Gelbingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1248

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ortsname Gelbingen (nach einem Personennamen) deutet auf eine Zugehörigkeit zur ältesten Siedlungsschicht des 6./7. Jahrhunderts. Der Ort entstand in einer Kocherschleife auf dem Schwemmfächer des Eltershofener Bachs und liegt an der Kochertalstraße nach Hall. Der älteste Siedlungskern wird im Bereich Hofäcker vermutet. Eine Kocherbrücke war bereits 1368 vorhanden. Einzelne Funde aus der Mittel- und der Jungsteinzeit wurden in beziehungsweise bei Gelbingen und Erlach gemacht. Weitere Funde deuten auf eine keltische Siedlung der Späthallstatt- oder Frühlatènezeit zwischen dem Ort und der Diakonissenanstalt hin. Eine in der Flur Eichelhalde vermutete Wüstung hat offenbar nicht existiert. Nachweisbar sind dort lediglich Weingärten und eine Kelter, die Rudolf von Münkheim 1406 als comburgisches Lehen innehatte. Erlach (entspricht Erlengehölz) wird wie Gelbingen erstmals 1248 als Besitz des Klosters Comburg genannt. Heinrich von Scheffach übereignete den Johannitern 1278 ein Gut in Erlach, das er als Lehen der Herren von Klingenfels innehatte. Die Sturmfeder verkauften dortige Rechte 1370 an Limpurg. 1392 hatten Hall sowie die Bürger Conz von Rinderbach, Hans Spieß und Ulrich Schultheiß Besitz. 1521 erwarb die Reichsstadt Güter von Comburg, 1540 von Margarethe von Stetten sowie 1562 von Eberhard von Stetten und brachte sich so in den alleinigen Besitz aller Hoheitsrechte. Erlach hatte sechs Gemeinderechte. 1593 sind neun Haushalte erwähnt (6 Güter, 1 halber Hof, Mesner und Hirt), 1662 deren fünf; es handelte sich um Bauerngüter. Erwähnt ist auch ein Weber, der zugleich Mesner war. 1802 hatte Erlach 47 Einwohner. Es wird vermutet, dass die Pfarrei Erlach bereits im 10. Jahrhundert gegründet wurde und Mutterpfarrei von Reinsberg und Tüngental war. Seit 1376 wird sie als Heiligkreuzkirche bezeichnet. 1248 besaß Comburg das Patronatsrecht. Als Annex eines Lehens kam das Patronat an die Philips-Eberhart, die es 1422 an Comburg zurückgaben. Eine Inkorporation der Pfarrei in das Kloster scheint nur kurzzeitig umgesetzt worden zu sein, da 1432 wieder ein Pfarrer erwähnt ist. Durch die Verlagerung des Pfarrsitzes nach Gelbingen wurde Erlach wohl Anfang des 16. Jahrhunderts Filiale. Die Kirche ist in ihrer jetzigen Form gotisch auf romanischer Grundlage und hat den Charakter einer Wehrkirche. Eine Schule in Erlach ist 1669 erwähnt. Der Schulmeister diente gleichzeitig als Mesner, der Unterricht fand im Mesnerhaus statt. Offenbar wurde die Schule vor 1785 geschlossen und Gelbingen zugeschlagen. Der Ort Gelbingen ist vor allem im Оsten den Hang hinaufgewachsen.
Historische Namensformen:
  • Galubingen 1248
Geschichte: Erstmals erwähnt ist »Galubingen« in einer Bestätigung der Besitzungen des Klosters Comburg durch Papst Innozenz IV. im Jahr 1248. 1295 verkauften die Schenken von Limpurg ein Fischrecht an die Haller Johanniter. Die Schenken besaßen neben Gütern auch Vogtei und Gericht. Daneben – teils als limpurgische Lehensleute – waren Haller Familien begütert, so die Philips-Eberhart, die Münkheim, die Veldner, die Schneewasser und die Rinderbach. Besitz hatten auch geistliche Stiftungen in Hall sowie das Hospital. 1403 erwarb die Reichsstadt Hall erste Besitzungen von Ulrich von Heimberg, 1507 kamen Güter von Ulrich von Münkheim hinzu. 1521 kaufte man umfangreiche Besitzkomplexe von Comburg, 1523 alle Güter und Gerechtigkeiten der Schenken von Limpurg inklusive Stab, Vogtei und Gericht. Am Ende des 16. Jahrhunderts war Hall im Besitz aller grundherrlichen Rechte im Ort, der zum Amt Schlicht gehörte. Der große Zehnt in Gelbingen und Erlach verblieb Comburg. 1802 fiel der Ort mit der Reichsstadt Hall an Württemberg. Ein Gericht ist erstmals 1398 erwähnt. Die früheste Gemeindeordnung stammt von 1487, spätere entstanden 1509 und 1545. Im Bauernkrieg 1525 schloss sich die Gemeinde dem Hällischen Haufen an, nach dessen Zerschlagung dem Gaildorfer Haufen. An der Spitze der Gemeinde standen, wie überall im Haller Territorium, zwei Hauptleute. Auf dem Neuberg westlich des Orts wird die Neuenburg vermutet. Angeblich ließen die Philips-Eberhart sie 1342 abbrechen und mit den Steinen die Kapelle bauen. Sie könnte mit der »Nuinburc« identisch sein, die Graf Heinrich von Comburg 1116 dem Kloster Comburg stiftete. Da 1955 entdeckte Mauerreste nicht archäologisch untersucht wurden, fehlt ein stichhaltiger Beweis für Existenz und Alter. Ein »Steinhaus« bestand 1406, gehörte zum Burglehen der Limpurg und wurde 1484 von den Schenken an Ulrich von Münkheim verliehen. Es dürfte kaum mit der Neuenburg identisch sein. Gelbingen zählte stets zum Oberamt, seit 1938 Landkreis (Schwäbisch) Hall. — 1945 wurde durch Fliegerangriff der nördliche Ortsteil zerstört.
Wirtschaft und Bevölkerung: Das Schatzungsbuch von 1593 weist für Gelbingen etwa 49 Haushalte aus. Der Ort litt besonders schwer unter dem 30-jährigen Krieg und den folgenden Kriegen: 1662 gab es nur noch 38 Haushalte, deren gesamtes Vermögen seit 1593 von über 30000 Gulden auf knapp 8000 Gulden gefallen war. Von 34 Häusern lagen noch 1701 zehn in Ruinen. Entsprechend waren von den 34 ein halb Gemeinderechten zehn »öde und ohnbezimmert«. 1802 gab es 268 Einwohner. Gelbingen war landwirtschaftlich geprägt. Die Einwohner bauten Dinkel, Roggen, Hafer und Hülsenfrüchte, vor allem aber Wein an. 31 Prozent der Markung dienten 1703 als Weingärten. Von den fünf Keltern gehörten drei Comburg und zwei Hall. Ein weiterer Erwerbszweig war die Fischerei im Kocher. An anderen Berufen sind 1662 ein Schneider, ein Weber sowie eine Hebamme genannt. Später wird auch ein Bäcker erwähnt. Die beiden seit dem 17. Jahrhundert nachweisbaren Wirtschaften zogen im 18. Jahrhundert auch Ausflügler aus Hall an. Eine Mühle gab es schon 1248. Im 16. Jahrhundert kam eine Sägemühle hinzu, 1645 brannten die Säge-, eine Öl- und zwei Walkmühlen nieder. Eine Schleifmühle ist erstmals 1668 erwähnt, kurzzeitig bestand um 1754 auch eine Pulvermühle.

