Kirchheim unter Teck 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Große Kreisstadt
Homepage: http://www.kirchheim-teck.de
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Einwohner: 39264
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 970.0
Max. Höhe ü. NN (m): 444.59
Min. Höhe ü. NN (m): 278.17
PLZ: 73230

Sie ist viertgrößte Stadt im Landkreis Esslingen (Große Kreisstadt) und liegt in östlichem Kresigebiet im Vorland zur Mittleren Alb. Dort greift die Stadt mit ihren beiden eingemeindeten Teilorten vom Kirchheimer Becken auf die Ränder der Notzinger Platte im Norden und des Braunjuralandes der Neuffen-Vorberge im Südwesten aus. Im äußersten Südwesten erreicht die Stadt mit 445 m über NN auch ihr Höhenmaximum; der tiefsten Punkt liegt mit rd. 279 m an der Lauter im Westen. Feuchtwiesen, an den Hängen flankiert von trockene Streuobstwiesen, stehen am Rand der Notzinger Platte im überregional bedeutenden Gebiet ‚Wiestal mit Rauber‘ unter Naturschutz, Bachläufe und Feuchtsenken des Beckeninneren im Gebiet ‚Nägelestal‘. Unweit der Mündung von Lindach und Lauter ist die sanierte Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern, der gotischen Stadtkirche und dem Renaissanceschloss zum touristischen Anziehungspunkt geworden. Die Wachstumszonen der Kernstadt, anfangs vornehmlich nach Westen, ab den 1970er Jahren stärker nach Osten gerichtet, schließen größere Areale mit Industrie- und Gewerbe ein. Deren gemischte Branchenstruktur, z.T. mit namhaften Großbetrieben, heben die Stadt als Wirtschaftsstandort im Landkreis herausheben. Vor allem aber mit ihren Gesundheitseinrichtungen, ihrem differenziertem Schul- und Bildungsangebot sowie den Behörden und Dienstleistungen ist sie Mittelzentrum für das östliche bzw. südöstliche Kreisgebiet. Über die Teckbahn (Wendlingen-Lenningen) wird sie in das Stuttgarter S-Bahn-System eingebunden. Auch hat sie direkten Zugang zur A8 (Stuttgart-München). Die Stadt wurde 1806 Sitz eines württembergischen Oberamtes, kam 1938 zum Landkreis Nürtingen und 1973 zum Landkreis Esslingen.

Die große Kreisstadt Kirchheim unter Teck steht sowohl flächenmäßig als auch nach der Einwohnerzahl an vierter Stelle im Landkreis Esslingen. Das 40,47 Quadratkilometer große Stadtgebiet im Osten des Landkreises umfasst neben der Kernstadt Kirchheim die Stadtteile Jesingen, Nabern und Ötlingen. Es hat als Nachbarn Wendlingen am Neckar, Wernau (Neckar), Notzingen, Schlierbach (Landkreis Göppingen), Ohmden, Holzmaden, Weilheim an der Teck, Bissingen an der Teck, Dettingen unter Teck, Nürtingen und Oberboihingen. Die Entfernung zur Kreisstadt Esslingen beträgt 15 Kilometer und nach Nürtingen 9 Kilometer Luftlinie. Die Autobahn Stuttgart–Ulm verläuft durch das südliche Stadtgebiet. Nach dem Landesentwicklungsplan gehört Kirchheim zum Verdichtungsraum Stuttgart (gemeinsam mit Esslingen und Stuttgart). Die Stadt liegt größtenteils inmitten des Kirchheimer Beckens, einer naturräumlichen Untereinheit des Mittleren Albvorlandes, welche das bei Kirchheim etwa 3,5 Kilometer breite, nach Osten trichterförmig erweiterte Ausraum- und Ablagerungsgebiet der Lauter und Lindach samt ihrer Nebenbäche