Kemnat - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1229 [Kopialüberlieferung 1463]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Funde aus der Jungsteinzeit belegen, dass Kemnat schon lange vor unserer Zeitrechnung besiedelt war. Kelten und Römer sind hier ebenfalls archäologisch nachgewiesen. Die Gründung Kemnats fällt in die Zeit der Alemannen und wird aufgrund von ausgegrabenen Reihengräbern auf das 7. bis 8. Jahrhundert datiert. Die Kemnater Gemarkung erstreckt sich im Süden bis ins Körschtal und im Westen bis ins Ramsbachtal. Im Osten verläuft die Gemarkungsgrenze vom Wäldchen Rossert bis zum Läuchle. Im Norden der Gemarkung stieß Kemnat bis ins 19. Jahrhundert an die Gemarkung von Owen (Auen), einem bereits vor dem 15. Jahrhundert abgegangenen Weiler. 1832 soll diese Gemarkung zwischen Kemnat und Heumaden aufgeteilt worden sein. Nun umfasste die Kemnater Gemarkung knapp 500 Hektar. Im Körschtal befindet sich der Weiler Stockhausen mit ursprünglich eigener Gemarkung. Die Käppeleswiesen am südlichen Körschufer deuten auf den Standort einer kleinen Kirche, die bereits 1353 erwähnt und erst um 1790 abgerissen wurde. Am Hang eines Nebenbachs der Körsch ist der Ort nach dem Zweiten Weltkrieg durch neue Wohnbebauung besonders im Norden und Süden gewachsen. Ein Gewerbegebiet besteht im Nordosten.
Historische Namensformen:
  • Kemnaten 1229 [Kopialüberlieferung 1463]
  • Keminaton 1236
  • Kemenaten
Geschichte: Kemnat wurde 1229 erstmals als »Kemenaten« urkundlich genannt. Der Ortsname bedeutet im engeren Sinne »ein mit Kamin versehenes Gemach«, im weiteren Sinne aber ein aus Stein erbautes Herrschaftshaus. Dies deutet auf die Existenz eines Ortsadels hin, der allerdings nicht belegt werden kann. In der Erstnennungsurkunde bestätigt Papst Gregor IX. unter anderem den Güterbesitz des Klosters Bebenhausen in Kemnat. Noch größeren Grundbesitz hatte vor der Reformation allerdings das Kloster Denkendorf. Ihm gehörte der Widumhof, der größte der Kemnater Höfe. Das Kloster Denkendorf beanspruchte in Kemnat den großen Zehnten. Vor 1432 wurde eine Zehntscheuer gegenüber der Kirche errichtet. Auch der Weinzehnt ging damals an Denkendorf, das eine Kelter an der Hohenheimer Straße unterhielt. Das Dominikanerinnenkloster Weil bei Esslingen war in Kemnat ebenfalls begütert und hatte mit dem Neidlinger Hof das zweitgrößte Lehengut. Die Grafschaft Württemberg übte die Vogteirechte für die Klöster Denkendorf und Bebenhausen aus. Spätestens 1451 hatten die Württemberger schließlich alle obrigkeitlichen Rechte inne. In jenem Jahr wurde der württembergische Schafhof in Kemnat erstmals erwähnt. Er wurde als Erblehen vergeben, und sein Weidebezirk erstreckte sich über 21 Gemeindemarkungen der Umgebung. Der Schafhof an der Heumadener Straße 7–11 wurde erst 1824 aufgelöst. Die Herrschaft der Württemberger brachte Kemnat nicht nur Vorteile: Im Großen Städtekrieg zwischen Graf Ulrich dem Vielgeliebten und den Reichsstädten wurde Kemnat am 3. November 1449 von reichsstädtischen Truppen niedergebrannt. Kemnat gehörte zum Amt Stuttgart. Schultheißen als Gemeindeoberhaupt sind seit dem frühen 15. Jahrhundert belegt. Ein wichtiges Schultheißengeschlecht war bis zum 30-jährigen Krieg die begüterte Familie Reyher. Das 1579 erbaute Rathaus an der heutigen Hauptstraße dokumentierte den Kemnater Bürgerstolz: Die Decke wurde mit Ornamenten verziert, und in den Fenstern befanden sich bunte Bürgerscheiben, die im 19. Jahrhundert allerdings verkauft wurden. Kemnat gehörte 1451 zum Amt, später Oberamt Stuttgart und kam 1938 zum Landkreis Esslingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Für 1545 nimmt man aus den Angaben der Türkensteuerliste etwa 180 Einwohner an. Der 30-jährige Krieg ließ nur etwa 90 Einwohner übrig. 