Großbettlingen 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.grossbettlingen.de
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Einwohner: 4231
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 1.0
Max. Höhe ü. NN (m): 370.56
Min. Höhe ü. NN (m): 330.15
PLZ: 72663

Die Gemeinde an der Südgrenze des Landkreises Esslingen liegt zwischen Metzingen und Nürtingen, dort wo der Schwarzjura des Erms-Steinach-Albvorland mit deutlicher Stufe zum Braunjurahügelland der Neuffen-Vorberge überleitet. Hier, am Geigersbühl im äußersten Osten, wird mit 407 m über NN der höchste Gemeindepunkt erreicht, der tiefste bei 304 m im Tal der Autmut an der Nordwestgrenze. In der einst für ihre Schweinezucht bekannten Gemeinde dominieren Acker- und Grünlandflächen. Heute spielt lediglich noch die Rinderhaltung eine gewisse Rolle. Um den alten Dorfkern unterhalb der erhöht am Geigersbühl stehenden evangelischen Kirche wuchs der Ort durch mehrere Zuzugswellen insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren halbkreisförmig vorrangig nach Norden, seit Ende des 20. Jahrhunderts stärker auch nach Süden. Im Rahmen einer Ortskernsanierung wurden alten Gebäuden (Rathaus, Pfarrhaus, Zehntscheuer, Dorfgasthaus) moderne Funktionen (Bürgerbüro, Volkshochschule, Bankfiliale) zugewiesen und damit die Wohnattraktivität gesteigert. Am nördlichen Ortsrand kamen auch mehrgeschossige Wohngebäude hinzu. Dort entstand nach 1998 zudem ein neues Gewerbegebiet, durch welches das Arbeitsplatzangebot der drei mehrheitlich nach dem Krieg im Ort angesiedelten Betriebe erhöht werden konnte. Trotzdem überwiegen die Auspendler bei weitem. Der Ort wird sowohl von der gut ausgebaute K1231 (nach Bempflingen) als auch von der B313 (Nürtingen-Metzingen) tangiert. Seit 1806 gehörte er zum Oberamt bzw. (1938) Landkreis Nürtingen und kam 1973 zum Landkreis Esslingen.