umfasst. Im Norden steigt das Gelände zur Notzinger Platte an, einer wenige Kilometer breiten Schwelle zwischen Kirchheimer Becken und Filstal. Der Talwald im Südwesten wird bereits zum Mitteljurahügelland der Neuffen-Vorberge gezählt. Dort, an der Grenze nach Dettingen, hat die Stadt mit 440 Metern über Normalnull ihr Höhenmaximum, doch auch auf den Erhebungen rund um Kirchheim (Waldgebiete Hohes Reisach und Bettenhart) werden Höhen um 400 Meter über Normalnull erreicht. Im Kirchheimer Becken sammeln sich strahlenförmig Bäche aus östlicher und südlicher Richtung (Trinkbach, Wangerhaldenbach, Gießnaubach, Windbach, Jauchertbach) und vereinigen sich mit der Lauter. Sie ist das größte Gewässer, das von Süden kommend nördlich der Kernstadt scharf nach Westen abknickt und dabei die ebenfalls wasserreiche Lindach aufnimmt. Im Westen, dort wo die Lauter die Stadtgrenze zu Wendlingen quert, liegt bei 280 Metern über Normalnull der tiefste Punkt des Stadtgebiets. Allein der Talbach (Donzdorfer Talbach) im Südwesten fließt nicht ins Beckeninnere, sondern folgt annähernd der Mitteljurastufe, wobei er speziell diese Fläche (Talwald) zum Neckar hin entwässert. Das Stadtgebiet liegt vorrangig im Niveau des Unterjuras, den jedoch jüngere Ablagerungen der Eiszeit, vor allem Talschotter und Löss, weiträumig verhüllen. In breiten Strängen ziehen sich die mächtigen Schotterfelder entlang der Täler. Allerdings sind sie häufig von der nacheiszeitlichen Erosion durchschnitten, sodass in den Bachbetten der Unterjura zum Vorschein kommt. So findet sich Turneriton im Bett der Lindach sowohl beim Freibad als auch unterhalb ihrer Mündung, Numismalismergel im Trinkbach, im Gießnau- und im Jauchertbach, Posidonienschiefer und Jurensismergel im Lauterbett oberhalb der Kernstadt sowie Arietenkalk und Angulatensandstein in ihrem Unterlauf bei Ötlingen. Aufgeschlossen ist der Unterjura überdies an den Talhängen wie der Ötlinger Halde, Jesinger Halde und Wangerhalde. Alle Schichten vom Angulatensandstein bis zu den Jurensismergeln (Schwarzjura alpha bis zeta) stehen im Stadtgebiet an. Vom Mitteljura kommt nur die unterste Schicht, der Opalinuston (Braunjura alpha) im Talwald, auf dem Hohen Reisach, bei Nabern und nördlich des Bissinger Dachsbühls vor. Die Schotterdecken und höher liegenden Unterjuraplatten sind weithin von einer Lössschicht bedeckt, die vor allem links der Lauter die flachwelligen Ebenen prägt, aber auch bis auf die sanft ansteigenden Riedel zwischen den Lindachzuflüssen und den Hohen Reisach reicht. Aus dem Löss und den von Lehm durchsetzten kalkreichen Schottern (überwiegend Oberjuragerölle) entwickelten sich sehr fruchtbare Ackerböden. Die Stadt Kirchheim markiert die ungefähre Nordbegrenzung des Urach-Kirchheimer Vulkangebiets. Einen unauffälligen Vulkanschlot von etwa 100 Metern Durchmesser findet man am Kraftsrain östlich der Straße nach Schlierbach. In Kirchheim wurden früher an vielen Stellen die Numismalismergel, teils auch Amaltheenton zur Herstellung von Roman-Zement abgebaut. Alte Gruben sind noch an der Wangerhalde und südlich von Jesingen (Naturdenkmal) erhalten. Lehm für die Ziegelherstellung holte man