Rieden - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1290

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Anfänge des Dorfs liegen im Dunkeln. Nach der Ableitung des Ortsnamens Rieden von Ried, was Sumpf entspricht, dürfte es sich um einen Ort der Rodungszeit handeln. Der Bibersfluss in einem schmalen Tal teilt den Ort in zwei Teile, auf einem Hügel steht die Kirche, daneben war das Schlösschen. In den verschiedenen Kriegen hatte Rieden wie das hällische Land unter Einquartierungen, Kontributionen und Brandschatzungen zu leiden. Naturkatastrophen brachten Unwetter wie 1517, als ein großer Hagelschlag die ganze Ernte vernichtete und eine Teuerung verursachte, die fast zwei Jahre anhielt. Auf der Markung Rieden gab es nur einen separaten Wohnplatz, Dendelbach, der von den Schenken von Limpurg im 16. Jahrhundert an Hall kam. Der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg entstammen die Wohngebiete »Masseiter«, »Am Rathaus« und »Langäcker«.
Geschichte: Im Hochmittelalter gehörte Rieden zum größten Teil den Herren von Weinsberg. Erstmals schriftlich erwähnt wird der Ort in einer Verkaufsurkunde des Jahres 1290. Die Herren von Weinsberg veräußerten ihren Besitz in Rieden an Heinrich von Tullau und Konrad Unmaß, beide gehörten dem hällischen Stadtadel an. Mitte des 15. Jahrhunderts fiel die Lehensherrschaft von Weinsberg an die Pfalz. Weitere Besitzveränderungen folgten, adelige Lehen kamen 1473 an das Hospital in Hall, vom Stadtadel und dem Stift Comburg kaufte die Stadt zusätzliche Besitzrechte. Ab dem 16. Jahrhundert hatte die Reichsstadt Hall die Mehrzahl der grundherrschaftlichen Rechte erworben und war jetzt die alleinige Obrigkeit bis zum Ende der Reichsstadtzeit 1802. Sie war Landesherr, Grundherr und Dorfherr zugleich. Rieden gehörte zum Amt Rosengarten, einer der vier alten Verwaltungseinheiten der Reichsstadt. Die Verbindung der Haller Obrigkeit mit den Beamten und Untertanen auf dem Lande besorgten die Grabenreiter. In Rieden selbst setzte der Rat Hauptleute ein, in der Regel zwei, auf Lebzeiten. Sie führten die Anordnungen der Haller Regierung aus, waren eine Art Polizei und eine Art Notariat, indem sie etwa die Rechte und Pflichten der Bauern in den Lagerbüchern beglaubigten. Die Gemeinde selbst durfte für ihre eigenen Angelegenheiten Dorfmeister wählen. Rieden besaß eine Dorfordnung aus dem Jahre 1660. Sie ist wohl verloren gegangen. Der Ort hatte 47 Gemeinderechte. Sechs Einwohner waren im Besitz von zwei, 32 hatten eines, acht ein halbes, ein Recht war vakant. Mit diesen Rechten wurden jährlich in der Regel zwei Dorfmeister gewählt und von der Obrigkeit bestätigt. Jedes Jahr musste einer zurücktreten und wurde ein neuer gewählt. Sie leiteten die Einsätze bei Gefahren, sorgten für die Unterhaltung der Wege und wickelten auch die finanziellen Angelegenheiten der Gemeinde ab. Aus dem Jahr 1572 stammt eine Nachricht von einem Herrensitz, dem »Schlößle« der Senft von Sulburg, einem Haller Stadtadelsgeschlecht. Das Anwesen ging 1618 in den Besitz der Reichsstadt Hall, die es im gleichen Jahr an einen Haller Bürger weiterveräußerte, um dort eine Gastwirtschaft und eine Backstube einzurichten. Das Unternehmen gedieh nicht. Das baufällige Schlösschen verkam. Nach vielen Aus- und Umbauten wohnten am Ende der Reichsstadtzeit vier Familien in dem ehemaligen Herrensitz. Rieden zählte zum Haller Amt Rosengarten und wurde 1802/03 württembergisch. Stets Oberamt, seit 1938 Landkreis (Schwäbisch) Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: Zahlen über die Bevölkerungsentwicklung sind nicht bekannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung zu; deshalb wurde der größte Teil der Allmende unter die Gemeindemitglieder verteilt. Die Mobilität der Bevölkerung war sehr gering. Man heiratete meist innerhalb des Dorfs oder innerhalb der nächsten Umgebung. Durch Kriegsereignisse wurden manchmal auch Fremde hier sesshaft. Rechtlich-wirtschaftlich gesehen war die Bevölkerung in Bauern, Seldner und Hausgenossen geschichtet. Es gab auch Leibeigene. Vom Ansehen her standen die Hauptleute, die Pfarrer und die Dorfmeister vorn, die Gemeindehirten am unteren Ende der sozialen Skala. Die Haupterwerbsquelle war die Landwirtschaft. Das Gebiet der Gemeinde Rieden umfasste im Jahr 1703 circa 934 Morgen. Davon waren 454 Flurstücke Gärten und Wiesen mit 301 Tagwerk, 68 Weingärten mit 17 Tagwerk, 237 Flurstücke lagen in der Brachflur mit 146 Morgen, 240 in der Sommerflur mit 130 Morgen und 286 in der Winterflur mit 145 Morgen. Dazu kamen noch 43 Flurstücke Wald und Wiesen mit 195 Morgen. Im System der Dreifelderwirtschaft bestand der übliche Flurzwang. Der Boden galt als fruchtbar. Er war besonders für Dinkel und Hafer geeignet. Bedeutung hatte auch die Viehzucht. Der Weinbau wurde nach dem 30-jährigen Krieg verringert und Anfang des 19. Jahrhunderts ganz aufgegeben, die Kelter stillgelegt. Handwerk, Gewerbe und Dienstleistungen waren wegen der Nähe zu Hall gering. Bei der Kirche stand eine Ziegelhütte. Es gab zwei Mahlmühlen, die obere und die untere Mühle, eine Sägemühle, eine Badstube und ein Gasthaus. Seit dem 30-jährigen Krieg war eine Hebamme fest angestellt und besoldet. Im Dorf lebten auch ein Bäcker, ein Schneider, ein Schreiner, ein Sattler, ein Wagner und ein Zimmermann.

