Leuzendorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1340

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Nach den Ortsnamen und den naturräumlichen Gegebenheiten darf man einen mehrstufigen Siedlungsausbau vermuten. An den ältesten Siedlungskern Leuzenbronn, Heiligenbronn und Schwarzenbronn schlossen sich auf günstigem und flachem Gelände Spindelbach und Bossendorf, Leuzendorf und Standorf an. Anschließend wurden die Waldungen gerodet, so dass Gemmhagen (»Gebenhagen«), Wolfskreut, Hechelein (»Hegelein«) und Funkstatt entstanden. Das wegen seiner tiefen Lage oft überschwemmte Windisch-Bockenfeld mag wie Reutsachsen in karolingischer Zeit besiedelt worden sein. Kleinbärenweiler dürfte wie Großbärenweiler ein Ausbauort von Schmalfelden sein. In neuerer Zeit wuchs Leuzendorf in nordwestlicher Richtung entlang der Straße nach Rothenburg ob der Tauber.
Historische Namensformen:
  • Lutesdorf 1248
  • Lewczendorf
Geschichte: Leuzendorf rechnete wie Spielbach und Finsterlohr zu den Filialorten von Leuzenbronn im Norden des Maulachgaus und war seit der Stauferzeit auf Rothenburg ob der Tauber orientiert. Besitz- und Herrschaftsrechte kamen aus ministerialisch-ritterlichen Händen an die Stadt, ihre Bürger und geistlichen Institutionen, besonders an das Neue Spital und das Dominikanerinnenkloster. Nicht Leuzendorf, sondern der Leuzhof (»Lutesdorf«) bei Gebsattel war 1248 im Besitz des Klosters Comburg. Begütert waren unter anderen in Leuzendorf und Standorf die Herren von Bebenburg, in Gemmhagen die Herren von Hornberg, die 1313 an die bürgerliche Familie Hornburg verkauften, in Kleinbärenweiler 1319 Hedwig von Seinsheim, eine Tochter des Rothenburger Schultheißen, die ihren dortigen Besitz an das von ihrem Onkel, dem Reichsküchenmeister Lupold von Nordenberg gestiftete Dominikanerinnenkloster zu Rothenburg verkaufte. Güter in Leuzendorf besaßen ferner 1365 Ulrich Morder, 1366/67 Gottfried Egerer von Leuzenbronn, 1372 Hans Pfaff von Seckendorff, in Wolfskreut Rüdiger von Sächsenheim, der 1331 dem Deutschorden zu Rothenburg verkaufte, in Funkstatt und Windisch-Bockenfeld Ulrich Ullein, Bürger zu Nürnberg, der 1394 an Andreas Wernitzer, Bürger zu Rothenburg, verkaufte. Ulrich Morder zu Seldeneck und sein Sohn veräußerten 1366 eine Gült auf dem Gereut in der Mark zu Funkstatt. 1400 erhielt das Neue Spital ein Gut in Windisch-Bockenfeld. Im 15. Jahrhundert legte die Reichsstadt um ihr Landgebiet einen Wall mit Graben an, den sie mit Gesträuch bepflanzte, soweit nicht ohnehin Waldungen die Fluren des rothenburgischen Gebiets umschlossen. Bei Funkstatt hatte diese Landhege einen Landturm. Leuzendorf bekam 1573 eine Schiederordnung. Kleinbärenweiler und Wolfskreut, wo brandenburgische Rechte zu beachten waren, erhielten 1687 und 1712 schriftliche Dorfordnungen. Leuzendorf kam mit der Reichsstadt Rothenburg 1802/03 zunächst an Bayern, 1810 dann an Württemberg. Bis 1938 gehörte Leuzendorf zum Oberamt Gerabronn, dann Landkreis Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerung lässt sich – mit Vorbehalt – anhand der Zahl der Gemeinrechte ablesen: Leuzendorf (13), Bossendorf (6), Spindelbach (5), Hechelein (3), Windisch-Bockenfeld (5), Funkstatt (7), Wolfskreut (14), Kleinbärenweiler (7), Gemmhagen (5), Standorf (7). Nur in den drei südlichen Orten gab es nicht-rothenburgischen Besitz: in Kleinbärenweiler (4) der Markgraf nach Gerabronn und Insingen sowie die Johanniterkommende Rothenburg (1), in Wolfskreut (2) der Markgraf und die Deutschordenskommende Rothenburg (1), in Standorf (1) der Markgraf nach Colmberg sowie die Deutschordenskommende Rothenburg (1). Vier Häuser in Kleinbärenweiler, drei rothenburgisch und eines markgräflich, bekamen erst 1711 Gemeinrechte. Obwohl die Straße von Rothenburg nach Schrozberg und Bartenstein nicht übermäßig bedeutend war, hatte Leuzendorf ein Wirtshaus und eine Schmiede, Kleinbärenweiler eine Zollstätte. Die Bevölkerung ging im 30-jährigen Krieg durch Seuchen stark zurück. Von ihren Untertanen sowie denen der beiden Ritterorden erwartete die Reichsstadt die Landsteuer (1701 erneuert und dabei teilweise erhöht), die Schatzung und Dienste. Von den Zehnten stand ein Drittel dem Pfarrer zu Leuzenbronn und damit dem Stift Neumünster in Würzburg zu, ausgenommen in Leuzendorf selbst und frühneuzeitlich auch in Funkstatt, wo dies dem Pfarrer von Leuzendorf überwiesen wurde. Außerdem besaß der Pfarrer von Leuzendorf ein Drittel des Kleinzehnten in allen Orten seines Sprengels außer Obereichenrot. Zwei Drittel der Zehnten waren in den Händen von Laien, oft als Mannlehen des Bischofs von Würzburg, der Herren von Hohenlohe, aber auch der Markgrafen von Baden (bis 1797 in Windisch-Bockenfeld). Die ritteradligen oder bürgerlichen Zehntbesitzer stifteten mitunter an geistliche Institutionen, die Kapelle in Gemmhagen, die Kaplaneien in Schmalfelden oder Blaufelden, das Dominikanerinnenkloster oder das Neue Spital in Rothenburg, oder sie verkauften an das rothenburgische Steueramt. In Wolfskreut und Kleinbärenweiler ging ein Drittel an die Pfarrei Schmalfelden; 21,75 Morgen, die Höhles-Äcker bei Kleinbärenweiler, zehnteten ganz dorthin. Zwei Drittel besaß das markgräfliche Amt Werdeck, dann Gerabronn als Mannlehen des Stifts Neumünster (1702 an Rothenburg vertauscht, 1713 an Bürger verkauft).

