Ottendorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Liegt auf Gemarkung: Gaildorf
Ersterwähnung: 1091

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der erstmals 1091 erwähnte Ortsname kannte in seiner Entwicklung verschiedene Varianten (1248: »Otendorf«; 1347: »Öttindorff«; 1790: »Oet(t)endorf«; 1806: »Oedendorf«) bis er 1884 endgültig in Ottendorf umgeändert wurde. Der Name verweist auf eine frühmittelalterliche Ausbausiedlung. Möglicherweise wurde der Ort von Westheim aus besiedelt. Mutmaßliche Keimzelle des Orts und prägende Elemente der Ortstopographie waren die Kirche sowie die Burg. Zu letzterer gehörte ein 1439 erwähnter abgesetzter Turm. Die Burg selbst soll 1342 oder 1350 abgebrannt sein, doch bis weit in das 15. Jahrhundert war sie wieder bewohnt, und erst 1582 galt sie als endgültig abgegangen. Der alte Ortskern ist dabei heute noch deutlich erkennbar im Zwickel, der durch die Linden-, Kocher- und Bergstraße sowie durch die Kirche beziehungsweise die Haller Straße abgegrenzt wird. Im 14. Jahrhundert werden Spöck (1343: »Spekke«) sowie Niederndorf (1347: »Niderndorf«) und im 15. Jahrhundert schließlich Hägenau (1402: »Hegnaw«) genannt. 1539 gab es in Ottendorf 19 Häuser, wovon elf eine Scheune hatten, und dazu zwei Mühlengebäude. Der 1519 erwähnte Kochersteg in Ottendorf wurde 1786 und der Steg in Niederndorf 1793 durch steinerne Brücken ersetzt. Eine neue Wohnsiedlung (1950/60) verbindet den Ort Ottendorf im Norden mit dem Wohnplatz Niederndorf.
Historische Namensformen:
  • Vodendorf 1091
  • Öt(t)endorf 1804 [bis 1804]
  • Ödendorf 1884 [bis 1884]
  • Oedendorf
  • Oet(t)endorf
  • Öttindorff
  • Otendorf
  • Ottendorff
  • Odendorf
  • Uodendorf
Geschichte: Mit der Erstnennung 1091 (»Uodendorf«) wird in der Person Bischof Emhards von Würzburg ein Angehöriger des Comburger Grafengeschlechts als erster Grundherr erkennbar. Er übergab damals die Zehntrechte in Ottendorf an die Herren von Altdorf. Der 1295 mit »Ar von Odendorf« erstmals genannte Ortsadel starb offenbar 1399 aus. Damals war das Geschlecht auch nachweislich in Ottendorf begütert, wobei vom Kloster Murrhardt verliehener Besitz vielleicht ursprünglich ortsadliges Eigen gewesen war. Daneben gab es Besitz in Spöck, Hägenau sowie außerhalb der Ortsgemarkung in Hohenhardtsweiler, Büchelberg und Windau. Die Beschreibung des ortsadligen Wappens lautet: »2 Teile weiß, 3 Teile schwarz; auf dem Helm 2 Hörner mit ebendenselben Farben«. Einen Anteil an der 1399 erwähnten Ortsadelsburg (»behusung«) erwarb Heinrich von Vohenstein 1432 vom Kloster Murrhardt. 1439 besaßen die Schenken, Murrhardt und die Herren von Münkheim jeweils ein Drittel der Burg. Das Murrhardter Drittel gehörte zwar 1440 wieder den Vohensteinern, ging aber 1442 abermals an das Kloster, das 1480 auch den Anteil der Münkheimer erwarb. Die bedeutendste Grundherrschaft errichtete das Kloster Murrhardt, das erstmals 1426 als Grundherr nachweisbar ist, und dessen Besitzkomplex 23 bäuerliche Anwesen umfasste (1539). Limpurg hingegen besaß 1582 lediglich ein Gut. Hall gehörten damals sieben Güter. 