Thomashardt - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1324

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Siedlungsbeginn lag mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vor dem 12. Jahrhundert. Die im Vergleich zu den Nachbarorten deutlich kleinere Gemarkung von 625 Hektar deutet darauf hin, dass Thomashardt als neue Siedlung aus der älteren Gemarkung Hegenlohe herausgeschnitten worden sein könnte. Für eine relativ junge Siedlung spricht schließlich auch die Endung -hardt des Ortsnamens, die eine als Viehweide genutzte Waldfläche bezeichnet. Der erste Teil des Ortsnamens leitet sich von dem germanischen Eigennamen »Dagman« ab, der erst in der Neuzeit in den biblischen Namen Thomas umgedeutet wurde. Möglicherweise waren es also die Staufer, die im Rahmen der Verdichtung ihrer Herzogsherrschaft in Schwaben den Impuls für die Gründung gegeben haben. Die wenigen Urkunden lassen aber auch die Deutung zu, dass hier die Zähringer als Gründer agierten. Der Ort selbst wuchs langsam aus einem kompakten Kern im Bereich des späteren Rathauses (im Dreieck von Hauptstraße, Gänswasen und Schlichtener Weg) entlang der Hauptstraße zu einem Straßendorf. Nördlich am Rande des Liasrückens mit Hegenlohe gelegen ist das Dorf im Südwesten, Südosten und Nordwesten durch neue Wohnsiedlungen in den Bezirken Frühlingstraße (1956), »Haldenäcker« (1960/62), Gaiernweg (1966), Brühlweg (1974), »Gänswasen« (1975), »Vordere Haldenäcker« (1976) gewachsen.
Historische Namensformen:
  • Dagemanshart 1324
  • Daumentzharte 1324
Geschichte: Die Ersterwähnung von Thomashardt 1324 als »Daumentzharte« ist die jüngste von allen Orten auf dem Mittleren Schurwald. Die Überlieferung für die Anfangszeit ist bruchstückhaft, doch erlauben verschiedene Urkunden über komplexe Verkaufsgeschäfte von Zehntanteilen eine Annäherung: 1324 erwarb der Esslinger Bürger Eberhard von Hochdorf aus dem Besitz der Familien von Wildenau und von Nellingen Zehntanteile, fünf Jahre später kauft er weitere Anteile aus dem Besitz der Wildenau. Beide Familien gehörten in das weitere politische Umfeld der Herzöge von Teck. 1332 wird ein weiterer Verkauf erwähnt, diesmal ist es Graf Ulrich von Aichelberg, der an Ulrich von Württemberg einen Hof verkauft. Vermutlich teilten sich im 14. Jahrhundert die Grafen von Aichelberg die Ortsherrschaft mit den Herzögen von Teck. Der Besitz beider Familien, darunter auch derjenige in Thomashardt, gelangte bis zum Ende des 14. Jahrhunderts weitgehend in die Hand der Grafen von Württemberg. Diese erwarben zudem von anderen Besitzern Einkünfte, so 1405 eine Hafergült von Hans von Gültlingen. Die Grafen haben wiederum Teile ihres Grundbesitzes im Ort weitergereicht, um 1362 tragen hier die Bombaste von Hohenheim ein württembergisches Lehen. 1367 erwarb das Kloster Adelberg ebenfalls Zehntanteile von den Schweler von Wielandstein, auch dies eine Familie teckischer Dienstleute. Als Träger ortsherrschaftlicher Rechte kam Adelberg freilich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Frage. 1362 hatte Württemberg die Oberhoheit über das Kloster vom Reich an sich ziehen können. Der Abt hatte sich fortan auf den Erwerb zehnt- und grundherrschaftlicher Rechte zu beschränken. So hatten also die Grafen von Württemberg Ende des 14. Jahrhunderts alle wesentlichen Herrschaftsrechte – und große Teile der Grundherrschaft – in ihrer Hand vereint, wo sie fortan verblieben. Das Konfliktpotential im Verhältnis von Herrschaft und Untertanen wurde 1514 im Aufstand des Armen Konrad sichtbar. Wie die Strafprotokolle zeigen, beteiligten sich aus Thomashardt 13 Männer, eine bemerkenswert große Zahl, am Aufstand. In Artikeln des Dorfrechts, das Thomashardt und Baltmannsweiler gemeinsam hatten, werden für das 15./16. Jahrhundert die Gemeinde und ein Schultheißenamt erkennbar. Thomashardt gehörte bis 1938 zum Amt bzw. Oberamt Schorndorf, dann Landkreis Esslingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Ökonomie des Dorfes basierte fast ausschließlich auf der Landwirtschaft mit der für den Schurwald üblichen Einbeziehung des Waldes (Waldweide, Eckernmast der Schweine). Der Aufbau einer herrschaftlichen Forstverwaltung schränkte allerdings ab dem 16. Jahrhundert die bisherigen Nutzungen des Waldes stark ein, die Wanderköhlerei blieb eine der wenigen geduldeten Erwerbsquellen. Handwerk konnte sich nur im Nebenerwerb halten. Diese eingeschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten erlaubten nur ein langsames Bevölkerungswachstum. 1605 lebten etwa 180 Menschen in Thomashardt, in den Schreckensjahren des 30-jährigen Krieges verlor das Dorf dann über zwei Drittel seiner Bewohner und zählte 1661 nur 55 Einwohner. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Vorkriegsstand wieder erreicht. Bis 1802 stieg die Einwohnerzahl auf 324 an.

Ersterwähnung: 1965
Kirche und Schule: Von den Anfängen an war Thomashardt Filiale der Pfarrei Hegenlohe. Ein mittelalterlicher Kapellenbau ist lediglich durch einen Altartisch belegt, der 1966 vor die neue Auferstehungskirche versetzt wurde. Es liegt nahe, die Zerstörung oder den Verfall des Kirchleins in den Kriegsläufen des 17. Jahrhunderts zu vermuten. Dieses unruhige Jahrhundert brachte zwischen 1609 und 1707 mehrfach die Zuordnung Hegenlohes zu Nachbarpfarreien, denen die Filiale Thomashardt jeweils mit unterworfen war. Da keine örtliche Pfarrei die diversen Zehntabgaben beanspruchte, wechselten die Zehnten beziehungsweise Anteile in verschiedene Hände. Neben den oben schon genannten Besitzern, bezogen auch die Nachbargemeinden Zehntabgaben: 1442 tauschte die Gemeinde von Baltmannsweiler für ihre Heiligenpflege mit dem Kloster Adelberg den Zehntanteil ihrer Kirche in Thomashardt gegen denjenigen des Klosters in Baltmannsweiler ein. 1573 ging der Heuzehnt von einer ganzen Reihe von Wiesen an die Pfarrei Hohengehren. Die Anfänge des Schulbetriebs werden 1684 fassbar, als im Winterhalbjahr der Lehrer von Hohengehren Unterricht erteilt. 1726 besuchten die Kinder von Thomashardt die Schule in Hegenlohe. Evangelische Auferstehungskirche 1965/66, Pfarrei Hegenlohe. Katholisch nach Reichenbach an der Fils eingepfarrt.

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