Tüngental - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1090

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Name Tüngental wird als Personenname oder Hinweis auf eine Grafenthingstätte gesehen. Die wohl karolingische Kirche verweist auf eine fränkische Gründung. Der Ort entwickelte sich auf der Hochebene zwischen Kocher- und Bühlertal in der Talmulde des Otterbachs. Während des Städtekriegs wurde er 1449 von markgräflich-brandenburgischen Truppen niedergebrannt. Die Wohnplätze Altenhausen, Ramsbach, Veinau und Wolpertsdorf gehörten bis 1849 zu Weckrieden. Funde deuten auf eine jungsteinzeitliche Siedlung der Rössener Kultur am nordöstlichen Ortsausgang. Weitere linearbandkeramische Funde wurden südöstlich des Orts gemacht. Eine bronzezeitliche Axt sowie einige Scherben kamen nahe Wolpertsdorf zum Vorschein, ein urnenfelderzeitliches Grabhügelfeld liegt östlich von Otterbach. Auf der Ortsgemarkung werden mehrere Wüstungen vermutet. »Hildgartbrunnen«, wo 1343 die Haller Familie Philips ein Gut besaß, das an Heinrich von Schauenburg kam, lag wohl bei Veinau. Ein Hof zu »Smahtenberg« – wohl bei Otterbach – gehörte 1364 dem Haller Bürger Johann Lecher, 1402 Hans Syboth. Erwähnt sind auch Baumannsweiler und Eselsbronnen, die beide nach 1307 abgegangen sein sollen. Neben dem seit 1248 als Besitzer genannten Comburg waren Haller Bürgerfamilien in Altenhausen (»Altenhusen« entspricht dem Hinweis auf eine ältere Siedlung an dieser Stelle) begütert, teils wohl – wie Eberhard Philips (1314) – als Lehensnehmer des Klosters. Besitz der Philips fiel 1343 an Heinrich von Schauenburg, von diesem 1393 an Heinrich Keck. 1480 gehörte er Götz von Bachenstein und kam über die Reichsstadt Hall an das Hospital. 1673 gab es drei Höfe mit vier Gemeinderechten, den Jäger und den Hirten. 1803 hatte der Ort 40 Einwohner. Dass sich Heinrich Unmuß (gestorben vor 1361) aus einem seit 1225 bezeugten Haller Stadtadelsgeschlecht »von Altenhausen« nannte, weist indirekt auf die nordöstlich des Orts gelegene, nur in Spuren erhaltene Wasserburg hin. Um 1374 kam sie an Heinrich Kleinconz, von dessen Erben ging der Burgstall stückweise von 1394–1401 an Heinrich Keck. Graf Heinrich von Comburg vermachte um 1116 dem Kloster Comburg Besitz in Otterbach (»Oterbach« entspricht Fischotter), den es wieder verlor, da es vor dem Erwerb von acht Gütern und Höfen 1379 und 1412 von Konrad Egen und Hans Uebelin wohl nichts mehr besaß. 1464 und 1497 kamen weitere Besitzungen hinzu. Begütert waren auch die Heiligenpflege zu Sankt Michael in Hall durch eine Schenkung Konrads von Vellberg von 1342, Guta Veldner (1344), der Deutsche Orden, dessen Güter 1346 an Ulrich Reh kamen, Konrad von Bachenstein (1438) und Michael Senft. Das Hospital kaufte 1501/02 senftische Gülten, Weiteres kam 1518 von Werner und Christoph von Stetten. Direkte Erwerbungen tätigte die Reichsstadt 1557, 1579 im Wege der Auslösung sowie 1585. In Otterbach gab es 1698 drei Comburger sowie neun Haller Untertanen und zwei Güter von Haller Bürgern mit zwölf Gemeinderechten. 1803 lebten dort 67 Protestanten und 40 Katholiken. Nur 1298 erwähnt ist ein »Conradus dictus Weizze de Otterbach« aus einer sonst unbekannten Ortsadelsfamilie. Adalbert von Bielriet überließ 1085 Comburg seine Ministerialen Diemo und Burchard von Ramsbach (»Ramesbach«, eventuell nach »rams« entspricht Geröll), über deren Familie weiter nichts bekannt ist. Auf sie könnte die heute verschwundene Wasserburg am südöstlichen Ortsrand zurückgehen. 