Sulzdorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0961 [961/83]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Name des zwischen einem Ausläufer der Limpurger Berge und dem Bühlertal in der Haller Ebene gelegenen Sulzdorf deutet auf eine sumpfige oder salzige Stelle. Wahrscheinlich gehörte der Ort zu von der Stöckenburg aus gegründeten Siedlungen fränkischer Königsleute und entstand im 7. Jahrhundert. Der alte Ortskern wird durch den Schwarzenlachenbach durchschnitten und liegt an der Straße von Schwäbisch Hall nach Ellwangen. Fast der gesamte Ort wurde 1670 durch eine Feuersbrunst zerstört. Die meisten Teilorte gehörten zum Amt Schlicht, Anhausen, Buch und Dörrenzimmern zum Amt Vellberg. Die letztgenannten waren bis 1844 Teile Untersontheims, Matheshörlebach bis 1868 von Tüngental. Südlich von Jagstrot wurden mittelsteinzeitliche Feuersteinwerkzeuge gefunden, ein jungsteinzeitlicher Steinhammer stammt von Matheshörlebach. In der Flur Sperberseck oberhalb Anhausen wird eine Wüstung vermutet. Die Herren von Hohenstein verkauften 1380–86 Äcker zu »Speirwirseke« an Hans Schletz. 1550 hatten die Herren von Vellberg die Hälfte des dortigen Zehnten als Ellwanger Lehen. Das mit Sulzdorf erstmals um 961–83 erwähnte »Ahusen« (von »aha« entspricht Wasserlauf) liegt im Bühlertal an der Mündung des Schwarzenlachenbachs. Die Existenz eines Ortsadels ist fraglich, denn der 1251 genannte »Beringerus de Ahusen« gehört eher nach Aschhausen, ein angeblicher Comburger Abt ist nicht nachweisbar. Nördlich von Anhausen liegen die Reste einer Burg, über deren Besitzer und Alter nichts bekannt ist. 1374 verkauften Hans und Wilhelm von Vellberg an Walter von Hohenstein unter anderem die Mühle von Anhausen und ihren Anteil an der dortigen Taverne. Zwischen 1380 und 1386 erwarb Hans Schletz von den Herren von Hohenstein Besitzungen. 1503 gingen diese an die Reichsstadt Hall. Neben der Mühle gab es in Anhausen noch das »Mesnergut«. Jedes der beiden Anwesen hatte ein Gemeinderecht. Die Kirche bestand bereits um 961–83 und war 1403 Unserer Lieben Frau, 1503 Sankt Bartholomäus geweiht. 1241 ist ein Pleban genannt. Zum Pfarrsprengel gehörten neben Sulzdorf und seinen Teilorten auch Oberscheffach und – bis 1839 – Stadel und Kerleweck. Im 15./16. Jahrhundert scheint Anhausen zeitweilig von Stöckenburg aus versehen worden zu sein und wird teils als dessen Filial bezeichnet. Das Patronat hatte das Stift Öhringen als würzburgisches Lehen. Es wurde 1545 an die Herren von Vellberg verkauft, die um 1550 die Reformation einführten, von deren Erben 1605 an das Stift Comburg. Der Pfarrer war seit etwa 1550 auch Kaplan der Schlosskapelle zu Vellberg und residierte im »Bühlerpfarrhaus« unterhalb des Schlosses. 1628–31 versuchte Comburg vergeblich eine Rekatholisierung. Fundamentreste wohl des um 961 erwähnten Baus wurden 1975 ausgegraben. Ein Neubau entstand etwa 1464, eine Vergrößerung der Kirche fand 1613 statt, eine weitere 1782. Nach der Verlegung der Pfarrei nach Sulzdorf wurde sie 1865 abgebrochen. Der auf 1506 datierte Anhausener Hochaltar des Riedener Meisters befindet sich heute im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. Die Erstnennung von Buch (entspricht Buchenwald) am Rand der Haller Ebene lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. 