Ersterwähnung: 1342
Kirche und Schule: Gelbingen gehörte ursprünglich zur Pfarrei Erlach. 1342 stiftete Eberhart Philips eine Kapelle zu Ehren Gottes, Mariens, Johannes des Täufers, Johannes des Evangelisten und Sankt Katharinas. Ab 1403 ist nur noch von einem Patrozinium Johannes des Täufers die Rede. Es ist nicht bekannt, wann der Pfarrsitz nach Gelbingen verlagert worden ist. Dies geschah wohl unter dem ab 1518 wirkenden Pfarrer Georg Widman (1486–1560), Chronist und Gegner der Reformation. Gegen seinen Widerstand und den Comburgs erzwang die Reichsstadt als Inhaber des Bischofsrechts um 1541 deren Einführung. Ein Schulmeister ist erstmals 1677 genannt. Trotzdem scheint die Jugend des Orts um 1703 »mehrerteils die Schulen zu Hall« besucht zu haben. Ein eigenes Schulhaus entstand wohl um 1727. Ab 1762 fand der Unterricht im Wohnhaus des Schneiders, Mesners und Schulmeisters Meerbrey statt, in dessen Familie das Amt über drei Generationen blieb. Für 1785 sind 45 Schüler erwähnt. Die gotische Pfarrkirche von 1342 brannte 1945, von Brandbomben getroffen, völlig aus, sie wurde 1949/50 wieder aufgebaut. Katholiken zu Schwäbisch Hall, Pfarrei St. Josef.
Patrozinium: St. Maria, Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist und Katharina
Ersterwähnung: 1342

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