Großaltdorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0780 [780/802]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Jungsteinzeitliche Einzelfunde vom Kirchbühl bei Lorenzenzimmern (unter anderem eine Arbeitsaxt) stellen – zusammen mit Hinweisen auf Dörfer gleicher Zeitstellung in der Umgebung – die frühesten Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit auf der Gemarkung dar. In die keltische Periode (späte Hallstattzeit, 5. Jahrhundert vor Christus) weist ein mit reichen Beigaben ausgestattetes Grab einer Frau, das 1956 in der Flur »Lichse« nordwestlich von Lorenzenzimmern entdeckt wurde. Ein 1938 aufgedecktes Reitergrab aus dem 7. Jahrhundert mit reichen Beigaben (unter anderem Lang- und Kurzschwert, Lanze) in der Flur Steppach, einer leichten Anhöhe östlich von Großaltdorf, könnte in Verbindung mit Indizien der Ortsnamensforschung und den kirchlichen Bezügen darauf hinweisen, dass Altdorf, vielleicht zusammen mit Lorenzenzimmern, von der nahen fränkischen Wehranlage, der Stöckenburg, aus angelegt wurde. Altdorf wird erstmals um 780/802 anlässlich einer Schenkung an das Kloster Fulda genannt, mit sicherer Datierung 848 (780/802 »in villa Alahtorf«, 848 »in villa vocabulo Alahdorp«). Der Ortsname leitet sich vom althochdeutschen »alach« (›Tempel‹, ›Heiligtum‹) ab. Bei einer Anlage von der Stöckenburg aus wäre diese Bezeichnung nicht auf ein heidnisches Heiligtum, sondern auf die dortige Martinskirche zu beziehen. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts wird Klein- oder Niederaltdorf (1350 »Nidern Altdorf«, 1374 »Kleinen Altdorf«, 1400 »Minnern Altdorff«) vom Hauptort unterschieden, der in der Folge vereinzelt, ständig aber erst seit dem 16. Jahrhundert als Großaltdorf, bisweilen auch als Bühleraltdorf bezeichnet wird (1362 »Grozzen Altdorff«, 1479 »Byleraltdorff«). Das Dorf lag an der Geleitstraße, die von Crailsheim über Maulach und Lorenzenzimmern nach Hall führte. Plündernde Bauern zogen 1525 durch Großaltdorf, 1563 wurden bei einem Brand 37 Gebäude zerstört. Das am Aalenbach gelegene Lorenzenzimmern wird erstmals 1285 mit der Nennung der örtlichen Pfarrei (Kapitel Hall) urkundlich als Zimmern (»Cymmern«) erwähnt. Ab dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts wird der Ortsname zur Unterscheidung von dem nahe gelegenen Weiler Dörrenzimmern um das Patrozinium der Pfarrkirche Sankt Lorenz erweitert (1329 »sanct Laurenzen zimmern«). In der Kirche (nicht erhaltene Inschrift von 1410 chronikalisch überliefert) befand sich ein spätgotischer Altarschrein mit Figuren der Heiligen Laurentius, Veit und Wolfgang (heute Hällisch-Fränkisches Museum). 