Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Schon die Bauern der Jungsteinzeit nutzten den fruchtbaren Lössboden der beginnenden Filderebene. Besonders im Süden der heutigen Bebauung befinden sich Stellen von seltener Siedlungskontinuität. Mehrere Wohnplätze der Kelten der Hallstattzeit wurden dort nachgewiesen, vor allem ein Wagengrab eines keltischen Adligen am Brahmsweg. An der Denkendorfer Straße wurde unter anderem eine keltische Gesichtsurne gefunden. Den Bereich des keltischen Köngens nutzten auch die Römer, die seit etwa 85 nach Christus ein Kastell, ein Dorf (»vicus«) und ein ausgedehntes Gräberfeld entlang der Kehlstraße anlegten. Die Römer übernahmen den keltischen Siedlungsnamen Grinario (von »Grinnos« heißt der Bärtige). Auf der Anhöhe über dem Neckar verlief in römischer Zeit eine Straße an Kastell und Dorf Grinario vorbei, die von Rottenburg nach Cannstatt führte. Im Bereich von Grinario zweigte eine Straße ab, die den Neckar überquerte und entlang des Lautertals über Donnstetten weiter in Richtung Augsburg verlief. Nach der Verlegung der Reiterkohorte nach 165 nach Christus in das neu erbaute Kastell bei Lorch nutzten die Bewohner Grinarios das Kastellgelände und errichteten dort ein Badgebäude. Die Alemannen mieden anscheinend den Bereich des römischen Köngens und siedelten nördlich des alten Verlaufs der Denkendorfer Straße. Am Ortsausgang Richtung Denkendorf wurden mehrere alemannische Steinkistengräber gefunden. Sie markieren den südwestlichen Rand eines ausgedehnten Gräberfeldes, das sich bis in die Ortsmitte im Bereich der Eintrachthalle erstreckte. Der Bereich dieses Gräberfeldes wurde erst nach 1800 überbaut. In einer Mulde am linken Neckartalhang der Ort mit ehemaligem Schloss und steinerner Neckarbrücke (nach Plänen Heinrich Schickhardts 1600/02 errichtet). Vom Schwäbischen Albverein 1911 wiederaufgebaut wurde der Turm (Museum) an der Südecke des römischen Kastells. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten größere Ortserweiterungen durch neue Wohnsiedlungen im Osten (»Siedlung«, »Hausacker«, 1952/53, Bilderhäuslenstraße 1971/72), im Süden (»Burg« III 1965/67), im Südwesten (»Lindlen«, »Kehle«, »Mühlwiesen« 1954/55), im Westen (»Goldacker« 1960/61, »Burg« I 1971/72) und im Norden (»Hätzenbäume« 1965/67). Gewerbliche Niederlassungen entstanden in der Neckartalaue in den Bezirken »Wertwiesen« (1953/56), »Siechenwiesen« (1965) und »Ghai I« (1976). Die Sanierung des Ortskerns 1976/77 umfasste 1,2 Hektar. |
Historische Namensformen: | |
Geschichte: | Mit der Nennung eines »Odascalch de Chuningin« als Zeugen in einer Urkunde König Heinrichs IV. wird Köngen 1075 erstmals erwähnt. Frühe Nennungen Köngens (Personenname »Kuno«) stehen im Zusammenhang mit Besitz und Rechten von Klöstern: Salem (1261 »Kunigen«), Denkendorf (1271) und Zwiefalten; letzteres verkaufte 1422–1436 seine kirchlichen Rechte an Albrecht Thumb von Neuburg. Auch das Kirchheimer Dominikanerinnenkloster erwarb 1330 und 1331 eine Hofstelle, verbunden mit kirchlichen Rechten. Nach 1347 erwarben die Grafen von Aichelberg kirchliche Rechte von den Grafen von Hohenberg, veräußerten sie dann aber in zwei Hälften an Konrad Reuß von Reußenstein und an Burkhard von Mannsberg. Über deren Erben gelangten 1384 und 1385 beide Widumhälften an das Kloster Denkendorf. 