Enslingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1095

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Enslingen und seine heutigen Teilorte lagen innerhalb der Grenzen der Haller Landheg. Die Teilorte befinden sich auf dem so genannten Kocheneck, der linksseitigen Kocher-Hochebene. Der Weiler Gaisdorf wird schon 1078 als »Gissendorf« genannt, die Güter gelangten im 16. Jahrhundert von verschiedenen Besitzern an Hall. Im nördlich von Enslingen auf dem Bergkopf erbauten Weiler Schönenberg ist 1344 Besitz eines Haller Priesters nachweisbar. Am Ende des 14. Jahrhunderts waren verschiedene Haller Bürger begütert, 1404 erwarben die Senft ein Gut, 1489 kam die Hälfte des Zehnten von den Bachenstein an Hohenlohe. Im 16. Jahrhundert brachte Hall Güter von den Limpurg, Rinderbach und Stetten an sich. Abgegangen sind die Wohnplätze Bernsbach, 1299 im Besitz der Limpurger Schenken, und Diepach, wo im 15. Jahrhundert Haller Bürger Lehengüter von Hohenlohe innehatten und am Ende des 17. Jahrhunderts noch ein Hof existierte. Im Norden und Nordwesten von Enslingen wurden die Baugebiete »Rötenberg« (seit 1963) beziehungsweise »Hühnerberg« (seit 1968) erschlossen.
Historische Namensformen:
  • Nensilingen 1095
  • Ensilingen 1216
Geschichte: Fränkische Grabfunde aus dem 9. Jahrhundert weisen auf eine frühe Besiedlung der Enslinger Markung hin. 1095 taucht erstmals ein Lehen zu »Nensilingen« auf, das Heinrich von Mulfingen mit dem Heiligen Nikolaus zu Comburg gegen andere Güter eintauschte. Von 1216–1534 erscheinen die Herren von Enslingen, im 13. Jahrhundert zumeist als Zeugen bei den Limpurger Schenken oder dem Würzburger Bischof. Ihre vormalige Burg könnte der etwa 1 Kilometer östlich des Weilers Schönenberg gelegene kleine Burgstall gewesen sein, möglicherweise das Gegenstück zu einer ähnlichen Anlage auf dem auf der anderen Talseite gelegenen Löwenberg, wie diese auf die Kontrolle der Straße ausgerichtet. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts mehren sich die Hinweise, dass die Herren von Enslingen das Bürgerrecht in Hall erworben hatten, da sie sowohl in der Stadt als auch in deren Umland mit Besitz vertreten und Ehebindungen mit anderen Stadtadelsfamilien eingegangen waren. Kloster Comburg war zunächst ebenfalls im Ort begütert, seinen Besitz vergab es allerdings später an die Senft, Schletz und von Crailsheim als Lehen und erhielt ihn erst im 17. Jahrhundert zurück. Dieser Ortsteil wurde vom fränkischen Ritterkanton Odenwald besteuert. Im 14. und 15. Jahrhundert waren mehrere Haller Patriziergeschlechter mit Eigentum oder Lehensgut im Ort vertreten. Beispielsweise kauften die Senft 1420 Güter von anderen Familien auf. Auch die Götz erwarben 1441 zwei Güter und mehrere Gülten von den Sieder. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts kaufte Hall seinen Besitz im Ort sowohl vom eigenen Bürgertum, aber auch von den Vellberg, Crailsheim, Stetten und Hohenlohe. Der Haller Ortsteil zählte zum Amt Kocheneck. Seit 1560 besaß auch die Johanniterkommende Hall einen kleinen Teil des Dorfs. Jede Herrschaft hatte auf ihren Gütern die Vogtei und niedrige Obrigkeit inne. Der Besitz der Johanniter fiel erst 1805 an Württemberg, der Haller und der Comburger Anteil waren schon 1802/03 diesen Weg gegangen. Ganz Enslingen gehörte zum Oberamt, seit 1938 Landkreis Schwäbisch Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: Bereits 1314 wird die Mühle in Enslingen genannt. Ebenso werden im 14. Jahrhundert und im 15. Jahrhundert Weinberge und Keltereinrichtungen im Ort erwähnt. Eine dieser Keltern besaßen die Vellberg, verkauften diese im 16. Jahrhundert aber an Hall. Der Weinbau wurde noch im 19. Jahrhundert betrieben, damals war außerdem eine Brauerei im Ort vertreten. Eine 1414 existierende Badstube erscheint als von der Heiligenpflege vergebenes Lehen, zweimal wöchentlich wurde damals ein Bad eingerichtet. Das Dorf Enslingen verfügte 1672 über 57 Gemeinderechte. Diese verteilten sich auf die 38 hällischen (darunter Badstube und Wirt) und die 23 comburgischen Haushalte, darin waren auch die beiden der Johanniterkommende zinspflichtigen Untertanen eingeschlossen. Die Zehntscheuer gehörte Hall, doch der große Fruchtzehnt ging wechselnd nach Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Waldenburg, während der kleine Zehnt der Pfarrei zugute kam. Comburg besaß vor 1657 16 Häuser, eine Kelter hinter der Kirche, einige senftische Lehen, darunter zahlreiche Weinberge, das Eigentumsrecht an der Mühle und ein Fischwasser. Der Güterbesitz und die Ackerfläche in Enslingen waren sehr zersplittert, in kleine und kleinste Parzellen – der überwiegende Teil unter fünf Morgen – aufgeteilt. In Gaisdorf und Schönenberg gestaltete sich die Größe der Güter differenzierter, hier gab es Ackerflächen mit bis zu 20 Morgen Umfang. Gaisdorf war 1672 ein Weiler mit 13 Gemeinderechten und 20 Haushalten (darunter 1 Hufschmied und 1 Glaser), Schönenberg 1695 ein Weiler mit elf Gemeinderechten und 17 Haushalten. Für Diepach ist 1672 und 1681 ein Hof in vier Besitzteilen nachweisbar. Im 30-jährigen Krieg hatte die Enslinger Gemeinde, die in dieser Zeit einige Jahre ohne Pfarrer auskommen musste, zahlreiche Tote vor allem durch die Pest zu beklagen. Mehrfach musste sich die Bevölkerung nach Hall in Sicherheit bringen. In den 1730er Jahren suchten Überschwemmungen und Viehseuchen den Ort heim.