Das mit 4,23 Quadratkilometer eher kleine Gemeindegebiet liegt am südlichen Rand des Landkreises, auf halbem Weg zwischen Nürtingen und Metzingen. Zu Großbettlingen gehört im Südwesten – getrennt von seiner Gemarkung – das Frauenholz. Nachbargemeinden sind Bempflingen, Altdorf, Nürtingen-Raidwangen, Nürtingen, Frickenhausen-Tischardt und Grafenberg (Landkreis Reutlingen). Nürtingen ist Luftlinie 5 Kilometer, Metzingen rund 6 Kilometer entfernt. Nach dem Landesentwicklungsplan gehört die Gemeinde Großbettlingen zum Verdichtungsraum. Großbettlingen liegt im Vorland der mittleren Schwäbischen Alb, größtenteils in dem vom Unterjura (Schwarzjura) geprägten Erms-Steinach-Albvorland. Lediglich ein knappes Drittel der östlichen Gemeindefläche zählt zum Mitteljura-Hügelland der Neuffen-Vorberge, darunter auch der Geigersbühl, mit 407 Metern über Normalnull der höchste Punkt in Großbettlingen. Löss überdeckt stellenweise die Gemeindefläche. Die Gemeinde ist reich an kleinen Bächen. Das Hauptgewässer ist die Autmut, ein Neckarzufluss, der Großbettlingen von Südosten nach Nordwesten durchfließt und durch zahlreiche, oft kleine Seitenbäche, wie im Süden dem Lauterbach, das Reutebächle oder dem Baumbach gespeist wird. Einzelne Zuflüsse prägen heute nur noch als zum Teil wasserlose Talkerben das Gelände (Tiefental). Auch der Wettebach, der einst das Dorf durchzog, existiert nicht mehr. Erst im äußersten Nordwesten der Gemeinde erhält die Autmut mit Talbach und Nettelbach wieder Zuflüsse. Unweit davon, wo der Bach die Grenze zu Nürtingen-Raidwangen passiert, liegt mit 304 Metern über Normalnull der tiefste Gemeindepunkt. Die Autmut und ihre Seitengewässer bilden in der Regel sanfte Talformen. Lediglich der Hohe Rain südwestlich des Ortes macht hier – gesteinsbedingt – eine Ausnahme. Weithin haben sich die Bäche in die weichen Turneritone (Schwarzjura beta), die auch den Fuß des Staufenbühls bilden, eingeschnitten. Ältere Schichten finden sich mit dem Arietenkalk (Schwarzjura alpha 3) lediglich beim Bahndamm im Autmuttal. Steilere Hänge werden durch Numismalismergel (Schwarzjura gamma) oder, wie am Hohen Rain, durch Posidonienschiefer (Schwarzjura epsilon) hervorgerufen. Mit den Jurensismergeln (Schwarzjura zeta) schließt der Unterjura ab und wird vom Opalinuston (Braunjura alpha) überlagert, der am Geigersbühl und südlich davon auf den Bergrücken weit nach Westen ausgreift. Im Gemeindegebiet sind vier Vulkanschlote des Urach-Kirchheimer Vulkangebiets vorhanden. Der größte ist der Geigersbühl, der sich sichtbar als Hügel aus dem Opalinuston heraushebt. Auf seiner Nordseite ist in einem aufgelassenen Steinbruch das Schlotinnere aufgeschlossen, das aber überwiegend in den Vulkan gestürzte Oberjura-Blöcke und nur wenig Vulkantuff zeigt. Unscheinbarer ist ein zweiter Schlot am Hang nordwestlich des Geigersbühls. Ein dritter innerhalb der bebauten Ortslage, der die Grenze Amaltheenton/Posidonienschiefer zum Durchschuss nutzte, bildet sich überhaupt nicht ab. Dagegen fällt der Staufenbühl, der auf die Gemarkung Raidwangen hinüberreicht, auf. Er hebt sich als flacher Kegel aus den umgebenden Numismalismergeln hervor und enthält wie der Geigersbühl viele Oberjura-Blöcke. Am Staufenbühl gibt es zwar keine nennenswerten