1248 wird comburgischer Besitz erwähnt. Bis 1440 erwarben die Herren von Vohenstein Güter als Lehen von Murrhardt, während die Herren von Münkheim Eigengüter in die Hand bekamen. Ab 1341 ist Besitz hällischer Bürger nachweisbar. Das Barfüßerhaus in Hall verfügte über ein Gut (1399), und die Totenkapelle und die Kapelle Sankt Anna auf dem Michaelskirchhof in Hall über vier Güter (1469). Die Limpurger Schenken waren auch in Niederndorf und Spöck (1374) sowie in Hägenau (1418) begütert. Gleichfalls in Niederndorf hatten bis 1440 die Herren von Münkheim Güter erworben. Auch die Herrschaft Hall war 1582 dort präsent. Comburg erwarb in Spöck Rechte (1343, 1381, 1399). Die Herren von Hohenstein (1399) und von Neuenstein (1429) hatten gleichfalls dort Besitz, ebenso der Frauenaltar der Kirche Sankt Michael in Hall (1413) und das dortige Spital (1488). Zehntrechte gingen nach 1091 direkt oder indirekt an den Ortsadel über, der sie zum Teil bis zu seinem Aussterben behielt. Murrhardt verfügte dann 1582 über Groß- und Kleinzehnt in Ottendorf, Niederndorf und Spöck. Nach dem Aussterben des Ortsadels ging das letzte sich noch in dessen Hand befindliche Drittel des Ottendorfer Niedergerichts jeweils zur Hälfte an die Limpurger (1407, 1413) über. Das Kloster Murrhardt, das schon ein Drittel besaß, verkaufte dieses 1414 an die Schenken. Bis 1440 ging dieses Drittel jedoch wieder an Murrhardt zurück. Das letzte Drittel hatten vor 1400 die Herren von Münkheim erworben. 1480 ging auch dieser Anteil an Murrhardt. Danach blieb die Verteilung des Niedergerichts unter dem Vorsitz eines gemeinsam ernannten Schultheißen bis zum Übergang an Württemberg bestehen. Das Niedergericht war 1440 ein geschworenes zwölfköpfiges Kollegium, und seine Zuständigkeit umfasste alle dörflichen Streitfälle außer den schweren Kriminalfällen, für die der Inhaber der Hochgerichtsbarkeit zuständig war. Aus dem ursprünglichen Niedergerichtsbezirk Ottendorf spaltete sich vermutlich als eine Folge einer Erbteilung im Ortsadel im 12./13. Jahrhundert das 1402 erstmals nachweisbare Gericht von Spöck ab. Dieses war bis zum Ende des Ortsadelsgeschlechts vollständig in dessen Hand und ging jeweils zur Hälfte 1407 und 1413 an die Limpurger. Nach 1426 ist es offenbar in dem Ottendorfer Gericht aufgegangen. Bei schweren Kriminalfällen war anscheinend ursprünglich das Gaildorfer Halsgericht zuständig. Im 16. Jahrhundert war die Hochgerichtsbarkeit zwischen dem Kloster Murrhardt beziehungsweise Württemberg und Limpurg umstritten; 1592 einigte man sich darauf, dass die Fälle jeweils wechselweise durch die Gerichte in Marbach und Gaildorf bearbeitet werden sollten. Erste Strukturen kommunaler Selbstverwaltung werden 1442 mit der Erwähnung von Richtern und einer »gemeynde zü Ottendorff und zü Nyderndorff« erkennbar. Um 1440 kam es wegen strittiger Holzrechte zu einer teilweise gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen der Gemeinde Ottendorf und den Herren von Vohenstein als den Inhabern grundherrlicher Rechte. Beim Bauernkrieg 1525 schloss sich die Gemeinde Ottendorf dem Gaildorfer Haufen an. Bis zu ihrem Übergang 1807 an das Oberamt Gaildorf gehörten die murrhardtischen Teile zur Pflege Westheim des Klosteramts Murrhardt. Die zum limpurgischen Landamt Gaildorf gehörigen Teile kamen 1806 mit dem Übergang an Württemberg zum Oberamt Hall und 1808 gleichfalls zum Oberamt Gaildorf. Letztgenannte Anteile gehörten 1807/08 zur Schultheißerei Spöck, die Teil des Gaildorfer beziehungsweise Unteren Amts des Patrimonialamts Gaildorf war. 1938 kam Ottendorf zum Landkreis Backnang.
