Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Westlich des alten Ortskerns von Mainhardt befand sich ein römisches Kastell, dessen Besatzung den ab 150 nach Christus nach Osten vorverlegten Limes und den schon vorgeschichtlichen Handelsweg, der von Heilbronn über Löwenstein nach Schwäbisch Hall mit seinen Salzquellen führte, militärisch sichern sollte. 100 Meter im Südwesten vom Kastell entfernt stand ein Lagerdorf mit Häusern aus Holz und Lehm; 300 Meter im Osten desselben ein Kleinkastell. Nach Aufgabe des Limes als militärischer Befestigungsanlage wurde wohl auch der Siedlungsplatz Mainhardt aufgegeben, bis Mainhardt wieder als Rodesiedlung an der alten Römerstraße angelegt wurde. Die Erstnennung »Meginhart« erfolgt 1027 in Rahmen einer Grenzbeschreibung. Der Ortsname ist gebildet aus dem Personennamen Meinhart. Die Gemarkung von Mainhardt zeigt im 19. Jahrhundert eine ungewöhnliche Form: An einen geschlossenen Komplex, in dessen nordöstlicher Ecke Mainhardt liegt, schließt sich im Süden, verbunden durch einen Schlauch, derjenige Teil der Markung an, in dem Mönchsberg liegt. Man könnte annehmen, dass die westlich davon liegende Markung des Waspenhofs (vorher Stein-, Stand- oder Stangenweiler) daraus herausgeschnitten wurde. Der Wald konzentriert sich im westlichen Teil der Markung und im Süden rund um Mönchsberg, dessen Charakter als Rodung im 19. Jahrhundert noch deutlich sichtbar war. Wälder auf der einen und Äcker und Wiesen auf der anderen Seite halten sich auf der Gemarkung die Waage. Der Dennhof gehörte zu Hohenlohe-Bartenstein. Falls er dem 1376 und 1486 genannten Dennweiler gleichzusetzen ist, dann gehört er (»Tanweyler«) zu den Nutzungsrechten und Gülten, die Graf Georg von Hohenlohe nach dem Tod seines Vaters in der Teilung mit seinem Bruder Albrecht 1514 zugefallen sind. Das württembergische Staatshandbuch verzeichnet, dass es sich bei dem Dennhof um »einige kombinierte Höfe« handele, die nach 1800 von 15 Personen bewohnt waren. 1376 wird ein wohl mit Hohenegarten gleichzusetzendes »Hanegerden« in einem hohenlohischen Urbar genannt. Vor 1471 war es wahrscheinlich zeitweilig abgegangen. 1504 wurde es mit dem Amt Böhringsweiler württembergisch. Nach 1800 hatte der Ort 38 Einwohner. Gailsbach wird erstmals 1284 (»Giselsbach«) urkundlich erwähnt, 1376, 1430 und 1444 taucht »Geielspach« dann in Besitzbeschreibungen der Grafen von Hohenlohe auf. Die Rechte lagen hauptsächlich bei Hohenlohe-Bartenstein, zum Teil jedoch auch bei Comburg und der Johanniterkommende Hall. 1807 lebten hier 123 württembergische Untertanen. Von Hohenstraßen ist nur bekannt, dass dort 1608 ein Wirtshaus Zum Fuchs bestand. Der Weiler zog sich lang gestreckt zu beiden Seiten der Römerstraße von Löwenstein nach Mainhardt hin. Der Waspenhof wurde zusammen mit dem Nüßlenshof von einer Familie Wasp 1486 erbaut. Er steht an der Stelle des wüst liegenden Stein-, Stand- oder Stangenweiler (»usserm Stannweiler«, 1565). 1504 wurden beide Höfe mit dem Amt Böhringsweiler württembergisch. Im 19. Jahrhundert bestand der Waspenhof aus drei Höfen und war mit 14 Einwohnern etwas größer als der Nüßlenshof (11 Einwohner). 1619 ist in Neuwirtshaus das württembergische Zollhaus erwähnt. Die Wirtshausgerechtigkeit, von der sich auch der Name herleitet, scheint damit in Verbindung zu stehen. Anfang des 19. Jahrhunderts wohnten dort elf Personen. Dem Ortsnamen nach zu schließen war Mönchsberg früher vielleicht murrhardtisch. 1504 wurde er mit dem Amt Böhringsweiler württembergisch. Mit 64 Einwohnern zu Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte er zu den größeren Wohnplätzen. 1794 wurde die Hammerschmiede im Tal der Rot angelegt. Auf die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gehen die Siedlungen »Hochacker« (1963), Mönchstraße (1960), Preußenhof (1960), »Paradies/ Steinbühl« (1975), Mainhardt-Ost (1976) und die Landhaussiedlung Baad (1964) zurück. Außerdem ließen sich südlich und westlich von Mainhardt einige industrielle Betriebe nieder. |
