Oberrot - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0788

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf der Gemarkung der Gemeinde Oberrot konnten Spuren steinzeitlicher Menschen gefunden werden. Danach gab es keine gesicherten Anzeichen menschlicher Aktivitäten. Die erste Ansiedlung im Rottal wird wohl um 650 nach Christus erfolgt sein. Dabei lag der älteste Siedlungskern zwischen Kirche und dem so genannten Schlösschen zu beiden Seiten einer Straße. Ein Hauptgrund für die Anlage dieses Wohnplatzes scheint die Funktion als Kontroll- und Sicherungsstelle zwischen den damaligen Hauptorten Murrhardt und Westheim gewesen zu sein. In der Karolingerzeit wurde Oberrot auch Kirchort. Erstmals schriftlich erwähnt wird die Siedlung (»Raodhaha«) in einer Schenkungsurkunde 788. Der Wohnplatz hatte wahrscheinlich als Mittelpunkt einen Herrensitz, fünf Höfe, die eine adlige Äbtissin namens Hiltisnot dem Kloster Lorsch vermachte, außerdem noch weitere Höfe. Eine Kirche war im Bau. Der Ort wurde von Katastrophen nicht verschont. 1449 oder 1450 brannte er nieder, im Bauernkrieg 1525 wurde er geplündert, während des 30-jährigen Kriegs wütete 1635 die Pest, 1729 richtete ein Hagelunwetter große Schäden an, Kälte und Regen vernichteten 1740 und 1770 die Ernte, dazu kamen in den Jahre 1731, 1741 und 1751 verheerende Viehseuchen. Bis 1806 gab es auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Oberrot (ausgenommen Hausen mit seinen Teilorten) folgende Wohnplätze, teils mit eigener Gemarkung, unterschiedlichen Herrschaftsrechten und wirtschaftlichen Besonderheiten: Ebersberg, Frankenberg, Glashofen, Hohenhardtsweiler, Konhalden, Kornberg, Marbächle, Marhördt, Obermühle, Stiershof und Wolfenbrück. Oberrot besitzt einige nennenswerte Fachwerkhäuser, namentlich des 18. Jahrhunderts. Er vergrößerte sich nach dem zweiten Weltkrieg durch neue Wohnsiedlungen in den Gewannen »Steinäcker« (1950/75) im Westen, »Kreuzäcker« im Nordwesten, »Schloßwald« und »Hirtenwasen« im Südosten (diese seit 1970).
Historische Namensformen:
  • Raodhaha 0788
  • Rotaha 0848
  • Rota 1016
  • Rote 1101
Geschichte: In Oberrot hatten ab dem 11. Jahrhundert die Herren von Rot ihren Ur- und Stammsitz. Von ihrer Burg, auf der rechten Seite des Rottals, ist praktisch nichts mehr erhalten. Im Spätmittelalter verloren sie Macht und Einfluss durch Erbteilungen und nicht standesgemäße Heiraten und kamen schon früh in die Abhängigkeit der Schenken von Limpurg. Ihr Besitz in und um Oberrot war auf verschiedene Zweige der Familie aufgespalten. Die männlichen Roter Adligen erhielten jeweils auch einen Erbteil an der Burg in Oberrot. Durch mangelnden Bauwillen und Zerstörungen wurde die Burg allmählich unbrauchbar. Man baute sich dafür in der Ortsmitte ein ansehnliches Haus. Zwischen 1367 und 1371 wurde fast ihr gesamter Besitz verkauft. Die Hauptaufkäufer waren die Schenken von Limpurg, die in dieser Zeit elf Zwölftel aller Herrschaftsrechte und Besitzungen in Oberrot erwarben. 1542 starb der letzte männliche Nachkomme des Roter Adelsgeschlechts, Fritz von Rot. Den Schenken von Limpurg fiel nach Rechtsstreitigkeiten das letzte fehlende Zwölftel an Besitz und Rechten zu. Sie waren jetzt weitgehend die Grundherren von Oberrot und die alleinigen Landesherren. Das Patronat besaß das Kloster Murrhardt, das auch bis ins 17. Jahrhundert die Zehntrechte hatte. 1557 wurde die Herrschaft Limpurg geteilt, Oberrot kam zur Herrschaft Limpurg-Gaildorf. 1690 erlosch der männliche Zweig dieser Linie. Das Amt Oberrot erbten zunächst die beiden Töchter dieses letzten Schenken, Juliane Dorothea und Wilhelmine Christine. 1707 wurde das Erbe der beiden Schwestern nochmals geteilt. Durch Los fiel Oberrot an Wilhelmine Christine und damit an den limpurg-solms-assenheimischen Landesteil. Als Wilhelmine Christine 1757 starb, erbten ihre vier Kinder je ein Viertel der Landesherrschaft. Diese vererbten oder verkauften ihren Anteil weiter. Bis 1806 gehörte das Amt Oberrot zu je einem Viertel dem Herzog von Württemberg, dem Grafen von Waldeck, dem Grafen von Solms-Rödelheim und dem Grafen von Ysenburg-Meerholz mit seiner Nichte, der Freifrau von Röder. 