Wirtschaft und Bevölkerung: Ab etwa Mitte des 18. Jahrhunderts lässt sich die Bevölkerungsentwicklung verfolgen, wobei die Bevölkerungszahl relativ konstant blieb. 1763 betrug die Gesamteinwohnerzahl von Ottendorf 224 (150 Erwachsene, 42 Schulkinder, 30 kleinere Kinder, 2 weitere Personen). 1783 wurden 230 Einwohner gezählt, davon 157 Erwachsene, 39 Schulkinder sowie 33 kleinere Kinder und eine weitere Person. Für 1763 sind auch Zahlen von Spöck (134 Einwohner), Hägenau (56 Einwohner) und Niederndorf (54 Einwohner) überliefert. Bis 1805 blieben die Gesamteinwohnerzahlen in Hägenau (57) verhältnismäßig konstant, während sie in Spöck (153) und Niederndorf (62) stärker anstiegen. Die Ackerflur wurde im Rahmen der Zelgenwirtschaft bebaut (1539 »Zelg im Flur«, »uff der Ebne/Ebni«, »im Anger«; 1582: »Zelg imm Madelberg«, »uff dem Kalchofen«, »uff dem grossen Amat«). Erster Hinweis auf Weinbau sind Bestrebungen um 1440, auf der Burg Wein auszuschenken. Die Weinlagen befanden sich 1539 in der Badhalde, am Adelberg, im Eppenrain sowie südwestlich von Spöck in den Gewannen Hagenbühl und Hupfenbühl. 1537 wurde in Ottendorf eine Kelter eingerichtet. 1407 ist eine Wirtschaft in Ottendorf nachweisbar. 1539 werden zwei Mühlen erwähnt. Der Flurname »Kalchofen« (1582) verweist auf eine frühere Ziegelhütte. 1790 gab es in Ottendorf ein Wirtshaus, eine Mahl- und eine Sägemühle sowie eine Ziegelhütte. In Spöck gab es 1402 ein Gasthaus (»tefer«). 1413 wird dort eine Schmiede erwähnt. 1795 erhielt Ottendorf das Recht zu zwei Jahrmärkten.

Name: abgegangene Burg
Datum der Ersterwähnung: 1399

Ersterwähnung: 1347
Kirche und Schule: 1347 wird mit dem Namen der Martinskirche in Ottendorf auch das Patrozinium erwähnt. Zehntbesitz der Pfarrei Westheim in Ottendorf deutet darauf hin, dass diese möglicherweise Mutterpfarrei war. 1347 offenbar noch eigenständig, war Ottendorf eventuell schon 1442, sicher 1453 der Kirche von Westheim unterstellt. Jedoch wurde Ottendorf noch 1582 als Pfarrei bezeichnet. Damals gehörten nachweislich sämtliche Rechte an der Pfarrei dem Kloster Murrhardt. Als Filialen unterstanden Ottendorf schon seit vorreformatorischen Zeiten Niederndorf, Spöck, Hägenau sowie der heute auf Fichtenberger Gemarkung gelegene Erlinhof. Nach Einführung der Reformation galt in Ottendorf die württembergische Kirchenordnung. Der Turm der ursprünglich im Burgbereich gelegenen Kirche stand bis zu seiner Einbeziehung in den Neubau von 1482/83 frei. 1872 wurde der Anbau im Westen errichtet und 1903 der Turmaufbau erneuert. Die Anfänge des Schulwesens, das in württembergischer Hand war, sind schon für 1580 erkennbar. Ein Schulhaus war vorhanden (1763). Im gleichen Jahr betrug die Anzahl der Schüler im Winter 81 (41 Knaben, 40 Mädchen) und im Sommer 46 (26 Knaben, 20 Mädchen). 1805 besuchten dann 44 (32) Knaben und 42 (34) Mädchen die Winterschule (Sommerschule). Seit 1898 wieder eigene Pfarrei. Evangelische Pfarrkirche, spätgotisch, 1452 anstelle einer früheren erbaut, mit Maßwerkfenstern, Sternrippengewölbe im Turmuntergeschoß, ehemalige Wehrkirche in beherrschender Lage über dem Kocher, Kirchhofbefestigung noch 1595 vorhanden. Kirche und Burg bildeten eigenen Bezirk. Katholiken zu Gaildorf.
Patrozinium: St. Martin
Ersterwähnung: 1347

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