Brenz - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0875

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Am Austritt der Brenz aus der Flächenalb in die weite Ebene des Donaurieds säumt der Ort eine Straßenkreuzung. — Das Schloß, ursprünglich Sitz der Güssen, anstelle der 1340 und im 30 Jährigen Krieg zerstörten Burg 1672 im Renaissance-Stil von Herzog Friedrich Ferdinand als Residenzschloß neu aufgebaut. Unregelmäßige Viereckanlage, schöner Saal mit Prunkportal, reiche Hofgalerien in Holz. Das Schloß ist seit 1847 in Gemeindebesitz; es beherbergte bis 1964 Schulräume, seitdem Bürgermeisteramt, Ortsbücherei und Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde. Der Rittersaal wurde als Konzertsaal renoviert. In früherem Schulsaal das Heimatmuseum mit vorwiegend geologischen Sammlungen. Schlößchen im Dorf, 1620 erbaut, mit zwei Ecktürmchen und Renaissanceportal. 1622/23 und nochmals 1693 Münzstätte für minderwertige Hirschgulden (jetzt Gasthaus zum Hirsch). Amtshaus am Marktplatz, einst Amtmannswohnung, hochgiebeliges Renaissancehaus.
Historische Namensformen:
  • capella ad Prenza 0875
Geschichte: 875 capella ad Prenza (nach dem 774 Brancia lautenden vordeutschen Flußnamen). Siedlung der Merowingerzeit, zu der der ältere der beiden Sontheimer Reihengräberfriedhöfe (Sontheim II) gehört. In karolingischer Zeit war Brenz Reichsgut. 875 übergab Ludwig der Deutsche die »Kapelle mit allem Zubehör« seinem Diakon Liutbrand. König Arnulf überließ diesem Brenz zusammen mit dem Kloster Faurndau als eigen. Liutbrand übergab dieses Besitztum 895 an Kloster St. Gallen, bei dem dieser Besitz später nicht mehr nachweisbar ist. Um 1118 tritt ein sich nach Brenz nennendes Ministerialengeschlecht der Markgrafen von Vohburg auf, das durch die erste Heirat des späteren Kaisers Friedrich I. mit Adele von Vohburg in staufische Ministerialität kam. Teile des Dorfes kamen dadurch zum staufischen Hausgut. Ein Heinrich von Вrenz, Kaplan des Kaisers, wurde 1187 Propst zu St. Moritz in Augsburg. Seit 1251 hatten die Güssen die von der Herrschaft Albeck zu Lehen gehende Burg und die Ortsherrschaft inne. Sie gründeten eine eigene, bis Mitte 15. Jahrhundert bestehende Brenzer Linie. Die Burg zerstörten auf Geheiß Ludwigs des Bayern 1340 die Augsburger wegen Räubereien ihres Besitzers Brun Güss; 1349 wurde sie, offenbar inzwischen wieder aufgebaut, vom Augsburger Bischof Marquard nochmals eingenommen. Um 1350 erhielten die Güssen von Karl IV. die Malefizgerichtsbarkeit (Stock und Galgen) für Вrenz, veräußerten aber Besitz und Rechte seit Anfang des 15. Jahrhunderts teils an die Helfensteiner, teils an die von Sontheim, an letztere das Malefizgericht (1417 Bestätigung durch König Sigmund). Seit dem 15. Jahrhundert scheinen die Güssen Lehensträger der Grafen von Montfort gewesen zu sein, denen Brenz als Reichslehen mit hoher und niederer Gerichtsbarkeit unterstand. 1447/48 kam Brenz über Hans vom Stein von Ronsberg, Schwiegersohn des Diepold Güss von der Leipheimer Linie, wieder an die Güssen, die bis 1613 Ortsherren blieben. Gegen den Widerspruch des nächstgrößten Gläubigers Pfalz-Neuburg setzte sich Württemberg aufgrund seines Pfandrechts 1613 in den Besitz des Dorfes, das 1616 — 1705 Residenz einer Seitenlinie des Herzogshauses wurde (Herrschaft Brenz-Weiltingen). Hernach wurde Brenz Kammerschreibereigut. 1727 — 1732 wohnte im hiesigen Schloß die Landhofmeisterin Gräfin Würben, geborene von Grävenitz, die Mätresse Herzog Eberhard Ludwigs. Brenz war (mit Oggenhausen) bis 1806 Kammerschreiberei-Amt, dann beim Oberamt Giengen und seit 1810 beim Oberamt, seit 1938 Landkreis Heidenheim. — 1546 war der Ort im Schmalkaldischen Krieg eine Zeitlang Hauptquartier Kaiser Karls V. Zerstörung des Dorfes 1631.