1358 ist Konrad von Enslingen, genannt von Hürlbach zu Ramsbach erwähnt, dessen Söhne 1375 an Berthold Lamparter aus Hall unter anderem den Burgstall verkauften. Die Lamparter sollen das Wasserhausz wieder aufgebaut haben, verarmten aber nach dem Tod Hans Lamparters 1429 in einer Fehde. Das Schloss wurde 1450 während des Städtekriegs von brandenburgischen Truppen niedergebrannt. 1455 gehörte der Burgstall Hans Geyer und Hans Götz, später den Berler und dem Haller Hospital. Auch andere Bürgerfamilien waren begütert, so Heinrich von Schauenburg als Erbe des Rudolf Philips (1343) und Engelhart Unmuß (1360). Neben den Götz besaßen die Berler einen großen Güterkomplex, der 1520 und 1530 an das Haller Hospital ging. Seit 1396 sind die Schenken von Limpurg erwähnt, die ihre Güter an Haller Bürger verliehen und 1541 an die Reichsstadt Hall verkauften. 1697 gab es in Ramsbach drei ganze und zwei halbe Höfe mit vier Gemeinderechten. 1803 lebten dort 39 Einwohner. Veinau (vielleicht von »fein« entspricht gut) wird erstmals 1288 im Testament der Gertrud »von Vinowe« genannt. Besitzungen der mit den Küchenmeistern von Bielriet verwandten Familie lagen in Weißbach, Simmetshausen, Zottishofen, Ilshofen, Michelfeld und Niedernhall. Sie waren Gefolgsleute der Grafen von Hohenlohe, mit Haller Bürgerfamilien verschwägert und starben wohl mit dem 1444 erwähnten Kunz von Veinau aus. Besitzungen im Ort sind nicht belegt. Eine angeblich in der Gemarkung »Streitbusch« gelegene Burg ist weder urkundlich noch archäologisch nachweisbar. Im Ort begütert waren Haller Bürgerfamilien; durch eine Reihe von Käufen unter anderem von den Berler und Lecher ab 1391 vor allem Hans Sieder und dessen Erben. Die Reichsstadt Hall kaufte 1523 einen Hof von Veit von Rinderbach, 1541 von Erasmus von Limpurg und 1608 von Wilhelm Sanwald. Seit 1355 hatte das Spital einen Hof, 1513 kam von den Stetten eine Gült hinzu. 1673 gab es in dem allein Hall gehörenden Veinau zwei ganze und acht halbe Güter und ein »Heußlin« mit sechs Gemeinderechten. 1803 hatte es 93 Einwohner. Wolpertsdorf (Personenname Wolpold/Wolpert) gehört wohl zu von der Stöckenburg aus gegründeten Siedlungen fränkischer Königsleute. Vermutet wird ein Zusammenhang mit Wolpertshausen. Erstmals erwähnt ist der Ort 1214 mit Heinrich und Siegfried »de Wolpoldesdorf«. Wahrscheinlich waren die nur noch 1216 erwähnten Brüder Ministeriale der Herren von Bielriet. Lupold Küchenmeister von Bielriet stiftete 1352 der dortigen Burgkapelle einen Hof zu »Walprehtesdorf«. 1366 verkaufte Heinrich von Schwöllbronn ein Gut an den Haller Geistlichen Mangold. Die Philips veräußerten 1370 ihren Hof an Klaus Schüsseler, der ihn an das Haller Hospital weitergab, das 1471 nochmals zwei Güter erwarb. Daneben hatte das Kloster Schöntal ein »Gütlein«. Ab dem 16. Jahrhundert gehörten alle Rechte der Reichsstadt Hall. 1673 gab es drei ganze und zwei halbe Höfe sowie zwei Bestandsbauern (Pächter) mit sechs Gemeinderechten. 