Bad Mergentheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1058

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
In einer Talweitung der Tauber, am Zufluß des von Süden einmündenden Wachbachs umschließt die Innenstadt eine ringförmige Straße. Sie zeichnet den einstigen Graben der Befestigungsanlage nach und bietet heute für eine moderne Straßenführung Platz. Der nordsüdlich verlaufende Straßenmarkt zeigt die ehemalige Hauptverkehrsrichtung auf. Im Gegensatz zum Grundriß nahezu der gesamten Stadt ist er im wohl ältesten Teil im Nordwesten unregelmäßig, gekrümmt und schmal. Schloß und Schloßpark im Оsten des Ortskerns sind in Anlage und Erscheinungsbild Ergebnis von breit angelegten Ausbauarbeiten des 16. und 18. Jahrhunderts. Die 1826 wiederentdeckten Glauber- und Bittersalzquellen auf der gegenüberliegenden Tauberseite führten in ständigem Ausbau zu den heutigen Anlagen inmitten des Kurparks (Wandelhalle 1934/35). Um die Kuranlagen herum entwickelte sich ein ganzes Kurviertel mit Sanatorien und Freizeiteinrichtungen. Als weithin sichtbarer Gebäudekomplex ragt die Stoffwechselklinik der LVA am Arkauberg oberhalb des Kurparks heraus. Die inzwischen ihrer engen Grenzen innerhalb des Grabens entwachsene Stadt breitet sich nach allen Richtungen aus. Umfangreiche Neubaugebiete der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg entstanden im Norden, im Südosten zwischen В 19 und В 290, im Wachbachtal und entlang der Tauber nach Westen.
Historische Namensformen:
  • Mergintaim 1058
  • Mergentheim 1103
Geschichte: 1058 (Druck 18. Jahrhundert) Mergintaim, 1103 (Кор. 16. Jahrhundert) Mergentheim, wohl von Personenname Marigunt. Ein ausgedehntes Reihengräberfeld im Süden der Stadt beiderseits der Kaiserstraße belegt die Siedlung der Merowingerzeit. Im Laufe des 11. Jahrhunderts wurde Mergentheim zum namengebenden Sitz der Grafschaft im Taubergau. Über einen vorherigen Königshof bestehen nur Vermutungen. Nach Mergentheim nannte sich ein nur 1099 und 1103 bezeugtes, in die Würzburger Vasallität gehörendes Edelgeschlecht. Vielleicht in seiner Nachfolge, vielleicht auch in der der Grafen von Mergentheim und sicher als Anhänger der Staufer hatten um 1200 die Herren von Hohenlohe die entscheidenden Herrschaftsrechte inne. Sie beschenkten zunächst den Johanniter-Orden mit der Pfarrkirche und Grundbesitz. 1219 überließen drei in den Deutschen Orden eintretende Brüder Hohenlohe dem Orden mit größerem Grundbesitz auch zwei Burgen, Gericht und Eigenleute in Mergentheim. Daneben bestanden noch große Rechte des Hauses Hohenlohe. Die in Mergentheim ansässigen Niederadelsgeschlechter, die Rüdiger, die Reich, die Mertin, die Lesch, die Sützel, die Stolz und Zollner stammen aus der hohenlohischen Ministerialität und die Hohenlohe behielten sich diese auch 1322 beim sonstigen Verzicht auf Eigenleute gegenüber dem Deutschen Orden noch vor. Mehrere Steinhäuser und Türme werden als Wohnsitze des Adels oder Eigen der Hohenlohe genannt und westlich vom Markt und Gänsmarkt vermutet. 1269 erwarb der Orden die Burg des Hildebrand von Seinsheim, ebenfalls eines hohenlohischen Vasallen. Die 1419 erwähnte öde Burg, worauf ein Haus der Mertin von Mergentheim stand, ist nicht zu identifizieren. Als 1343 Kraft von Hohenlohe seine Burg und weitere Eigenleute zu Mergentheim an den Deutschen Orden verkaufte, war dessen Herrschaft immer noch nicht uneingeschränkt, bis mit Neuhaus (vergleiche Igersheim) 1411 auch die Zent Markelsheim an den Orden gekommen war. Freilich hatte inzwischen die Stadtwerdung die Lage völlig verändert. Mergentheim besaß schon seit dem 11. Jahrhundert präurbane Bedeutung. Alles spricht dafür, daß ihm bereits im 13. Jahrhundert Stadteigenschaft zukam (cives 1269, 1298 oppidum, sicher längst ein Markt). Höchstwahrscheinlich besaß Mergentheim schon ab Mitte des 13. Jahrhunderts eine Befestigung, die an das Schloß anschließend im Süden durch die Funken- und Ochsengasse, im Westen längs einer Abzweigung des Wachbachs verlief. Sie schloß ältere Siedlungsansätze, die Pfarrkirche und die Marktstätten ein. Die Stadtprivilegien Ludwigs des Bayern für den Deutschen Orden 1341/42 brachten die volle Stadtherrschaft und Gelnhausener Recht. Sie erstickten Selbständigkeit der Bürgerschaft und ermöglichten die Anlage des bis 1800 bestehenden Stadtberings. Die als Straßenmarkt nur im Süden planmäßig ausgebaute, dann in Windungen den präurbanen Kern durchschneidende Hauptachse verband oberes und unteres Tor. Den großen Straßenmarkt unterbricht das Rathaus von 1564. Eine gebrochene West-Ost-Verbindung führte vom Mühlwehrtor zum Schloß, in ihrem Ostteil vermutlich eine Marktsiedlung des 12. Jahrhunderts. Die 22türmige und 4torige Stadtmauer verfiel 1795 — 1832 bis auf wenige Reste dem Abbruch. Gegen das Schloß hin blieb der Graben erhalten. Dieses steht im Westen und Norden auf hufeisenförmig verlaufenden romanischen Grundmauern und wird im Süden durch einen gotischen Palas abgeschlossen. Der Bläserturm im Westen stellt den ursprünglichen Zugang dar. Der Gesamtcharakter wird durch einen Umbau im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert bestimmt, damals entstand die weitläufige Vorburg auf trapezförmigem Grundriß, unter anderem mit dem Kanzlei- und Archivbau von 1668 von Michael Breuer und von Blasius Berwart ab 1574 mit originellen Wendeltreppen. Der Torbau von 1628 vollendete den neuen Zugang im Nordwesten. Ein neuer Plan zum Umbau der Residenz unter der Leitung von Balthasar Neumann konnte nicht verwirklicht werden. Es führte lediglich zur Neugestaltung der Burgkapelle (Patrozinium 1285 Maria Elisabeth und Pankratius, später Maria, Georg und Elisabeth) durch Josef Roth 1730/36. Kleiner Saal mit eingezogenem Chor, ausgemalt durch N. Stuber (Sieg Konstantins und Glorifikation der katholischen Kirche) Rokokoausstattung. Bereits dem Frühklassizismus gehört der Kapitelsaal von F. A. Bagnato 1778/82 an. Mergentheim, seit der Stiftung der Hohenlohe Kommende, wurde nach dem Ende des Bauernkriegs, in dem sich die Stadt ebenfalls dem Aufstand angeschlossen hatte, anstelle der zerstörten Burg Horneck Sitz des Hoch- und Deutschmeisters und damit die eigentliche Residenz des Deutschen Ordens. Die Stadt immer auch Ackerbürgerstadt, profitierte von dieser Residenzrolle. Sie gehörte 1631 — 1634 unter schwedischer Vorherrschaft dem General Horn. Mergentheim blieb auch nach der Aufhebung des Deutschmeistertums und der Besetzung durch Württemberg 1809 dem Orden anhänglich. Nur hier ist es zu einem bewaffneten Aufstand gegen den neuen Herrn gekommen. Seit 1809 Sitz eines Oberamts, 1938-1972 eines Landratsamtes. Das Schloß, 1827 Wohnsitz des Herzogs Paul von Württemberg, ab 1868 Kaserne, heute Museum und Behördensitz. Die neue Wirtschaftsbedeutung der Stadt setzte 1826 mit der Wiederentdeckung der Heilquelle ein. 1829 wurde das erste städtische Badegebäude fertig. Seit 1833 in Privatbesitz, wurde das Bad 1908 durch eine Aktiengesellschaft übernommen und zu europäischem Rang ausgebaut.
Ersterwähnung als Stadt: 1341 [1341/42]