Name: Burg/Renaissanceschloss der Güssen / Schlösschen im Dorf

Ersterwähnung: 0875 [schon 680/90]
Kirche und Schule: Die Kirche St. Gallus (so 1494) war ursprünglich wohl Zubehör eines Königshofs und kam über den Kaplan Liutbrand an St. Gallen (895). Das Patronatsrecht, ursprünglich Reichslehen, verkauften die Güssen 1409 an das Hochstift Augsburg, erhielten es aber 1440 wieder als Lehen. Nach Erwerbung des Orts führte Württemberg 1616 die Reformation durch. Wie die anläßlich, der Kirchenrenovierung 1964/65 vorgenommenen Grabungen erwiesen haben, stand um 680/90 auf dem von römischen Ruinen durchsetzten Gelände bereits eine Holzkirche; Pfostenlöcher, Holzreste, Kalkbrocken mit Bemalungsspuren erhalten. An den Außenwänden fanden sich etwa 20 Bestattungen, teilweise mit Beigaben; eine der ältesten bekannten Kirchen des Landes. Nach Zerstörung durch Brand wurde sie, wohl größtenteils aus römischem Baumaterial, spätestens 740/50 durch eine Steinkirche ersetzt; beide waren sicher Eigenkirchen eines alemannischen Adelsgeschlechts. 746 wohl durch Konfiskation Königsgut geworden, wird sie mit der 875 genannten Kapelle identisch sein. Unter St. Galler Bauherrschaft renoviert und erweitert und St. Gallus geweiht, dessen Vorgänger unbekannt ist. Ältester Teil der Kirche in ihrer heutigen Gestalt ist das um 1170/90 anstelle des von St. Gallen um 895 errichteten Westchors erbaute, im Laufe der Zeit stark veränderte dreitürmige Westwerk (mit quadratischem Hauptturm und zwei Treppentürmchen), das Verwandtschaft zum staufischen Hauskloster Lorch zeigt. Der Plan einer Pfeilerbasilika blieb in den Anfängen stecken. Um 1235 unter staufischem Einfluß Baubeginn der dreischiffigen Säulenbasilika. Stilverwandtschaft besteht mit der Gmünder Johanneskirche und der Stiftskirche von Faurndau (um 1210 beziehungsweise 1220/30 gegründet). Schiff mit fünf Jochen und sehr niedrigem Altarraum. Säulen mit reichen Kapitellen. In der Südapsis ein römischer Säulenbasisstein des 2./3. Jahrhundert eingemauert; in der Nordapsis befindet sich ein romanischer Taufstein. Auf der Südseite das Hauptportal mit Paradies-Vorhalle und Grabsteinen der Güssen. Rundbogenfries mit reichem Bildwerk, an den Friesecken des Chors zwei Steine aus römischem Altar eingebaut. In gotischer Zeit noch mehrfache Veränderungen. Eine Marienkapelle auf den Mauern eines als Beinhaus gestalteten römischen Kellers 1631 abgerissen. Unglückliche Restaurierung 1893 — 1896. Durch Umbau 1964/66 Annäherung an den ursprünglichen Zustand. Katholiken zu Sontheim an der Brenz.
Patrozinium: St. Gallus
Ersterwähnung: 1494

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