aus dem Löss, teilweise auch aus tonigen Schichten des Unterjuras, zum Beispiel dem Amaltheenton. Den Basalttuff des Kraftsrains arbeitete man früher zu Straßenschotter um, jedoch war das Vorkommen wenig ergiebig. Von der Stadtfläche Kirchheims sind 32 Prozent überbaut und 42 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt. Das Grünland (Wiesen, Viehweiden, Obstbaumwiesen) überwiegt den Ackerbau ein wenig, da sich die zahlreichen Bachauen, die Hanglagen und die meist schweren, nassen Unterjuraböden kaum anders nutzen lassen. Ein Viertel der Stadtfläche nehmen Wälder vornehmlich im Westen beziehungsweise Südwesten (Rübholzwald, Talwald) sowie Norden und Nordosten (Hohes Reisach und Bettenhart) ein. Lediglich kleinere Waldstücke (Vögeleshaupt, Hasenholz, Auchtert) finden sich im Südosten. Biologisch und ökologisch besonders wertvolle Flächen stehen in den Gebieten Wiestal mit Rauber und Nägelestal unter Naturschutz. Das Wiestal erstreckt sich nordöstlich von Jesingen über die Talaue des Trinkbachs und den Streuobstwiesenhang des Raubers. Dessen hochstämmige, alte Obstsorten, seine ausgedehnten Feldhecken und Waldsäume sowie das episodisch überschwemmte Wiesental bilden intakte Lebensräume für eine Vielzahl gefährdeter Pflanzen und Tiere. Zusammen mit Waldarealen auf dem Hohen Reisach und dem Talwald ist es außerdem Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Das Nägelestal am unteren Kegelsbach wird im Wesentlichen von einer aufgelassenen Tongrube mit zahlreichen Tümpeln geprägt, die ideale Lebensräume für Amphibien sind. Ein aus acht Teilgebieten bestehendes, untereinander allerdings unverbundenes Landschaftsschutzgebiet erstreckt sich quer über die Stadt, wobei die Flächen sich auf fast 700 Hektar (entspricht 17 Prozent des Stadtgebiets) summieren. Das Schutzgebiet dient der Erhaltung von Wiesen, Streuobstwiesen, Hecken, Feld- und Bachgehölzen als Grünzonen und Freiräume zwischen den Siedlungen und als Erholungsgebiet im Verdichtungsraum. Die Bürgerseen und das landschaftlich reizvolle Donzdorfer Tal Richtung Oberboihingen zählen hier ebenso dazu wie die Ötlinger Halde, die Wanger- und die Jesinger Halde oder die Tälchen des Gießnau- und Windbachs. Wichtige Naherholungsgebiete sind auch das Segelfluggelände Hahnweide sowie der Talwald, das Rübholz und die Wälder auf dem Hohen Reisach. In den Waldschutzgebieten Rübholz und Hohenreisach – beides Schonwälder – werden besondere Waldgesellschaften und Waldnutzungsformen gepflegt: auf dem Hohen Reisach ein Eichenwald, ein lindenreicher Eichen-Hainbuchenwald und ein Erlen-Eschenwald mit Blausternvorkommen sowie die Mittelwaldwirtschaft. Im Rübholz nahe Lindorf wird ein artenreicher Laubwald mit krautreicher Bodenflora und einem Massenvorkommen von Bärlauch schonend bewirtschaftet. Mehr als 30 Naturdenkmale befinden sich im Stadtgebiet, neben alten Bäumen auch flächige Denkmale (bis zu 5 Hektar Größe) wie der Halbtrockenrasen auf der Hahnweide, die Lindenhaine östlich der Hahnweide, ein Abschnitt der Lauter mit Mühlkanal, der Zusammenfluss von Gießnaubach und Windbach, aufgelassene Steinbrüche und Tongruben, Feuchtgebiete, Hecken und Feldgehölze.