Name: Schloss Mergentheim
Datum der Ersterwähnung: 1500 [im 16. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1207
Kirche und Schule: Die Kapelle, von der Heinrich von Lauda 1169 eine Hälfte Würzburg überließ, kaum mit der seit 1207 bezeugten Pfarrkirche zu identifizieren. Letztere von den Hohenlohe an den Johanniterorden gekommen, wurde 1554 dem Deutschen Orden abgetreten. Das Patrozinium Johannes der Täufer geht wohl auf die Johanniter zurück. Gotische Pfeilerbasilika von 1250/74, Hauptschiff erst 1584 eingewölbt. Chorseitenturm im Süden Wandmalereien des 14. Jahrhunderts und um 1500. Grabmäler von Deutschordensrittern und Beamten. Die Johanniterkommende ging ebenfalls 1554 an den Deutschen Orden über. Dominikanerkloster im Süden der Stadt aus dem späten 13. Jahrhundert. 1809 aufgehoben. Kirche St. Marien. Dreischiffige Basilika des 14. Jahrhunderts, durch Umbauten vor allem des 19. Jahrhunderts entstellt, Bronzeepitaph des Hochmeisters Walter von Cronberg von Hans Vischer. Wandmalereien des 14. Jahrhunderts besonders in Sakristei und Kreuzgang. Kapuziner-Kloster Maria Hilf südlich vor der Stadt 1628 — 1809, Kirche 1636/37 nach Zerstörung wiederhergestellt. Mergentheim besaß ein Spital, das wohl auf die Johanniter und ins 13. Jahrhundert zurückgeht. Spitalkapelle St. Martin (Patrozinium erst spät bezeugt) 1411 erbaut, 1740/41 barock erneuert. Kapelle St. Wolfgang an der Tauberbrücke von 1508, St. Michael auf dem Friedhof von 1607, St. Rochus (1720). Abgegangene Kapellen: Fronleichnam und St. Georg (1274) sowie Kapelle im Schöntaler Hof (1366). Zum Pfarrsprengel zählen Althausen, Edelfingen und Neunkirchen. 1633 — 1634 vorübergehend evangelische Pfarrei. 1809 Gemeinde errichtet, von auswärts betreut, 1825 Stadtpfarrei. Seit 1815 Gottesdienst in der Hofkirche. Heute drei evangelische Pfarrämter, außerdem ein Krankenhaus und ein Kurpfarramt.
Patrozinium: St. Johannes der Täufer
Ersterwähnung: 1554 [nach 1554]
Jüdische Gemeinde: Ende 13. Jahrhundert Judenniederlassung, Synagoge von 1658. Im 18. Jahrhundert Simon Baruch bedeutender Hofagent für den Deutschen Orden, Bayern und Lothringen. Zahlenmäßig Höhepunkt der Gemeinde um 1900 mit 276 Juden, dann Rückgang, über 50 Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Die Synagoge 1938 demoliert, 1946 wiederhergestellt, dann aber aufgegeben und abgebrochen.

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