Gaggstatt - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1391

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der jüngeren Steinzeit zugerechnet werden Steinbeilfunde bei Mistlau. Nördlich von Gaggstatt (im Oberholz) sowie nordöstlich von Mistlau (im Greut) und an der Straße von Gaggstatt nach Wallhausen (im Hochholz) finden sich mehrere Gruppen von hallstatt- und latènezeitlichen Hügelgräbern. Vermutlich befand sich auf dem Höhenkopf bei Lobenhausen eine hallstattzeitliche Höhenbefestigung. In Mistlau und Lobenhausen wurden keltische Münzfunde gemacht. Der Ort wird 1391 erstmals genannt (»Gakstat«). Drei Bäche vereinen sich in Gaggstatt zum Steinbach und teilen den Ort in verschiedene Siedlungskerne. In Muldenlage entstand ein Haufendorf. Früher gehörte der nach seinem Besitzer Hetzelhof genannte Hof zu Seibotenberg, 1636 erwarb Hall Rechte von Hohenlohe-Kirchberg. Die Hoheitsrechte lagen bei den Markgrafen von Ansbach und kamen 1797 ebenfalls an Hohenlohe-Kirchberg. Zum Wohnplatz Odi(li)sweiler gibt es keine urkundliche Überlieferung. Lediglich der Flurname weist auf diese frühere Ansiedlung. Wohl unter Mithilfe der Herren von Lobenhausen wurde in Mistlau im späten 13. Jahrhundert eine Frauenklause gegründet, die dem Schutz des Klosters Comburg unterstand, das seit 1079 selbst über Güter in »Mistelouwa« verfügte. Auf dem Kappelberg befand sich eine abgegangene Burg (Flurname Burgstall), möglicherweise war sie der Sitz des 1404 genannten Hans von Mistlau. Um 1413 konnte das Kloster die Aufhebung der Klause verhindern, 1427/28 bot es Schutz vor den adligen Zugriffen. Die Gründungsausstattung der Frauensammlung ist nicht bekannt. In Blaubach und Brettheim sind spätere Gütererwerbungen (1359/61) belegt. Im 15. Jahrhundert gehörte der halbe Ort dem Kloster; auch Ansbach und Hohenlohe-Kirchberg hatten Rechte inne. 1479 hob der Würzburger Bischof die Schwesternsammlung auf, weil niemand die Renovierungskosten des Wohngebäudes tragen wollte. Die Güter kamen an Kloster Comburg. Weitere Rechte und Besitzungen besaßen zu Anfang des 14. Jahrhunderts die Bischöfe von Würzburg, die sie zu Lehen an Hohenlohe (Gericht und Vogtei) beziehungsweise an die Inhaber der Burg Hornberg (Güter) ausgegeben hatten. 1732 gehörte der Ort je knapp zur Hälfte Stift Comburg und Hohenlohe-Kirchberg (1797: 9 Haushalte), geringe Anteile hatten die Seckendorf von Erkenbrechtshausen. Hohenlohe-Kirchberg besaß seit 1589 die Gemeindeherrschaft; die Hochgerichtsbarkeit war umstritten, bis 1763/1797 Hohenlohe-Kirchberg die ansbachischen Rechte erhielt. Die spätgotische Kapelle Sankt Nikolaus, die in keinem Zusammenhang zur Schwesternsammlung steht, war Filialkirche von Lendsiedel, nach Einführung der Reformation Filial von Gaggstatt. Der kreuzrippengewölbte Rechteckchor stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert, das Langhaus wurde 1791 errichtet. Mehrere sich hier zum Steinbach vereinigende Bäche gliedern den Ort Gaggstatt in drei dichtbebaute Siedlungskerne auf. Im Norden besteht seit 1968 das Neubaugebiet »Schutzäcker«.
Historische Namensformen:
  • Gakstat 1357 [um 1357]
  • Haagstadt 1357 [nach 1357]
  • Jaxtstatt 1398
Geschichte: Der Ort gehörte zunächst den Herren von Lobenhausen. Später kam ein Teil des Orts an die Hohenlohe, die ihn 1398 an die Städte Hall, Rothenburg und Dinkelsbühl verkauften. Hinweise auf einen Ortsadel finden sich 1368 und 1404. 1562 erwarben die Hohenlohe den 1398 verkauften Teil zurück. Der andere Ortsteil kam zunächst, gemeinsam mit der Pfarrei Lendsiedel und der Burg Leofels, im 14. Jahrhundert an Württemberg und ging in den Jahren nach 1408 an die Herren von Vellberg über. Durch Kauf von den Herren von Seinsheim vergrößerte Vellberg seinen Anteil. Dieser vellbergische Ortsteil kam an die Rittergüter Hornberg (1594) und Erkenbrechtshausen (1614). Die Klöster Comburg (1462) und Anhausen (1546) besaßen, wie auch die Städte Ansbach und Rothenburg (Frauenkloster), Rechte im Ort. 1614 tauschte Rothenburg seine Rechte mit den Herren von Crailsheim zu Hornberg. Hohenlohe-Kirchberg besaß 1732 rund die Hälfte des Orts, das Rittergut Hornberg sowie das Stift Comburg (1462 und 1657 je 9 Lehen) besaßen je rund ein Fünftel, der verbleibende Rest befand sich bei Hohenlohe-Bartenstein. Hornberg stand die Gemeindeherrschaft zu. Ein Vergleich zwischen Hohenlohe und Ansbach, das keinen einzigen Untertanen in Gaggstatt besaß und sich wohl auf alte lobenhausische Rechte (seit 1399 ansbachisch) berief, beendete 1763 den Streit um die hohe Gerichtsbarkeit. Als Preußen 1797 auch die übrigen ansbachischen Rechte (Werdeck-Gerabronn) an Hohenlohe abtrat, war die Hochgerichtsbarkeit in einer Hand vereint. Die Zollstätte war seit 1432 im Besitz Kirchbergs. Der comburgische Anteil kam im Zuge der Säkularisation an Württemberg, der hohenlohische Teil bei der Mediatisierung. Die übrigen Teile fielen 1806 an Bayern und kamen 1810 ebenfalls an Württemberg. Der Zehnt war zwischen Ellwangen, das 1658 für den Bau einer Zehntscheuer aufkam, und Hohenlohe geteilt. Eine Gemeindeordnung stammt aus dem Jahr 1516, Nachträge wurden 1546 angeführt. 1732 gab es 42 Gemeinderechte. Die Gaggstatter beteiligten sich während des Bauernkriegs an der Zerstörung von Anhausen und Sulz. Bis 1938 Oberamt Gerabronn, dann Landkreis Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Zwischen Januar und Dezember 1634 standen ganze 19 Taufen 125 Todesfällen gegenüber. 1732 hatte Hohenlohe-Kirchberg 25 Untertanen am Ort, das Rittergut Erkenbrechtshausen elf, das Stift Comburg (in der Rechtsnachfolge der Mistlauer Frauensammlung) neun, Hohenlohe-Bartenstein vier. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden 373 Einwohner gezählt. Zum Rittergut Hornberg gehörte die Badstube, die auch als Wirtshaus diente. Die Fernverkehrsstraße, die aus dem Haller Raum über Kirchberg nach Rothenburg führte, passierte Gaggstatter Gemarkung. Die Zollrechte lagen seit 1432 bei Hohenlohe. Der Ort lebte hauptsächlich von der Land- und Viehwirtschaft. Eine Bierbrauerei sowie eine Branntweinschenke werden 1659 genannt. 1808 gab es 97 württembergische sowie 42 bayerische Untertanen.