1564 wurde der Kirchturm neu erbaut. Das Patronatsrecht war im 16. Jahrhundert im Besitz der Herren von Gemmingen zu Bürg, die es 1550 an Hall verkauften, nachdem sie zuvor mit Petrus Kaspar den ersten evangelischen Pfarrer im Dorf eingesetzt hatten. Der Grundbesitz zu Lorenzenzimmern findet sich im Spätmittelalter unter anderem in der Hand von Haller, im Einzelfall auch Crailsheimer Bürgern. Von ihnen wurden einzelne Güter an die Martinskirche auf der Stöckenburg verkauft (vor 1400), oder sie gelangten – zum Teil als Stiftungen – an Pfründen der Haller Pfarrkirche Sankt Michael (1399, 1436). Für die Stiftung einer Frühmesse in Geislingen am Kocher wurden 1470 durch die Gemeinde auch drei örtliche Güter eingesetzt, die wohl zum Teil erst 1448 durch die dortigen Heiligenpfleger erworben worden waren. Von den beiden Höfen, die hohenlohische Lehen waren, wurde ein Gut 1448 an Heinrich von Ellrichshausen als Eigengut übertragen, der es seinerseits an einen Bauern zu Eschenau verkaufte. Der zweite Hof war Teil des örtlichen Vellberger Besitzes. Die erstmals durch Jahrtagsstiftungen von Margarete von Bebenburg (1331: 1 Selde) und einem Kaplan von Sankt Michael (1349: 1 Manse) belegten Comburger Güter (1462: 4 Lehen an 2 Inhaber) wurden 1521 durch die Chorherren an Hall veräußert. Lorenzenzimmern lag innerhalb der Haller Landhege, die östlich der Gemarkung – in Teilen heute noch deutlich sichtbar – verlief. Die Reichsstadt stieg im Lauf des 16. Jahrhunderts nach dem Erwerb der Güter der von Stetten (1558), von Hohenlohe (1564) und von Vellberg (1580/95) zum alleinigen Grund- und Ortsherrn auf. 1580 wurde eine Dorfordnung verfasst. Die Zehntrechte wurden 1581 durch Hall von der Pfarrei erworben. Der Ort zählte zum reichsstädtischen Amt Bühler. Es gab 22 ein halb Gemeinderechte im Dorf (1671). Im 30-jährigen Krieg wurde Lorenzenzimmern stark getroffen, der Ackerbau größtenteils eingestellt. Ende des 17. Jahrhunderts bewirtschafteten die Höfe in der Dreifelderwirtschaft rund 325 Morgen Ackerland, das in 560 Parzellen aufgeteilt war. Die Wiesen umfassten rund 96 Tagwerk. Die im späten 16. Jahrhundert von der Gemeinde erworbenen Widumgüter waren – ebenso wie die Heiligengüter – an die Inhaber der Gemeinderechte verteilt. Zum Gemeindebesitz gehörten 1671 neben dem Schulhaus das Hirtenhaus sowie zwei Waldbezirke (Vierzehnerholz 72 Morgen; Neunerholz 59 Morgen) und vier Viehtriebe. Im Dorf wurde eine Wirtschaft betrieben (1671). Zwei Wüstungen wurden auf der Gemarkung lokalisiert: Nur 1085 wird in der Schenkung des Adelbert von Bielriet an das Kloster Comburg Regenheresweiler (»Regenhereswilare«) genannt, das gegen Oberspeltach hin vermutet wird. In dem nördlich von Großaltdorf gelegenen Steffensbach (vergleiche modernen Flurname) waren 1091 die Herren von Altdorf begütert (»villa Steuenesbach«), 1345 ist ein Hof als hohenlohisches Lehen erwähnt; 1462 sind im selben Ort zwei Lehen des Klosters Comburg belegt. Der Ort Großaltdorf lagert sich um eine Straßenspinne und ist bereits mit Kleinaltdorf baulich verbunden. Weitere Neubaugebiete entstanden in den Gewannen »Aschenäcker« (1953) und »Weglensee« (1958) beziehungsweise »Ahlenwiesen« (1972) östlich von Großaltdorf.