Aufschlüsse, aber auf den mageren Mergelböden gedeiht eine eigenartige Vegetation mit Kiefernwald und Heideresten. Als Rohstoff von Bedeutung war früher der Posidonienschiefer, der im Gewann Baumbach abgebaut und als Zuschlagsstoff nach Nürtingen in die Zementfabrik gebracht wurde. Schon vor dieser industriellen Verwendung stand in dem Steinbruch ein Zementofen, der mit Ölschiefer angeheizt wurde. Dort wurde Öl destilliert und aus den Schieferschlacken eine Art Zement hergestellt. Mit Kalkzusatz konnten auch Schlackensteine produziert werden. Der seit Jahrzehnten aufgelassene Steinbruch ist Naturdenkmal und Geotop und zeigt ein verwachsenes, etwa 7 Meter mächtiges Profil im Oberen Posidonienschiefer. Aus der Böschung tritt kalkhaltiges Quellwasser aus, das kleine Kalktuffpolster bildet und sich in der Steinbruchsohle in einem Teich sammelt (Feuchtbiotop). So unterschiedlich Gesteinsuntergrund und Relief sind, so vielfältig ist die Bodennutzung. 56 Prozent der Gemarkungsfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Die Böden variieren von sehr gut auf Löss bis sehr schlecht auf schweren, nassen Ton- und Mergelböden. Beste Ackerböden sind die tiefgründigen Lössböden, meist Parabraunerden, die aber nur in den Gewannen Brückenäcker, Reutenwald und Kirchertäcker vorkommen. Der Ackerbau, der 60 Prozent der Landwirtschaftsfläche ausmacht, wird daher auch auf mittleren Böden betrieben. Wiesen und Obstbaumwiesen haben in den feuchten Bachsenken und an den Hängen große Flächen inne. Obwohl die Gemeinde ringsum von Wald umrahmt wird, hat sie selbst nur eine Waldfläche von 13 Prozent. Hierzu tragen im Norden der Scheidwasen, im Süden der Reutenwald und im Osten das große Waldgebiet des Kirchert sowie die bewaldete Exklave Frauenholz westlich der Bahnlinie bei. Abseits der Siedlungs- und Verkehrsflächen – sie nehmen 30 Prozent der Gemeindefläche ein – weist Großbettlingen viele naturnahe Landschaftsteile auf. In erster Linie das Autmuttal, das zusammen mit weiteren Flächen am Geigersbühl und nördlich davon als Landschaftsschutzgebiet Autmuttal bei Großbettlingen, Geigersbühl und Gewann Gelber Brunnen ausgewiesen wurde. Mit 119 Hektar nimmt es über ein Viertel der Gemeindefläche ein. Das landschaftsökologisch wertvolle Tal der Autmut mit ihrem naturnahen Bachbett und intaktem Gehölzsaum, die geologisch bedeutsame Kuppe des Geigersbühls und die Grünzäsur zwischen Großbettlingen und Nürtingen-Raidwangen sollen dadurch bewahrt werden. Das Autmuttal, von der südlichen Gemeindegrenze bis zum Pumpwerk bei Punkt 314,3, ist außerdem Teil des Fauna-Flora-Habitat-Gebiets Albvorland bei Nürtingen, das seinerseits zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 gehört. Dieser Abschnitt des Autmuttals ist zudem Wasserschutzgebiet. Einige erdgeschichtlich bedeutsame Naturdenkmale wurden schon genannt; dazu kommt ein ökologisch sehr wertvoller Abschnitt der Autmut mit Feuchtwiesen an der südlichen Gemarkungsgrenze, die benachbarten ehemaligen Fischteiche im Gewann Heiligenwiesen sowie ein Feldgehölz im Gewann Reutenbächle. Der Geigersbühl ist ein hervorragender Aussichtspunkt, von dem man sowohl die nahe Ortschaft und das Autmuttal als auch den Grafenberg und den Albtrauf mit dem markanten Jusi überschaut.