1703 zählte man 335 Kemnater. Diese Zahl verdoppelte sich bis 1800 auf 660 Einwohner. Kemnat galt als eher armes Dorf mit lediglich mittelmäßigen finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts dominierte in Kemnat der Ackerbau als Haupterwerb. Die Höfe, die seit dem Ende des Mittelalters als Erblehen verliehen worden waren, nährten ihre Inhaber in Folge der Realteilung jedoch immer schlechter: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war beispielsweise der Widumhof auf 109 Inhaber verteilt! Die Zelgen der Dreifelderwirtschaft hießen seit dem 16. Jahrhundert im Süden Beim Schafhaus hinaus, im Westen Gegen Birkach hinaus und im Norden Hinter den Gärten. Die Kemnater Weinberge umfassten 1733 rund 5 Hektar, lieferten jedoch nur mäßigen Ertrag. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Obstbau forciert. Vor der Stallfütterung hatten die Bauern nur wenig Vieh. 1774 zählte man 210 Stück Rindvieh, acht Schweine, 150 Schafe und zehn Pferde. 50 Jahre später hatte sich der Viehbestand ungefähr verdoppelt. Eine gewisse Bedeutung besaßen die Weber und das Baugewerbe: 1651 sind zwei Weber und drei Weberknechte belegt. Die Leinenweberei bestand bis weit in das 19. Jahrhundert. Auch von den Maurern und Steinhauern, die später das Berufsbild der Kemnater dominierten, waren im 18. Jahrhundert schon einige anzutreffen. 1565 gab es bereits zwei Wirte in Kemnat. Die heute noch bekannten Gasthäuser, die im 18. Jahrhundert bereits existierten, waren das Lamm (zunächst Ochsen genannt) und die Krone. Die Wasserkraft der Körsch trieb zwei alte Mühlen an, die seit der Reformation zur Herrschaft Württemberg gehörten: Die bereits im 13. Jahrhundert erwähnte Neumühle hieß zunächst Weidenmühle oder Obere Mühle. Im 30-jährigen Krieg zerstört, wurde sie 1715 renoviert und als Neumühle wieder in Betrieb genommen. Um 1930 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Die Stockhäuser Mühle war die Untere Mühle. Um 1400 befand sie sich im Besitz der Herren von Neidlingen und der Herren von Plieningen. 1580 gehörten immerhin 26,8 Hektar Grund zur Stockhauser Mühle. Das Mühlrad drehte sich bis 1970.

Ersterwähnung: 1236
Kirche und Schule: Die örtliche Pfarrei wird erstmals indirekt erwähnt, als 1236 der Dekan von Kemnat in einer Urkunde des Konstanzer Bischofs genannt wird. Als württembergisches Dorf wurde Kemnat 1534/35 reformiert. Zur Pfarrei gehörten das Pfarrhaus bei der Sankt Bartholomäus-Kirche sowie Äcker und Wiesen, deren Erträge einen Teil der Pfarrbesoldung sicherten. Von der Reformation bis zum Beginn des Königreichs Württemberg erlebte Kemnat 26 Pfarrer. 1566/67 wurde das heute noch stehende Pfarrhaus erbaut. Die spätgotische evangelische Pfarrkirche wurde trotz geringer finanzieller Mittel 1738 mit einer Orgel ausgestattet und 1773/74 renoviert. Trotz vereinzeltem Separatismus im 18. Jahrhundert bildeten sich pietistische Gemeinschaften erst im 19. Jahrhundert. Um 1600 wurde in Kemnat eine erste Winterschule für Knaben eingerichtet. 1670/72 wurde die Schule für das ganze Jahr eingeführt. Das erste Schulhaus, das sich 1786 schon in einem »elenden« Zustand befand, war 1686 im Gemeindegarten hinter dem Rathaus erbaut worden. Die Schülerzahl stieg von 35 im Jahr 1661 auf 125 im Jahr 1800 an. Die spätgotische evangelische Pfarrkirche wurde 1963 durch einen Neubau ersetzt. Katholische Kirche St. Maria Königin von 1956 zur Pfarrei St. Antonius von Padua in Stuttgart-Hohenheim gehörig.
Patrozinium: St. Bartholomäus
Ersterwähnung: 1550

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)