Historische Namensformen:
  • Alahtorf 0780 [780/802]
  • Alahdorp 0848
  • Grozzen Altdorff 1362
  • Byleraltdorff 1479
Geschichte: Ende des 8. Jahrhunderts erhielt das Kloster Fulda durch eine Schenkung von Glismut und ihrem Sohn Dieterich Besitz zu Altdorf, den die Abtei 848 an den Grafen Sigihard vertauschte. Der Ort zählte zum Maulachgau (»in Mulihgewe«). Die hochmittelalterliche Überlieferung lässt nicht immer eine eindeutige Zuweisung der Quellen in Abgrenzung zu dem namengleichen Altdorf, später Groß- und Kleinaltdorf am Kocher bei Gaildorf zu. Dies gilt besonders für eine Schenkung an das Kloster Comburg, in der um 1091 die Edelfreien (»liberi«) von Altdorf die Benediktiner mit Besitz in Altdorf (»in ambabus villis Aldorf et Altorf«) bedachten, und die aufgrund verschiedener Hinweise wohl eher auf Altdorf am Kocher zu beziehen ist. Durch Kauf erwarb das Kloster ab dem frühen 14. Jahrhundert eindeutig lokalisierbare Güter, zum Teil auch Vogteirechte in Klein- und Großaltdorf aus dem Besitz der Herren von Vellberg sowie von Haller Bürgern. Das Rynnenlehen kauften die Mönche 1464/79 von den von Enslingen. Besitz von Haller Bürgern ist seit der Mitte des 14. Jahrhunderts belegt; 1380 verkauften zum Beispiel die von Hohenstein Gülten aus sieben Gütern zu Großaltdorf an einen anderen Haller Bürger. Die geistlichen Institutionen der Reichsstadt Hall gelangten durch Stiftungen und Kauf zu örtlichem Grundbesitz und Zinseinnahmen, so das Franziskanerkloster (1359, 1392) oder in Kleinaltdorf die Bruderschaft zu Sankt Katharina (1421, 1452). Die Maria-Magdalenen-Pfründe an Sankt Michael wurde bei ihrer Stiftung 1356 auch mit Gütern zu Altdorf ausgestattet. Die Präsenz von Sankt Michael erwarb 1427/32 Güter in (Klein-)Altdorf, unter anderem aus dem Besitz der von Enslingen. Auch die Martinskirche auf der Stöckenburg war hier begütert. 1521 übernahm die Reichsstadt den Comburger Besitz in beiden Orten (in Großaltdorf Einnahmen von 10 Gütern); in Kleinaltdorf erwarb Hall im Tausch 1564 auch hohenlohische Rechte. In Großaltdorf hingegen behielt Hohenlohe(-Waldenburg) seinen bereits Mitte des 14. Jahrhunderts belegten Grundbesitz bis zum Ende des Alten Reichs. Neben der Reichsstadt waren die Herren von Vellberg, wie seit dem frühen 14. Jahrhundert belegt, die wichtigsten Grundherren in den beiden Orten. Die Haller Landhege – im Bereich von Groß- und Kleinaltdorf bis in das 16. Jahrhundert noch nicht geschlossen und in ihrem Verlauf nicht eindeutig rekonstruierbar – schloss offensichtlich Kleinaltdorf nicht ein, was als ein Hinweis auf die unterschiedliche herrschaftliche Ausrichtung der beiden Siedlungen gedeutet werden kann. Auseinandersetzungen zwischen Hall und den von Vellberg über Obrigkeitsrechte in Großaltdorf führten im Steinbacher Vergleich von 1572 zu einem 1580 vollzogenen Austausch der Güter und Untertanen und zu einer Entflechtung der Obrigkeitsrechte: Hohe und niedere Obrigkeit wurden in Großaltdorf Hall zugesprochen, in Kleinaltdorf hingegen den Herren von Vellberg. Mit dem Vellberger Erbe fielen Grundbesitz (6 Güter, davon 2 erst 1580 von Hall erworben, und 1 Waldstück) und Obrigkeit zu Kleinaltdorf 1595 endgültig an die Reichsstadt. Großaltdorf zählte zum Amt Bühler, Kleinaltdorf hingegen als Teil des Vellberger Erbes zum Amt Vellberg. Im 18. Jahrhundert waren von den 39 Gemeinderechten in Großaltdorf 37 Untertanen von Hall, zwei von Hohenlohe-Waldenburg. In Kleinaltdorf, wo bereits 1480 erstmals ein Gemeinderecht genannt ist, waren alle 13 Gemeinderechte im 18. Jahrhundert hällisch. 