Geschichte: | Die Ersterwähnung Mainhardts birgt zugleich einen ersten Hinweis auf die Herrschaftsgeschichte Mainhardts im Mittelalter: 1027 schenkte Kaiser Konrad II. den Wald um das Kloster Murrhardt mitsamt dem Bann an Bischof Meginhard von Würzburg und die Würzburger Kirche. Mainhardt wird bei der Grenzbeschreibung dieses Bezirks als ein Ort erwähnt, der am Weg zum Ursprung der Rot liegt. Dieser Weg ist wohl als eine der alten Römerstraßen anzusehen, nämlich die von Großbottwar nach Mainhardt. Die Erwähnung zeigt, dass Mainhardt zu dieser Zeit zum Reichsgut gehörte, das vom Kaiser an den Würzburger Bischof verschenkt werden konnte, und dass der Ort immerhin so wichtig war, dass er zur genauen Beschreibung einer Grenze herangezogen werden konnte. Diese erste Erwähnung im Zusammenhang mit dem Reichsgut trifft sich auch mit der Beobachtung, dass Mainhardt im 13. Jahrhundert wohl Teil der Herrschaft Gleichen war, die, benannt nach dem Weiler Gleichen bei Maienfels, als Reichslehen zeitweise von den Schenken von Limpurg versehen wurde, so dass diese nach der Schwächung der Stellung des Kaisertums darauf Eigentumsrechte geltend machen konnten. 1274 übergab dann Schenk Walter von Limpurg dem Reich unter König Rudolf von Habsburg Mainhardt im Tausch gegen Güter, die Walter dem Kloster Lichtenstern geschenkt hatte, über die er jedoch nicht voll verfügen konnte, da sie dem Reich lehnbar gewesen waren. König Rudolf übertrug nun auch die Eigentumsrechte dieser Güter an das Kloster Lichtenstern. Mainhardt blieb jedoch nicht lange im Besitz des Reichs: 1309 ging es – wiederum als Tauschobjekt – zusammen mit der Herrschaft Gleichen an die Grafschaft Löwenstein über, einer Linie, die von einem unehelichen Sohn König Rudolfs gegründet worden war. Kurze Zeit gehörte es auch Konrad von Weinsberg, dem späteren Mainzer Erzbischof, dem es der in Geldnöten steckende Graf Albrecht von Löwenstein 1380 verkauft hatte – unter Vorbehalt des Rückkaufs. Diesen konnte Albrecht jedoch nie einlösen, dagegen erlaubte 1416 sein Sohn Heinrich dem Edlen Albrecht von Hohenlohe, das »Schloss Gleichen«, mit dem auch die Grafschaft Gleichen verbunden war, zu erwerben. So kam Mainhardt in hohenlohischen Besitz. 1615 fiel Mainhardt dann in der hohenlohischen Landesteilung an die Linie Hohenlohe-Pfedelbach, nach deren Aussterben 1728 an die katholische Linie Hohenlohe-Bartenstein. Alleiniger oder jedenfalls größter Grundherr in Mainhardt scheint die Herrschaft Hohenlohe gewesen zu sein. Schon 1444 wird die Zahlung von Zinsen an Hohenlohe aufgezeichnet, und das Dorfbuch vermerkt im 16. Jahrhundert, dass alle Zinsen aus den Höfen in Mainhardt an die Herrschaft gezahlt werden. Mainhardt blieb stets ein Dorf. 1332 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer zwar die Freiheiten des Städtleins (»stedlins«), 1369 wird Mainhardt von Graf Albrecht von Löwenstein sogar als Stadt bezeichnet, jedoch ist von einer Stadterhebung oder einer Befestigung nichts bekannt. Einblick in die innere Verfassung der Gemeinde gibt das 1565 entstandene »Dorfsbuch«, das die in Mainhardt gebräuchlichen Rechte, Gebräuche und fälligen Abgaben anlässlich der hohenlohischen Landesteilung von 1553 aufzeichnete. Sein Inhalt wurde von Männern zusammengetragen, die gleichzeitig die Gemeindeinstitutionen vertraten: von dem Schultheiß, dem Bürgermeister und drei Männern vom Gericht, dazu weiteren Gemeindeangehörigen. Zunächst werden die Einnahmen, die die Gemeinde aus ihrem Besitz zu