Weil - Wohnplatz 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Wohnplatz
Liegt auf Gemarkung: Esslingen am Neckar
Ersterwähnung: 1230

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Stadtteil von Esslingen.
Historische Namensformen:
  • Wilare 1173
  • Wiler 1240
  • Weiler 1700 [bis ins 18. Jahrhundert]
Geschichte: Weil (bis in das 17. Jahrhundert nur: »Weiler«) liegt wenige Kilometer westlich von Esslingen in der Talaue am linken Neckarufer. An der Römerstraße befand sich vielleicht ein Hof. Vorklösterliche Zeit und Ersterwähnung sind strittig. Ein Beleg von 1166 wird kaum zutreffen, ein Diplom von 1173 mit einer Kirche des Klosters Sankt Blasien in »Wilare« ist in seiner Zuordnung umstritten, so dass die Ersterwähnung dann erst 1230 mit der Ansiedlung der klösterlichen Gemeinschaft zu datieren wäre. Offenbar gehörte das 1230 partiell ausgepfarrte Weiler zunächst zur Markung und zur Pfarrei Nellingen, die auch die Zehntrechte hielt. Das Dorf bestand noch 1246, verschwand aber in der Folgezeit. Im 14. Jahrhundert waren ehemalige Weiler Einwohner in der Esslinger Vorstadt Pliensau ansässig. Ob das Dorf an der Stelle des späteren Klosters oder bei der Cyrilluskapelle am Neckar lag, ist unklar. Prägend wurde das Dominikanerinnenkloster, dessen Gründungsumstände aber ebenso im Dunkeln liegen wie die älteren grundherrlichen Verhältnisse. 1230 ertauschten fromme Frauen aus Esslingen mit dem Dekan in Nellingen Zehnt- beziehungsweise Grundbesitz, um sich in Weiler niederzulassen. 1236 wurde das Kloster von Papst Gregor IX. und 1240 von König Konrad IV. in Schutz genommen, der es dem Esslinger Schultheiß übertrug. Bis 1342 sind Esslinger Bürger als Pfleger belegt, Weiler galt als Reichskloster. Kurzzeitig ging die Vogtei an Württemberg über, doch schon 1360 beauftragte Kaiser Karl IV. wiederum Esslingen mit dem Klosterschutz. Ab dem (frühen?) 15. Jahrhundert kam und blieb Weiler unter württembergischer Hoheit. Kloster und Kirche waren Maria geweiht, im 15. Jahrhundert wird aber auch Johannes der Täufer als Patron erwähnt. 1245 wurde das Kloster den Dominikanern unterstellt, die geistliche sowie anfänglich wirtschaftliche Leitung hatte der Prior des Esslinger Klosters inne. Im 13. und 14. Jahrhundert hatte der Konvent zahlreiche hoch- und niederadelige Schwestern, später war er bürgerlich geprägt. Trotz der württembergischen Vogtei blieben die Esslinger Bürgerfamilien stark vertreten. Mit der Reformation nahm der Anteil von Nonnen aus katholisch gebliebenen Gegenden zu. Vermutlich hat die Größe des Konvents die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit überschritten. Eine Nachricht von 130 (!) Nonnen erscheint überhöht. Immerhin musste die Zahl der Schwestern 1362 auf 70 beschränkt werden. 1510 bildeten 41 Nonnen den Konvent, 1558 waren noch 18 Frauen im Kloster, die letzte Nonne starb 1592. Bereits um 1270 wird die Frömmigkeit der Nonnen gerühmt. Von Bedeutung ist das um 1350 entstandene »Weiler Schwesternbuch« in deutscher Sprache. Die aus dem Konvent stammende anonyme Verfasserin schildert die mystischen Erlebnisse von insgesamt 27 Schwestern. 1429 wurde das sogenannte Regelbuch des Klosters Weiler verfasst, eine Übersetzung der dominikanischen Konstitutionen. 1431 und 1447 erfolgten auf Drängen Württembergs wenig erfolgreiche Versuche, den Konvent zu reformieren. 1476–1478 wurde Weiler dann mit Straßburger Schwestern reformiert, was zu einer erneuten Blüte führte. Die Zerstörung Weilers durch Ulmer und Esslinger Truppen 1377 im Krieg zwischen Württemberg und den Reichsstädten war der Auftakt vielfältiger Beeinträchtigungen des Klosters. Erneute Verwüstungen brachte der Große Städtekrieg (1449). 