Die Stadt Kirchheim unter Teck war Sitz des Oberamtes, des Amtsgerichts und des Kameralamtes. Das Oberamt wurde 1806 dem Kreis Urach, 1810 der »Landvogtei auf der Alp« in Urach zugeordnet. 1818 bis 1924 gehörte es zum Donaukreis, dessen Kreisregierung ihren Sitz in Ulm hatte. 1810 waren Neidlingen und Ochsenwang dem Kirchheimer Oberamt zugewiesen worden, das damit aus 23 Städten und Gemeinden bestand; 1842 kam noch Hochdorf dazu. Diese Einteilung blieb bis zur Aufhebung des Kreises Kirchheim bestehen, der 1938 im Kreis Nürtingen aufging, der wiederum 1973 dem Kreis Esslingen zugeschlagen wurde. Ötlingen und Lindorf, das von 1829 bis 1933 eine selbständige Gemeinde bildete, waren bereits 1935 von der Stadt eingemeindet worden. Oberstes Gemeindeorgan waren Gericht und Rat. Das Gericht unter Vorsitz des Oberamtmanns bestand aus zwei Bürgermeistern, die für die Stadtrechnungen zuständig waren und zehn Gerichtsverwandten. Das Gericht war für die Verwaltung, als untere Gerichtsinstanz und für die Vertretung der Stadt zuständig. Die zwölf Mitglieder des Rats, die Ratsverwandten, hatten nur bei finanziellen Entscheidungen ein Mitspracherecht. 1819/22 entstanden Gemeinderat und Bürgerausschuss, die in Kirchheim jeweils 15 Mitglieder einschließlich des Stadtschultheißen (seit 1930 Bürgermeister) beziehungsweise des Bürgerausschussobmanns umfassten. Die Mitglieder beider Gremien wurden 1822 für zwei Jahre gewählt, bei Wiederwahl bis 1849 auf Lebenszeit. 1828 erhöhte sich die Zahl der beiden Kollegien auf 17. Als der Bürgerausschuss 1919 wegfiel, stieg die Zahl der Gemeinderäte auf 20. Die Aufhebung der Zensur am 1. März 1848 beflügelte das revolutionäre Geschehen. Am 7. März 1848 richteten 350 Kirchheimer Bürger eine Petition an den Stuttgarter Landtag, in der sie sich unter anderem für Freiheitsrechte und Selbstverwaltung aussprachen. Auf Initiative der Bürgergesellschaft fand am 2. April eine revolutionäre Volksversammlung mit 1500 Teilnehmern im Freihof statt. Innerhalb des am 4. Juni 1848 gegründeten Vaterländischen Vereins kam es zu Streitereien über die Grundfrage der Staatsform, die demokratisch-republikanische Richtung unter Führung des Seifensieders Johann Friedrich Tritschler setzte sich gegenüber den liberal-konservativen Konstitutionalisten durch. Die Konstitutionalisten traten aus, Tritschler und seine Anhänger riefen den Volksverein aus, die liberal-konservativen Bürger gründeten den Bürgerverein. Nach dem Scheitern der Nationalversammlung verlegte das Rumpfparlament seinen Sitz nach Stuttgart, von wo am 18. Juni 1849 die Nachricht nach Kirchheim drang, württembergisches Militär habe das Restparlament verjagt. Das Jugendbanner der Bürgerwehr umstellte das Oberamt mit über 100 Bewaffneten, darunter als Anführer Stadtpfleger Otto Hirzel und Seifensieder Tritschler, und zog im sogenannten Freischarenzug am 19. Juni aus der Stadt, um die Nationalversammlung zu schützen. Im August 1849 fanden Wahlen zur Landesversammlung für die Revision der Verfassung statt, die Tritschler mit 74,6 Prozent gewann. Bei der im Februar 1850 durchgeführten Wahl zur Verfassungsberatenden Landesversammlung erhielt Tritschler 65,6 Prozent. Die meisten der am Freischarenzug Beteiligten waren inzwischen amnestiert worden, nicht jedoch Tritschler und Hirzel, die sich bereits in die Schweiz abgesetzt hatten. Tritschler wurde zu fünfeinhalb Jahren Arbeitshaus verurteilt, daraufhin entschloss er sich zur Auswanderung nach Amerika. Bei den Wahlen zu den bürgerlichen Kollegien spielte Parteipolitik eine