1369 verkaufte der Haller Bürger Walther Mürdinger ein Gut zu »Buchen« an Walter Truckher, 1380 gingen ein Hof und der Burgstall von Heinrich Törzbach an Hug von Vellberg. Von den Vellbergern kam Buch 1595 an die Reichsstadt Hall. 1686 gab es fünf Höfe mit je einem Gemeinderecht und den Hirten. Ob die 1345 als Hohenloher Lehensnehmer erwähnten Anne und Agnes von Buch in Lorenzenzimmern als Beleg für einen Ortsadel gelten können, bleibt offen. Von der 1380 erwähnten, nördlich von Buch über der Bühler gelegenen Burg haben sich nur geringe Reste erhalten. Ob mit dem zwischen 1090 und 1109 bei einer Schenkung des Mainzer Ministerialen Wignand an Kloster Comburg genannten »Cimberen« Dörrenzimmern (entspricht Holzhäuser in öder Gegend) gemeint ist, muss ebenso fraglich bleiben wie die Zugehörigkeit des 1214 erwähnten Otto »de Cimberen« und des 1266 an das Kloster Gnadental gestifteten »Zimberen«. 1283 verzichtete Walther von Limpurg zugunsten Comburg auf seine Vogtei zu »Wustenzimmern«. Diese kam im 14. Jahrhundert an die Herren von Vellberg und von diesen 1595 an die Reichsstadt Hall. Im 14. Jahrhundert sind auch Haller Bürger als Besitzer genannt. 1601 gab es dort vier ganze und zwei halbe Höfe, eine Erbschankstätte und ein Hirtenhaus mit fünf Gemeinderechten. Im 30-jährigen Krieg war der Ort jahrelang »oed unnd wuest gelegen«, 1686 gab es nur noch zwei Güter, ein Taglöhner- und ein Hirtenhaus sowie die Wirtschaft. Obwohl es wohl nie eine Kirche gab, wurde bis etwa 1600 an Bartholomäi (24. 8.) Kirchweihe gefeiert. Es ist fraglich, ob Hohenstadt mit dem 1085 als Schenkung Adelberts von Bielriet an das Kloster Comburg erwähnten Ort identisch ist. Der Weiler gehörte zur Burg Hohenstein auf dem nahe gelegenen Bergsporn über dem Bühlertal. Die Herren von Hohenstein sind erstmals 1329 erwähnt. Mitglieder der mit den Herren von Vellberg und Münkheim verwandten Familie waren Mönche im Kloster Comburg, Ende des 14. Jahrhunderts auch Bürger in Hall, wo sie bis Anfang des 15. Jahrhunderts erscheinen. Neben Gütern in der unmittelbaren Umgebung hatten sie Besitz in Spaichbühl, Altdorf und Eschenau sowie hohenlohische Lehen in Münkheim. Sie räumten den Hallern 1343 das Öffnungsrecht zu »Hohenstain« ein. Konrad von Hohenstein löste 1347 seine verpfändete Burg aus. Walther von Hohenstein erwarb 1374 vellbergische Anteile an Hohenstein, dabei den Burgstall, verkaufte aber alles an Hohenlohe. Die Güter kamen wieder an die Hohensteiner, denn diese verkauften sie ab 1380 an Hans Schletz, Konrad von Vellberg und Konrad von Rinderbach. 1503 erwarb die Reichsstadt den Hof zu Hohenstein von Konrad Spieß und war später im alleinigen Besitz des Weilers. 1698 gab es dort zwei Höfe und ein Gütlein mit zwei Gemeinderechten. In der Erwähnung der Brüder Heinrich und Walter »de Roden« 1214 wird die Erstnennung von Jagstrot (entspricht einem Personennamen und Rodung) vermutet. Weiteres über die Familie ist nicht bekannt. 