Mariäkappel - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1312 [um 1312]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ort wird erstmals im Lehenbuch des Hochstifts Würzburg um 1312 »Marienbrunn« genannt (1357 »Mergenbruon«), wobei weder der Name »Brunnen der Maria« noch der Fund eines frühzeitlichen Steinbeils Hinweise auf frühe dauerhafte Besiedlung geben. Nach der Gründung der Marienkapelle erscheint der Ortsname »Cappel« (1366) beziehungsweise »Mariekappel« (1383). Allerdings wird in den Quellen bis zum 15. Jahrhundert gleichzeitig »Marienbrunn« erwähnt. Ob die beiden Namen auch unterschiedliche Siedlungskerne bezeichneten, ist nicht zu entscheiden. Der Wald spielte auf der Gemarkung eine wichtige Rolle, 1474 wird das »Leyrersholz« in der »Ruh« genannt, das »Grenerholz« 1499. Auch am »Kläret« befand sich ein Wald, wobei sich der Flurname auf die abgegangene Siedlung Cleonrode bezieht, wo Heinrich von Goldbach einen Hof hatte, den er 1331 an das Dinkelsbühler Spital verkaufte. Zuletzt wird er 1366 genannt. Der Rudolfsberg war ursprünglich ebenfalls ein Wald, den die Herren von Vellberg besaßen, bis sie ihn 1442 an die Markgrafen von Brandenburg verkauften. Sie belehnten 1545 Heinrich Völker, auf dessen Initiative wohl die Anlage des Orts 1549 zurückgeht, mit dem Rudolfsberg. Der 1732 neun Gemeinderechte umfassende Weiler war im 16. Jahrhundert an die Markgrafen zurückgefallen. Um 1340 wird das Dorf Wüstenau (»villa Wuest«) erstmals erwähnt, ein Geschlecht der Herren von Wüstenau hingegen erscheint bereits von 1251 bis 1305. Tatsächlich findet sich etwa 300 Meter oberhalb des Weilers ein Burgstall, allerdings ohne verwertbare Baubefunde. Ob die Burg Sitz dieses Geschlechts war, lässt sich nicht eindeutig klären, ihr Auftreten im Zusammenhang mit den Grafen von Flügelau deutet eher darauf hin, dass sie sich nach der Wüstung Wüstenhof bei Roßfeld genannt haben. Im 14. Jahrhundert sind neben den Oettingern die Herren von Crailsheim sowie Dinkelsbühler Bürger und Spital hier begütert. Zwischen Letzteren muss es zu Konflikten gekommen sein, denn 1374 klagte Götz von Crailsheim gegen Bürger und Spital wegen der Güter in Wüstenau. Die Einrichtung der Kaplanei und Pfarrei in Mariäkappel hatte auch Auswirkungen auf das benachbarte Dorf: 1532 hatten Gotteshaus und Pfarrei mit fünf von 14 Gütern den größten Besitzanteil, danach kam die Frühmesse zu Crailsheim mit vier, die Dinkelsbühler mit drei und die Pfarrei sowie das so genannte Reichalmosen zu Crailsheim mit je einem Gut. Dorfherren waren – wie die Gemeindeordnung von 1568 zeigt – Dinkelsbühl und Brandenburg. Aus einem bereits früh geteilten hohenlohischen Hof bestand Hohenberg (auch Hohenbuch), dessen eine Hälfte 1350 Cuntz von Ellrichshausen verliehen bekam, und später die Geyer von Goldbach. Die andere Hälfte erwarben die Burggrafen von Nürnberg. Die Ortsherrschaft war geteilt zwischen Brandenburg und den Geyer, der goldbachsche Hofteil ging 1798 an Preußen über. In der Nähe von Hohenberg ist die Wüstung Däschen gelegen, wo die Ellrichshausen 1350 zwei Güter von den Hohenlohe zu Lehen hatten. Der ältere Ortsteil von Mariäkappel mit der Kirche liegt südlich der Bundesstraße. Mit einem kleinen Neubaugebiet im Süden von Mariäkappel und Haselhof wurde 1972 begonnen.
Historische Namensformen:
  • Mergenbruon 1357
  • Zur Kappelen zu Mergenbrunn 1366
  • Mariencappel 1465
  • Brunnen der Maria
  • Cappel
  • Mariekappel
Geschichte: Der älteste urkundlich auftretende Herrschaftsträger in Mariäkappel – vor der Kapellengründung Marienbronn – ist das Hochstift Würzburg, von dem der Zehnt zu Lehen ging. Anfang des 14. Jahrhunderts war der Träger Brant von Crailsheim, dann für kurze Zeit der Haller Bürger Heinrich Lacher. Um 1340 erhielt Appelmann von Crailsheim unter anderem die Hälfte des großen und kleinen Zehnten von Wüstenau und Marienbronn. Die andere Hälfte war wohl bereits in den Händen der Grafen von Hohenlohe, in deren Urbar sie 1357 um Schwarzenhorb ergänzt erscheint. Das Auftreten der Herren von Crailsheim, der Flurname »Lohrberg« sowie der Zusammenhang mit der Kirche, dem Amt und der Zent zu Crailsheim, wie er in späteren Quellen erkennbar wird, deuten auf eine Zugehörigkeit Mariäkappels zur Herrschaft Lohr hin. Auch wenn keine schriftlichen Nachweise für oettingischen Besitz in Mariäkappel selbst zu finden sind, spielten die Grafen als Erben der Herren von Lohr in der unmittelbaren Umgebung eine Rolle: Sie hatten noch 1383 Lehenshöfe in Wüstenau und Hungertal und kauften vermutlich 1289 Schwarzenhorb vom Kollegiatstift Sankt Moritz in Augsburg. Bereits 1183 war das Kloster im Besitz von Schwarzenhorb, welches wahrscheinlich aus der Ausstattung des 1019/20 gegründeten Stifts mit Königsgut stammte. Die Verteilung und der Umfang grundherrlicher Rechte vor der Stiftung der Kaplanei durch Burggraf Friedrich I. zwischen 1396 und 1449 sind schwer zu rekonstruieren, denn davor fließen die Quellen nur spärlich – allein 1366 ist ein Lehen Appelmanns von Crailsheim genannt. Danach sind die Kirche und die Heiligenpflege im Ort fast alleine begütert, 1532 sind bis auf ein brandenburg-ansbachisches Gut alle anderen Höfe in ihren Händen. Allerdings war es den Burggrafen gelungen, landesherrliche Rechte durchzusetzen, wie die Reichssteuerliste von 1497 zeigt, wonach sie im ganzen Ort die Steuerhoheit hatten. 1532 lag die Ortsherrschaft des dem Amt Crailsheim zugeordneten Orts bei Brandenburg-Ansbach; der Ort gehörte mit hoher und niederer Gerichtsbarkeit nach Crailsheim. Die Herrschaftsverhältnisse blieben bis ins 18. Jahrhundert im Wesentlichen unverändert, 1797 kamen die ansbachischen Teile von Mariäkappel und alle Wohnplätze an Preußen, 1806 an Bayern und wurden 1810 württembergisch. Mariäkappel gehörte zum Oberamt (ab 1938 Landkreis) Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Zahl der Güter in Mariäkappel liegt seit dem 15. Jahrhundert etwa bei 15, 1732 stieg sie auf 18 (circa 70–80 Einwohner). Die Einwohner von Mariäkappel lebten von der Landwirtschaft, wobei die Viehzucht eine wichtige Rolle spielte. Der Einfluss der nahe gelegenen Stadt Crailsheim behinderte wohl die Entwicklung von Handwerk und Gewerbe. 1574 wird ein Bad genannt, aber erst im 18. Jahrhundert gibt es Nachweise für handwerkliche Berufe, so sind in einem Verzeichnis der Elogius-Bruderschaft der Stadt und Landschaft Crailsheim in Mariäkappel drei Schmiede aufgenommen. 1722 erscheint ein Backrecht und 1731 eine Brauerei, die ihr Wasser aus den zahlreichen Quellen der Gemeinde beziehen konnte.

