Uttenhofen - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1338

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Dass die Anfänge des Dorfs wegen der Endung -hofen (Personenname Udo?) auf die Zeit der Merowinger oder Karolinger zurückgehen, bleibt eine Vermutung. Der Teilort Tullau, der erst ab 1803 eine eigenständige Gemeinde war und 1843 an Uttenhofen angeschlossen wurde, ist sicher älter als der Hauptort. Er wird schon 1090 urkundlich erwähnt. In Uttenhofen lagen die meisten Bauernhöfe und die Kirche an einer breiten Durchgangsstraße. In Tullau gruppierten sich die Häuser um Schloss und Kirche. Uttenhofen erlebte mehrere Brandkatastrophen. Im 30-jährigen Krieg und später hatten die Wohnplätze unter durchziehenden Truppen, Kontributionen, Hunger und Krankheiten zu leiden. Der landwirtschaftliche Anbau erfolgte in Dreifelderwirtschaft. Uttenhofen hatte 48 Gemeinderechte, Tullau 22, davon waren 14 hällisch und acht comburgisch. Die Gemeinde besaß ein Hirtenhaus und eigene Gemeindegüter. Raibach bestand aus 16 Gemeinderechten. Den Gemeinderechtsbesitzern gehörten ein Hirten- und ein Armenhaus und Gemeindegüter. Uttenhofen besteht aus zwei Ortskernen, von denen sich einer entlang der Straße nach Schwäbisch Hall hinzieht. Die Neubaugebiete »Hummelsweg«, »Häuslesäcker« und »Schollenäcker« entstanden nach dem zweiten Weltkrieg.
Historische Namensformen:
  • Uttenhoven 1338
Geschichte: Uttenhofen ist ein Ort der Ausbauzeit des Mittelalters. 1338 wird er erstmals urkundlich erwähnt mit Besitz Haller Bürger (von Tullau, von Sanzenbach, Stieber, Swob). Die Pfalz besaß seit 1451 Lehensrechte über neun Güter und das Patronat der Sigismundkapelle. Seit 1516 erwarb die Stadt Hall fast den ganzen Ort, meistenteils von den eigenen Bürgern. 1536 verkaufte Schenk Erasmus von Limpurg Güter und Zehnten in Uttenhofen, 1539 auch Güter und Gülten zu Raibach, später erwarb die Reichsstadt noch kleinere Anteile vom Stift Comburg. 1590 übergab Hall Lehensrechte über 13 Güter an Württemberg im Tausch gegen auswärtigen Besitz und nahm selbst von drei Höfen Vogtzinsen als Lehen von Württemberg. Die Lehensrechte der Pfalz und Württembergs stammten von der Lehensherrschaft der Herren von Weinsberg, staufischen Ministerialen in dieser Gegend. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren alle Güter in Uttenhofen im Besitz der Reichsstadt Hall. Das Dorf war damit ein Teil ihrer Herrschaft und gehörte verwaltungsmäßig zum hällischen Amt Rosengarten. Auch in Tullau hatten im Mittelalter verschiedene Familien Besitzrechte, die im 16. Jahrhundert überwiegend in den Besitz Halls und des Stifts Comburg übergingen. Die Vogtei über die comburgischen Güter befand sich als limpurgisches Lehen in der Hand der Haller Patrizierfamilie Berler. 1440 trat Götz von Bachenstein in die berlerischen Rechte ein. 1540 ging die Vogtei dann käuflich an Comburg über. Nach einem Vertrag von 1552 hatte Hall allein die hohe Obrigkeit über den Ort, die niedere sollte gemeinsam mit dem Stift Comburg ausgeübt werden, das heißt, die Vogtei auf den Straßen und über seine Untertanen hatte Hall, das Stift nur über seine Untertanen. Auch Tullau gehörte bis 1802 zum Amt Rosengarten. Im dritten Wohnplatz in Raibach gingen die aus dem Mittelalter stammenden murrhardtischen, comburgischen und limpurgischen Besitzungen im 16. Jahrhundert auf Hall über. In jedem Ort waren Hauptleute und Dorfmeister für die örtlichen Belange zuständig. Dorfordnungen wie in Tullau regelten die lokalen Bedürfnisse, etwa die Instandhaltung der Wege, den Schutz der Weinberge oder die Anzahl des Kleinviehs für die einzelnen Gruppen. Verstöße gegen die Dorfordnung sollten mit Geld bestraft werden, die Herrschaft bekam ein Pfund, das nach einem Schlüssel auf Hall und Comburg geteilt wurde, die Gemeinde fünf Schilling. Für comburgische Hintersassen in Tullau war für Streitfälle der Niedergerichtsbarkeit das Gericht in Steinbach zuständig, das auch mit Bauern aus Tullau besetzt war. Dorfgerichte für die hällischen Untertanen in diesen Wohnplätzen sind nicht bekannt. In Tullau stand im Mittelalter eine Wasserburg, die um 1290 von einem Heinrich von Tullau in ein kleines Schloss umgebaut wurde. Dieses limpurgische Lehen gelangte im 14. Jahrhundert in Besitz eines Zweigs der Haller Familie Berler und wechselte im Lauf der nächsten 400 Jahre häufig seinen Besitzer und wurde mehrfach umgebaut. 1651–61 wohnte der bekannte Bildhauer Leonhard Kern darin, 1689 wurde es von einem Senator Engelhardt in ein Lustschlösschen umgebaut. Aus dem 13. Jahrhundert ist noch eine romanische Burgkapelle erhalten. Uttenhofen kam 1802/03 an Württemberg. Stets Oberamt, seit 1938 Landkreis (Schwäbisch) Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: Nach einem Verzeichnis von 1694 hatte Uttenhofen 274, Tullau 172 und Raibach 128 Einwohner. Je nach Hofgröße unterschied man zwischen Bauern, Halbbauern und Seldnern. Die Einwohner lebten in der Hauptsache von der Landwirtschaft. Zu einem Bauernbesitz gehörten neben dem Grundbesitz durchschnittlich ein Gemeinderecht, ein Haus, eine Scheune, ein Schöpfbrunnen und ein Hofrecht. Als Sonderbesitz erwähnen die Lagerbücher Wagenhütten, Backöfen, Schweineställe, Wäscheöfen und in Uttenhofen kleine Teiche. Der Getreideanbau wurde in Form der Dreifelderwirtschaft betrieben. Die Viehwirtschaft war bescheiden. In Uttenhofen und Tullau gab es auch Weinberge, die an den Kocherhängen lagen und den verschiedensten Besitzern gehörten, unter anderem dem Stift Comburg, dem Spital in Hall, den Haller Franziskanern. Ebenso war es mit den Keltern. Gewerbe gab es wenig. In Uttenhofen lebten ein Schmied und ein Wirt. Das Kloster Comburg besaß nach den Lagerbüchern des 15. Jahrhunderts in Tullau eine Mühle. 1670 wird eine weitere Mühle am Wehr erwähnt, die abbrannte.