erwarten hatte, aufgeführt. Diese waren jedoch nicht sehr hoch: Drei »ort« mussten für die Nutzung der Rotwiesen und ein »ort« für den See hinter der Kirche samt Damm bezahlt werden. Wer von den in die drei Mainhardter Seen eingesetzten Fischen profitierte, wird nicht klar. Wichtig für alle Mainhardter Bewohner war die Nutzung des Walds, die von der Stellung innerhalb der Gemeinde abhing: Diejenigen, die das Gemeinderecht hatten, durften mit Erlaubnis des Dorfmeisters im Wald holzen. Das Bauholz dagegen wurde den Bauern durch den Bürgermeister, der darüber auch Buch führen sollte, zugeteilt. Den Bauern wurde ihre Ochsenweide von der Gemeinde zugewiesen. Die Dorfmeister, von denen es mehrere gab und die innerhalb des Orts bestimmte Aufgaben wahrzunehmen hatten, mussten jährlich im Januar über ihre Einnahmen und Ausgaben Rechnung ablegen. Die Zahl der Schweine, die von den Bauern in das Äckerich getrieben werden durften, hing vom Ausmaß der Eichelernte ab. Von der Gemeinde wurde ein Hirte bezahlt, der die Kühe und Schweine zu versorgen hatte. 1617 mussten Schultheiß, Bürgermeister und Gemeinde des Dorfs Mainhardt 200 Gulden aufnehmen. Die Schuld konnte erst 1685 abgelöst werden. Im Ort steht seit dem 17. Jahrhundert ein kleines fürstliches Schloss, in dem der hohenlohische Amtmann residierte; an dieses war seit 1782 eine katholische Kapelle zu Mariä Krönung angebaut. Die Wohnplätze Hohenegarten, Mönchsberg, Neuwirtshaus, Nüßlenshof und Waspenhof wurden mit der Herrschaft Böhringsweiler 1504 württembergisch, Mainhardt kam mit den übrigen Wohnplätzen 1806 an Württemberg. Der vorher hohenlohische Amtsort Mainhardt blieb bis 1812 Sitz eines württembergischen Unteramts. 1807/08 zählte Mainhardt zum Oberamt Neuenstein, dann zum Oberamt Öhringen, ab 1812 Oberamt Weinsberg, 1926 Oberamt Hall, 1938 Landkreis Schwäbisch Hall. Die Wohnplätze Hohenegarten, Mönchsberg, Neuwirtshaus, Nüßlenshof und Waspenhof gehörten bis 1856 zur Gemeinde Wüstenrot (Landkreis Heilbronn), Wohnplatz Rösersmühle bis 1928 zur Gemeinde Grab (heute Gemeinde Großerlach, Rems-Murr-Kreis). |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Die Böden des Mainhardter Walds brachten stets nur kärglichen Ertrag. Die Menschen waren darum gezwungen, andere Ressourcen zu ihrem Lebensunterhalt heranzuziehen. Hierzu gehörten in erster Linie der Wald und das Holz, woraus Besen, Schindeln, Rechen, Holzlöffel und Wäscheklammern in Heimarbeit hergestellt und dann im Hausierhandel vertrieben wurden. Auf die Bedeutung der Holzwirtschaft weist auch die Existenz einer ganzen Reihe von Mühlen hin (Mittelmühle, Rösersmühle, Vordermühle, Neusägmühle), über die jedoch keine historischen Nachrichten existieren. Die Lage an dem wichtigen Handelsweg von Heilbronn nach Hall brachte nicht nur Impulse für das Wirtschaftsleben Mainhardts, sondern gab auch vielen Mainhardtern die Gelegenheit, als Träger und Trägerinnen von Salz und Glas oder als Fuhrleute ein Zubrot zu verdienen. Auch im Glasgewerbe mit seinen Nebenzweigen wie der Köhlerei und bei der Töpferei fanden die Menschen im Wald Arbeit. Kurzzeitig betrieben die Grafen von Hohenlohe-Pfedelbach während der Kipper- und Wipperzeit von 1621–24 eine Münzstätte. Bedeutung für die Mainhardter Wirtschaft hatte auch das Wildbad mit seiner Schwefelquelle, für das Graf Kraft VI. 1485 eine erste Badeordnung erließ. Danach war das Bad durch den Schultheißen von Mainhardt zu beaufsichtigen, die Unterkunft und Verpflegung im Badehaus und die Anstellung eines Badearztes wurden geregelt. Der »Wildbader« bekam aus dem Gemeindewald eine bestimmte Menge Holz umsonst, was darüber hinausging, musste er bezahlen. Das Bad lässt sich bis in das 17. Jahrhundert nachweisen. Nach 1800 besaß Mainhardt 486 Einwohner. |