Beuren - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1304

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Da es keine Hinweise auf Reihengräber gibt, der Siedlungsname Beuren jedoch anderwärts schon früh begegnet, beispielsweise im Fall von Bottwar (»Botoburon«, um 750–802), ist eine Gründung von Beuren in der fränkischen Ausbauphase, also etwa 8. oder 9. Jahrhundert anzunehmen. Beuren bedeutete »Bei den kleinen Häusern« (»Bur« [althochdeutsch] entspricht Wohnung, Vorratskammer, kleines Haus). Urkundlich ist Beuren erstmals 1304 in den beiden am 25. Juli in Ulm ausgestellten Urkunden genannt (»daz dorf ze Buren under der burch ze Nyffen«), in denen der Übergang des Orts von Habsburg an Württemberg geregelt wurde. Im Zentrum des Ortes befand sich die zu Beginn des 15. Jahrhunderts erwähnte Kapelle (und spätere Pfarrkirche), der Kirchhof, das Pfarrhaus, zwei Pfründhäuser sowie das 1526 erstmals genannte Rathaus. Unterhalb des Rathauses, am Bach, stand eine Badstube. Die bäuerlichen Hofstellen zogen sich entlang der Straße in Richtung auf Owen beziehungsweise Balzholz und Neuffen. Im Ortskern blieben alte Fachwerkhäuser, z.T. verputzt, erhalten, darunter das Rathaus von 1526 und das einstige »Heiligenhaus« von 1516/18. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden neue Wohnsiedlungen, 1950 im Westen bzw. Norden (»Brückleswiesen«, »Stocknach«, »Neufferwiesen«, Höhenweg, Bachstraße, Bergstraße), 1960 im Osten (Brühlstraße), Süden (»Mühläcker«), Westen (Härdtenbühl, Backhausweg) sowie 1970 im Süden (»Hohbölle«, »an der Raise«) und Nordosten (»Zeiläcker/ Loiren«). Talabwärts in nordwestlicher Richtung befindet sich ein Gewerbegebiet (1950).
Historische Namensformen:
  • Büren 1304
  • Buren
Geschichte: Beuren gehörte im 13. Jahrhundert zur Herrschaft Neuffen, die die Herren von Weinsberg durch Heirat erworben hatten. 1301 erwarb Graf Eberhard I. von Württemberg die Herrschaft Neuffen von Konrad (IV.) von Weinsberg und seinen Söhnen Konrad (V.) und Engelhard. Vermutlich gelangte Beuren also schon 1301 an Württemberg. Allerdings war der Ort 1304 im Besitz der Habsburger und kam erst durch einen Vertrag vom 25. Juli 1304 zwischen Herzog Friedrich von Österreich und seinen Brüdern Rudolf III. und Leopold I. sowie Graf Eberhard I. von Württemberg endgültig an Württemberg. Graf Eberhard gab dabei den Herzögen von Österreich das Versprechen, im Dorf und auf der Mark Beuren keine neue Burg oder Feste zu bauen. Die Herrschaft Württemberg besaß sowohl die Grundherrschaft als auch die niedere und hohe Gerichtsbarkeit. 1365 wurde Beuren dem jüngeren Bruder Graf Eberhards des Greiners, Ulrich IV., eingeräumt, fiel nach dessen Tod 1366 an Eberhard zurück und verblieb seitdem beim Amt Neuffen. Spätestens im 16. Jahrhundert erhielt Beuren ein Rathaus (1526), ein Schultheiß wird bereits 1304 erstmals genannt. Schultheiß und Richter (sowie Gemeinde) werden 1401 und 1413 erwähnt. Bewohner von Beuren beteiligten sich am Aufstand des Armen Konrad und versammelten sich am 5. Juni 1514 unerlaubt, am 13. Juni kamen die Beurener auch mit den Unzufriedenen in Linsenhofen und Frickenhausen zusammen. Allerdings konnte der Konflikt wohl noch vor dem Landtag 1514 geklärt werden, da keine Beschwerde beim Tübinger Landtag bekannt wurde. 