Name: abgegangene Burg auf dem Kappelberg

Ersterwähnung: 1453
Kirche und Schule: Bis zur Einführung der Reformation war Gaggstatt Filial von Lendsiedel (1544) und gehörte zum Dekanat Crailsheim. Dann wurde die 1453 erstmals erwähnte Kapelle Pfarrkirche für Mistlau und Niederwinden; als Patrozinium wurde 1479 Heiliges Kreuz genannt. Zwischen 1563 und 1616 wurden die Patronatsrechte sukzessive von den Herren von Vellberg und deren Erben auf die Grafen von Hohenlohe-Kirchberg übertragen. 1571 wurde die ansbachische durch die hohenlohische Kirchenordnung abgelöst. Bis zur Eingliederung in die Superintendentur Kirchberg (1650) gehörte Gaggstatt zum Langenburger Dekanat. 1571 unterrichtete der Pfarrer, 1611 wird erstmals eine Schule genannt. Noch 1831 gab es keine katholischen Einwohner. Der spätere Historiker, Statistiker, Slawist und Publizist August Ludwig Schlözer (1735–1809) wurde als Pfarrerssohn in Gaggstatt geboren. Das spätgotische Kirchlein wurde 1904 durch einen doppeltürmigen Neubau von Theodor Fischer ersetzt. Sehenswerte Fresken im Jugendstil. Katholiken zur Seelsorgestelle Kirchberg der Pfarrei Rot am See.
Patrozinium: Heiliges Kreuz
Ersterwähnung: 1479

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