Gernsbach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1219 [Kopialüberlieferung 1558]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Stadt liegt am Austritt der Murg aus dem engen, in den Granit eingeschnittenen Tal in die breitere Ausraumzone im Rotliegenden. Links der Murg am Hang der dreieckige Stadtkern um die von Süden nach Westen ziehende Hauptstraße mit einer platzartigen Erweiterung. Davon durch den regelhaften Grundriss, z. T. mit hangparallelen Straßen, und durch aufgelockerte Bauweise abgehoben die Industrie- und die Villenviertel seit dem 19. Jahrhundert. Sie entstanden großenteils im Anschluss an die spätmittelalterliche Vorstadt rechts der Murg. Oberhalb der Stadt in Richtung Scheuern im Murgtal ein größeres Neubaugebiet mit Wohnblöcken. Am unteren Ortsende im Tal ein geschlossenes Industriegebiet zwischen Murg und der B 462; rechts der Straße Gewerbegebiet bis zur nördlichen Gemarkungsgrenze, links der Murg im Norden geschlossenes neues Wohngebiet.
Historische Namensformen:
  • Genrespach 1219 [Kopialüberlieferung 1558]
Geschichte: 1219 (Kopialüberlieferung 1558) Genrespach, vermutlich von Personenname. Hochmittelalterliche Ausbausiedlung im Bereich von Rotenfels. 1219 bereits ein Kirchdorf (an der Murg) und ein Marktdorf unterschieden. Die Herrschaft schon damals ebersteinisch, wohl bereits als Lehen vom Bistum Speyer. Vor 1250 machten die Ebersteiner Gernsbach zur Stadt. Die Stadtanlage auf Bergsporn unregelmäßig mit durchziehender, dreimal zu dreieckigen Plätzen geweiteter Marktstraße. Gegen den Hang durch eine Burg ebersteinische Ministerialen, 1252-1267 Schenken von Gernsbach, geschützt. Die Burg im 14. Jahrhundert aufgegeben. Außerhalb der Stadtbefestigung blieb der Bereich des Kirchdorfes oder Hofes mit der Pfarrkirche. Mehrere Vorstädte schlossen sich an. Die Stadt hatte vier Tore, das Obere, das Färber-, das Untere und das Storchentor. Erhalten blieben von der Befestigung lediglich der Storchenturm, Reste der Ringmauer sowie der Liebfrauenkirchturm. Alles andere im frühen 19. Jahrhundert abgebrochen. Der Stadtgrundriss war schon nach dem Stadtbrand von 1798 nach Plänen F. Weinbrenners begradigt worden (vorausgehende Städtbrände 1417, 1691/93 nur die Vorstädte durch die Franzosen abgebrannt, 1787). Seit 1387 war Gernsbach badisch-ebersteinisches Kondominat. Die beiderseitigen Rechte wurden durch einen Burgfrieden geregelt; 1505, nach der Niederlage der Ebersteiner auf pfälzischer Seite im Landshuter Krieg, wurde die bisher nach Untertanen abgeteilte Herrschaft im Sinne eines ungeteilten Kondominats zusammengefasst. 1581 konnte sich die Stadt samt ihren Vorstädten von der Leibeigenschaft loskaufen. 1623 wurde die Hälfte von Gernsbach mit dem gesamten ebersteinischen Kondominatsanteil den Grafen von Gronsfeld und von Wolkenstein überlassen, konnte aber im Rufacher Vertrag 1624 samt Scheuern und Staufenberg für die evangelische Linie von Eberstein gesichert werden. Nach deren Aussterben 1660 erfolgte der Heimfall an das Bistum Speyer. Bis 1803 blieb Gernsbach hochstiftlich-markgräfliches Kondominat, war 1803 bis 1872 badische Amtsstadt. 1936 wurde Scheuern eingemeindet.
Ersterwähnung als Stadt: 1250 [vor]
Wirtschaft und Bevölkerung: Gernsbach hatte spätestens seit dem 15. Jahrhundert als Zentrum der Murgtäler Holzflößerei seine eigentliche wirtschaftliche Bedeutung. Der Markt diente einem Nahbereich. Von dem reichen Holzhändler J. J. Kast das Renaissancehaus am Marktplatz mit Erker und Volutengiebel 1617 erbaut, später an die Stadt geschenkt und bis 1936 als Rathaus verwendet. Seit 1856 Industrialisierung, hauptsächlich Holz- und Papierwerke.

Name: Burg Gernsbach.
Datum der Ersterwähnung: 1200 [13. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1248
Kirche und Schule: Die schon bei der Ersterwähnung vorhandene Kirche war bis um 1248 Filial von Rotenfels. Zum frühen Gernsbacher Pfarrsprengel gehörte der ganze ebersteinische Bereich murgaufwärts. Das Patrozinium St. Jakobus seit 1478 nachweisbar. Im ehemaligen Burgbereich entstand die seit Ende 14. Jahrhundert genannte Liebfrauenkapelle. Der Vertrag von 1505 legte abwechselndes Patronatsrecht beider Herrschaften fest. Die Frühphase der Reformation wurde von Baden wie Eberstein geduldet, z. T. begrüßt. Um 1556/58 die evangelische Konfession offiziell freigegeben. Ab 1580 baden-badische Versuche der Gegenreformation. 1583 katholischer Geistlicher an der Liebfrauenkapelle eingesetzt, 1585 Kollatur eines Evangelischen auf die Jakobskirche verweigert. Seit der oberbadischen Okkupation 1595 die Evangelischen restituiert, im 30jährigen Krieg wieder vertrieben. 1640 Einigung auf beiderlei Religionsexerzitium. Die Evangelischen erhielten die Jakobskirche, bis heute Pfarrkirche, ein turmloser Saal mit polygonalem Chor, Ende 15. Jahrhundert, reiches spätgotisches Sakramentshäuschen. Zur evangelischen Pfarrei gehören seit alters Scheuern und Staufenberg, in jüngster Zeit die kirchlichen Nebenorte Hilpertsau, Hörden und Obertsrot sowie der Diasporaort Lautenbach, der vom württembergischen Pfarramt Loffenau bedient wird. Die katholische Liebfrauenkirche vielleicht Nachfolger der alten Burgkapelle. Langer Chor mit kurzem dreischiffigem Langhaus des späten 14. Jahrhunderts, an alten Stadtbefestigungsturm im Westen angelehnt. 1830 Chor abgebrochen, Langhaus neugotisch nach Osten erweitert. Im Innern Glasmalereien aus dem 15. Jahrhundert. Seit 1479 Marienkapelle, heute Klingenkapelle, Wallfahrt, im 18. Jahrhundert Einsiedelei, heute neugotische Kapelle von 1851.
Patrozinium: St. Jakobus
Ersterwähnung: 1478
Jüdische Gemeinde: Ab etwa 1680 wenige Juden, 1860 Synagoge, 1938 zerstört.

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