Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Der Kern der Stadt besteht aus dem auf dem Hochufer gelegenen einstigen Wormser Bischofshof und der im Anschluss daran entstandenen, noch deutlich im Straßenverlauf sich abzeichnenden ovalen Stadtanlage des Hochmittelalters, die im Norden, Osten und Süden von einer spätmittelalterlichen Erweiterung umgeben ist. Die noch weitgehend erhaltene Stadtmauer umschließt etwa eine dreieckige Fläche. Verhältnismäßig bescheidene Erweiterungen vergrößerten in der Vor- und Zwischenkriegszeit das Stadtgebiet im Westen bis zum Bahnhof und legten sich als schmales Band um die mittelalterliche Stadt mit geringen Wachstumsspitzen nach Norden und Süden. Erst die Nachkriegszeit brachte große Neubaugebiete vor allem im Süden, im Bereich der einstigen Römerstadt, im Westen der Bahnlinie, wo bedeutende Industrieanlagen entstanden, und in geringem Maß im Norden und Osten. |
Geschichte: | 2. Jahrhundert Lopodun(um), keltisch = Seeburg, 755 (Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert) Lobetdenburc. Bisher fehlen größere Reste der keltischen Siedlung, sie könnten in der alten Neckarschleife nordwestlich der heutigen Stadt gelegen haben. Im Bereich der Altstadt römisches Alenkastell ergraben, 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts, südlich davon seit Anfang des 1. Jahrhunderts Ansiedlung der Neckarsueben, diese gewaltsam zerstört. Das Kastell gab die Grundachsen für die römische Stadt (vicus) und deren Forum ab. Ladenburg wurde durch Kaiser Trajan um 100 zum Vorort der Gaugemeinde der Neckarsueben (civitas Ulpia Sueborum Nicretum). Die reiche Siedlung mit einer ans Forum angrenzenden Marktbasilika, Thermen und einem Theater aus dem 2. Jahrhundert, von einem Kranz von Villen umgeben, erhielt nach dem Alemanneneinfall von 233 unter Aufgabe besiedelten Areals und in Anlehnung an das Hochufer des Neckars eine Befestigung, erlag aber doch dem Alemannensturm um 260. 369 wurde sie für kurze Zeit von Valentinian I. wiedererobert. Auch nachher scheint sich eine Restbevölkerung in den Trümmerstätten gehalten zu haben. Angelehnt an die römische Westmauer bildete sich unmittelbar beim Flussübergang in fränkischer Zeit ein Herrenhof, der nach verunechteter Überlieferung von König Dagobert an die Wormser Kirche geschenkt wurde. Als die Urkunden im 8. Jahrhundert einsetzen, gilt Ladenburg als Stadt (civitas publica). Diese erreichte bis zum Hochmittelalter auf ovalem Grundriss mit dreieckigem Marktplatz einen für damalige Verhältnisse beachtlichen Umfang. Der Außenbereich im Norden bis zur römischen Mauer wurde vor 1200 in die Stadt einbezogen und hauptsächlich mit Höfen der bischöflich-wormsischen Ministerialen, die in Ladenburg die Oberschicht stellten, besiedelt. Der Marktplatz bei der außerhalb der ersten Ummauerung gelegenen Galluskirche hat wie diese wohl schon früheren Ursprung. Der Kanzelbach, bis gegen 1100 Begrenzung der Stadt, durchfloss diese jetzt als Entwässerungs- und Gewerbekanal. Die königlicher Herrschaft in der Stadt wurde spätestens im 10. Jahrhundert völlig durch die bischöfliche abgelöst, aber auch dann diente Ladenburg noch vereinzelt als Königsaufenthalt. Im Nordosten der Gemarkung lag mit dem Stalbühl die von 940 bis 1223 bezeugte Gerichtsstätte des Lobdengaus. Seit dem späten 13. Jahrhundert, als die Auseinandersetzung mit der Stadt Worms sich zuspitzte, diente Ladenburg immer stärker den Bischöfen als Residenz. Während der Krise des Bistums im 13. Jahrhundert versuchten die Stadtbürger die Selbständigkeit zu erringen und stellten sich unter Schutz des Grafen Walram von Spanheim, der sich schließlich mit dem Bischof durch Pfandschaft auf ein Kondominat einigte. In dieses Kondominat drang 1370 die Pfalz anstelle des Spanheimers ein und schloss 1385 mit dem Bischof einen Burgfrieden, die Grundlage der Verfassung von Ladenburg bis zum 30jährigen Krieg. 1661 versuchte der Mainzer Erz- und Wormser Bischof Johann Philipp von Schönborn den pfälzischen Anteil auszulösen. Die Stadt kam infolge der pfälzischen Weigerung unter kaiserlichen Sequester, bis ein großer Austausch von umstrittenen Rechten 1705 das Verhältnis zwischen Pfalz und Worms definitiv regelte und ganz Ladenburg dem Kurfürsten überließ. Von nun an bestand ein kleines pfälzischen Oberamt Ladenburg. Es hatte seinen Sitz im Bischofshof. Dieser, im wesentlichen ein Bauwerk des 13. Jahrhundert, umschließt einen älteren Kern und wurde um 1600 um Treppenturm und Erker erweitert. Zum Hof gehörte ein großer, eigens befestigter Bezirk, innerhalb dessen der Bau des wohl auf das Frühmittelalter zurückgehenden »Saales« (1885 durch Schule ersetzt) mit der anschließenden Palastkapelle St. Sebastian lag. Die Stadtbefestigung hat sich hauptsächlich im Norden, wo sie der Römermauer folgt, erhalten, dort auch das St. Martinstor, im wesentlichen aus dem 13. Jahrhundert. Ladenburg ist reich an Fachwerkbauten und den Überresten der einstigen Adelshöfe. Das liegt darin begründet, dass es im Gegensatz zu seiner Umgebung keine totale Zerstörung während des pfälzischen Erbfolgekriegs erlitt. 1803 fiel Ladenburg samt Amt an Baden. Letzteres wurde 1863 mit dem Bezirksamt Mannheim vereinigt. In der badischen Revolution 1849 wurde die durch den Eisenbahnbau 1846 errichtete Brücke eine Woche lang gegen die Preußen erfolgreich verteidigt. Personen: Reichsgraf F. A. von Sailern, 1646-1715, einer der wichtigsten Berater Kaiser Karls VI. und Schöpfer der pragmatischen Sanktion. Als Inhaber eines kleinen Betriebs wohnte 1903-1929 Carl Benz, der Erfinder des Automobils, in Ladenburg und ist hier begraben. |