Name: abgegangene Burg oberhalb Wüstenau

Ersterwähnung: 1453
Kirche und Schule: Bis Mitte Dezember 1480, als eine Pfarrei in Mariäkappel eingerichtet wurde, gehörte »Mariencappel« beziehungsweise »Mergenbrunn« mit Hohenberg, Schwarzenhorb und Wüstenau zur Pfarrei Crailsheim. Zwar wird die Kapelle selbst mit ihrem Patrozinium – Heilige Jungfrau – erstmals 1453 erwähnt, sie hat aber 1366 sicher schon bestanden. Nach einer Bulle Pius’ II. von 1462 hatte Burggraf Friedrich (1396–1449) hier eine Kaplanei gegründet. In der Bulle wird seinem Sohn Markgraf Albrecht Achilles die Erlaubnis erteilt, in Mariäkappel eine Zweigniederlassung des Karmeliterklosters von Dinkelsbühl zu gründen. Der Plan schlug fehl. Statt eines Klosters wurde 1480 die Kapelle neu gebaut, die ein Jahr später auf Bitten Albrechts vom Würzburger Bischof zur Pfarrkirche umgewandelt wurde. Zur Pfarrei gehörten Wüstenau, Schwarzenhorb und Hohenberg. Die Reformation wurde vor 1528 eingeführt, denn bei der Visitation von 1528 wurde der Pfarrer Ludwig Haug als untadelig evangelisch genannt. Zur Pfarrei gehörten 1536 umfangreiche Besitzungen: unter anderem Gülten von den Seen in Mergenbrunn, neun Güter in Mariäkappel, je zwei in Wüstenau, Waldtann und Bergertshofen sowie eins in Waidmannsberg. Eine Schule wird bereits 1590 erwähnt. 1798 sind insgesamt 32 Kinder aus Wüstenau, Schwarzenhorb, Hohenberg und Rudolfsberg hier in die Schule gegangen. Der Chor der evangelische Pfarrkirche mit Maßwerkfenstern und unsymmetrischem Netzrippengewölbe, die angebaute Sakristei mit Kreuzrippengewölbe. Flachgedecktes Schiff, 1523 erneuert, an der Westseite Spitzbogenportal mit kleiner Vorhalle. An der Nordseite 1593 umgestalteter vierstöckiger Turm. Taufstein von 1481. Flügelaltar vom Anfang des 16. Jahrhunderts mit Schnitzbildern und Gemälden, 1953 restauriert. Holzstatuetten derselben Zeit. Katholiken zu Marktlustenau.
Patrozinium: Unserer Lieben Frau
Ersterwähnung: 1453

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