1807-1972 Oberamt bzw. Landkreis Nürtingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Verlässliche Haushaltszahlen gibt es erstmals 1544/45, damals lebten 163 Schatzungspflichtige, elf Knechte und drei Mägde im Ort; insgesamt rund 750 Einwohner. Bis 1598 hatte sich die Zahl der Bürger auf 135 verringert (circa 675 Einwohner). Bis in das Jahr 1634 kann ein steter Anstieg der Bevölkerung beobachtet werden; die Zahl der Bürger stieg auf 158 (circa 790 Einwohner). Durch die Folgen des 30-jährigen Krieges, der nach 1634 in der Region Einzug hielt, verlor Beuren über die Hälfte seiner Bevölkerung und hatte 1655 nur noch 72 Bürger (circa 360 Einwohner). Der Verlust an Gebäuden betrug annähernd 50 Prozent, in Beuren standen 1655 von 134 Gebäuden noch 73. Die Bevölkerungsverluste waren bereits eine Generation später wieder ausgeglichen. Danach stiegen die Zahlen langsam aber stetig an. In der Steuereinschätzung aus dem Jahr 1734 für das Amt Neuffen werden für Beuren 148 Bürger, 31 Witwen und zwei Beisitzer gezählt, insgesamt 181 Bürger (circa 905 Einwohner). 1806 war die Bevölkerung auf 1230 Einwohner angestiegen. In Beuren wird bereits 1478/80 eine Badstube erwähnt. Sie stand westlich des Rathauses am Dorfbach und wurde bis 1889 benutzt. Sie speiste sich aus der Quelle, die unterhalb des Rathauses entsprang und der Heilkräfte nachgesagt wurden. Ebenfalls bereits 1413 wird die Mahlmühle genannt, die zwischen 1478 und 1526 unterhalb des alten Mühlengebäudes neu errichtet wurde. Weinanbau ist bereits für das 14. Jahrhundert nachgewiesen, 1413 wird eine Kelter genannt. Die Wasserversorgung von Beuren wurde seit 1522 mit der auf Balzholzer Gemarkung entspringenden Quelle in Brunnhalden, dem sogenannten Böckeller Brunnen, sichergestellt. Beuren war ein Weinbau- und Ackerdorf. Der Wein allerdings wird 1734 als saurer und insgesamt ziemlich schlechter Wein charakterisiert, der schwer zu verkaufen sei. Die Fläche, die für Weinbau genutzt wurde, betrug 1734 nur 7 Prozent der gesamten Wirtschaftsfläche. Rund 30 Prozent entfielen auf Waldflächen (insgesamt 711 Morgen), wovon rund ein Drittel in bäuerlichem Besitz waren (191 Morgen). Die übrige Fläche umfasste Weiden, Äcker und Wiesen. Die große Waldfläche hatte zur Folge, dass der Ackerbau stark unter Wildeinfall zu leiden hatte, zudem kämpfte man mit der schlechten Lage an den Bergen, die die Bearbeitung der Flächen erschwerte. Insgesamt wird 1734 der Ackerbau als sehr schlecht bezeichnet. Die Zelgnamen hießen in Beuren 1526 »uff Hertenbuhell« und »uff Gereut«, »uff Loyren« und »uff Lehan«. Neben den gängigen Feldfrüchten Hafer und Dinkel ist auch der Anbau von Hanf und Flachs durch Flurnamen belegt. In Beuren waren alle Handwerke vertreten. Neben 14 Webern gab es 1734 je vier Bäcker, Küfer, Metzger und Schneider, je zwei Barbiere, Maurer, Schmiede, Schuhmacher und Wagner, drei Spengler und je einen Salpetersieder, Schreiner und Zimmermann. Zudem gab es einen Müller am Ort, der die Bachmühle mit einem Mahl- und einem Gerbgang neu erbauen ließ. Hinzu kam der Hirschwirt, der das einzige Gasthaus am Ort besaß. Auskunft über die frühe soziale Struktur gibt es aus dem Jahr 1544/45. Die überwiegende Mehrheit der ortsansässigen Familien in Beuren verfügte über ein kleines (unter 100 Gulden, 76 Familien) oder ein mittleres (zwischen 100 und 500 Gulden, 90 Familien) Vermögen. Damit besaßen 95 Prozent der Familien 77 Prozent des Schatzungsvermögens des Ortes. Ein kleiner Teil der Familien im Ort hatte ein Vermögen über 500 Gulden, acht Familien zwischen 500 und 1000 Gulden und eine Familie 1000 Gulden. Diese Haushalte verfügten über 23 Prozent des Schatzungsvermögens des Ortes. Im Schnitt lag das Schatzungsvermögen mit 158 Gulden pro Familie etwas höher als im Amt Neuffen (146 Gulden).