1374 verkaufte Hans von Vellberg ein Drittel am Zehnt zu »Jobesrode« an Walther von Hohenstein. Dortige Besitzungen gingen 1380–86 von den Hohensteinern an Hans Schletz. Die Reichsstadt Hall erwarb Rechte 1503 von Konrad Spieß, 1508 von Berthold Gräter, 1541 von Erasmus von Limpurg und 1580 von Konrad von Vellberg. 1698 gab es in Jagstrot fünf Höfe und ein Seldnergütlein mit sieben Gemeinderechten. Der Heilbronner Gerwin Wigmar verkaufte 1363 einen Hof zu Matheshörlebach (entspricht sumpfigem, morastigem Gelände, »Mathes« entspricht Kapelle Sankt Matthias) an Konrad Münzmeister, Bürger zu Hall. Neben diesem sind im 14./15. Jahrhundert mit den Alt, Rinderbach, Eberhart, Seitzinger und Morstein weitere Haller Familien als Besitzer erwähnt. Die Reichsstadt Hall erwarb Besitzungen 1525 von Comburg, 1561 von Konrad von Vellberg, 1564 von Hohenlohe und 1608 von Hans Sigmund Mendl von Steinfels. Die Herren von Hörlebach, ein Zweig der von Enslingen, sind 1361–1479 erwähnt, waren Haller Bürger und besaßen Güter in Ramsbach, Großaltdorf und Bühlerzimmern. 1698 gab es sieben Höfe mit sieben Gemeinderechten. Eine wohl Sankt Matthias geweihte Kapelle ist 1371 und 1453 erwähnt und spätestens im 16. Jahrhundert abgegangen. Sie stand nördlich des Orts in den Kappeläckern, wo Fundamentreste entdeckt wurden. Gegen den Verkauf der Mühle Neunbronn (entspricht neun Quellen) im Bühlertal unterhalb Hohenstadts erhob Kunigund von Hohenberg 1375 Einspruch. 1380 wurde die Mühle von Rüdiger von Hohenstein an Hans Schletz veräußert und kam 1504 von Konrad Spieß an die Reichsstadt Hall. Östlich der Mühle liegen die spärlichen Reste einer vielleicht aus dem 12. oder 13. Jahrhundert stammenden Burg, zu der keine Quellen bekannt sind. Ob deren heute gängige Bezeichnung Hohenstatt historisch ist, bleibt deshalb offen. Von der den ovalen alten Ortskern Sulzdorfs umschließenden Straße gehen Verzweigungen aus, an denen sich Wachstumsspitzen im Norden, Süden und Westen, in Richtung Bahnhof bildeten. Im Industriegebiet Sulzdorf siedelte sich Industrie von Schwäbisch Hall an.
Geschichte: Sulzdorf gehörte wohl zur Grafschaft im Kochergau. Erstmals erwähnt wird der Ort um 961–83, als der edelfreie Westfranke Reinger mit Bischof Poppo II. von Würzburg der Kirche Anhausen gehörige Güter in der Gemarkung (»marchia«) Sulzdorf gegen Zehntrechte für seine Kirche in Detwang tauschte. Graf Heinrich von Comburg-Rothenburg – wohl ein Nachfahre Reingers – vermachte um 1116 dem Kloster Comburg Besitz in Sulzdorf. Bei einer Schenkung an das Kloster sind 1101 zum einzigen Mal die Ortsadligen Gerbert und Warhart von Sulzdorf genannt. Um 1100 stiftete Egesbert von Altdorf eine Hofstätte an Comburg. Später hatten die Schenken von Limpurg umfangreiche Besitzungen in Sulzdorf sowie Vogtei und Gericht. Außerdem treten ab dem 14. Jahrhundert Haller Stadtadlige als Besitzer auf, so 1362 Anna Lecher, die Güter an Walther Senft und Kraft von Haimberg veräußerte, Hans von Rinderbach, von dem 1421 ein limpurgisches Lehengütlein an Jörglin Eberhart ging, und Konrad von Rinderbach, der 1424 Güter an seinen Schwiegersohn Heinrich Eberhart