern, am Linsenberg und am Zipfrain, die Großaltdorfer am Zipfrain. 1766 soll der letzte Weinberg aufgelassen worden sein. 1634 betrug der Viehbestand in Eutendorf 250 Rinder sowie 100 Schweine, 500 Schafe und 100 Geißen (Schmalvieh). In Großaltdorf gab es damals 50 Rinder sowie 150 Stück Schmalvieh. An Gewerbe sind für Großaltdorf möglicherweise für 1248 eine Mühle beziehungsweise für 1582 sicher eine Mahl- und Sägemühle nachweisbar. Eine Rolle spielte auch die Waldwirtschaft, wovon Regelungen zur Harzgewinnung in der Dorfordnung (1602), die 1731 erwähnte Rußbrenne in Eutendorf und der 1754 erwähnte Wohnplatz Aschenhütte bei Winzenweiler Zeugnis ablegen. 1790 werden ein Wirtshaus und eine Mostschenke in Eutendorf erwähnt.

Ersterwähnung: 1248
Kirche und Schule: Bei der 1248 erwähnten Kirche von »Odendorf« mit comburgischem Patronatsrecht handelt es sich vermutlich um die Eutendorfer Kirche. 1285/86 wurden Pfarrei und Kirche erstmals sicher erwähnt, während das Patrozinium Sankt Kilian mutmaßlich für 1421 und gesichert erst für 1513 nachweisbar ist. Die Pfarrei gehörte in vorreformatorischer Zeit zum Dekanat Hall, danach zur Superintendentur Gaildorf und ab 1807 zum Dekanat Gaildorf. Das Patronatsrecht ging 1669 von Comburg an Limpurg über. Zur Pfarrei gehörten vor der Reformation auch Groß- und Kleinaltdorf, Winzenweiler, Haspelhausen, die Höfe Bulmer, Beylstein und Güssel sowie vermutlich auch Dretenweiler und Sanweles. Wegen des comburgischen Patronats konnte sich die Reformation erst ab 1554 durchsetzen. Das unter comburgischer Herrschaft stehende Winzenweiler wurde ebenfalls reformiert, jedoch machte die von Comburg geförderte Zuwanderung von Katholiken die Protestanten zur Minderheit. Die 1091 erwähnte und von den Herren von Altdorf gestiftete und erbaute Bartholomäuskapelle muss vor 1085 geweiht worden sein. Vielleicht ist sie mit einer für 1498 in Kleinaltdorf lokalisierbaren Kapelle identisch. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass sie die direkte Vorgängerin der heutigen Bartholomäuskapelle in Großaltdorf ist, die um 1278 erstmals nachweisbar ist und der damals bei einer Weihe Reliquien des Heiligen Timotheus sowie eines weiteren Heiligen beigelegt wurden. Bei Letzterem handelt es sich möglicherweise um Sankt Bartholomäus, welcher um 1560, wie das Datum des Kirchweihfests am Bartholomäustag beweist, der wichtigste Heilige der Kapelle war. Ein Martins-Patrozinium wird 1587 genannt. Der einstige Chorturm der Eutendorfer Kirche sowie dessen Tonnengewölbe sind erhaltene Teile eines romanischen Vorgängerbaus. Im 14. Jahrhundert wurde das Kirchenschiff abgerissen und unter Beibehaltung des Turms durch ein Schiff mit Chor ersetzt (Stein mit Jahreszahl 1343). Um 1500 erfolgten Umbau und Einsetzung neuer großer Fenster. Im Inneren befinden sich drei Tafelbilder (Abendmahl, Sündenfall, Taufe Christi) des Haller Malers Hieronimus Rappold von 1619 und eine bemerkenswerte Holzkassettendecke von 1886. Die Wehrbefestigung ist teilweise erhalten. Bei der Ende des 15. Jahrhunderts in Großaltdorf erbauten Kapelle handelt es sich um eine Saalkirche, einen einschiffigen Bau mit leicht eingezogenem polygonal geschlossenen Chor, wobei Teile des Langhauses wesentlich ältere Bauteile enthalten. Bemerkenswert ist die erhaltene spätmittelalterliche Inneneinrichtung (bemalte Decke). 1613 wurde in Eutendorf ein Schulmeister eingestellt. Eine 1619 erlassene Schulordnung sah auch die Sommerschule vor. 1728 betrug die Schülerzahl 64 (Lesende: 27, fortgeschrittene Leser: 30, Anfänger: 7) und stieg bis 1809 auf 104. Für 1744 ist ein Schuladjunktus nachweisbar. 1635 wurde ein Schulhaus gekauft. In Winzenweiler sorgte 1744 der Pfarrer für die Abhaltung sogar der Sommerschule, bis dann für 1799 das Schulmeisteramt nachweisbar ist. Evangelische Pfarrkirche, spätgotisch, massives, burgartiges Gebäude mit Maßwerkfenstern und Resten der Kirchhofbefestigung, 1972/74 renoviert. Katholiken zu Gaildorf.
Patrozinium: St. Kilian
Ersterwähnung: 1513

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