Name: Wasserburg später Schloss Tullau

Ersterwähnung: 1519
Kirche und Schule: Uttenhofen, Tullau und Raibach waren Filialen der Pfarrei Westheim. Auch ihre Toten wurden in Westheim bestattet. Die alten Totenwege waren genau festgelegt. Nach der Einführung der Reformation im Herzogtum Württemberg ab 1534 wurde auch die Pfarrei Westheim mit ihren Filialen evangelisch. Seit 1683 wurde in Tullau die Seelsorge für die Evangelischen von Hall aus organisiert, die Katholiken blieben weiterhin unter der Obhut Comburgs. Uttenhofen und Tullau hatten eigene Kirchen. Um 1400 wurde in Uttenhofen eine Kapelle errichtet, sie war dem Heiligen Sigismund geweiht. 1516 legte man den Grundstein für eine neue Kirche, die 1519 fertig war. Die Gemeinde stiftete dabei vier Messen, was aber nach Einführung der Reformation bedeutungslos wurde. Die Kirche wurde zweckentfremdet und ab 1599 als Scheune benutzt. Trotzdem wurde 1710 für Uttenhofen in Heilbronn eine Glocke gegossen. Ein Dorfbrand von 1741 zerstörte das Langhaus, die erhaltenen Teile dienten weiter als Schuppen. In Tullau ist 1437 eine Kapelle zu Unserer Lieben Frau bezeugt. Seit 1701 ist der Heilige Wolfgang Kirchenpatron. Wertvolle Kunstwerke vom Anfang des 16. Jahrhunderts schmückten die kleine Kirche. Der Marienaltar ist jetzt im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart. Der Heilige zu Tullau hatte Grundbesitz, der durch Oberheiligenpfleger verwaltet wurde. Die Kinder der drei Orte sollten nach Westheim zur Schule gehen. Wegen der großen Entfernung wurde um 1800 in Raibach auf Initiative der Einwohner eine Filialschule gestiftet. Lehrer war ein Maurergeselle, der seine Schüler aber ordentlich unterrichtet haben soll. Eine ähnliche Initiative wird von Tullau berichtet. Von der Kapelle St. Sigismund steht nur der Chor, der seit 1965 als Gefallenendenkmal dient. Katholiken zu Schwäbisch Hall-Steinbach.
Patrozinium: St. Sigismund
Ersterwähnung: 1519

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)