Oberboihingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1100 [Anfang 12. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf der Gemarkung Oberboihingen lassen archäologische Funde eine Besiedlung bereits in der Jungsteinzeit erkennen. Es wurden Hinweise auf die Bandkeramiker, die Rössenerkultur und die Urnenfelderkultur sowie auf die Latènezeit gefunden. Dabei treten die Fluren Schmelleräcker und Im Rübholz besonders hervor. Die heutige Besiedlung geht vermutlich auf eine alemannische Gründung im 5. oder 6. Jahrhundert zurück. Der Ortsname leitet sich von einem Personennamen (»Bug«, »Bugo«, »Bugi«) ab. Nicht geklärt ist, ob Oberboihingen eine eigenständige Gründung oder eine Ausgründung aus Unterboihingen war. Erste urkundliche Erwähnungen gehen auf die Herren von Boihingen zurück, die im 12. und 13. Jahrhundert als Grundeigentümer und Wohltäter der Klöster Hirsau und Salem erscheinen, so beispielsweise »Eberhardus de Buggingen« und seine Brüder »Erkinbertus« und »Bertholdus« im »Codex Hirsaugiensis« Anfang des 12. Jahrhunderts. Der Ort selbst tritt zuerst als »Bogingin« (1229) auf, erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als »Obern Bugingen«: 1357 verkaufte Kathrine von Tachenhausen 3 Jauchert Äcker in »Obernbugingen« an einen Esslinger Bürger. Ortserweiterungen befinden sich an den Hängen im Osten (Teckstraße) 1951, »Pfanne« 1958, Nebenerwerbssiedlung Klostersiedlung 1957, Lange Steige 1961, »Kirchrain« 1955), im Süden (Marbacherweg 1955, »Buckenhalde« 1977) und im Norden (»Röte« 1957, »Mackenwiesen« mit Hochhaus 1975) sowie jenseits der Eisenbahnanlagen in der Talaue im Westen (»Hintere Hofäcker« 1952, »Hinter der Burg« 1968). Südlich (Nürtinger Straße 1950/70, Stattmannstraße 1953/75) und westlich (Mörikestraße 1960) des Ortskerns Gewerbeanlagen.
Historische Namensformen:
  • Bug(g)ingen 1100 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]
  • Oberbugingen 1357
  • Bogingin
  • Obern Bugingen
  • Obernbugingen
Geschichte: Im 12. und 13. Jahrhundert waren vermutlich die Herren von Boihingen im Ort begütert. Sie schenkten den Klöstern Salem und Hirsau Güter. Eine sichere Unterscheidung zwischen Ober- und Unterboihingen ist allerdings erst nach der Mitte des 14. Jahrhunderts möglich. Vermutlich waren die Herren von Boihingen Gefolgsleute der Herzöge von Teck. Eine ursprüngliche Tiefburg ist westlich vom Ortskern nachgewiesen worden, eine zweite Burg stand wahrscheinlich im Ortsinnern auf einer Kuppe über dem Talbach. Spätestens 1299 wurde der Ort gemeinsam mit Nürtingen von den Teck an Württemberg abgetreten, vielleicht war er schon 1254 württembergisch. Seit dem 14. Jahrhundert gehörte er zum Amt Nürtingen. Grundbesitz in Oberboihingen hatten neben den Herren von Boihingen die Klöster Salem und Hirsau, die Herren von Tachenhausen, das Dominikanerinnenkloster in Kirchheim sowie das Spital in Nürtingen. Württemberg verfügte nachweislich seit dem 15. Jahrhundert über die hohe und niedere Gerichtsbarkeit. Nachdem Oberboihingen württembergisch geworden war, lag die hohe und niedere Gerichtsbarkeit bei Württemberg. Als Oberboihingen 1466 eigener Pfarrort wurde, wurde die Gemeinde genannt, ein Schultheiß wurde erst 1566 erwähnt.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1544/45 lebten im Ort 73 Schatzungspflichtige sowie 16 Knechte und sechs Mägde, insgesamt ungefähr 350 Einwohner. Bis 1598 war die Einwohnerzahl leicht auf rund 380 gestiegen (66 Bürger, zehn Witwen). Kurz vor Beginn des 30-jährigen Kriegs zählte der Ort 71 Bürger (circa 355 Einwohner). Nach dem Krieg war die Bevölkerungszahl um fast zwei Drittel geschrumpft, 1655 lebten nur noch 25 Bürger in Oberboihingen (circa 125 Einwohner). 1703 wohnten wieder 333 Einwohner im Dorf, 1735 waren es rund 450. 1735 wurden 29 Hofstätten, 19 Häuser mit Scheune, 43 Häuser und 30 Scheunen, insgesamt 92 Gebäude, verzeichnet. Die Menschen lebten von der Landwirtschaft, Handwerker wurden nicht genannt. Der größte Teil der wirtschaftlichen Nutzfläche von 1409 Morgen waren Äcker und Mähefelder (828 Morgen), gefolgt von Wiesen (226 Morgen), Weiden und Egarten (177 Morgen) sowie Weingärten (44 Morgen). Hinzu kamen 37 Morgen Baum-, Gras- und Küchengärten sowie 23 Morgen Kraut- und Hanfländer. In Gemeindebesitz befanden sich 177 Morgen Weiden und 6 Morgen Wald. Weitere 69 Morgen Wald waren bürgerliche und Privatwaldungen. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war die Bevölkerung auf 815 Einwohner angestiegen. Das Getreide mussten die Einwohner seit 1493 in der Mühle von Unterensingen mahlen lassen. Die Zelgnamen in Oberboihingen waren Zwischen Wegen (Gegen Nürtingen), Tachenhausen, Unterboihingen. Für 1544/45 lässt sich die soziale Struktur angeben: Mehr als die Hälfte der Schatzungspflichtigen, fast 54 Prozent verfügten über ein mittleres Vermögen von 100 bis unter 500 Gulden. Mehr als ein Drittel hatten weniger als 100 Gulden zur Verfügung (37 Prozent). Sieben Schatzungspflichtige (9,6 Prozent) verfügten über mehr als 500 Gulden und besaßen so mehr als ein Drittel des Schatzungsvermögens des ganzen Ortes.

