Waldtann - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1317 [1317/1322]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ort entstand wie die umliegenden Siedlungen in der jüngeren Ausbauzeit, in einer Lage abseits der größeren Durchgangsstraßen der Region. Der Name spielt auf die bewaldeten Höhen der Ellwanger Berge an, auf denen die Siedlung gegründet wurde. Vermutlich bei der Ägidiuskirche südlich des Brühlbachs und beim Kreuzungspunkt nördlich davon lagen die beiden Siedlungskerne, von denen aus sich das Dorf entlang der Hirtengasse vor allem nach Osten, und entlang der Kirchgasse nach Süden ausdehnte. In seiner Entwicklung stand Waldtann im Schatten des nahe gelegenen Marktlustenau, das wirtschaftlich und auch kirchenrechtlich lange den kleineren Nachbarort dominierte. 1571 zerstörte ein Feuer elf Wohn- und 15 Nebengebäude in der östlichen Hirtengasse, nach der Schlacht von Nördlingen 1634 setzten dann kaiserliche Truppen den Großteil des Dorfs in Brand. Zudem führten Hochwasser des Brühlbachs immer wieder zu Überschwemmungen. Auf der Gemarkung des Teilorts Waldtann liegen eine ganze Reihe von Weilern und Einzelhöfen. Auf das südlich von Waldtann gelegene Bergbronn wird eine strittige Urkunde von 1164 bezogen. Sehr viel wahrscheinlicher ist aber die Ersterwähnung in der Belehnung der Herren von Kreßberg durch den Würzburger Bischof 1322 und 1333. Ansbach konnte sich in Bergbronn als hochgerichtliche Obrigkeit durchsetzen, doch über ihre Untertanen und deren Höfe behielten die Grundherrschaften die Vogtei und niedere Gerichtsbarkeit. Von den elf Gemeinrechten des Orts zählte nur eines zu Ansbach. Fünf wechselten vor 1583 von der Fürstpropstei Ellwangen an das Rittergut Rechenberg. Die anderen fünf gehörten nach Dinkelsbühl, nach 1650 kamen eine gemeinsame Schmiede und ein Hirtenhaus hinzu, über die Dinkelsbühl die Vogtei wahrnahm. In Mistlau, mit der Zubenennung »an der Laube« wegen der umliegenden Laubwaldflächen, glich die rechtliche Situation derjenigen Bergbronns. Neben Crailsheim mit drei Gemeinrechten und der Pfarrei Westgartshausen mit einem Gemeinrecht gehörten die anderen vier Güter den Herren von Ellrichshausen. Sie waren aber nicht deren Eigen, sondern als oettingische Lehen ein Splitter der reichen Besitzungen, welche diese Familie vor 1310 östlich von Crailsheim besessen hatte. Ruppersbach und Vehlenberg werden gemeinsam im Würzburger Lehenbuch 1322/33 genannt, die weitere Entwicklung verlief aber unterschiedlich. In Vehlenberg lagen der Grundbesitz an den beiden Höfen und den vier Köblergütern des Weilers und alle Rechte bei Ansbach. In Ruppersbach hatte Dinkelsbühl über alle vier Höfe die Grundherrschaft zusammen mit der Vogtei im Dorfbezirk, außerhalb war diese lange mit Ansbach umstritten, das zudem die Hochgerichtsbarkeit beanspruchte. Die Grundherrschaft über die Einzelhöfe Stegenhof und Rötsweiler gehörte nach Dinkelsbühl, ebenso die Vogtei über die Hofstätten, außerhalb jedoch beanspruchte Ansbach Vogtei wie Hochgerichtsbarkeit. Asbach, erstmals 1303/13 erwähnt, zählte zum Hochgerichtsbezirk des Ritterguts Kreßberg. Der jüngste Wohnplatz ist ohne Zweifel Neuhaus, das erst Ende des 18. Jahrhunderts als ansbachisches Gasthaus und Zollstation entstand. Auf der Gemarkung liegen eine ganze Reihe abgegangener Wohnplätze. Die Einzelhöfe Hertenberg und Köllhäuslein wurden wohl im 30-jährigen Krieg verlassen, letzterer später noch einige Zeit als ansbachisches Zollhaus genutzt. Die Weiler Klingenbach und Ramboldshausen sind deutlich früher abgegangen. Im Weiler Ruppas, das zum Rittergut Kreßberg gehörte, war Ende des 15. Jahrhunderts keine Bebauung mehr vorhanden, Heubach bestand als Einzelhof bis ins 16. Jahrhundert. Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs der Ort Waldtann vorwiegend im Norden (1956), das Gewerbegebiet »Scheeräcker« kam 1966 im Südwesten hinzu.