übergab. Die Reichsstadt Hall erwarb den Ort schrittweise, so 1516 von Kaspar Eberharts Erben und 1541 von den Schenken von Limpurg, bis sie im alleinigen Besitz war. Den Schenken verblieb ein Untertan im zum Haller Amt Schlicht gehörenden Ort, der mit dem Ende der Reichsstadt 1802 an Württemberg fiel. Der Zehnt gehörte ursprünglich dem Bistum Würzburg. Nach verschiedenen Besitzwechseln besaß ein Drittel das Haller Hospital, ein Drittel das Kloster Ellwangen und ein weiteres Drittel – als Würzburger Lehen – das Stift Comburg. Die Sulzdorfer Gemeinde wird erstmals 1524 erwähnt. Eine Gemeindeordnung, der zufolge an ihrer Spitze zwei Hauptleute standen, datiert von 1615. Sulzdorf gehörte stets zum Oberamt, seit 1938 Landkreis (Schwäbisch) Hall. Anhausen, Buch und Dörrenzimmern gehörten bis 1845 zur Gemeinde Untersontheim, Matheshörlebach bis 1868 zur Gemeinde Tüngental. — 1945 wurden durch Fliegerangriffe 82 Gebäude zerstört und 33 Einwohner getötet.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1593 sind in Sulzdorf 45 Gemeindeleute, 20 Hausgenossen, zwei Hirten und zwei Bader nachgewiesen. Auch hier kam es zu einem Bevölkerungsrückgang durch den 30-jährigen Krieg. 1700 gab es wieder 47 Haller sowie einen limpurgischen Untertan und 57 Gemeinderechte. Die Bewohner lebten fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Sie bauten vor allem Dinkel, Hafer und Weizen an. Ein weiterer Erwerbszweig war die Aufzucht von Schlachtvieh. An Gewerben sind 1593 ein Wirt, ein Schmied und ein Müller genannt. 1801 gab es neben drei Müllern einen Bader, einen Straßenknecht, zwei Schuhmacher, einen Zimmermann, einen Schneider, einen Wirt, einen Schmied, einen Wagner und einen Hirten. 1541 sind eine Badstube und zwei Wirtschaften genannt, von denen 1593 nur noch eine bestand. In diesem Jahr wird auch eine Mahlmühle erwähnt. 1700 ist von zwei Lohmühlen die Rede, von denen eine abgegangen sei.

Name: abgegangene Burg bei Anhausen – abgegangene Burg bei Buch – Burg Hohenstein (1329) – Burg Hohenstatt

Ersterwähnung: 1504
Kirche und Schule: Sulzdorf gehörte zur Pfarrei Anhausen. Die Margarethenkapelle ist erstmals 1504 erwähnt, brannte 1670 nieder und wurde 1680 neu erbaut. Das Patronat ging 1541 von Limpurg an die Reichsstadt Hall über. Die Reformation in der Pfarrei erfolgte um 1550 durch die Herren von Vellberg. Ab 1681 wirkten hällische Vikare in Sulzdorf, der Pfarrsitz wurde 1837 dorthin verlegt. Ein Schulmeister wird bereits 1591 erwähnt, das Schulhaus lag westlich der Kapelle. Es bestand aus einem einzelnen Raum, in dem bis zu 140 Kinder unterrichtet wurden. 1725 gab es 74 Schüler, 1785 deren 78. Der Schulmeister war auch Mesner; beim Wetterläuten wurde 1720 ein Schulmeister vom Blitz erschlagen. Ein Neubau des Schul- und Rathauses entstand 1838. Seit 1837 verfügt Sulzdorf über eine eigene Pfarrei. Evangelische Pfarrkirche 1945 zerstört, 1949/50 wiederaufgebaut. Katholische Filial-Kirche zur heiligen Theresia vom Kinde Jesu, 1960 erbaut, gehört zur Pfarrei Hessental.
Patrozinium: St. Margaretha
Ersterwähnung: 1504

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