Kirchheim am Ries - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1153

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Am Fuß des Blasienbergs zum Ries hin gelegen. Das Neubaugebiet im Norden kam seit 1955 hinzu. — Im Grundriß sind die zwei ursprünglich getrennten Dorfkerne noch deutlich erkennbar.
Historische Namensformen:
  • Chirchein 1153
  • Nidern Kirchain 1262
  • Kirchheim an der Eger 1835 [bis 1835]
Geschichte: 1153 Chirchein, 1262 Nidern Kirchain (= Kirche), merowingerzeitlicher, nach Erbauung wenigstens einer der beiden Pfarrkirchen umbenannter Ort mit mehreren Reihengräberfriedhöfen. Hieß bis nach 1835 auch Kirchheim an der Eger, dann heutiger Name. Das Dorf, eine Malstätte des öttingischen Landgerichts, ist aus zwei im 13. Jahrhundert als Ober- und Unterkirchheim unterschiedenen Siedlungen zusammengewachsen. Ortsadel, öttingische Dienstmannen, die auf der abgegangenen Burg hinter Oberkirchheim saßen, kam 1153 und 1275-1324 vor. Graf Ludwig VI. von Öttingen gründete hier 1267 (Stiftungsurkunde von 1270) das exemte Zisterzienserinnenkloster Maria Himmelfahrt, eine der jüngsten Niederlassungen dieses Ordens im heutigen Württemberg, und begabte es reich. Unter der Schirmherrschaft der Stifterfamilie erwarb es neben Kirchheim - ein Teil gehörte bis 1802 dem Spital Nördlingen - mit Parzellen sowie Meisterstall ausgedehnten Grundbesitz und zahlreiche Patronatsrechte in der Umgebung. Die von Graf Ludwig XV. von Öttingen-Öttingen angestrebte Reformation des Klosters wurde zunächst durch Kaiser Karl V., der den Grafen ächtete, vereitelt; nach dem Passauer Vertrag von 1552 einigte man sich, daß das Dorf evangelisch wurde, das Kloster aber unangetastet blieb. 1632 wurde es von König Gustav Adolf dem Oberst Sperreuther gegeben, der es nach der Schlacht von Nördlingen wieder verlor. Seit dem 30 Jährigen Krieg und erst recht seit der Übernahme der Vogtei durch die katholisch gebliebene Linie Öttingen-Wallerstein 1731 gelang es dem Kloster, seine Kirchheimer Hintersassen zum größeren Teil zu rekatholisieren. Durch den Reichsdeputationshauptschluß fielen Kloster und Dorf 1802 an Öttingen-Wallerstein, das 1805 das Kloster aufhob. Der Ort 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg. Bis 1938 Oberamt Neresheim, dann Landkreis Aalen. Der klösterliche Gutsbetrieb war seit 1805 öttingische Domäne. Diese wurde im Zuge der Bodenreform 1950/53 aufgeteilt. Es entstanden sieben Neubauernhöfe für Heimatvertriebene, davon vier in Gebäuden des ehemaligen Guts und drei im neugegründeten Wohnplatz Kalkofen. Auch viele eingesessene Bauern konnten durch Landkäufe ihre Betriebe aufstocken.

Ersterwähnung: 1273
Kirche und Schule: Das Kloster, dessen ganze ausgedehnte Fläche ummauert ist, wurde im 19. Jahrhundert teilweise abgebrochen, so der Kreuzgang und zwei Flügel des anstoßenden Gebäudevierecks mit Annakapelle, Fronleichnamskapelle, Krankenbau und Vogtei. Den Klosterhof betritt man durch ein malerisches Turmtor mit Steinbildern von 1724, die ehemalige Klausur durch ein Barockportal von 1638 im Nordflügel. In diesem ist der ehemalige Prälatensaal, östlich schließt an diesen Flügel die ehemalige Klosterkirche von 1358, jetzt Pfarrkirche St. Maria an, die anstelle einer älteren 1273 erwähnten Klosterkirche erbaut wurde. Sie ist ein langer einschiffiger Bau von strengen hochgotischen Formen. Dachreiter über dem Westgiebel, innen kreuzgewölbter Saalbau mit 5/8-Schluß. An den gotischen Gewölben Frührokoko-Stukkaturen. An der Westseite ist der Nonnenchor, darunter die Stephanskapelle mit einfacher Holzdecke, im nicht eingezogenen Chor Maßwerkfenster. Spätbarocker Hochaltar von 1756 mit neugefaßter spätgotischer Muttergottes, an den Chorwänden reich ausgestattete Seitenaltäre. In der nördlichen Seitenkapelle ein Vesperbild aus dem Weichen Stil auf spätbarockem Altar. Grabdenkmäler: ein hochgotisches von 1360 für das Stifterehepaar, ein anderes im Weichen Stil um 1430 für Graf Ludwig XI., den Hofmeister Kaiser Sigismunds. Manieristische Grabsteine für Äbtissinnen (gestorben 1535 und 1553). An der Nordseite ein Ölberg aus dem Spätmanierismus. Sogenannte Stiftskapelle hochgotisch, spätbarock ausgestattet; Kreuzrippengewölbe auf Rundstütze. An der Nordseite der erhöhte ursprüngliche Frauenchor auf fünf Rundstützen mit Wandmalerei aus dem Weichen Stil (1398) und Doppelfreigrab der Äbtissin Kunigunde von Heideck und einer Nonne (1403). Die Patronatsrechte der beiden Pfarrkirchen St. Jakob im oberen und St. Martin im unteren Dorf schenkten die Grafen von Öttingen 1275 dem Kloster; beide Pfarreien wurden 1307 zusammengelegt und diese dem Kloster inkorporiert. Beide Kirchen wurden in der Reformation evangelisch; die zuerst wenigen Katholiken wurden in der Klosterkirche durch Kaisheimer Konventualen pastoriert. Nach der Aufhebung des Klosters erhielt seine Kirche die Rechte einer Pfarrkirche. — Evangelische Pfarrkirche, vormals St. Jakob, spätgotischer Umbau von 1497 mit romanischen Fragmenten, 1902 umgebaut. Spätgotisch ein Vesperbild sowie der Pfarrhof mit Spitzbogenpforte und einem Wappen von 1458. Evangelische Friedhofskapelle, ehemals Pfarrkirche St. Martin, noch frühgotisch mit eingemauerten Römersteinen.
Patrozinium: St. Anna (Klosterkirche) / St. Jakob / St. Martin
Ersterwähnung: 1358

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