Historische Namensformen:
  • zu Tanne 1383
  • Wald-tann
  • Tanne
Geschichte: Der Bischof von Würzburg verlieh 1317/22 an Ulrich Schade von Lohr einen kleinen Teil des Zehnten in »Tanne« als Lehen; der heutige Ortsname, mit der Erweiterung zu »Wald-tann«, ist erst ab dem frühen 15. Jahrhundert im Gebrauch nachgewiesen. Vom Aussterben der Herren von Lohr im ausgehenden 13. Jahrhundert profitierten als deren Erben die Grafen von Oettingen. Möglicherweise zählte Waldtann somit zu jenen ehemals oettingischen Besitzungen, die König Ludwig der Bayer 1323 an die Hohenloher weiterreichte. In der Folge hätte die Siedlung dann den Weg der anderen hohenlohischen Besitzungen um Crailsheim geteilt, die über den Zwischenschritt der Landgrafen von Leuchtenberg 1399 an Ansbach kamen. Explizit für Waldtann wird aber erst 1532 Ansbach als Herrschaftsträger, dem Hochgerichtsbarkeit und Vogtei zustanden, dokumentiert. Die 41 Gemeinrechte des Orts waren im 18. Jahrhundert auf verschiedene Grundherren aufgeteilt. Dinkelsbühler Familien, vor allem aber das Dinkelsbühler Spital, hatten bis 1725 insgesamt 18 Gemeinrechte erworben. 14 gehörten über Crailsheim zu Ansbach. Das Rittergut Kreßberg war Grundherr über vier Gemeinrechte, der Rest verteilte sich auf Pfarreien der Umgegend und den Deutschen Orden. Unter preußischer Herrschaft wurden 1796 alle Siedlungen rigide einer Rechtsangleichung unterworfen; 1806 gingen sie an Bayern über, das sie im Grenzausgleich von 1810 an Württemberg weiterreichte. Neben »allerley Unordnung« in Bezug auf Gemeindeämter und Allmendenutzung führten 1585 auch Konflikte zwischen den Ortsherrschaften und der Gemeinde zur Abfassung einer neuen Gemeindeordnung, die eine ältere von 1551 ersetzte. Basis der kommunalen Ordnung war die Gemeindeversammlung; ein Dreiergremium führte den Vorsitz, zwei Bauernmeister bildeten ein exekutives Element. Die Gemeindeämter wie die vier Steiner, die sich um den heiklen Bereich der Grenz- und Gemarkungsdinge kümmerten, die vier Brunnenmänner und die zwei Feuerstättenbeschauer wurden am Sankt-Andreas-Tag durch Wahl aller Gemeindemitglieder bestimmt, allein der Gemeindehirte hatte das Vorrecht, seine beiden Hirtenmeister selber auszusuchen. Waldtann gehörte zum Oberamt (ab 1938 Landkreis) Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerung Waldtanns, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts etwas über 200 Personen betragen hatte, war 1650 auf weniger als die Hälfte gesunken. Ende des 18. Jahrhunderts dürfte sie wieder auf rund 300 Menschen angewachsen sein. Ökonomisch basierte die Gemeinde Waldtann zum ganz überwiegenden Teil auf der Landwirtschaft. Die Hofgrößen unterschieden sich deutlich, bis hinab zu güterlosen Häuslern und Hausgenossen fächerte sich das soziale Spektrum der Siedlung auf. Waren 1532 noch vier Güter im Dorf bäuerliches Eigentum, so waren 200 Jahre später alle Güter Grundherren unterworfen. Ein wachsendes Problem stellte die Aufsplitterung der landwirtschaftlichen Grundfläche dar, jedoch bemühte sich die Gemeinde schon seit dem ausgehenden Mittelalter, die Waldungen und Allmendflächen durch weitere Flächenkäufe zu erweitern. Angesichts der eingeschränkten klimatischen und geologischen Bedingungen überwog die Viehhaltung, wobei vor allem die Schäferei intensiv betrieben wurde. Die Nähe des Gewerbe- und Marktorts Marktlustenau schränkte das Aufkommen von Gewerben in Waldtann ein, jedoch sind Gastwirtschaften für den Ort belegt.

Ersterwähnung: 1457
Kirche und Schule: Waldtann war nach Marktlustenau eingepfarrt. Schon 1418 hatte die Gemeinde vom dortigen Pfarrer die feste Einsetzung eines Helfers für ihre seelsorgerischen Belange durchgesetzt, 1457 erfolgte dann die Einrichtung einer eigenen Pfarrei, die im Jahr darauf die Bestätigung des Würzburger Ortsbischofs erhielt. Zur Pfarrei Sankt Gilg gehörten neben verschiedenen Einzelhöfen die Orte Mistlau, Rötsweiler und Stegenhof. Das Patronat blieb vorerst beim Rittergut Kreßberg, der Zehnt zur Hälfte beim Pfarrer, der Rest war weiter aufgesplittert. Ab 1525 führten die Herren von Seckendorff als Patronatsinhaber und Ansbach gemeinsam die Reformation ein. Die Rekatholisierungsbemühungen, welche die katholischen Herren von Knöringen als Kirchenpatrone 1551 und nochmals nach 1628 unternahmen, scheiterten gleichermaßen am Widerstand Ansbachs und der Bevölkerung. 1665 erwarb Ansbach das Patronat; die Zehntanteile der von Knöringen gingen auf die anderen Zehntberechtigten über. Noch 1665 wurde der Bau eines eigenen Pfarrhauses begonnen. Geregelter Schulunterricht wurde sicherlich seit 1616 gegeben, spätestens im frühen 18. Jahrhundert wurde ein eigenes Schulhaus errichtet. Evangelische Pfarrkirche auf ummauerter Anhöhe. Rippenkreuzgewölbter Turmchor, am Turm Ansatz des mittelalterlichen Schiffsdaches. Hochaltar mit Figuren (um 1700), barocke Kanzel. Gotischer Taufstein. Spätgotische und Renaissance-Grabmäler. Katholiken zu Marktlustenau.
Patrozinium: St. Ägidius
Ersterwähnung: 1457

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