1803 hatte der Ort 60 Einwohner. Auf einem Sporn über dem Bühlertal liegt die Ruine der 1057 und damit sehr früh erstmals genannten Burg Bielriet. Die bis etwa 1190 nachweisbaren Edelfreien von Bielriet waren mit den Grafen von Comburg-Rothenburg verwandt, angeblich mit den Staufern verschwägert und hatten Güter unter anderem in Cröffelbach, Hohenstadt, Geifertshofen und Ramsbach. Adalbert von Bielriet stiftete 1085 für Comburg und trat in das Kloster ein. Rugger von Bielriet wurde 1122 zum (Gegen-)Bischof von Würzburg geweiht, Friedrich von Bielriet (erwähnt 1155–68) hatte für die Staufer wichtige Ämter inne, so das des Vogts der Klöster Lorch und Lochgarten. Wohl als Erbe kam Bielriet um 1220/30 an Schenk Walter I. von Limpurg, der dort Ministeriale wie den 1255 genannten Friedrich von Bielriet einsetzte; später saß dort der Minnesänger Konrad von Limpurg (erwähnt 1255–86). 1287 kaufte Lupold Küchenmeister von Nordenburg die Burg, die bis 1359 in Familienbesitz blieb und dann an Kraft von Hohenlohe ging. Dieser empfing sie 1361 als böhmisches Kronlehen und trat sie 1381 an den Haller Bürger Eberhard Philips ab. 1390 erwarb die Reichsstadt Hall die Burg und zerstörte sie, worauf eine dreijährige Reichsacht folgte. Die Burgkapelle Sankt Ulrich wurde 1405 als Frühmesspfründe nach Sankt Michael in Schwäbisch Hall verlegt. Später lief ein Teil der Landheg über das Burggelände. Die beiderseits des Bachs gelegenen Ortsteile Tüngentals sind durch zwei parallele Straßen verbunden, die zu einem quadratischen Grundriß führen. An dessen vier Ecken hat sich der Ort entlang den Straßen ausgedehnt.
Historische Namensformen:
  • Dungetal 1079
  • Tuongestal 1214
  • Tungental 1248
  • Dungedal
Geschichte: Laut der ersten datierten Nennung von 1090 hatte der Vogt des Klosters Comburg einmal jährlich »in villa que dicitur Dungedal« Gericht zu halten. Wohl als Inhaber der Vogtei hielt sich König Ludwig der Bayer 1316 im Ort auf. Besitz erwarb Comburg durch die zwischen 1090 und 1109 erfolgte Schenkung des Mainzer Ministerialen Wignand. 1296 erhielt das Kloster Güter der Herren von Vellberg und vor 1307 von dem Haller Konrad Unmuß. Beide waren Lehen der Herrschaft Lobenhausen, deren Inhaber Kraft von Hohenlohe die Vogtei über Tüngental 1300 und 1307 an Comburg abtrat. Spätestens seit 1430 hatte der Klosterkonvent das Niedergericht, 1391 kamen Wiesen und 1403 neun Güter hinzu. Weiteres gehörte Haller Bürgern, so waren 1362 die Stetten und Eberhart der Junge begütert, 1386 gingen Besitzungen des Heinrich Unmuß an Kraft Romung, 1422 verlieh Hans Sieder ein Erblehen. Die Reichsstadt Hall erwarb schrittweise Anteile, so 1481 von Götz von Bachenstein, 1536 von Wendel Gansser und 1589 von den Brüdern Schletz, bis sie ein Drittel Tüngentals gegenüber zwei Dritteln Comburgs besaß. Die bachensteinischen Güter gingen an das Hospital weiter, einen weiteren Hof erwarb dieses 1507 von Sibilla Egen. Streitigkeiten zwischen Comburg und Hall wurden 1557 geschlichtet, indem jede Herrschaft Vogteirecht und niedere Gerichtsbarkeit auf ihren Gütern erhielt, Hall die hohe Gerichtsbarkeit und die Ortsherrschaft. Der große Zehnt stand Comburg aufgrund einer Schenkung durch das Bistum Würzburg von 1307 zu. 1802 fiel der Ort an Württemberg. Ein Dorfgericht bestand bis Anfang des 15. Jahrhunderts und ging in dem Steinbachs auf, zu dem auch Tüngental Richter stellte. Die Gemeinde tritt erstmals 1426 in einem Rechtsstreit auf, die erste Dorfordnung stammt von 1567. An der Spitze der Gemeinde standen zwei Hauptleute. Tüngental gehörte stets zum Oberamt, seit 1938 Landkreis (Schwäbisch) Hall. Die Wohnplätze Altenhausen, Ramsbach, Veinau und Wolpertsdorf gehörten bis 1849 zur Gemeinde Weckrieden. —1945 wurden durch Artilleriebeschuß 66 Gebäude zerstört, 10 Einwohner kamen ums Leben.