Ersterwähnung: 1340
Kirche und Schule: Die beiden Gotteshäuser Sankt Alban zu Leuzendorf und Sankt Maria zu Gemmhagen waren Filialkapellen der Pfarrkirche Sankt Andreas zu Leuzenbronn, die dem Stift Neumünster in Würzburg zustand. Auf Bitten der neun Dörfer und Weiler, außer Leuzendorf selbst Reusch, Standorf, Gemmhagen, Hechelein, Windisch-Bockenfeld, Schöngras, Obereichenrot und Funkstatt, welche fortan den Pfarrsprengel bildeten, richtete der Würzburger Bischof Albrecht von Hohenlohe 1346 Leuzendorf als eigene Pfarrei ein. Das Besetzungsrecht erhielt der Pfarrer der Mutterkirche zu Leuzenbronn, gewöhnlich ein Kanoniker, oft sogar der Propst von Neumünster. Rothenburg führte als Landesherr 1544 die Reformation ein und schickte bei der ersten Vakanz 1556 einen evangelischen Geistlichen; Würzburg musste dies anerkennen, doch hatte sich der reichsstädtische Pfarrer bis zum Ende des Alten Reichs in Würzburg vorzustellen und dort formal vom stiftischen Oberpfarrer einsetzen zu lassen. Bereits im frühen 17. Jahrhundert verfügte Leuzendorf über eine eigene Schule. Gemmhagen blieb eine bloße Filiale von Leuzendorf, hatte jedoch einen eigenen Friedhof. Die dortige Kapelle wurde 1701 erneuert. Der Pfarrer von Leuzendorf musste fünfmal im Jahr in Gemmhagen predigen. Kleinbärenweiler und Wolfskreut mussten die Pfarrkirche in Schmalfelden außerhalb der rothenburgischen Landhege besuchen; der Totenweg von Wolfskreut über die fremden Markungen hinweg wurde 1704 zwischen Rothenburg und dem Markgrafen vertraglich anerkannt. Aufgrund der Grenzziehung zwischen Bayern und Württemberg 1810 blieb Leuzenbronn bayerisch; deshalb wurden Reusch nach Leuzenbronn, Bossendorf und Spindelbach dagegen nach Leuzendorf umgepfarrt. Evangelische Pfarrkirche, 1346 umgebaut. Turmchoranlage mit Maßwerkfenstern und Rippensterngewölbe des 15. Jahrhunderts. Schiff von 1729, renoviert 1796, von damals auch der Altar. 1951 erneuert und kriegszerstörter Teil des Turms wiederhergestellt. Katholiken zu Schrozberg.
Patrozinium: St. Alban
Ersterwähnung: 1342

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