1806 bekam Württemberg die Staatshoheit über das ganze Gebiet. Auf der untersten Verwaltungsebene führten in Oberrot zwei Bürgermeister, die von den Gemeindemitgliedern gewählt wurden, die vielfältigen dörflichen Geschäfte, die von der Einhaltung der Flurordnung und dem Katastropheneinsatz bis zu der Überwachung der Baupflichten oder dem Feuerschutz reichten. Jedes Jahr am 18. Januar mussten sie der Herrschaft ihre Abrechnungen zur Kontrolle vorlegen. Oberrot hatte auch ein eigenes Dorfgericht. Es war mit zwölf Beisitzern, den Gerichtsverwandten, besetzt, die von der Herrschaft Limpurg ernannt wurden. Ihre Tätigkeit war ehrenamtlich, die Zuständigkeit auf bürgerliche Fälle beschränkt, verhandelt wurde nach der limpurgischen Gerichtsordnung. Das Amt selbst wurde durch einen herrschaftlichen Vogt verwaltet, der seinen Sitz in Oberrot hatte. Seit 1806 gehörte Oberrot zum Oberamt Gaildorf, seit 1938 zum Landkreis Backnang. — 1449 im Städtekrieg wurde Oberrot niedergebrannt.
Wirtschaft und Bevölkerung: In Oberrot lebten Mitte des 16. Jahrhunderts circa 140 Personen, in den umliegenden Weilern circa 180 Menschen. Im Pestjahr 1635 starben aus der ganzen Pfarrgemeinde 218 Personen; das entsprach fast der Hälfte der Bevölkerung in Oberrot und Hausen. Die nächsten 150 Jahre brachten ein starkes Bevölkerungswachstum. 1785 hatte Oberrot 400, die umliegenden Wohnplätze (ohne Hausen) 665 Einwohner. Ständisch gegliedert war die Bevölkerung im Rottal in Adlige, Vögte, Pfarrer, Bauern, Halbbauern und Seldner, Häusler und Handwerker, Bedienstete und Taglöhner, Hausgenossen und Fremde. Zur Oberschicht gehörten die Senft von Sulburg, die Familien von Gaisberg, von Tessin, von Ellrichshausen und von Weiß. In hohem Ansehen standen auch die limpurgischen Vögte, die Pfarrer und die reichen Bauern, die zur dörflichen Führungsschicht gehörten, die Bürgermeister stellten und im Gericht saßen. Die Bewohner lebten von Viehzucht, Ackerbau und Waldwirtschaft. Je nach Größe eines Bauernguts unterschied man Hofbauern, Halbbauern und Seldner. Es gab auch zwei Herrenhöfe. Nach dem 30-jährigen Krieg lag Bauernland brach und wurde wieder zu Weide oder Wald. Um 1700 herrschte dagegen Landmangel, einzelne Höfe wurden jetzt von mehreren Bauern bewirtschaftet. Deshalb wurden 1874 große Teile der Allmende aufgelöst und unter die Bewohner verteilt. Der Ackerbau wurde in Form der Dreifelderwirtschaft betrieben. Besonders gut gedieh der Dinkel, es wurde auch Hafer, Weizen, Roggen, Gerste und Hirse angebaut. Die ersten Kartoffeln wurden um 1780 angepflanzt, sie verdrängten allmählich die weißen Rüben. Der Ertrag der Kartoffeln ließ um 1790 nach, vermutlich fehlte es an geeignetem Saatgut. Das Vieh wurde neben der Weide mit Klee, Esper und Luzerne gefüttert. Den Weinbau gab man nach dem 30-jährigen Krieg auf. Die Obrigkeit förderte jetzt den Obstbau. Jeder Mann, der heiratete, sollte zwei Obstbäume pflanzen. Es wurden auch Schafe gehalten, die kleinen, zweischürigen, feinwolligen Zaupelschafe, die Anfang des 19. Jahrhunderts von anderen Rassen verdrängt wurden. Im Jahre 1594 wurden aus Oberrot 84 Schweine zur Waldweide getrieben. Die Holz- und Forstwirtschaft lieferte Bauholz, Brennholz und Floßholz nach Hall. Die Waldweide wurde im Lauf der Zeit eingeschränkt, ebenso das Kohlebrennen, die Gewinnung von Pottasche, das Harzen und die Produktion von Gerbrinde. Aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind vor allem die Mühlen, die Badstuben und die Wirtshäuser erwähnenswert. Ein differenziertes Dienstleistungsgewerbe entwickelte sich erst im 17. und 18. Jahrhundert. Nach den Berufsangaben im Oberroter Totenbuch waren folgende Handwerksberufe und Dienstleister vorhanden: Amtsknecht, Bäcker, Bader, Barbierer, Beamter, Chirurg (Wundarzt), Dreher, Färber, Feldschütz, Forstknecht, Glaser, Hafner, Hebamme, Hirt, Hutmacher, Kessler, Köhler, Krämer, Kübler, Küfer, Lehrer, Maurer, Mesner, Metzger, Müller, Nachtwächter, Näherin, Pfarrer, Reifenschneider, Säger, Salpetersieder, Salzträger, Schmied, Schneider, Schreiner, Schuhmacher, Seiler, Soldat, Strohschneider, Strumpfwirker, Taubenhauer, Taglöhner, Totengräber, Wagner, Weber, Wirt, Ziegler, Zimmermann, Zöllner. Für den örtlichen Handel wurden nach 1750 in Oberrot drei Jahrmärkte abgehalten. Über die Gemarkungsgrenzen hinaus handelten die Bewohner des Rottals mit Getreide und Vieh.