1479 sind erstmals Dorfmeister (später: Bauernmeister) und die ganze Gemeinde von Großaltdorf genannt. Mit der Mediatisierung der Reichsstadt fielen Groß- und Kleinaltdorf mit Lorenzenzimmern 1802/03 an Württemberg, das die Orte dem Stabsamt Vellberg eingliederte. Großaltdorf gehörte stets zum Oberamt, seit 1938 Landkreis (Schwäbisch) Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1796 zählten Groß- und Kleinaltdorf zusammen 238 Einwohner, zu denen noch 77 Dienstboten und Gesinde kamen. 1805 lebten in Großaltdorf 201, in Kleinaltdorf 73 und in Lorenzenzimmern 152 Menschen. Nach seiner Sozialstruktur gliederte sich Kleinaltdorf in zehn Bauernhöfe und drei Seldner, in Großaltdorf waren es 25 Bauernhöfe und zehn Seldner (beziehungsweise Halbbauern), dazu gab es in beiden Orten einige Hausgenossen. Das Ackerland in beiden Dörfern galt als sehr gut; hauptsächlich wurde Ackerbau betrieben, auch besaß der Viehhandel eine gewisse Bedeutung. Die Konzentration von oft zwei bis drei Höfen in der Hand eines Bauern stand im späten 18. Jahrhundert einer Intensivierung der Landwirtschaft im Weg. In Kleinaltdorf wurde durch den Aalenbach eine Mühle angetrieben. Die Schenke in Großaltdorf ist 1558 genannt. Die Errichtung einer Schankstatt durch Konrad von Vellberg in Kleinaltdorf führte wegen der Vellberger Weigerung, das geforderte Umgeld an die Reichsstadt zu entrichten, zu grundsätzlichen Auseinandersetzungen, die zum Steinbacher Vergleich von 1572 führten.

Ersterwähnung: 1285
Kirche und Schule: 1285 wird in einem Verzeichnis des Würzburger Bistums erstmals Altdorf – in der Auflistung zwischen der Stöckenburg und (Lorenzen-)Zimmern aufgeführt – als Sitz eines Pfarrers genannt (Kapitel Hall). Der Kirchensatz lag – so seit Mitte des 14. Jahrhunderts belegt – bei den Herren von Hohenlohe, die damit die von Enslingen (1345/50) beziehungsweise die von Geislingen (1351/71) belehnten. 1363 wird Konrad von Enslingen als Kirchherr zu Altdorf bezeichnet, für 1479 und 1507 ist Johannes Büttner als Altdorfer Pfarrer genannt. Das Michaels-Patrozinium ist erstmals 1489 belegt, 1513 werden zudem die Heiligen Sebastian und Margareta genannt. 1604 wurde die alte Pfarrkirche erweitert (1835 Neubau unter Beibehaltung des romanischen Turms). Bei der Nennung von Altdorf unter den Orten, die 1418 zum Pfarrsprengel der Martinskirche auf der Stöckenburg gehörten, könnte es sich um Kleinaltdorf und einen Teil von Großaltdorf handeln. Denn auch nach der Einführung der Reformation 1538 blieben bis 1688 Kleinaltdorf und 14 Höfe in Großaltdorf, die im oberen Teil, also im Südwesten gegen den Nachbarort gelegen waren, bei der Martinspfarrei. Die Zehntrechte spiegeln diese Trennung wider. In der Neuzeit lag das Patronatsrecht bei den Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg(-Schillingsfürst). Die Einsetzung der Pfarrer erfolgte gemeinschaftlich durch Hall und Hohenlohe, zudem hatten die Geistlichen an den Kapitel- beziehungsweise Synodalversammlungen beider Herrschaften teilzunehmen. Schulunterricht ist in Großaltdorf erstmals für 1597 belegt; zudem befand sich in der Frühneuzeit auch eine Schule in Lorenzenzimmern. Die mittelalterliche Kirche wurde 1835 durch einen Neubau ersetzt, 1945 zerstört, 1949/50 wieder aufgebaut. Katholiken zur Pfarrei Großallmerspann.
Patrozinium: St. Michael (1513 St. Sebastian und St. Margareta)
Ersterwähnung: 1489

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