Aichelberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1373

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Nach der Geländebezeichnung -berg in der Ortsnamenendung zu schließen, dürfte die Siedlung spätestens im 9. Jahrhundert in der sogenannten Rodezeit entstanden sein und ihren Namen von den Eichenbeständen des Waldes erhalten haben. Aufgrund der Zugehörigkeit zum Pfarrbezirk Beutelsbach, das wohl ursprünglich wiederum zum Pfarrsprengel der Waiblinger Michaelskirche gehörte, scheint Aichelberg eine zum Königshof Waiblingen gehörige und im Königsforst angelegte Siedlung gewesen zu sein. Die Flurnamen Breite und Brühl (1581) deuten auf ehemaliges Salland hin. In Aichelberg entwickelten sich zwei Siedlungskerne und ein kirchlicher Mittelpunkt. Das wehrhafte Kirchengebäude befindet sich als Feldkirche außerhalb des bewohnten Bereichs, der Ort selbst zerfällt in das südlich gelegene »Vorder-Eichelberg« und das davon auch räumlich getrennte »Hinder-Aychelberg« in Richtung Beutelsbach gelegen. Seidner- und Kleinbauernhäuser bestimmen das ältere Ortsbild. Die drei dazwischenliegenden Gehöfte gehen wohl auf ehemalige Fronhöfe zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg dehnte sich der Ort ringsum baulich aus. Wohnsiedlungen aus Ein- und Zweifamilienhäusern entstanden im Norden (»Kirrwiesen«, Beutelsbacher Straße, 1961/71) im Westen (Hagweg, »Hungerwiesen«, 1964/68), im Süden (»Luginsländer«, Wiesenweg, Schurwaldstraße, Im Schönblick, 1955/69) und in neuerer Zeit im Südwesten (»Vordere Kirchäcker«, 1974) bzw. im Osten (Lindenweg, 1975/76).
Historische Namensformen:
  • Aichelberg 1482
  • Aychelberg
Geschichte: Die Herrschaft über Aichelberg gehörte seit nachweislich den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts mit hoher und niederer Gerichtsbarkeit den Herren von Stetten, die bei den aufstrebenden Grafen von Württemberg das Truchsessenamt inne hatten. Aichelberg hatten sie seit nachweislich 1373 vom Kloster Ellwangen (Jagst) zu Lehen. Im Lehenbuch des Benediktinerklosters wird Aichelberg (»Aychelberg«) um 1373 erstmals urkundlich erwähnt. Truchsess Hans II. von Stetten, der Letzte seines Geschlechts, veräußerte seine Herrschaftsrechte in Aichelberg 1504 an den württembergischen Landhofmeister Dietrich von Weiler. Nur drei Jahre später erwarb Landhofmeister Konrad Thumb von Neuburg von seinem Amtsvorgänger die Ortsherrschaft in Aichelberg sowie vom letzten Truchsessen von Stetten die noch verbliebenen Teile von Stetten, Schanbach und Lobenrot. Aichelberg und die ritterschaftlichen Teile Schanbachs und Lobenrots gehörten mit Stetten zum Ritterkanton Kocher. 1663 erwarben die Herren vom Holtz von den Erben der Thumb von Neuburg den Ort und trugen ihn wie ihre Vorgänger bis 1806 als Rittermannlehen von der Fürstpropstei Ellwangen. Sie übten die hohe und niedere Gerichtsbarkeit aus. Der Vogt von Alfdorf, das den vom Holtz seit 1628 gehörte, hielt zusammen mit dem Schultheißen von Aichelberg das Vogt- und Ruggericht in Aichelberg, Fälle der hohen Gerichtsbarkeit wurden in Alfdorf verhandelt. Die Herren vom Holtz setzten auch den Schultheißen ein und führten Aufsicht über die Schule; das Patronatsrecht hingegen blieb weiterhin bei Württemberg. Mit Ellwangen kam Aichelberg 1802/03 an Württemberg (1806 Oberamt Schorndorf). 1812 veräußerten die vom Holtz ihren Besitz. Die Forsthoheit über die thumb’schen beziehungsweise holtz’schen Orte übte die Herrschaft Württemberg aus. Aichelberg bildete mit Krummhardt und Lobenrot eine Hut innerhalb des Schorndorfer Forsts. Herrschaftliche Vorschriften und Verhaltensregeln für das tägliche Leben fanden sich im Aichelberger Statutenbuch, das die Thumb von Neuburg 1611 für ihre Untertanen anlegen ließen. Bedeutendste Grundherren waren wohl die Thumb von Neuburg beziehungsweise die vom Holtz. Als weiterer Grundherr ist die Pfarrei Aichelberg zu nennen, der das Widumgut gehörte, das 1581 aus dem Pfarrhaus und landwirtschaftlichen Gütern bestand. Bedeutendster Waldbesitzer war die Herrschaft Württemberg, die 1555 in der Aichelberger Hut nennenswerte Waldbezirke ihr Eigen nannte, so in der Flur Eglisweiler 200, in Schachen 80, in Schweingruben 100, in Schreyershau 100 und in Ettenfürst 200 Morgen. Weitere Waldbesitzer waren die Thumb von Neuburg; 1555 waren sie gemeinsam mit der Gemeinde Aichelberg im Besitz von 70 Morgen Wald im Bereich des abgegangenen Eglisweiler. In Aichelberg hatte sich für die Aichwalder Orte vergleichsweise früh ein dörfliches Niedergericht mit Schultheiß und acht Richtern ausgebildet (erstmals 1482 erwähnt). Ein Rathaus ist zunächst nicht erwähnt, 1581 führte der Schultheiß die Amtsgeschäfte in seinem Privathaus. Das Aichelberger Verzeichnis der Bräuche von 1583 ist Spiegelbild für den dörflichen Entscheidungsspielraum. 1938 kam Aichelberg bei Auflösung des Oberamt Schorndorf zum Landkreis Esslingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Erste verlässlichere Bevölkerungszahlen liegen für das 17. Jahrhundert vor: Für 1605 werden 193 Kommunikanten und Katechumenen angegeben. Im 30-jährigen Krieg verlor der Ort mehr als die Hälfte seiner Bevölkerung: 1661 werden insgesamt 139 Personen genannt. Der Vorkriegsstand wurde mit 212 Personen bereits wieder im Jahre 1684 erreicht. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es zahlreiche Auswanderungen: namentlich 31 Personen, fast ein Zehntel der Einwohnerschaft, verließen Aichelberg, um sich in Preußisch-Hinterpommern anzusiedeln. Dennoch stieg die Bevölkerungszahl kontinuierlich. 1763 lebten 414 Menschen im Ort. Nach 100 Jahren hatte sich die Zahl also nahezu verdoppelt. Bis 1804 stieg sie kontinuierlich an: für 1804 werden 585 Personen angegeben. Die Waldnutzung war neben dem Ackerbau wesentlicher Bestandteil der Agrarproduktion und damit Existenzgrundlage der Bauern. Klimatisch begünstigt spielte auch der Weinbau eine gewisse Rolle; 1558 ist eine Kelter erwähnt. Im 18. Jahrhundert wurden rund 35 Hektar Wein angebaut. Für das 18. Jahrhundert ist das Gasthaus Zum Hirsch nachgewiesen. Zahlreiche kleinere Weingärtner waren zudem als Weber tätig.

