Weckrieden - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1296

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ortsname könnte sich von dem mittelhochdeutschen Wort »weke« (Keil) herleiten und ein keilförmiges, sumpfiges Landstück meinen. Weckrieden entstand auf der Schlicht genannten Hochebene östlich des Kochers als Haufendorf an der Straße von Schwäbisch Hall nach Crailsheim. Durch die weitgehend flache Ortsgemarkung fließt der Wettbach (auf Weckriedener Gemarkung früher als Rößbach bezeichnet). Die Erwähnung von Neubrüchen 1356 deutet auf eine Erweiterung der Anbauflächen im Spätmittelalter. Eine Besonderheit waren die Hut- und Triebrechte (Weiderechte beim Viehtrieb) der Schwäbisch Haller Metzger auf der Weckriedener Gemarkung, die erst 1874 abgelöst wurden. Bis 1849 gehörten die heute zu Tüngental gehörenden Wohnplätze Altenhausen, Ramsbach, Veinau und Wolpertsdorf zu Weckrieden. In der Flur Wolfsbühl (Kreuzäckersiedlung) wurden Teile zweier jungsteinzeitlicher Siedlungen der bandkeramischen und der Rössener Kultur ausgegraben. Lesefunde deuten auf eine weitere Siedlung östlich des Orts. Zwischen Weckrieden und Eltershofen wird der vor 1500 abgegangene Hof Schwerenweiler vermutet, der wahrscheinlich den Schenken von Limpurg gehörte.
Historische Namensformen:
  • Wecriden 1296
Geschichte: Weckrieden wird erstmals 1296 erwähnt, als der Ritter »Ulricus de Wecriden« als Zeuge bei einer Schenkung der Herren von Vellberg an das Kloster Comburg auftritt. Da es sich um die einzige Nennung eines Ortsadels handelt, sind die Beziehung zu Weckrieden und die familiären Verhältnisse unbekannt. Ob es einen Zusammenhang mit dem 1298 als Zeuge genannten »Conradus Weckenrieder« gibt, ist ungewiss. Auch die ursprünglichen Besitzverhältnisse des Orts sind unbekannt. Später waren Schwäbisch Haller Bürger begütert. So schenkte 1356 Johannes Lecher der Ältere einem Altar in Sankt Michael eine Gült in Weckrieden. Konrad Münzmeister trat 1359 mehrere Höfe an seine Schwester Salme ab, die später an Konrad von Stetten gingen. 1371 sind Kraft von Heinberg, Beringer Berler von Tullau, Heinrich Kleinkunz, Egen Kleinkunz und Seitz Schneewasser als Besitzer von Gütern genannt. Letzterer schenkte 1380 einen Hof dem Jakobsaltar der Haller Josenkapelle in der Gelbinger Gasse. 1394, 1397 und 1402 erwarb Heinrich Keck Besitzungen. Andere Eigentümer waren Engelhart Tusenbach oder die Schenken von Limpurg, die 1369 einen Hof erworben hatten. 1530 gehörte ein großer Besitzkomplex den Schultheiß. 1516 erwarb die Reichsstadt Besitz von Kaspar Eberharts Erben, 1541 von Erasmus von Limpurg, 1586 von der limpurg-gaildorfischen Vormundschaft und 1604 von Wilhelm Sanwald. 1621 verkaufte Hans Ludwig von Tegernau zu Unterlimpurg der Stadt sechs Güter. Während ein Teil der Güter im Besitz von Bürgerfamilien war, lagen alle obrigkeitlichen Rechte in dem zum Amt Schlicht gehörenden Ort bei der Reichsstadt Hall. Der große Zehnt in Weckrieden stand Comburg zu. 1802 fiel Weckrieden an Württemberg. Die Gemeinde zu Weckrieden ist bereits 1420 als Grundbesitzer erwähnt. Genauere Einblicke in ihre Organisation, an deren Spitze zwei Hauptleute standen, erlauben eine Dorfordnung des 16. Jahrhunderts und eine solche von 1651. Während des Bauernkriegs 1525 sammelte sich der Haufen der hällischen Bauern auf der Weckriedener Heide, wo auch ein vergeblicher Verhandlungsversuch der Reichsstadt stattfand. Weckrieden gehörte stets zum Oberamt, seit 1938 Landkreis (Schwäbisch) Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: Dem Schatzungsbuch von 1593 zufolge gab es in Weckrieden in diesem Jahr etwa 23 Haushalte. Erwähnt sind 18 Güter und Höfe, vier halbe Höfe und eine Hausgenossin. Den weit überdurchschnittlichen Steuersummen zufolge war Weckrieden eines der reichsten Dörfer des Haller Lands. Wie viele Orte wurde Weckrieden durch den 30-jährigen Krieg wirtschaftlich stark zurückgeworfen; die Steuerschätzung von 1662 weist einen wesentlich geringeren Steuerwert (13163 statt 24720 Gulden) und hohe Schulden aus. Es gab 29 Haushalte mit 67 Kindern, einige Jahre später sind 25 Höfe und Güter mit 20 Gemeinderechten erwähnt. 1802 hatte Weckrieden 144 Einwohner. Die Bewohner lebten weitestgehend von der Landwirtschaft und bauten vor allem Dinkel, Hafer und Weizen an. Eine weitere Erwerbsquelle – ersichtlich etwa aus dem großen Viehbestand 1662 – war die Viehzucht, wohl vor allem die Aufzucht von Schlachtvieh. Weingärten sind 1359 erwähnt. Der Weinbau hat im Ort zwar später keine nennenswerte Rolle mehr gespielt, einige Einwohner hatten jedoch Weinberge in Gelbingen. Im 18. Jahrhundert verringerte sich die Zahl der Weckriedener mit eigenen Gütern zugunsten von Haller Bürgern und Herren, die Beständer (Pächter) einsetzten. An Handwerkern sind ein Schneider und zwei Weber genannt. Erwähnung finden auch zwei Hirten. Ein Weinausschank bestand zwar im 17. Jahrhundert, geriet aber nach dem Verkauf des zugehörigen Guts in Vergessenheit. Das Gasthaus Zum Pflug wurde 1805 gegründet.

Kirche und Schule: Kirchlich gehörte Weckrieden zur Pfarrei Erlach beziehungsweise Gelbingen. Eine eigene Kapelle besaß der Ort nicht, die Bewohner besuchten die Gottesdienste in Gelbingen und Erlach. Auch eine Schule fehlte, die Kinder »gingen mehrer theils in die Statt in die Schuel«. Katholiken zu Schwäbisch Hall, Pfarrei St. Josef.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)