1519 erfolgte die weitgehendste Zerstörung des Klosters sowie vieler Höfe durch den Schwäbischen Bund. Von da an blieb die Situation kritisch: Allein 1525 erwirtschaftete das Kloster ein jährliches Defizit von circa 600 Pfund Hellern und hatte über 2400 Pfund Schulden. Die wirtschaftliche Entwicklung Weilers war aufgrund der klösterlichen Konkurrenz in Esslingen und der diversen Kriege schwierig. Der frühe Grundbesitz ist nicht zu rekonstruieren. Güter und Rechte waren stark zersplittert, Güterverkäufe aufgrund von Schulden häufig. Ein größerer geschlossener Komplex bestand nur in Weiler selbst, wo ein schon 1246 arrondierter Hof mit Mühle bestand. Die Mehrzahl der Besitzungen und Rechte befand sich unweit von Weiler, in Mettingen gab es eine Klosterkelter (1345). Die Güter in Weiler wurden anfangs selbst bewirtschaftet. Nach 1400 wurden zahlreiche Güter in Klosternähe (Neubruch für Weinberge, Brühl, Mettingen) an Esslinger Bürger verliehen und eine Kelter errichtet. Zudem gelang es Esslingen, seine Markung in mehreren Schritten bis vor das Kloster auszudehnen. Auch Obertürkheim konnte 1527 bedeutende Güter auf dem Brühl erwerben. Bedeutendster Außenbesitz war seit 1291 Allmersbach, wo Weiler Grundherr war (1456: 13 Höfe mit rund 214 Morgen) und über das Niedergericht verfügte. Der Reformation widersetzten sich die Schwestern, schon 1543 wurde die Wirtschaftsführung dem Vogt von Denkendorf übertragen. Herzog Christoph erhöhte die Pressionen mit Steuererhöhungen (1552), dem Verbot der katholischen Religion (1556), der Einsetzung eines Hofmeisters (1557), Visitationen (1558/59) und der Absetzung der Priorin (1559). Erst mit dem Tod der letzten Nonne erlosch der Konvent, die formale Okkupation des Klosters durch Weiler fand erst 1630 statt. Nach Einführung der Reformation erfolgte die geistliche Betreuung zunächst aus Ruit, dann aus Heumaden, 1772 wird der Klosterort Filiale von Hedelfingen. 1796 wurde der Gottesdienst weitgehend, 1817 vollständig eingestellt. Die Verwaltung des Klosters erfolgte durch den Hofmeister, die Landwirtschaft (über 150 Morgen) wurde befristet an einen Meier vergeben. Die im Februar 1643 weitgehend abgebrannte Anlage wurde nicht mehr völlig hergestellt und im Juli 1796 erneut beschädigt. Die Verwaltung wurde nach Esslingen verlegt und Weiler 1806 dem Oberamt zugeschlagen. In der klösterlichen Zeit lebten in Weiler neben den Nonnen ausschließlich Knechte und Mägde: 1525 werden 25 Personen genannt, die den Klosterhof bearbeiten. Aussagen über die frühneuzeitliche Bevölkerungszahl sind schwierig, die circa 20 Einwohner des Jahres 1645 werden aber kaum weit übertroffen worden sein. Von den 1583 noch umfangreichen Gebäuden des ummauerten Klosters Weiler (Kirche, Klosterbau mit Weinkeller, Meierhaus, Torhaus, altes Gasthaus [beziehungsweise Haus des Hofmeisters], Kelter, Mühle, Bäckerei, Küche, Scheunen und Ställe) ist ebenso wenig erhalten wie von den späteren Neubauten (1616/18: Hofmeisteramtshaus, 1697/98: Meierhaus, 1784–96: Küfer-, Jäger- und Torwartshaus). Die Reste der 1785 ruinösen Klosterkirche wurden 1972 abgerissen. Als bedeutendstes Kunstwerk hat sich die Pietà des Peter Köllin (1471) im Landesmuseum Württemberg erhalten. Das durch Kriegseinwirkung 1643 und 1796 stark beschädigte Klosteranwesen erwarb 1817 König Wilhelm I. vom Land und ließ durch Salucci ein Landhaus mit Gestüt und Meierei errichten. 1962 evangelische Lukaskirche erbaut.

Name: Schloss Weil.
Datum der Ersterwähnung: 1817
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