Name: Burg Oberboihingen (Tiefburg) - Burg Oberboihingen
Datum der Ersterwähnung: 1100 [12. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1466
Kirche und Schule: Oberboihingen war bis 1466 Filiale von Nürtingen. Durch Errichtung einer eigenen Pfarrei mit Unterstützung des Grafen Ulrich von Württemberg und mit Dotation der Gemeinde Oberboihingen wurde sie 1466 von Nürtingen getrennt. Am 25. November 1466 stifteten die Gemeinde, der Schultheiß und das Gericht von Oberboihingen für sich und den Weiler Reudern eine Pfarrpfründe zu Ehren des Sankt Bartholomäus. Reudern war Filialort von Oberboihingen, Tachenhausen kam erst nach der Reformation als Filiale hinzu. Auf dem Bläslesrain ist eine Sankt Blasius-Kapelle bezeugt. Das 1467 erbaute Pfarrhaus in der Ortsmitte (seit dem 17. Jahrhundert »der Hohentwiel« genannt) gilt heute als das älteste Pfarrhaus im Landkreis Esslingen. Das einstige Pfründhaus ist erst seit 1954 im Besitz der Kirchengemeinde, die daneben über ein zweites Pfarrhaus in der Nürtinger Straße 9 verfügt. Der 1984 renovierte »Hohentwiel« soll nunmehr verkauft werden; eine öffentliche Nutzung (Bürgerhaus) wird erwogen. Die Pfarrkirche Sankt Bartholomäus mit spätromanischem Schiff wurde 1466 gebaut, nach Baubefunden war schon im 13. Jahrhundert eine Kapelle vorhanden. Chor und ursprünglich freistehender Turm stammen aus dem 15. Jahrhundert. 1780 wurde in Schiff und Chor eine flache Putzdecke eingezogen. Das Patronat lag bei der Herrschaft Württemberg. Die Pfarrei Oberboihingen hatte Besitzungen in Oberboihingen, Nürtingen und Wendlingen. Ihr stand auch ein Anteil des großen Fruchtzehnten aus der Zelg »Reidern« in Nürtingen zu sowie der überwiegende Teil des großen Fruchtzehnten in Reudern; hinzu kamen der Weinzehnt und der kleine Zehnt in Reudern. In Oberboihingen war der Zehnt immer geteilt. 1520 gehörte der große Zehnt von Oberboihingen dem Gotteshaus in Tachenhausen, den Weinzehnten teilten sich die Herrschaft und das Stift Tachenhausen je zur Hälfte. Der Kleinzehnt gehörte dem Pfarrer und dem Stift Tachenhausen. Später teilten sich das Spital in Nürtingen als Inhaber des Propstei Tachenhausen, die Herrschaft Württemberg und die Pfarrei Oberboihingen den Zehnten. Bis zum Ende des 30-jährigen Krieges gingen die Kinder von Oberboihingen, Reudern und Tachenhausen nach Nürtingen in die Schule; 1601 waren es 25 Knaben und Mädchen. 1654 ist der erste Lehrer genannt, er unterrichtete 30 Knaben und sechs Mädchen. Spätestens seit 1692 wurde auch im Sommer (22 Schüler) unterrichtet; noch war die Winterschule deutlich besser besucht (37 Knaben und 36 Mädchen). Katholische Dreifaltigkeitskirche (1964), zur Pfarrei Wendlingen-Unterboihingen gehörig.
Patrozinium: St. Bartholomäus
Ersterwähnung: 1466

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