Name: Schlösschen der Senft von Sulburg
Datum der Ersterwähnung: 1572

Ersterwähnung: 1435
Kirche und Schule: Die kirchlichen Anfänge liegen im 15. Jahrhundert. In einem Acker bei dem Dorf wurde ein 30 Zentimeter langes Tonkreuz gefunden. Es galt als wundertätig. Daraufhin setzte eine Wallfahrt ein. Der Bischof von Würzburg genehmigte deshalb in einer Urkunde vom 19. Mai 1435 den Bau einer Kapelle. Unter Umgehung der zuständigen Instanzen, des Diözesanbischofs und des Kirchenherrn des Klosters Murrhardt, erlangte der Haller Rat das Patronatsrecht vom Papst. Ende des 15. Jahrhunderts wurden für die Wallfahrtskirche Pfründen für zwei Kapläne eingerichtet. Die reichlich fließenden Geldspenden der Wallfahrer erlaubten den Bau einer spätgotischen Wallfahrtskirche mit vielen bedeutenden Kunstwerken. Zu Beginn der Reformation beließ der Haller Rat zunächst den altgläubigen Pfründeninhaber, schickte aber einen zweiten Geistlichen nach Rieden, um dort im evangelischen Sinne zu wirken. Rieden blieb aber eine Filiale von Westheim. Die Einführung der Reformation wurde durch die Kirchenordnung von 1543 abgeschlossen. An jedem zweiten Sonntag wurde in Rieden durch einen von Hall bestellten Vikar ein Gottesdienst abgehalten. Es gab immer wieder Kompetenzstreitigkeiten über das religiöse und kirchliche Leben zwischen den Vikaren und dem Pfarrer von Westheim. Vorläufer eines Schulwesens in Rieden war die so genannte Christenlehre für Kinder und Erwachsene. Um 1670 wird erstmals ein Schulmeister erwähnt. Die schlechte Bezahlung und die ungünstigen räumlichen Verhältnisse bedingten einen häufigen Wechsel der Lehrer. Manche Schulmeister übten im Nebenberuf noch ein Handwerk aus. Ein Bewerber wurde 1794 zum Lehrer gewählt, weil er am besten singen konnte und sich bereit erklärte, eine Riedenerin zu heiraten. Ein eigenes Schulhaus gab es wahrscheinlich erst Ende des 18. Jahrhunderts. 1843 hatte Rieden eine eigene Pfarrverweserei, 1872 Pfarrei. Evangelische Pfarrkirche, spätgotisch, nach dem Vorbild der Haller Michaelskirche erbaut. Fünfseitiger, auf Strebepfeiler gestützter Chor von 1486, schon anfangs geplante Netzgewölbe erst 1937 ausgeführt. Vom äußeren Schmuck wenig erhalten: über dem kunstvollen Südportal Gründungsstein mit Inschrift, an der Südwest-Ecke Steinfigur des heiligen Antonius, Turm, nördlich vom Chor, Geschosse zum Teil mit Netz-, zum Teil mit Kreuzrippen. Spätgotische Innenausstattung reichhaltig: Hauptaltar von 1510 von dem Haller H. Beuscher, in reichverzierten Baldachinen St. Maria, umgeben von St. Peter und Paul sowie vier Engeln, auf den Flügeln Marienleben, innen Halbrelief, außen gemalt. Rechter Seitenaltar von 1510 mit Heiligeniguren und -bildern im Schrein, auf den Flügeln Christus als Schmerzensmann und Maria als Schmerzensmutter. An der Schiffswand riesiges Wandbild des heiligen Christopherus von etwa 1490, restauriert 1937, davor Reste eines Altars von 1520. Grabstein eines Senfft von Sulburg mit Bildnis, Mitte 15. Jahrhundert. Katholiken zu Schwäbisch Hall-Steinbach.
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1435

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