Hepsisau - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1237 [Kopialüberlieferung 17. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Steinzeitliche Funde von überregionaler Bedeutung sind seit den 1930er Jahren vom Braunfirst nördlich und nordwestlich des Ortes dokumentiert. Vor allem Jäger des Magdalénien lagerten hier häufig, aber auch zahlreiche Funde der Mittel- und Jungsteinzeit belegen die jahrtausendelange Nutzung dieses Platzes bis hin zur Besiedlung durch viehhaltende Bauern um circa 4000 vor Christus. Während aus der Bronzezeit keine Siedlungsspuren bekannt sind, befand sich östlich des Ortes in Flur Reilen ein römischer Gutshof, dessen Keller 1952 freigelegt wurde. Die heutige Siedlung, die sich entlang der zum Randecker Maar führenden alten Steige und am Zipfelbach entwickelte, geht auf die Ausbauphase des Früh- und Hochmittelalters zurück. Darauf deutet nicht nur die vergleichsweise kleine Gemarkung von rund 400 Hektar, sondern auch der Ortsname, der aus dem Personennamen »Habuhi« oder »Habuwin« und dem Grundwort Au besteht – er trägt somit die Bedeutung Wiesenland des Habuhin am Wasser. Um die sieben Hoflehen, die im Spätmittelalter bestanden, wurden spätestens seit dem 15. Jahrhundert zahlreiche Häuser gebaut, deren Inhaber nur über geringe Wirtschaftsflächen verfügten. 1716 umfasste der Ort 60 Häuser, 1730 bereits 69, von denen der größere Teil Eigenbesitz war. Die drei Zelgen trugen 1560 die Namen »Staingenlauch«, »Hindern Garten« und »Hindern Weiler«.
Historische Namensformen:
  • Habchinsowe 1237 [Kopialüberlieferung 17. Jahrhundert]
Geschichte: Als Zubehör der Herrschaft Weilheim teilte der Ort seit dem Spätmittelalter stets die Geschicke der benachbarten Stadt. Die hoheitlichen Rechte gingen mit der Stadtherrschaft von den Grafen von Aichelberg über die Grafen von Kirchberg 1334/36 an Württemberg, das sie in der Folgezeit verpfändete. Auch während der Jahrhunderte davor dürfte eine enge Verbindung zu Weilheim existiert haben. Der Ort hatte kein eigenes Gericht, sondern unterstand stets dem Stadtgericht. 1429 ist ein herrschaftlicher Amtmann für das Dorf erwähnt. Ortsadel ist mit den 1237 und 1241 genannten Herren von Hepsisau nachgewiesen. Die zum niederen Adel zählenden Ritter Rambot und Albert gehörten vermutlich zur Gefolgschaft der Teckherzöge, sind aber auch bei den Grafen von Helfenstein zu finden. Rambot war anscheinend Inhaber des »Burglehens gen Teck« in Kirchheim, das mit dem Besitz einer Wasserburg dort verbunden war. Die Familie scheint um die Mitte des 13. Jahrhunderts ausgestorben zu sein und dürfte von den Herren von Neidlingen beerbt worden sein. Vor 1287 erbauten letztere auf halber Höhe des Albtraufs östlich der Zipfelbachschlucht und oberhalb der zum Randecker Maar führenden Steige die Burg Lichteneck, eine Anlage von beachtlichen Ausmaßen. Von der bis um 1400 bewohnten und seither zerfallenen Burg finden sich heute neben Geländespuren nur noch geringe Reste von Mauerzügen. Nach Lichteneck nannte sich ein Zweig der Herren von Neidlingen, der vom Burgenerbauer Marquard (genannt 1282–1317) begründet wurde und 1469 mit dem Tode Krafts im Mannesstamm ausstarb. Während die Ortsherrschaft offenbar stets in der Hand der Stadtherren Weilheims blieb, verfügten die Herren von Lichteneck über umfangreiche grundherrliche Rechte. Wie die Burg wurde dieser Besitz unter den Erben Marquards und deren Nachkommen mehrfach aufgeteilt. Auf diese Weise erhielten nach der Mitte des 14. Jahrhunderts auch die Herren von Lichtenstein einen Teil, welcher 1429 in der Hand Peter von Liebensteins war. Der Umfang der Lichtenecker Grundherrschaft wird seit dem 15. Jahrhundert deutlich, als der auf dem Erbweg zersplitterte Besitz stückweise verkauft wurde. So gelangten 1431 unter anderem sieben Hoflehen an die 1494 dem Stift Wiesensteig inkorporierte Kapelle Maria Dotzburg bei Mühlhausen im Täle. 1437, 1438 und 1469 erhielt die Wallfahrtskapelle nochmals einige Güter aus der Hand der Lichtenecker, 1465 ebenso die Pfarrei Neidlingen. Die Burg findet sich im 16. Jahrhundert wie die übrigen Güter im Besitz von Stift und Spital Wiesensteig, welche die Rechte der Kapelle Dotzburg unter sich aufgeteilt hatten. 1596 verkauften sie diesen Besitz an Württemberg, das schon zuvor über wenige Rechte verfügt hatte: 1485 einige Güter und 1560 vier Erblehen mit Häusern, 1716 schließlich waren zwölf Lehengüter in der Hand Württembergs und zwei gehörten dem Kloster Sankt Peter. Die 1952 abgerissene Kelter bei der Kirche war von jeher Eigentum der Ortsherrschaft. Geringen Besitz hatten neben Sankt Peter im 16. Jahrhundert auch Kloster und Pfarrei Kirchheim. Der große Zehnt war, abgesehen von zwei Flächen, zwischen den Pfarreien Sankt Peter und Sankt Calixt hälftig aufgeteilt, Neubruch- und Weinzehnt bezog die Herrschaft. Die Gemeinde tritt erstmals 1504 mit der Erwähnung von Schultheiß und Bürgermeister in Erscheinung. Erst 1745 wurde ein Haus bei der Kirche zum Rat- und Schulhaus umgebaut, dessen Nachfolger das 1842 errichtete Rat- und Schulhaus wurde. Die Gemeinde verfügte nur über wenig Besitz und Allmenden (1840: 275 Morgen), mit dem Bürgerrecht war bis ins 19. Jahrhundert lediglich ein Weiderecht verbunden. Hepsisau gehörte bis 1938 zum Oberamt Kirchheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts blieb die Siedlung ganz wesentlich agrarisch geprägt. Schon um 1550 und auch noch vor dem 30-jährigen Krieg zählte der Weiler wohl um 300 Einwohner, eine Zahl, die nach den Verheerungen des 17. Jahrhunderts erst wieder Anfang des 18. Jahrhunderts erreicht wurde. Neben wenigen größeren Hoflehen gab es viele gering begüterte Einwohner, die sich von kleiner Landwirtschaft und Handwerk ernährten. 1716 sind je zwei Hufschmiede, Viehhändler und Bäcker, je ein Schneider, Schuhmacher, Wagner und Krämer genannt, die sich aber nur mühsam über Wasser halten konnten. Das Gleiche gilt für 15 Leinenweber, die höchstens ein Viertel des Jahres über Auftragsarbeiten erledigten. Bald nach 1700 wurde eine Mühle errichtet. Gastwirtschaften gab es keine. Der seit dem Mittelalter nachweisbare Weinbau wurde 1913 endgültig aufgegeben.