Ersterwähnung: 1401
Kirche und Schule: Beuren war zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine Filiale der Pfarrei Nürtingen. Die örtliche, dem Heiligen Nikolaus geweihte Kapelle ist mit der dort angesiedelten Frühmesspfründe zu Unserer Lieben Frau seit 1401, das Patrozinium 1413, urkundlich belegt. Vor 1467 wurde Sankt Nikolaus zur Pfarrkirche erhoben, Patronatsherr war die Herrschaft Württemberg, der auch der große und kleine Zehnt zustand. Ausgenommen waren 1526 einige neu angelegte Äcker »Im Burckholtz« und »Vor Stumpen«, von denen der große Zehnt dem Pfarrer von Beuren gehörte. Ebenso ausgenommen waren 40 Jauchert Äcker im Herdtweg, von denen der große Zehnt der Pfarrpfründe Nürtingen zustand. Dem Heiligen in Beuren stand zudem ein Sechzehntel des Korn- und Weinzehnten zu. Auf dem Engelberg nördlich des Dorfes stand eine Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau, die 1485 erstmals urkundlich erwähnt wird. Das dort vermutete Frauenkloster ist aber nicht belegt. 1506 wird ein dem Heiligen Michael gewidmeter Altar erwähnt. Die Herrschaft Württemberg hatte das Patronatsrecht inne. 1534 wurde die Reformation eingeführt, die Pfründe auf dem Engelberg wie auch die Frühmesspfründe an der Pfarrkirche Sankt Nikolaus wurden aufgelöst und eingezogen. Der Pfarrer von Beuren hatte Balzholz und auch Erkenbrechtsweiler abwechselnd mit den Pfarrern von Oberlenningen und Neuffen seelsorgerisch zu betreuen, bis Erkenbrechtsweiler 1739 eine selbständige Pfarrei wurde. Auch die Festungspfarrei Hohenneuffen wurde bis 1726 vom Pfarrer von Beuren mitbetreut. Mit der Reformation wurde in Beuren eine Deutsche Schule begründet, an der zumindest 1559 auch Latein unterrichtet wurde. 1601 wurden 92 Schüler aus Beuren und den Amtsorten Balzholz, Linsenhofen und Erkenbrechtsweiler während des Winters unterrichtet. Seit 1662 fand auch im Sommer Unterricht statt, zunächst nur zwei Tage in der Woche. 1693 wurden in der Winterschule 81 Jungen und 70 Mädchen, in der Sommerschule 33 Jungen und 41 Mädchen unterrichtet. Der Schulmeister hatte zugleich das Amt des Mesners inne und wurde je zur Hälfte von der Geistlichen Verwaltung Neuffen und der Heiligenpflege in Beuren bezahlt. Das Schulgeld teilten sich die Gemeinden Beuren und Balzholz, die Heiligenpflege und die Eltern der Kinder, die nur noch zehn Kreuzer für die Winterschule und fünf Kreuzer für die Sommerschule bezahlen mussten. Evangelische Pfarrkirche auf ummauertem ehemaligem Friedhof, Westturmanlage, in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts erbaut, 1588 erneuert. Kreuzrippengewölbter dreiseitig geschlossener Chor. Anfang 16. Jahrhundert Ölberg am Turm angebaut, dessen Figuren stark überarbeitet und z.T. modern ergänzt sind. Das Kircheninnere 1905 von Dolmetsch grundlegend umgestaltet. Bedeutendstes Ausstattungsstück der Palmesel-Christus, aus Birkenholz geschnitzt, wohl aus der Ulmer Schule (spätes 15. Jahrhundert), angeblich aus dem Engelberg-Kirchlein. Neben der Kapelle zu Unserer Lieben Frau stand ein Bruderhäuslein. Die Michaelsverehrung an dieser Stelle hat vielleicht einen heidnischen Kult abgelöst. Katholisch nach Neuffen eingepfarrt; Kirche St. Paul 1968 errichtet.
Patrozinium: Hl. Nikolaus
Ersterwähnung: 1413

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