Name: Burg bei Schönenberg

Ersterwähnung: 1392
Kirche und Schule: Der erste schriftliche Nachweis für die sicher schon deutlich früher existierende Kapelle fällt ins Jahr 1392, als der Haller Bürger Walter von Tullau ein Gut an die Enslinger Heiligenpfleger verkaufte. 1405 kam es auf Ansuchen der Gemeinde durch Prior und Konvent des Klosters Goldbach zur Stiftung einer Messe, als Filiale von Untermünkheim genannt, an den Heiligen Bischof Briccius. Der mit Einkünften aus Schönenberg, Enslingen und weiteren Orten finanzierte Kaplan nahm an Festgottesdiensten der Pfarrkirche teil und war zur Residenz in Enslingen verpflichtet. Die Messe hatte er dort morgens nach Gefallen der Gemeinde zu lesen, zudem waren Jahrtage für die Stifter abzuhalten. Das Patronatsrecht stand Kloster Goldbach zu. Um 1500 war Sankt Briccius Wallfahrtskirche mit drei Altären (Briccius; Gunther, Viktor und Quirinus; Vierzehn Nothelfer), für die Frühmesse am Nothelfer-Altar besaß Albrecht von Hohenlohe 1507 das Präsentationsrecht. Die Kaplanei wurde 1543 von Hohenlohe aufgehoben und durch einen evangelischen Diakon ersetzt, der weiterhin dem Untermünkheimer Pfarrer zugeordnet blieb. 1730 traten die Hohenlohe-Schillingsfürst ihr Patronatsrecht zu Enslingen an die langenburgische Linie des Hauses ab. Wie Enslingen gehörte auch Gaisdorf zur Pfarrei Untermünkheim, dagegen war Schönenberg Filial der Kirche von Eschental. Sankt Briccius besitzt einen gotischen Turmchor mit einem romanischen Chorbogen und um 1500 entstandenen Malereien im Chorgewölbe. Die Kanzel wurde 1577 von dem Haller Patrizier Conrad Büschler gestiftet. Der hohe Kirchturm diente zum Schutz der Landheg als Wehrturm und bis zum Bauernkrieg auch als Waffenlager. 1738 wurde die Kirche erweitert und eine Sakristei gebaut. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1850, im Turm hängen Glocken von 1461, 1508 und 1723. Der Friedhof wurde im 19. Jahrhundert außerhalb der Dorfgrenze verlegt. Sowohl die Kirche als auch das Schulhaus gehörten Hall, das damit die Baulast an diesen Gebäuden trug, Hohenlohe war hingegen für den Erhalt des Pfarrhauses zuständig. Im Jahr 1635 wird ein Schulmeister genannt, der zugleich den Beruf des Baders ausübte. Evangelische Pfarrkirche mit gotischem Turmchor, kreuzrippengewölbt und mit Malereien (Evangelistensymbole, 10 Jungfrauen), Schiff 1738 und 1845 erweitert. Gotischer Wandtabernakel mit Christuskopf. Katholiken zu Schwäbisch Hall, Pfarrei St. Josef.
Patrozinium: St. Briccius
Ersterwähnung: 1405

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