Name: Burg Lichteneck
Datum der Ersterwähnung: 1287

Ersterwähnung: 1479
Kirche und Schule: Kirchlich gehörten die Einwohner bis 1846 stets nach Weilheim, wobei das Filial wohl schon seit Ende des 11. Jahrhunderts zwischen den Pfarreien Sankt Calixt und Sankt Peter aufgeteilt war. Vier Hofgüter zählten zum Sprengel Sankt Calixt, dessen Patronat den Stadtherren zustand und das 1412 an Kloster Adelberg gelangte. Nach 1479 erhielt der Ort eine eigene Kapelle mit unbekanntem Patrozinium, die 1846 Pfarrei wurde. Bis dahin hatte in der Regel der aus dem früheren Vermögen von Sankt Calixt besoldete Weilheimer Diakon das Filial versehen. Schon 1734 erhielt Hepsisau einen eigenen Friedhof. Das Kirchengebäude, seit dem 16. Jahrhundert Eigentum des Armenkastens, wurde 1672 und 1774 umgebaut. Seit 1652 gab es einen eigenen Armenkasten als örtliches Stiftungsvermögen, der vom Armenkasten Weilheim abgetrennt worden war und 1891 in das Vermögen der evangelischen Kirchengemeinde überging. Im gemeinschaftlichen Eigentum von Gemeinde und Armenkasten war das Rat- und Schulhaus bei der Kirche. Ein Schulmeister ist bereits 1602 nachgewiesen, er unterrichtete damals 26 Kinder. Evangelische Pfarrkirche mit einfachem Saalbau und Dachreiter. Katholisch nach Reichenbach an der Fils eingepfarrt.

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