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1702 gab es in Tüngental neun hällische Untertanen mit neun Gemeinderechten, 17 Comburger Untertanen mit 15 Gemeinderechten und einen Hof mit Gemeinderecht, der dem »Cantzelley Rath zue Comburg« gehörte. 1803 waren es 87 Protestanten und 60 Katholiken. Die Bewohner lebten fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Sie bauten vor allem Dinkel, Hafer und Weizen an. Eine wohl schon 1558 bestehende comburgische Erbschenkstätte ist 1660 sicher nachgewiesen. Im selben Jahr sind auch ein Schmied und ein Schneider erwähnt, 1742 gab es zusätzlich einen Schuhmacher und einen Metzger. Eine Hebamme ist 1593 aufgeführt.

Name: Burg Bielriet – abgegangene Burg Altenhausen (1225) – abgegangene Burg Ramsbach
Datum der Ersterwähnung: 1057

Ersterwähnung: 1214
Kirche und Schule: Vermutlich war Erlach die Mutterpfarrei von Tüngental. Die Stiftung der Pfarrei soll um 1050 durch Graf Emehart von Comburg erfolgt sein. Erstmals erwähnt ist sie 1214. 1259 gestattete Papst Alexander IV. Comburg die Inkorporation der Pfarrei, die danach teils von Mönchen, teils von Weltgeistlichen versehen wurde. Zeitweilig hatte der Dekan des Landkapitels dort seinen Sitz. Ab 1408 ist das Patrozinium Unserer Lieben Frau belegt. Zum Pfarrsprengel gehörte seit 1594 auch Hessental. Die angeblich zwischen 1431 und 1450 entstandene Wallfahrt soll zustande gekommen sein, als ein Hase vor den Hunden eines jagenden Schenken von Limpurg an einem Madonnenbild in der Kirche Schutz gesucht habe. Die ›Madonna mit dem Hasen‹ stammte jedoch schon aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Skulptur ging 1945 verloren, als die Kirche durch Kriegseinwirkung zerstört wurde. Die Reformation führte Hall um 1542 als Inhaber des Bischofsrechts ein. Mit dem Patronatsherrn Comburg gab es wiederholt Konflikte. 1628 kam es zu einem vergeblichen Versuch der Gegenreformation durch Comburg. 1749 gipfelten die Auseinandersetzungen in einer militärischen Konfrontation zwischen Haller und von Comburg zu Hilfe gerufenen Würzburger Truppen. Anlass hierfür war die Absetzung des Pfarrers Johann Balthasar Schülin durch Hall. Die eigenen Güter rekatholisierte Comburg Anfang des 17. Jahrhunderts; diese Katholiken waren nach Steinbach eingepfarrt. Archäologisch nachgewiesen sind eine Kirche von etwa 1050 sowie ein vermutlich karolingischer Vorgängerbau. Erweiterungen gab es im 13. Jahrhundert, um 1440 entstand der gotische Chor, das Gewölbe um 1500. Eine Renovierung erfolgte 1683. Die Schule ist bereits 1617/18 nachgewiesen und stand auf hällischem Grund. Der Tüngentaler Schulmeister war gleichzeitig Mesner und versah beide Ämter auch in der Filiale Hessental. 1785 unterrichtete er 45 Schüler. Die katholischen Kinder besuchten die Schule in Steinbach, ab etwa 1720 die in Hessental. Die evangelische Pfarrkirche wurde 1945 zerstört. 1948 erfolgte der Wiederaufbau. Katholiken zu Schwäbisch Hall-Hessental.
Patrozinium: Unserer Lieben Frau
Ersterwähnung: 1408

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