untergeordnete Rolle. Im Gemeinderat nahm die Zahl der Handwerker allmählich ab, während die der Fabrikanten zunahm. Kaufleute und Händler waren in relativ konstanter Zahl vertreten, bei den Landwirten schwankte die Zahl von eins bis vier. 1905 waren Handwerker und Fabrikanten erstmals mit je drei Gemeinderäten gleich stark, Kaufleute und Landwirte stellten je vier Mitglieder. Der Bürgerausschuss wurde von den Handwerkern dominiert. Die Wahlergebnisse für den Land- und den Reichstag zeigen eine von der Agrarstruktur und den demokratischen Zielen der Revolution 1848 geprägte liberal-konservative Grundhaltung. Von 1895 bis 1912 saß für die Volkspartei der Seifensieder Wilhelm Gottlieb Beuerlen im Landtag. 1912 folgte der Lindorfer Schultheiß Wilhelm Seifried als Vertreter der Konservativen und des Bauernbundes. Bei den Reichstagswahlen 1890 entschieden sich die Wähler für den Kandidaten der Nationalliberalen, den Fabrikanten August Weiß aus Esslingen. 1903 und 1907 gewann mit Louis Schlegel ein Sozialdemokrat das Mandat im Wahlkreis V, 1907 der Nationalliberale Prof. Albert Wetzel aus Esslingen; ihm folgte 1912 der von national-liberaler Seite unterstützte Reutlinger Rechtsanwalt Friedrich List. Bei der Wahl zur Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung im Januar 1919 fand eine allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahl statt, Frauen erhielten erstmals das aktive und passive Wahlrecht. 45,3 Prozent erhielt die SPD in Kirchheim, im Oberamt 49 Prozent. Mit 35,5 Prozent wurde die Deutsche Demokratische Partei (DDP) zweitstärkste politische Kraft. Die Deutsch-Nationale Volkspartei (DNVP), die eine Listenverbindung mit dem Württembergischen Bauern- und Weingärtnerbund eingegangen war, erreichte 14,6 Prozent. Das Zentrum mit 2,8 Prozent blieb bedeutungslos, was im evangelisch geprägten Kirchheim nicht verwundert. Bei der Wahl zur Verfassunggebenden Landesversammlung änderte sich das Ergebnis nur unwesentlich. Bei der Reichstagswahl im Juni 1920 ist der außergewöhnliche Stimmenzuwachs der USPD von 1,7 Prozent auf 20,3 Prozent und der exorbitante Stimmenverlust der SPD von 45,3 Prozent auf 17 Prozent auffallend, während die jeweils mit eigener Liste antretende DVP 8,2 Prozent und der Bauern- und Weingärtnerbund 6,6 Prozent erhielten. Die DNVP lag bei 15,7 Prozent, das Zentrum bei 3,4 Prozent. Die erstmals kandidierende KPD kam auf 4,1 Prozent. Kirchheim war 1923 eine Hochburg der Nationalsozialisten (174 Mitglieder). 1931 betrug der Mitgliederstand noch 35 Personen; 1931 errang die NSDAP erstmals einen Sitz im Gemeinderat. Im Sog der Machtergreifung 1933 traten 198 Personen in die NSDAP ein, 1937 betrug die Mitgliederzahl 495, 1944 hatten die vier Ortsgruppen 1228 Mitglieder. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 errang die NSDAP in Kirchheim 49 Prozent, die SPD kam auf 13,9 Prozent, die DNVP auf 7,6 Prozent, die anderen Parteien lagen unter 5 Prozent. Nach der Umsetzung des Gleichschaltungsgesetzes vom 4. März 1933 verteilten sich die 18 Gemeinderatssitze wie folgt: Fraktionsgemeinschaft NSDAP/Bauernbund elf, SPD drei, Kampffront Schwarz-weiß-rot/Deutsche Volkspartei zwei, Zentrum/Deutsche Demokratische Partei und Christlich Sozialer Volksdienst je einer. Ab 23. Juni 1933 gab es im Gemeinderat nur noch Nationalsozialisten. In Verbindung mit der Einführung der Deutschen Gemeindeordnung am 1. April 1935 wurde in Kirchheim die Zahl der Gemeinderäte auf 14 reduziert. Im April 1938 verweigerten Stadtpfarrer Otto Mörike und seine Frau bei der Abstimmung