Ersterwähnung: 1460
Kirche und Schule: Aichelberg war von frühester Zeit an eine kirchliche Filiale von Beutelsbach und gehörte damit zum ursprünglichen Waiblinger Pfarrsprengel. Im Ort selbst bestand eine Wallfahrtskirche zu »Unserer Lieben Frau«, die 1460 erstmals erwähnt wird. 1482 kam es zu einer folgenreichen Umgestaltung der kirchlichen Verhältnisse in den Aichwalder Orten: Aichelberg wurde zu einer selbständigen Pfarrei; die Pfarrstelle wurde vom Stift Stuttgart als Patronatsherrn besetzt. Die Errichtung einer Pfarrei in Aichelberg bedeutete sukzessive das Ende für die Pfarrei Schanbach mit dem Filial Krummhardt, die kirchlich fortan teilweise von Aichschieß, seit der Reformation von Aichelberg versorgt worden sind. Damit erwuchs Aichelberg anstelle der erloschenen Pfarrei Schanbach zum kirchlichen Mittelpunkt in den Aichwalder Orten. Anstelle der Kapelle wurde eine Pfarrkirche neu errichtet, die das Marienpatrozinium übernahm, im Chorbereich befinden sich noch heute spätmittelalterliche Wandgemälde. Auch eine der beiden spätmittelalterlichen Kirchenglocken läutete im Namen der Gottesmutter und der vier Evangelisten. Vom Umbau des Jahres 1699 ist lediglich noch die Holzfelderdecke mit dem Wappen der Herren vom Holtz erhalten. Die Thumb von Neuburg führten 1532 die Reformation ein, 1533 holten sie ihren Schwager, den bekannten schlesischen Adligen Kaspar Schwenckfeld nach Stetten, welcher der reformatorischen Bewegung im Thumb’schen Herrschaftsbereich seine besondere Prägung verlieh. Im 17. Jahrhundert hatte der Pfarrort Aichelberg vier Filialen: Krummhardt, Schanbach, Lobenrot und Baach. Eine Schule ist seit 1654 nachgewiesen. Das 1956 abgebrochene Schulhaus und spätere Armenhaus fand sich in unmittelbarer Nähe der Kirche. Die evangelische Pfarrkirche, einstige Wallfahrtskirche zu Unserer lieben Frau wurde 1760 umgebaut, außerhalb des Dorfs in ummauertem Friedhof gelegen. Westturm mit Satteldach. Gesamtkirchengemeinde Aichwald (2 Pfarreien). Katholisch nach Baltmannsweiler eingepfarrt.
Patrozinium: Unserer lieben Frau
Ersterwähnung: 1460

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