Großbettlingen gehörte zum Amt Neuffen, das 1806 im Oberamt Nürtingen aufging. Größter Grundherr war zuletzt der Staat. Früher bestanden Kellereilehen, die in ihrem Ursprung auf fünf württembergische Erblehenhöfe zurückgehen. Einige dieser Lehen waren in Großbettlingen, wo die Schweinezucht bedeutend war, mit der Abgabe von Schinken oder Schweineschultern verbunden. Neben dem Staat waren zuletzt unter anderem die Hospitalpflegen Kirchheim und Nürtingen, die Armenpflege Reutlingen und die Großbettlinger Stiftungspflege Nutznießer der Abgaben. Als erfolgreiche Partei erwies sich im Kaiserreich über mehrere Wahlgänge hinweg die linksliberale Deutsche Volkspartei; seit 1898 in Konkurrenz mit der SPD, 1912 dann der SPD (47 Prozent) und dem Bauernbund (38,6 Prozent) unterlegen. In der Landtagswahl am 24. April 1932 zeichnete sich die Macht der NSDAP (34,6 Prozent) ab, aber noch im Gleichstand mit der Partei der Bauern- und Weingärtner. Widerstand hatte sich mit der Stimmabgabe an die Kommunistische Partei (14,2 Prozent) und einer geringen Wahlbeteiligung formiert; sie bildete mit 35,4 Prozent die niedrigste im Oberamt Nürtingen. Mit den Kriegsjahren kamen Zwangsarbeiter aus dem Osten und Evakuierte unter anderem aus Essen und Kaiserslautern. Im April 1940 stürzte ein Aufklärungsflugzeug der britischen Luftwaffe am Ortsrand ab, dessen Pilot überlebte und festgenommen wurde. Bombenangriffe auf die Bahnlinie Nürtingen-Metzingen wurden über die Gemeinde geflogen, blieben aber wie weitere Bombenabwürfe auf dem Feld folgenlos. Zum Kriegsende quartierten sich für zwei Tage deutsche Heeresverbände ein. Am 22. April 1945 bezogen amerikanische Truppen, von Nürtingen herkommend, Quartier. Bürgermeister Gottfried Veit wurde im Juni 1945 von der amerikanischen Militärregierung entlassen; Alfred Henzler kommissarisch eingesetzt. Der erste frei gewählte Gemeinderat hatte im März 1946 die Wahl zwischen dem rehabilitierten Veit und Henzler als Bürgermeister. Das Losverfahren wegen Stimmengleichheit gewann Henzler. Mit Ausnahme der ersten Landtagswahl 1952, bei der die SPD die Mehrheit errang (49 Prozent), lag die CDU zumeist in klarem Abstand vor der SPD. Die Erfolge der Liberalen wechselten zwischen ein- und zweistelligen Ergebnissen. Die Partei der GRÜNEN erwies sich in den Wahlen zum Landtag als die erfolgreichere dieser beiden Parteien. Die Wahl zum Deutschen Bundestag 2005 ergab für die CDU 40,9 Prozent, die SPD 26,9 Prozent, die FDP/DVP 12,4 Prozent und die Partei der GRÜNEN 9,9 Prozent. Aus der Landtagswahl 2006 ging die CDU mit 44,3 Prozent hervor, die SPD mit 22,2 Prozent, die Partei der GRÜNEN mit 12,1 Prozent, die FDP/DVP mit 10,9 Prozent und die Republikaner mit 5,9 Prozent. Die Partei der Republikaner behauptete sich als drittstärkste Kraft in den Wahlen zum Landtag 1992 und 1996 sowie zum Europarlament 1989 und verlor seither deutlich das Interesse der Wählerschaft. Die Wahl zum Europaparlament 2004 ergab für die CDU 50,1 Prozent, die SPD 15,3 Prozent, die Partei der GRÜNEN 15,3 Prozent, die FDP 6 Prozent und die Republikaner 4,2 Prozent. Die Kommunalwahl 2004 ergab folgende Sitzverteilung: vier Sitze für die CDU, ein Sitz für die SPD, neun Sitze für die Wählervereinigungen, darunter fünf für die Unabhängige Wählervereinigung und vier für die Partei Frauen. Großbettlingen gehört mit Frickenhausen, Linsenhofen, Oberboihingen, Unterensingen und Wolfschlugen der Verwaltungsgemeinschaft Nürtingen an.

Wappen von Großbettlingen

In Silber (Weiß) auf grünem Schildfuß eine große zwischen zwei kleinen grünen Linden.

Beschreibung Wappen

Das Drei-Linden-Motiv lässt sich seit 1694 in Siegeln nachweisen. Während aus früherer Zeit keine Deutung bekannt ist, wird es jetzt mit den drei Linden auf dem Geigersbühl in Verbindung gebracht, den Mörike in seinem „Maler Nohen" in eine romantische Sage einbezogen hat. Bei Verzicht auf den in Gemeindesiegeln zeitweilig dargestellten oben offenen Laubkranz wurden 1951 die Wappenfarben festgelegt. Die Verleihung des Wappens erfolgte am 18. Februar 1952 durch die Landesregierung, während die Flaggenfarben am 17. Januar 1968 vom Innenministerium verliehen wurden.

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