zum Anschluss Österreichs ihre Zustimmung. Auf ihren Wahlzettel schrieben sie: »Wir anerkennen den NS auf politischem Gebiet aufrichtig und dankbar. Den NS als Weltanschauung müssen wir als Christen, soweit er im Gegensatz und Kampf gegen das Wort Gottes steht, ablehnen, da er zum Fluch und ewigen Verderben unseres Volkes gereicht […]«. Otto Mörike wurde am Wahlabend im Pfarrhaus von SA-Leuten zusammengeschlagen, in Schutzhaft genommen, zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt und nach Flacht strafversetzt. Am 22. November 1933 lebten in Kirchheim acht jüdische Familien mit 29 Personen. Der Boykott jüdischer Geschäftsleute begann am 1. April 1933, die sich vor allem im Textil- und Schuhbereich und als Viehhändler betätigten. Einigen Kirchheimer Juden gelang die Auswanderung, vor allem nach Amerika und Argentinien, die Mehrzahl wurde deportiert und in Konzentrationslagern umgebracht. Ein schweres Schicksal traf auch die Kirchheimer Zigeunerfamilie Reinhardt. 18 Angehörige aus dem engeren Familienkreis kamen im KZ Auschwitz-Birkenau ums Leben. 1666 Fremd- und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene lassen sich nachweisen. Bis 1945 waren die größte Gruppe mit 396 Personen französische Kriegsgefangene, gefolgt von 373 tschechoslowakischen Fremdarbeitern. Im Zweiten Weltkrieg belief sich die Zahl der Gefallenen und Vermissten auf 535. Am 12. Februar und am 5. April 1945 wurde die Stadt bombardiert beziehungsweise von Tieffliegern beschossen, fünf Personen starben. Bei der amerikanischen Besetzung der Stadt kam es am 20. April zu vereinzelten Schießereien, insgesamt waren 54 Todesopfer zu beklagen. Für den entlassenen Bürgermeister Reinhold Seeber ernannten die Amerikaner am 5. Mai 1945 Martin Schempp, am 3. Oktober Franz Kröning zum kommissarischen Bürgermeister. Von 74 städtischen Mitarbeitern wurden 50 wegen ihrer Parteimitgliedschaft entlassen. Ein zehnköpfiger Beirat unterstützte bis zur ersten Gemeinderatswahl am 27. Januar 1946 den Bürgermeister. Die Wahlbeteiligung betrug 86,1 Prozent; die CSVP (später CDU) errang 41,7 Prozent (11), die SPD 25 Prozent (6), die DVP 23 Prozent (5) und die KPD 10,3 Prozent (2) Sitze. Im März 1946 wählte der Gemeinderat Franz Kröning zum Bürgermeister. Seit 1948 in direkter Wahl von der Bürgerschaft mehrfach gewählt, amtierte er bis 1975. Erste politische Aktivitäten hatten im September 1945 die KPD, im Oktober die SPD, Mitte November die DNVP, im Dezember die CSVP entfaltet. Bei der Wahl zum Kreistag 1947 kam die CDU auf 31,9 Prozent, die SPD auf 25 Prozent, die Freie Wählervereinigung auf 19,8 Prozent, die DVP/FDP auf 15,1 Prozent und kleinere Parteien und Vereinigungen auf 13,3 Prozent. Wichtigste Themen der ersten beiden Nachkriegsjahre waren die Lebensmittelversorgung, die Wohnungsnot, die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen, die rund 1600 Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, 400 Letten und Litauer, sogenannte »displaced persons«. Kirchheim nahm knapp 7000 Neubürger auf; bei der Gemeinderatswahl am 7. Dezember 1947 kandidierten diese auf einer eigenen Liste, die vier Sitze errang. Am 7. Juli 1946 nahm die Entnazifizierungs-Spruchkammer im Gebäude des Amtsgerichts ihre Tätigkeit auf. Ende 1946 hatte sie von den 30 125 Fällen rund 80 Prozent bearbeitet. Als Hauptschuldige wurden zwei, als Aktivisten sechs, als Nutznießer 38, als Minderbelastete 696 und als Mitläufer elf zur Rechenschaft gezogen. Die Spruchkammer wurde am 30. September 1948 aufgelöst. Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung von Württemberg-Baden erhielten 1946 die CDU 41,3 Prozent, die SPD 31 Prozent, die DVP/FDP 15,8 Prozent und die KPD 11,9 Prozent. Die im gleichen Jahr durchgeführte Landtagswahl sah die SPD mit 34,6 Prozent vorne, gefolgt von CDU mit 31,5 Prozent, DVP/FDP mit 21,9 Prozent und KPD mit 12 Prozent. Seit 1968 errang die CDU bei Landtagswahlen die meisten Stimmen. Außer 1949 und 1961 war die CDU bei den Bundestagswahlen (Zweitstimmen) führende Partei. Die Freie Wählergruppe Notgemeinschaft erreichte am 14. August 1949 33,9 Prozent, die CDU 20,4 Prozent, die DVP/FDP 19,2 Prozent, die SPD 19 Prozent und die KPD 7,5 Prozent. 1969 lag die CDU bei 44 Prozent, die SPD bei 42 Prozent, die DVP/FDP bei 7,2 Prozent und die NPD bei 5,3 Prozent. Mit Ausnahme der Amtsperioden 1951 bis 1956, in denen der Gemeinderat aus 30 Mitgliedern bestand, zählte das Gremium 24 Mitglieder. Sofern die CDU keine Wahl- oder Fraktionsgemeinschaften einging, war die SPD stärkste Fraktion im Gemeinderat. Die Freie/Unabhängige Wählervereinigung nahm Platz drei ein, während 1971 DIE NEUEN (Grünen) die DVP/FDP als viertstärkste Fraktion ablösten. Für die KPD saß letztmals 1951 ein Vertreter im Gemeinderat. Durch die unechten Teilortswahlen kamen nach der Gemeinderatswahl 1975 zwei Vertreter des Teilorts Nabern und drei Vertreter des Teilorts Jesingen in den Gemeinderat, der nun 32 Mitglieder umfasste. Die CDU/FWV erzielte 46,8 Prozent (16), die SPD 30,3 Prozent (10), die NEUEN 14,2 Prozent (4) und die DVP/FDP 8,6 Prozent (2). Seit 2004 verteilen sich die 35 Sitze wie folgt: CDU zehn, SPD acht, FWV sieben, Grüne Alternative fünf, Frauenliste zwei, FDP/KiBü zwei, Christliche Initiative Kirchheim einen. 1956 erhielt Kirchheim den Status einer Großen Kreisstadt. 1974 wurden Nabern (84 Prozent Zustimmung) und Jesingen (96 Prozent Ablehnung) eingemeindet. 1975 schloss Kirchheim noch eine Verwaltungsgemeinschaft mit Dettingen und Notzingen. Bei der ersten Direktwahl des Europäischen Parlaments am 10. Juni 1979 kam die CDU auf 48,3 Prozent, die SPD auf 36,1 Prozent, die FDP auf 10,6 Prozent, die GRÜNEN auf 4,5 Prozent, 5,4 Prozent erhielten sonstige Parteien. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,7 Prozent. 2004 betrug die Wahlbeteiligung 50,9 Prozent. Die CDU errang 41,1 Prozent, die SPD 20,9 Prozent, die GRÜNEN 17,7 Prozent, die FDP 6,9 Prozent, die Republikaner 5,5 Prozent und sonstige 7,9 Prozent. Die Stadt unterhält seit 1967 mit der französischen Stadt Rambouillet und seit 1990 mit der ungarischen Stadt Kalocsa eine Partnerschaft.

Wappen von Kirchheim unter Teck

Unter goldenem (gelbem) Schildhaupt, darin eine schwarze Hirschstange, in Blau ein mit Kesselrinken besetztes silbernes (weißes) Kreuz (Kirchenspange).

Beschreibung Wappen

Die Wappen in den seit 1295 belegten Kirchheimer Stadtsiegeln verbanden das von einem Schildbeschläg hergeleitete „Kirchheimer Kreuz" in gespaltenem oder geteiltem Schild mit dem heraldischen Symbol der jeweiligen Stadtherren (Teck, Österreich, Württemberg). Dabei steht das halbe oder ganze Kreuz im gespaltenen Schild vor den teckschen Rauten beziehungsweise dem österreichischen Balken, die jeweils die hintere Schildhälfte einnehmen. Die württembergische Hirschstange erscheint dagegen stets über dem Kreuz, das übrigens auch im Wappen mit der Stadt eng verbundener Geschlechter auftritt. Seit 1535 ist das Wappen in den jetzigen Farben bekannt. Die Farben der Stadtflagge sind seit 1902 belegt.

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