Name: abgegangende Burg der Herren von Rot - Schlösschen der Senft von Sulburg (1550)

Ersterwähnung: 0787
Kirche und Schule: Die Anfänge der Kirchenorganisation gehen auf die Zeit der karolingischen Herrschaft zurück. 787 wurde die in adligem Eigenbesitz befindliche Kirche dem Kloster Lorsch geschenkt. Diese Rechte gingen mit Unterstützung des Westheimer Königshofs an die Abtei Fulda, die mit der Weihe der Kirche und verschiedenen Schenkungen eine beherrschende Rolle übernahm. Die Patrozinien Maria und Johannes der Täufer wurden von dem Kirchenpatron Bonifatius zurückgedrängt. Der Standort der Kirche blieb bis in die Gegenwart der gleiche. Sie konnte im Mittelalter auch zu Wach- und Wehrzwecken genutzt werden. Von der karolingischen Urkirche können Baureste nur vermutet werden. Nach dem Aussterben der Westheimer Kochergaugrafen gingen die Besitz- und Patronatsrechte in Oberrot an das Kloster Murrhardt. Die Reformation fand nur allmählich Eingang in die Pfarrei Oberrot, obwohl Württemberg, das nach 1534 die Reformation einführte, hier über Murrhardt kirchliche Rechte hatte. Erst nach dem Passauer Vertrag 1552 bekannte sich die Herrschaft Limpurg offen zur Reformation. Feste Konturen bekam das kirchliche Leben nach 1600 mit der Einführung einer neuen Kirchenordnung. Eine Kirchenvisitation 1630 offenbarte manche Mängel, unter anderem fehlendes religiöses Wissen, schlechten Gottesdienstbesuch, ungenügende Sonntagsheiligung. Im 18. Jahrhundert kam es zu verschiedenen Neuerungen, zum Beispiel wurde die Vorbereitung zum Abendmahl vom Samstag auf den Mittwoch verlegt. 1709 wurde die Konfirmation eingeführt. Schon im 17. Jahrhundert wirkten verschiedene fest angestellte Lehrer in Oberrot. Die allgemeine Schulpflicht wurde erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts angeordnet. Die Schulen waren zunächst nur so genannte Winterschulen. Die Oberroter Dorfordnung von 1754 klagte, dass die Kinder das, was sie im Winter gelernt hätten, im Sommer wieder vergäßen. Nach dem Willen der limpurgischen Obrigkeit sollten alle Knaben bis zum 15. und alle Mädchen bis zum 14. Lebensjahr die Schule besuchen. Die Qualifikation der Oberroter Lehrer war sehr unterschiedlich, die Besoldung mittelmäßig. Von einem Schulhaus ist bisher nichts bekannt, es war aber wahrscheinlich eines vorhanden. Eine Filialschule existierte eine Zeit lang in dem Teilort Marhördt. Evangelische Pfarrkirche 1887/88 unter Verwendung von Turmchor und Mauerteilen der Vorgängerin von 1513 neu erbaut, Stiftungstafel mit Wappen von Kloster Murrhardt, Limpurg und von Rot, nebst zwei Steinfiguren über der Südpforte, Grabmäler von Ortsadeligen außen an der Südseite: von Roth 1419, Senft von Sulburg 1614 und 1627, außerdem Ölberg Anfang 16. Jahrhundert. Reste der Kirchhofsbefestigung. Die Evangelischen von Marbächle, Marhördt, Marhördter Mühle und Ofenberg gehören zur Pfarrei in Großerlach-Grab (Rems-Murr-Kreis), die Katholiken zu Hausen an der Rot.
Patrozinium: St. Bonifatius
Ersterwähnung: 1587

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