1259 übergab der Ortsherr, Graf Diepold von Aichelberg, Vogtrechte über Höfe an das Kloster Salem. Die Höfe hatte Salem schon 1229 von Gebino von Köngen und Heinrich von Boihingen erworben. Weitere Käufe des Klosters folgten 1296 von den Grafen von Aichelberg. Von den Aichelbergern gelangte die Ortsherrschaft an die Grafen von Hohenberg, die den Besitz 1336 an Albrecht von Aichelberg zurück veräußerten. Diesen Besitz brachte Gräfin Anna von Aichelberg mit in die Ehe, als sie 1382 Hans Thumb von Neuburg heiratete, einen Adligen aus Graubünden. Das Geschlecht der Thumb von Neuburg baute und besaß die Mühle am Neckar und das Schloss. Den Bereich des Neckarüberwegs veräußerten die Thumb von Neuburg 1452 an Württemberg, das schließlich, nach den Plänen von Heinrich Schickhardt, 1600–1602 die Ulrichsbrücke errichtete. Nicht zuletzt ermöglichten die Thumb von Neuburg den Bau der ortsprägenden Peter- und Paulskirche 1502 bis 1515, indem sie dort ihr Erbbegräbnis errichteten. 1665 erwarb Herzog Eberhard III. von Württemberg die eine Herrschaftshälfte mit dem Vorderen Schloss von dem katholisch gewordenen Friedrich Albrecht Thumb von Neuburg. 1678 vertauschte der herzogliche Administrator Carl Friedrich diese Hälfte gegen Besitzungen des Philipp Conrad von Liebenstein, kaufte sie aber 1687 zurück. Am 14. Januar 1739 kaufte Württemberg auch die zweite Hälfte von Köngen von Wilhelm Ludwig Thumb von Neuburg, im Tausch (mit Aufgeld) gegen die Herrschaft Unterboihingen. Köngen gehörte zum Kammerschreibereigut, blieb aber bis 1806 in Verbindung mit dem Ritterkanton Neckar-Schwarzwald. Im Schloss residierte ab 1739 ein württembergischer Vogt beziehungsweise Oberamtmann. Oberamtmann Jakob Roser meldete 1782 an Herzog Carl Eugen Römerfunde und vermutete eine Heerstraße. Herzog Carl Eugen befahl eine Großgrabung, deren zahlreiche Funde von Jakob Roser dokumentiert wurden. Erst viel später wurde deutlich, dass es sich dabei um das aus der Peutinger Tafel bekannte Grinario handelte. 1806-1808 war Köngen Sitz eines Oberamtes, das 1808 mit dem Oberamt Esslingen vereinigt wurde. 1519 versuchte Herzog Ulrich vergeblich, gegen die bündischen Truppen den Übergang über die Neckarbrücke zu erzwingen, die 1452 nach Erwerb des Fahrrechts von Württemberg errichtet worden war. Ehemaliges Schloss, einst mit Wassergraben umgeben. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Köngen besaß um 1600 etwa 1000 Einwohner. Ein großer Bevölkerungsverlust trat durch die Pest ein, die von 1609 bis 1611 wütete und 1627 erneut ausbrach. Sie raffte ein Drittel der Bevölkerung dahin. 1634, nach der Schlacht von Nördlingen, überfielen kaiserliche Truppen Köngen und töteten an einem Tag 109 Einwohner, die sich ins Köngener Schloss, das damals noch eine Wasserburg war, geflüchtet hatten. Bis 1640 waren mehr als 500 Einwohner dem Krieg zum Opfer gefallen. Beim Übergang der Herrschaft an Württemberg 1739 war der Bevölkerungsverlust wieder ausgeglichen (1008 Personen). Während des 30-jährigen Krieges hatten die Köngener ihre Marienglocke vergraben, die Meister Otto 1460 in Esslingen gegossen hatte. Für das örtliche Bewusstsein war diese große Glocke, die auch beide Weltkriege überlebte, sehr bedeutend; sie stellt noch heute das Gemeindewappen dar. Zwischen 1716 und 1728 entstand in Köngen eine Kostbarkeit: Der sprach- wie künstlerisch begabte Ortspfarrer Daniel Pfisterer (1699–1728) hielt in Versen und Zeichnungen jegliche Natur, vor allem aber die Menschen Köngens, ihre Berufe und Tätigkeiten, ihr Leben von der Geburt bis zum Tod fest. Naturgemäß sicherte die örtliche Landwirtschaft das Überleben. Das Getreide wurde in der herrschaftlichen Mühle am Neckar gemahlen. Der Weinbau an der Neckarhalde und am Altenberg war bedeutend. Eine freistehende Kelter befand sich beim Schloss. Der Ort besaß ausreichend fließendes Wasser, der Dorfbach entwässerte den Schlossgraben. 1384 und 1385 wird erstmals ein Marktrecht in Köngen erwähnt. Bis heute haben die Traditionen des Pfingst- und Herbstmarktes eine wichtige Bedeutung für die Gemeinde und ihr weiteres Umfeld. |